Abwechslungsreiche Amy

Boden eines Zimmers mit blauen Teppichfliesen, darauf liegen wild durcheinander viele auf Maler-Abdeckfolie abgepauste Schnittmuster-Teile

SO sieht es aus, wenn man sich vornimmt, sämtliche möglichen Schnitt-Varianten von Louloute‘s „Amy“ abzupausen. 😁

1 Schnitt, 190 Varianten, bewerben Louloute ihr Schnittmuster „Amy“, und das ist bestimmt keine Übertreibung. Zwei bis drei Teilungsnähte pro Schnitt-Teil, vier Ausschnitt-Varianten, vier Ärmellängen und die Auswahl, ob man das T-Shirt, die Tunika oder die Kleid-Version näht. Ich habe nicht nachgerechnet, aber die 190 Varianten klingen plausibel.

Ich habe jedenfalls drei Abende alleine mit dem Abpausen und Ausschneiden der Schnitt-Teile zugebracht. Allerdings habe ich oben ein wenig übertrieben; ich habe mir nur die Varianten für die T-Shirt-Länge ausgesucht. Alleine für das Vorderteil führte das aber zu vierundzwanzig Schnitt-Teilen!

Das Rückenteil hat ebenfalls zwei Halsausschnitt-Varianten; einmal ein klassischer, hoher Rundhals, und einmal ein tieferer. Da habe ich es mir dann einfach gemacht und nur den höheren abgepaust. Hinterher tiefer ausschneiden geht ja immer. (Ich besitze allerdings auch gar keine Shirts mit tiefem Rücken-Ausschnitt, was möglicherweise ein Zeichen ist.)

Louloute waren mir bis vor kurzem völlig unbekannt, und kennengelernt habe ich sie durch eine Kooperation mit dem „Näh deinen Stil“-Club von Elle Puls, in dem ich seit zwei Jahren Mitglied bin (allerdings kein sehr aktives). Auch Louloute verkaufen unter anderem eine Club-Mitgliedschaft, die einem beim Nähen passender Kleidung unterstützen soll. Der Schwerpunkt liegt aber stärker auf dem Aspekt der Nachhaltigkeit mit Ideen zum Upcycling und Umarbeiten, sowie dem aktiven Nähen mit „Nähreisen“ (auch einzeln zu kaufen) zu ausgewählten Kleidungsstücken. Während NdS hauptsächlich eine Farb- und Stil-Beratung für Näherinnen ist, mit Challenges und sew-alongs sowie einer stetig wachsenden Schnittmuster-Datenbank, die man nach den verschiedenen Stilen filtern kann. Eine Community gibt es bei beiden natürlich auch. Inhaltlich ergänzen sie sich sehr gut, finde ich. Ein preiswertes Vergnügen sind allerdings beide nicht.

Ein Haupt-Argument von Louloute ist, dass man sich als Näherin oft zu sehr verzettelt: Man näht zu viele Einzelteile, die nicht zueinander passen; man probiert zu viele Schnitte aus, die man jedesmal neu auf den eigenen Körper anpassen müsste, aber man kann vielleicht noch gar nicht gut genug nähen, oder die Änderungen gelingen nicht, man näht die Teile nicht zu Ende, und ist am Ende nur noch frustriert von diesem eigentlich so schönen Hobby. Ich muss mich da auch ein bisschen an die eigene Nase packen, muss ich zugeben. Gerade in den letzten Jahren habe ich zig Schnittmuster gekauft und viele auch abgepaust, aber tatsächlich genäht habe ich kaum etwas. Auch die Zahl meiner Ufos ist leider nicht geringer geworden. Dafür ist die Anzahl meiner Stoffe stetig gewachsen; kaufen geht halt schneller als Nähen -und ist nicht mit so viel Frust verbunden. Jedenfalls nicht sofort.

Um diese Frustrationen zu überwinden oder zu vermeiden, plädiert Louloute für „Wohlfühlschnitte“. Das sind Schnitte, die man bereits erfolgreich genäht hat, deren Anleitung schon bekannt ist, die man vielleicht sogar schon auf den eigenen Körper angepasst hat und die zum eigenen Näh-Können passen. Schnitte also, die ziemlich zuverlässig ein Erfolgserlebnis versprechen, und auf die man in Zeiten von Näh-Frust einfach zurückgreifen kann. Klingt nach einer guten Idee.

