Zur Zeit arbeite ich an einem selbst erstellten Schnittmuster mit Prinzeßnähten. Ich hatte ja bei den deutschen Herstellern kein passendes Schnittmuster gefunden. Bei Vogue und den anderen wurde ich zwar fündig, aber ich sehe es nicht ein, zwischen 15 und 20 Euro für ein einfaches T-Shirt-Schnittmuster auszugeben.
Also habe ich mir das Buch von René Bergh genommen, und nach der Anleitung den Grundschnitt abgewandelt. Obwohl die kleinste Größe angeblich schon Gr. 34 ist, musste ich in der Weite schon zwei Zentimeter abnehmen – alleine schon, um den Brustpunkt richtig zu treffen, damit die Prinzeßnähte auch als solche erkennbar sind. Auch an den Seiten werde ich noch etwas abnehmen müssen, aber das liegt vermutlich zum Teil auch daran, dass ich ein enger anliegendes T-Shirt aus elastischem Stoff haben will. Und den Halsausschnitt werde ich etwas weiter machen, vielleicht auch ein leichter V-Ausschnitt. Das Original liegt sehr nah um den Hals, und das mag ich nicht.
Bislang klappt es sehr gut, und ich lasse mir aber auch absichtlich viel Zeit. Jeden Abend ein Stündchen, am Wochenende etwas mehr. Schnitte konstruieren macht mir derzeit mehr Spass als das Nähen selbst. Ich habe schon immer gerne mit Papier gebastelt und ein wenig gezeichnet, und da ich keine Probleme habe, auch ohne Kurvenlineal eine schöne Kurve frei Hand zu zeichnen, fällt mir das hier auch nicht schwer.
Jedenfalls muss ich noch einige Änderungen vornehmen, ehe ich das Schnittmuster am Originalstoff ausprobieren werde. Der lilafarbene Cloqué ist einfach zu schön, um damit etwas falsch zu machen. Zum Ausprobieren habe ich den weißen, elastischen Stoff genommen, den ich schon länger hier liegen hatte. Er ist zu kurz, um damit etwas anderes ausser einem T-Shirt zu machen; im Moment bin ich mir nicht sicher, ob die Reststücke überhaupt für die Ärmel reichen. Aber ein einziger zum Probieren reicht ja aus.
Vor kurzem habe ich das Buch „Frauen machen Mode“ von Gertrud Lehnert gelesen. Ich hatte es innerhalb einer Woche durch; es ist wirklich sehr gut. Bislang konnte ich Modedesignern ja nicht so viel abgewinnen. Erst vor ein paar Tagen hatte ich in Annes Forum noch geschrieben, dass die Haute Couture für mich nur die reine Mode-Kunst ist, ohne oder nur mit geringfügiger Verbindung zum alltagstauglichen Kleidungs-Design. Dieses Buch aber hat sogar mich für Mode begeistert.
Mir gefällt besonders, dass ausser den modischen Errungenschaften der einzelnen Frauen auch ihre Lebensgeschichte sowie die Zeitgeschichte mit einbezogen wird. Vor diesem Hintergrund wird ihr jeweiliger Wert für die Mode erst richtig deutlich.
Eine sehr empfehlenswerte Lektüre für den Einstieg in die Modewelt, und darum für mich zum jetzigen Zeitpunkt absolut richtig. Es macht Lust darauf, mehr zu erfahren, und es wird bestimmt nicht mein letztes Buch zu diesem Thema sein.