Frühling lässt sein blaues Band…

… und so weiter, ihr wisst ja.

Der Frühling hat sich nach einem Intermezzo wieder verabschiedet, und wie besser die erneut dunklen, kalten Abende verbringen als vor der Nähmaschine?

Herausgekommen ist ein zweiter Strickbeutel, ein kleines Oster-Mitbringsel für eine Verwandte ersten Grades, die neulich das Stricken wieder entdeckt hat. 😀

Strickbeutel

Die verwendeten Stoffe sind ein bisschen ein Sammelsurium, fügten sich dann aber doch recht gut zusammen. (Die Farben passen in echt viel besser zusammen als auf dem Blitzlicht-Foto.)

Zuerst fielen mir die Reste vom geblümten Wachstuch in die Hände; aus denen wollte ich die aufgesetzten Taschen machen. Aber was nehmen als Hauptstoff? Gelbe und grüne Stoffe befinden sich nicht in meinem Bestand. Der einzige hellblaue, den ich fand, war ein dickeres Viskose-Leinen, aus dem ich eigentlich einen Rock machen wollte. Der recht dicke Stoff hatte mich bislang aber immer davon abgehalten, also warum nicht einen Teil davon opfern, damit er überhaupt mal verwendet wird? Nachdem ich den inneren Boden daraus zugeschnitten hatte, dachte ich mir, dass der Stoff etwas zu hell und also schmutzanfällig ist, um ihn auch für den äußeren Boden zu verwenden. Also den Rest dunkelblauen, dicken Jeans gesucht. Bei der Suche fiel mein Blick dann auf die Rolle mit türkisfarbenem Kunstleder, von dem ich noch gut einen Meter in der Ecke stehen habe. Passt perfekt für das Taschenteil, sowohl farblich als auch von der Stärke her, hurra! Der Jeans fand sich auch ein, und für das Verschlussteil oben bot sich das letzte Stück von dem blau gewölkten Patchwork-Stoff an.

Die fünf Stöffchen wurden also ordnungsgemäß zerschnippelt, und teilweise mit dünner Schabrackeneinlage (S320) verstärkt, um die Standfestigkeit noch zu erhöhen.

Das Kunstleder (mit Textilrückseite) näht sich sehr problemlos, nur lässt es sich natürlich nicht bügeln, und heften mit Stecknadeln ist nicht gut für die Finger, stellte ich nach kurzer Zeit fest. Trotz Umstieg von Metallkopf- auf Glaskopf-Nadeln. Autsch.

Wo ich bei Stoff die Nahtzugaben umbügeln und heften würde, habe ich hier teilweise jede Nahtzugabe einzeln umgelegt und festgesteppt, bevor  ich zwei Teile zusammennähte. Das verlangsamt den Nähprozess nur unwesentlich, da die geraden Nähte recht flott von der Hand gehen, und eine weitere Versäuberung bei Kunstleder nicht nötig ist. (Das macht mir nun richtig Lust, mich mal an echtes Leder zu wagen; ein sehr schönes Buch mit Projekten steht schon seit einiger Zeit bei mir im Regal.)

Da das Kunstleder sich nicht so gut von Hand ausformen lässt, habe ich bei den großen Beutelteilen außerdem die Nahtzugaben von Seitenteil und Bodennaht abgesteppt. Die vom äußeren Beutel habe ich nach innen, Richtung Boden gelegt, und festgesteppt; die vom inneren Beutel nach oben, an den Taschenkörper, gesteppt. So liegen sich die Nahtzugaben nicht im Weg, die Rundung wird noch besser ausgeformt, und es verleiht dem Ganzen zusätzliche Stabilität. Das Steppen im Inneren der Beutel war etwas fummelig, aber mit Geduld machbar.

Auch über das IDT meiner Pfaff war ich wieder einmal sehr dankbar, da das Kunstleder eine sehr un-rutschige Außenseite hat, und bei mehreren Lagen auch einiges an Materialdicke zusammenkommt. Das stört meinen kleinen Traktor ja so überhaupt nicht; die zieht und zieht einfach weiter!

Nach drei Abenden, die ich endlich mal wieder mit intensivem Nähen verbracht habe, ist der Frühlingsbeutel nun fertig. Ausreichend Kordel hatte ich noch von meinem letzten Kauf für die Tanzbeutel hier, und der Kordelstopper stammt von irgendeiner einer auseinander genommenen, alten Kauf-Tasche, wenn ich mich recht erinnere.

Da ich nur Stoffe und Reste aus dem Bestand verarbeitet habe, zählt es ebenfalls für mein UWYH 2012-Projekt mit. Irgendwie muss ich meine Berge doch langsam mal abbauen. 😉