Ich habe auch selber schon ein paar dieser Schnitte; das Shirt Jalie 2005 habe ich mir schon mehrfach genäht; auch den Pullover 2012. Auch Jalie 2793 wohnt derzeit mehrere Male in meinem Schrank, als Shirt und eine eigene Abwandlung als Kleid. Von Burda habe ich einen Hosen-Maßschnitt von Burda, den ich mir mehrere Male genäht hatte, und ein Kleid aus der Ausgabe 10/2008 besitze ich aus zwei verschiedenen Stoffen. Und neulich erst hatte ich das Perfect Tank Top von Pamela‘s Patterns genäht, in der mindestens dritten Ausführung.

Anstatt diesem guten Rat zu folgen, und mich erstmal weiter auf bewährte Schnitte zu konzentrieren, probiere ich jetzt aber wieder was Neues aus, nämlich die Amy. 😁

Der Vergleich mit einem gerne getragenen Kauf-Shirt ergab, dass der Schnitt fast exakt mit diesem übereinstimmt; das ist schon mal eine gute Voraussetzung. Interessant fand ich den Schnitt hauptsächlich wegen der Teilungsnähte. Ich habe hier mindestens zwei Shirt-Jerseys, die zwar wunderschön, aber mit 50 cm zu kurz für ein ganzes Shirt sind. Die kann ich damit hoffentlich in tragbare Teile verwandeln. Drückt mir die Daumen! 😘

Ein bisschen Beute…

Stoffmarkt-Beute Herbst 2021

Nach langer Zeit mal wieder auf einem Stoffmarkt gewesen. Wobei, ich glaube, ich war auch letztes Jahr noch auf einem; das war schon zu Corona-Zeiten, meine ich. Oder…?

Jedenfalls, es war mal wieder schön, durch so ein Angebot zu schlendern. Der kürzlich erst geänderte Ort, der Schwarzenbergplatz in Harburg, liegt sehr schön umgeben von Bäumen, auf einer (etwas steinigen) Wiese und ist sehr groß. Zwischen den Gängen gab es sehr viel Platz; direkt an den Ständen gab es teilweise natürlich Gedrängel, so dass an das Einhalten des offiziell empfohlenen Abstands natürlich nicht zu denken war. Aber mit Maskenpflicht (und geimpft) war ich da trotzdem sehr entspannt. Es war auch nicht so supervoll, wie sonst oft vor Corona, nach meinem Empfinden.

Die Wiese stellt allerdings wohl ein Hindernis dar für Menschen, die auf Rollator oder Stöcke angewiesen sind, geschweige denn einen Rollstuhl. Ich habe auch einige Damen mit sehr großen Rollkoffern gesehen; die habe ich auf dem Untergrund auch nicht beneidet – höchstens um ihr Budget. 😉 Das wäre auf Asphalt, wie sonst meist, bestimmt deutlich einfacher. Ich selbst war aber angenehm überrascht, wie groß und schön der Platz ist. Definitiv großzügiger als der zuerst geplante Standort direkt am Harburger Rathausplatz.

Ein weiterer kleiner Mangel ist das Fehlen von Cafés in unmittelbarer Nähe. Das „Kaiserlich“ machte eigentlich erst um 16 Uhr auf. Aber dank des selbstlosen Einsatzes einer anderen Hobbyschneiderin – vielen Dank! – bekamen wir dort, trotz einer geschossenen Gesellschaft ab mittags, einen Tisch! Das war sehr schön, nach zwei Stunden schlendern und ein bisschen schleppen, sich gemütlich hinsetzen zu können. Und wenn das Essen dann noch so gut und die Bedienung so nett ist wie im „Kaiserlich“, ist alles perfekt! 🙂

Wir haben dann zu dritt mindestens genauso lange gequatscht, wie wir vorher über den Markt gelaufen sind, aber mit gemeinsamen Hobbies gehen einem die Gesprächsthemen ja auch nicht so schnell aus. Das war wirklich herrlich! Ich weiß, dass viele sagen, dass sie durch Corona die soziale Interaktion etwas verlernt haben, und jetzt auch schneller ausgelaugt sind dadurch. Bei mir stelle ich interessanterweise genau das Gegenteil fest – ich fühlte förmlich das Serotonin durch meine Adern fließen! Oder Dopamin, Endorphin, Oxytocin? Egal, ich fand es auf jeden Fall toll!

