Pariser Hirsch

Da ich mit meinen Näh-Plänen für nützliche Kleidung sowieso seit Jahren hoffnungslos im Rückstand bin – Hosen! Blusen! – hatte ich mir vor, ähem, zwei Jahren den Spaß gegönnt, etwas völlig Sinnbefreites zu nähen.

Seit ich den vor nunmehr vier sechs Jahren im Burda Magazin gesehen hatte, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ist ja sonst nicht so meins, so Deko, aber das war einfach zu abgefahren!

burdastyle.de – Hits für Kids 4/2009
(zweites Bild)

Ich wusste auch schon, welchen Stoff ich dafür verwenden wollte, nämlich einen rot-weiß-karierten Vichy, den ich im Vorjahr in Paris erstanden hatte. Ich liebe dieses Dekor, aber der Stoff selbst stellte sich nach dem Waschen als etwas rauher und knitteriger heraus, als ich es für Kleidung bevorzuge. Für Deko ist das ja aber egal.

Das Nähen und Ausstopfen war nicht weiter problematisch. (Übrigens ganz erstaunlich, wieviel Füllwatte und Stoffreste so ein Teil fressen kann!)

Die erste größere Hürde waren die beiden Geweihstangen. Wie bekommt man die dazu, in der gewünschten Position abzustehen? Nur fest stopfen und annähen brachte jedenfalls kein brauchbares Ergebnis. Dann habe ich im Baumarkt nach einer dünnen, festen Metallstange gesucht, aber die waren entweder zu dünn-drahtig um ausreichend Stand zu bringen, oder so stabil-dick, dass sie sich zumindest nachträglich nicht mehr in die Geweihe bugsieren lassen wollten.

Ich habe dann zu den langen Schaschlik-Stäben aus Holz gegriffen. Die wollte ich eigentlich nicht verwenden, weil das zu leicht abbrechen kann, aber das war das einzige Material, was sich noch nachträglich in die Füllwatte bohren ließ.

Für die hübschen braunen Augen habe ich etwas länger gesucht, bis ich auf die schönen Glasaugen aus dem Teddybär-Bastelbedarf gestoßen bin. Etwas teurer, aber ihr Geld wert, weil die Augen so schön echt aussehen! Meine Version hat einen längeren, festen Draht am Ende, den ich einfach in den Stoff gesteckt habe, ohne weitere Befestigung; fällt ja nicht in Kinderhände. Darunter künstliche Wimpern aus der Ersatzteil-Ecke des Drogeriemarktes.

Im Anschluss jedoch die nächste Hürde: Wie aufhängen? Denn ich wollte das Teil nicht als Steckenpferd, sondern an die Wand tackern. So richtig klassisch im Jäger-Stil mit Pseudo-Holzscheibe drunter wäre ja cool, aber da stellte sich auch wieder die Frage, wie aufbringen? Ich kam zu keinem rechten Ergebnis, und so lag dieser hübsche Kopf dann fast zwei Jahre in meinem Nähzimmer, und natürlich brachen die Schaschlik-Stäbe innen beim ersten Sturz vom Stuhl durch. Hm…

Vor kurzem sprach ich mit einem professionellen Tierpräparator über dieses Problem, und seine Idee war es, hinten rückwärtig eine dünne Spanplatte einzubringen. Aber ich hatte ja schon alles zugenäht und wollte da nicht noch mal ran. Also wieder zurück gestellt.

Vor ein paar Wochen traf mich dann der Inspirationsblitz bei einer völlig anderen Tätigkeit, wie das immer so ist: Aufhängen!

Ein stabiler Mantelaufhänger fand sich noch in meiner reichhaltigen Kurzwaren-Sammlung und so habe ich diesen kurzerhand von Hand an den Hinterkopf des Burschen genäht, einen laaangen Haken in die Zimmerecke gehämmert und da hängt das Köpfchen jetzt kurz unter der Decke und hat den besten Ausblick auf mein Treiben im Nähzimmer. So ein paar Augen an der Wand soll ja ein prima Mittel zur sozialen Kontrolle sein, also habe ich ihm die Aufgabe übertragen, mich zum Nähen meiner Stoffberge zu motivieren und vom Kauf neuer Stoffe abzuhalten. (Scheint auch schon zu wirken; dazu in den folgenden Tagen mehr.)

Netter Nebeneffekt: Die Geweihstangen stützen sich an der Wand ab, so dass ich mich um diesen Punkt vorerst auch nicht mehr kümmern muss. 😀