Ein bisschen Beute habe ich auch gemacht; obwohl ich ja, ganz streng genommen, ähem, nun wirklich nicht noch mehr Stoff bräuchte. Aber irgendwie hat man ja immer nie das im Regal, was man gerade haben will.

Als erstes wanderte der Jeans-Stoff mit Anker-Motiven in meinen Rucksack. Als Quiddje habe ich irgendwie eine irrationale Schwäche für dieses etwas ausgelutschte Motiv. 😉 Am Stand hing ein entzückendes kleines Kleidchen aus diesem Stoff; da war es um mich geschehen. So etwas in der Art schwebt mir auch vor. Es gab dort auch viele interessante bestickte Bordüren-Jeans-Stoffe. Leider waren mir die Motive alle zu blumig und zu romantisch, obwohl ich wirklich wollte, dass mir einer davon gefiele. Aber es war nichts zu machen, leider – nicht mein Stil!

Als nächstes kam der interessante, unterschiedlich gestreifte Leinen-Stoff. Leinen, das nicht uni ist, gibt es nicht so oft, und dann noch so ein schönes Hellblau, genau meins. Der musste mit und wird vielleicht mal irgendwann eine Tunika, Bluse oder ein – sehr kurzes? – Kleid – ich habe mir nur anderthalb Meter gegönnt.

Jerseys gibt es auf diesen Stoffmärkten ja im Überfluss, aber die meisten davon nur mit niedlichen Kinder-Motiven. Und sehr oft als Halbmeter-Coupon. Oder extremst florale, meist auch sehr dunkle Motive (wem stehen solche Muster eigentlich wirklich?!). Oder Unis, die man sowieso überall bekommt Der türkise Jersey mit den Punkten ist leider auch nur ein halber Meter, aber in 1,45 m Breite. Davon bekomme ich mit Stückeln vermutlich einen meiner Lieblings-Schnitte heraus, der sowieso eine Quer-Teilung unter der Brust hat; mal sehen. Es gab leider nur noch diesen einen Coupon, aber wird schon schief gehen.

Lange gesucht habe ich für den letzten Stoff – ich wollte so gerne noch einen schönen Strick-Jaquard für ein herbstliches Kleid nach einem bewährten Schnitt. Leider sagten mir sämtliche Farben, die ich gefunden habe, nicht so zu. Klare Farben in mittlerer Intensität sind so super schwer zu finden; es ist wirklich ein Kreuz! Die meisten sind zu gedeckt. Ich stand sehr lange vor zwei Stoffen in Blau-Tönen, die mir aber auch zu gedeckt waren, also habe ich mich nach langem Ringen dagegen entschieden. Dann, schon auf dem Weg nach draußen, bin ich doch noch mal einen Gang entlang, weil ich noch Zeit hatte – und da lag er! Ein Jaquard in einem schönen Türkis – hurra! Auf dem Foto sieht er ein wenig grüner aus, als er wirklich ist, glaube ich.

Außerdem habe ich noch drei Rollen Ovi-Garn in verschiedenen Lila-Tönen mitgenommen. Bei meiner letzten Farbberatung war Lila eine der Überraschungen, und ich taste mich da gerade heran. Dazu ein Kork mit lila glänzenden Einsprengseln und ein Stück Kunstleder in so einer Art – hm, pink…? Auf dem Markt fand ich die Farbe irgendwie ansprechender als jetzt auf dem Foto, komisch. Die sind beide für Taschen.

Und dann noch ein Strickbündchen, das ich vielleicht für ein Polo-Kleid aus einem dunkelblauen Polo-Piqué verwenden kann. Es gab mehrere Stände mit wirklich sehr schönen Bündchen dort, und ich war sehr in Versuchung, einfach auf gut Glück welche mitzunehmen. Aber eingedenk meiner nicht verarbeiteten Kurzwaren-Bestände, habe ich dann doch erstmal nur eines gekauft, und mir statt dessen Flyer von den Ständen mitgenommen. Mal gucken, ob die auch alle einen Online-Shop haben, bei Bedarf. 😉

Die Waschmaschine läuft bereits. Aber bevor ich irgend etwas vernähen kann, muss ich erstmal das Chaos nebenan beseitigen. In meinem Nähzimmer sieht es mal wieder aus, als ob eine Bombe explodiert wäre. Ich trenne mich nämlich gerade von ganz vielen Stoffen… Auf geht‘s!

Mein guter Vorsatz für 2021…

… ist, keine Vorsätze zu haben. 🥳

Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Spielchen jetzt mitgemacht habe… Jedes Jahr habe ich mir überlegt, was ich gerne machen würde, was ich realistischerweise schaffen könnte, habe mir zig wohlmeinende Artikel im Netz zum Thema Vorsätze, Listen, Pläne, neue Gewohnheiten etc. pp. durchgelesen, und was davon hat funktioniert? Nix, nada, nothing, niente. Keiner davon, jemals, unter keinen Umständen, mit oder ohne Pandemie.

Also weg damit. Keine toten Pferde mehr ab jetzt.

Ab jetzt nehme ich jeden Tag so, wie er kommt und gucke, was ich machen möchte. Willkommen im Jetzt. Wer macht mit? 😌

Ich ziehe meinen Hut…

… und verneige mich ehrfürchtig vor Hansedelli aka Lisa Kienzle und ihrem Team!

Ich war auf der Suche nach einem hübschen Portemonnaie und bin beim googlen natürlich sehr schnell auf ihre Seite gekommen. Die Website kannte ich zwar schon lange, gekauft hatte ich bislang aber noch nichts. Die hübschen und einfallsreichen Taschen hatte ich schon sehr oft bewundert, aber da meine Taschen immer jahrelang in Benutzung sind, benötige ich selten eine neue Anleitung. Aber jetzt war es endlich soweit!

Die neue „Little Mynta“ schien alle meine Anforderungen zu erfüllen – und noch einige mehr. Denn ursprünglich wollte ich ein eher einfaches Teil, vielleicht mit ein oder zwei Fächern, mehr nicht. Und die Originalversion hat alleine schon elf Innenfächer! Und wer will, kann noch ein weiteres RV-Außenfach hinzufügen…

Aber nachdem ich mir die Designbeispiele mehrfach genau angeschaut hatte, war es um mich geschehen – auf zahlreiche Innentaschen reagiere ich ähnlich wie auf einen Apothekerschrank, Schreibwarenläden oder die Vorratsbehälter-Abteilung bei Ikea; da setzt das rationale Denken einfach aus… 😁

Die Anleitung schüchterte mich dann zunächst wieder etwas ein – 53 Seiten, ernsthaft?! Neun Schnitt-Teile, jeweils doppelt oder dreifach zuzuschneiden, plus diverse Bügel-Einlagen. Uff. Alleine das Ausschneiden, Zuschneiden und Vlies aufbügeln hat drei Abende in Anspruch genommen; wobei das sicher auch schneller geht. Aber ich gehe gerne Schritt für Schritt in Ruhe vor, und ein bisschen Schlaf brauche ich auch. 😉

Die extrem genaue Anleitung hat mich dann auch wieder beruhigt. Die Einleitung enthält wichtige Informationen über die später verwendeten Begriffe, das richtige Ausdrucken, eine genaue Materialliste mit Hinweisen zu Online-Shops, Empfehlungen für geeignete Vliese, eine ausführliche Zuschnitt-Liste sowie ein Welches-Teil-ist-später-wo, das ich sehr nützlich fand. Und hey, eine genaue Anleitung, wie man den Schieber auf einen Endlos-Reißverschluss aufzieht, gibt es auch noch dazu; für jeden, der davor bislang noch Respekt hatte. Erst auf Seite 10 geht es dann tatsächlich mit dem Nähen los.

Endgültig um mich geschehen war es dann beim Anfertigen von Teil 9, dem Münzfach mit Reißverschluss. Mein räumliches Vorstellungsvermögen ist allenfalls durchschnittlich ausgeprägt, und diese extrem ausgeklügelte Konstruktion hatte ich noch nie gesehen. Ich wusste praktisch nie, was genau ich da eigentlich tue und wie das später mal eine kleine Tasche ergeben soll. Sehr oft habe ich erstmal provisorisch geheftet, um sicher zu gehen, dass es genauso aussieht wie in der Anleitung, und dass ich später nicht wieder auftrennen muss. (Hat nicht immer funktioniert…) Zwei Abende habe ich alleine für dieses Element benötigt – da habe ich so manches T-Shirt schon schneller genäht! Aber die Arbeit hat sich gelohnt, wie ich finde – seht selbst!

Eine komplett gefütterte kleine Tasche mit Reißverschluss, sämtliche Nahtzugaben und RV-Bänder komplett innenliegend, mit kontrast-farbenem Stopper und sauber abgesteppter Falte für die Mehrweite. Das könnte man schon als eigenständige Anleitung für das gleiche Geld verkaufen, ohne sie überteuert zu nennen!

Ich finde, das ist ein großartiges Beispiel für gelungene Ingenieurs-Kunst! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man sich so etwas vorstellen und dann anfertigen kann. Ganz zu schweigen von den zigfachen Stunden, die das Schreiben und Fotografieren dieser extrem ausführlichen Anleitung gekostet haben müssen. Ganz großes Kino, wirklich! Lasse sich keiner täuschen von der harmlosen Außenansicht! (Die krummen Nähte habe alleine ich zu verschulden.)

Ich bin sehr gespannt, ob ich den Rest der Teile genauso gut hinbekomme und ob und wie das ganze am Ende eine komplette und funktionierende Geldbörse ergeben wird. Ich werde euch auf dem Laufenden halten… 🙂

Achtung, Werbung!

Heute muss ich mal ganz explizit Werbung machen, und zwar für Elke von EllePuls und ihren superkalifragilistischexplialegetisch guten Podcast! 🙂

Ihre Website war mir schon länger ein Begriff, aber da ich kaum Zeit zum Lesen anderer blogs habe, war mir völlig entgangen, dass sie letztes Jahr auch einen podcast gestartet hatte.

Als ich mich im letzten Herbst mal wieder nach dem Thema Stilfindung im Netz umgesehen hatte, dauerte es aber nicht lange, bis ich auf ihren Online-Kurs zu diesem Thema und darüber auch auf ihren podcast gestoßen bin. Und ich war von Anfang an extrem begeistert und bin es immer noch. Sie hat genau die Themen, die ich selbst immer schon mal in einem Näh-Podcast haben wollte, und sie macht es!

Von Anfang an hat sie interessante Interview-Partnerinnen dabei, die aus allen Bereichen kommen, mit denen man als Hobbynäherin so in Berührung kommt. Seien es andere Näh-Bloggerinnen, Schnitt-Designerinnen, Verkäuferinnen aus Stoffläden oder deren Inhaber, Buch-Autorinnen, Stilberaterinnen – aus allen Themenfeldern finden sich nette Menschen zu einem Plausch aus dem Nähkästchen bei Elke ein und es ist nie langweilig.

Auch ihre Solo-Beiträge, die sich meist um das Thema Stilfindung und das Nähen der eigenen Garderobe drehen, sind ebenso unterhaltsam wie interessant. Dass sie diesen Kanal auch als Werbung für ihre Nähcamps und Online-Seminare nutzt, tut dem keinen Abbruch.

Ich selbst höre podcasts fast nur im Auto oder bei den vielen Zugfahrten, die ich so mache. Oder bei der Hausarbeit. Beim Nähen oder Stricken habe ich Schwierigkeiten, einem Beitrag zu folgen, sei es Radio, Hörbuch oder podcast, weil ich irgendwann so in der manuellen Tätigkeit aufgehe, dass ich mich nicht nebenher noch auf etwas ganz anderes konzentrieren kann. Außer bei den ganz einfachen Stricksachen in kraus rechts oder so. Aber ich habe schon von vielen gehört, die das können. Egal, wo und wie ihr zuhört, wenn ihr gerne etwas auf die Ohren bekommt, kann ich Elkes podcast von ganzem Herzen empfehlen!

Erfolgserlebnis!

Ein kleiner Zwischenstand am nächsten Feiertag – mein erster Meterware-Reißverschluss! 🙂

Auf dem letzten Nähtreffen, das ich besucht hatte, hatte Sabine (?) mir das Auffädeln von den Schiebern gezeigt. Das kam mir gerade recht für mein nächstes Projekt, eine neue Handtasche. Die letzte, die ich mir genäht hatte, zeigt deutliche Verschleiss-Erscheinungen. Zu meiner Schande fällt mir gerade auf, dass ich die wohl weder hier in meinem blog noch auf meiner Website gezeigt hatte; das muss ich wohl mal rekonstruieren und nachholen!

Der Stoff ist ein Deko-/Vorhangstoff von Mahler Stoffe; Futterstoffe aus dem Bestand und die passenden Kurzwaren habe ich von der Macherin des Schnittmusters, Dany von Machwerk, bestellt. Das meiste ist also neu gekauft; so richtig zum UWYH zählt das vielleicht nicht, oder was meint ihr?

Alleine das Zuschneiden  hat mich mehrere Stunden gekostet; zum einen sind es sehr viele Teile, zum anderen hat der Stoff ein Muster, das ich möglichst passgenau über die komplette Tasche fortführen wollte. Auf dem Foto oben sieht es aus, als ob da ein Versatz wäre, aber das betrifft irgendwie nur die eine Hälfte der Muster-Linien; die andere Hälfte ist kongruent. Seltsam. Ich könnte jetzt noch mal mit dem Schieber rumspielen, aber ich befürchte, dass ich es damit nur noch verschlimmbessern würde. Vielleicht, wenn ich einen mutigen Moment habe…

In der Zwischenzeit war ich auch nicht ganz untätig; ich habe drei Sport-Bustiers genäht und auch schon probegetragen; da steht also noch ein Bericht aus, den ich demnächst nachliefern werde. Und eine kurze Hose für den Sommer trage ich gerade als Probeteil, und einen Rock habe ich auch schon in der Pipeline.

Nachtrag: Habe den Stier bei den Hörnern gepackt und noch ein paar Mal neu gefädelt. Jetzt ist es nahezu perfekt, hurra! 😀

Kosmetiktasche

Meine etwas größere Kosmetik-Tasche hatte sich nach einigen Jahren der Benutzung wiederum als zu klein herausgestellt. Nicht, weil ich so viel Kosmetik bräuchte – ich verwende fast nie welche – sondern, weil die üblichen Zahnbürsten etwas zu groß sind, um bequem hinein zu passen.

Also habe ich mich auf die Suche nach einer neuen Version gemacht. Vor einigen Monaten hatte ich bei einem Trip ins Ruhrgebiet einen schönen Korkstoff bei ZiCnZaC gekauft. (Sehr schöner Laden übrigens, mit einem sehr breiten Sortiment. So einen sollte es in jeder Stadt geben!)

Da ich nicht sicher bin, wie Korkstoff langfristig auf Feuchtigkeit reagiert, habe ich entschieden, den unteren Teil der Tasche aus einem Rest Leder zu arbeiten, das ich noch hier hatte. Leder wird zwar fleckig von Wasser und Öl (wie man auf der linken Seite bereits sieht), aber ich mag die Patina durch die Benutzung. Und als kleine Verzierung ist mir noch ein niedliches, farblich passendes Band von Kafka in die Hände gefallen:

Das Innenleben aus diversen Resten von wasserfesten Stoffen sieht genauso aus wie bei der ersten Version; zwei Netztaschen auf der einen Seite; zwei flache Taschen übereinander für Pröbchen auf der anderen Seite. (Diese kleinen Körperpflege-Proben, die man in der Apotheke, im Reformhaus, aus Frauenzeitschriften oder direkt beim Hersteller bekommt, finde ich immer sehr nützlich für Kurz-Trips.)

Bei der ersten Tasche hatte meine Unachtsamkeit mir ja einen Riß im Oberstoff eingebracht, den ich mit meinem Label elegant überdecken konnte. Bei dieser zweiten Version war es dann ein Riß im Innenfutter…

Weil mir das erst nach dem Zusammennähen der Innentasche aufgefallen ist, wo es unmöglich gewesen wäre, das noch mit der Maschine zu flicken, und ich keine Lust auf aufwendige Handarbeit für diesen glücklicherweise kleinen Riß hatte, habe ich einfach die sehr quicke und sehr dirty-Lösung angewendet: Duct Tape. McGyver-Stil sozusagen. Aufgeklebt auf die linke/äußere Seite des Innenfutters, die nach dem Verstürzen mit dem Oberstoff nicht mehr zu sehen sein wird:

Hält, ist wasserdicht, funktioniert wunderbar. Ich habe gerade noch mal einen scharfen Blick in den Innenteil der Tasche geworfen, und habe die Stelle noch nicht einmal wiedergefunden; der Riß oder eher Schnitt war so glatt, dass das Verkleben von links es so gut wie unsichtbar „repariert“ hat.

Der Korkstoff selbst ließ sich einwandfrei nähen; ich brauchte noch nicht einmal den Teflonfuß oder andere Hilfsmittel dazu.

Er ist einzig ein wenig steif und nicht ganz so dünn; die Stellen neben dem Reißverschluss sind beim Wenden nicht so schön geworden wie das Vorbild in der HandmadeKultur-Anleitung aus dünnem Stoff. Aber das kann ich verschmerzen.

Die Tasche ist jetzt seit Mitte Mai schon mehrmals im Einsatz gewesen und hat sich sehr bewährt. Sie ist ca. 3 cm länger als die erste Version, 2 cm höher und auch einen cm tiefer, so dass kleine Fläschchen mit Shampoo, Duschgel etc. darin mehr Platz haben.

Die „Rückseite“ sieht so aus:

Kurz und schnell, Maschine + Rock

Ich gehöre ja nicht zu den Menschen, die schnell entschlossen durchs Leben gehen. Schon seit Jahren hatte ich überlegt, meine Janome Cover, mit der ich irgendwie nie richtig warm geworden bin, gegen etwas anderes einzutauschen.

Eigentlich hätte ich nämlich schon damals, in 2009, lieber eine babylock gehabt, hatte mich aber aus Vernunftgründen dagegen entschieden – aus finanzieller Vernunft. Aber so richtig aus dem Kopf gegangen ist mir die babylock die ganzen Jahre nicht und ich bin immer wieder online darum herum geschlichen…

Neulich kamen dann zwei Dinge zusammen; zum einen fühlte ich finanziell eine gewisse Sicherheit und zum anderen schrieb mir eine Freundin, dass sie jetzt in einem Nähmaschinen-Laden arbeitet. (Wie cool ist das denn?!) Bei meinem Besuch dort habe ich dann auch noch ein ausführliches Gespräch mit dem Besitzer geführt, und dann anscheinend spontan, innerlich aber mit jahrelanger Vorarbeit, die BLCS mitgenommen. Und was soll ich sagen, ich habe es nicht bereut! 🙂

Ich hatte auch lange überlegt, ob es eine Kombi-Maschine sein soll, oder eine mit schicken Ziernähten noch dazu, aber ich bin mit meiner Bernina 800 Overlock sehr zufrieden. Und ich bin nicht so der Typ für Verzierungen. Deswegen ist es jetzt dieses Arbeitstier geworden. Platz für zwei – also drei Maschinen insgesamt, mit der normalen Nähmaschine – habe ich gsd genug, und das „spart“ das Umbauen (wobei ich noch nie Scheu vor dem Neu-Einfädeln hatte).

Im direkten Vergleich mit der Janome musste ich mich natürlich ein wenig umgewöhnen. Das Einfädeln mit dem Jet-Air-System ist sehr anders – Knopf drücken, Rad drehen, Hebel stellen. Viel mehr Handgriffe als bei der Janome, die ja wirklich extrem einfach einzufädeln ist.

Dass der Freiarm fehlt, kann ich verschmerzen; ich nähe hauptsächlich Kleidung für mich, da sind die Säume weit genug. Und bei den Kindersachen habe ich auch bei der Janome schon lieber den Nähfuß als „Freiarm“ verwendet, also auf der Innenseite des Saums genäht.

Der Nähfuß selbst ist dafür angenehm kurz und übersichtlich. Bei der Janome hatte ich mir sofort den Klarsichtfuß gekauft; hier hatte ich noch gar nicht das Bedürfnis nach einem anderen Fuß, weil er kleiner ist und die Markierungen sowohl am Fuß als auch auf der Stichplatte und der Maschine sehr gut nutzbar sind. – Bei der Janome hatte ich mir die meist-gebrauchten Abstände auf Tesafilm mit Textmarker markiert, das ist hier nicht mehr nötig.

Der Durchlass ist sehr viel kleiner, aber auch hier: Für einen handelsüblichen Saum, und dafür habe ich sie gekauft, wird das wohl ausreichen.

Sehr praktisch finde ich das kleine Zubehör-Fach unter den rechten Garnrollen-Haltern, für Pinzette, Schraubendreher und Nadelhalter, das ich trotz gründlichem Studium der Bedienungsanleitung – ja, der Typ bin ich – eher durch Zufall gefunden habe. 😀

Heute habe ich dann noch einen anderen alten Zopf abgeschnitten:

Vor inzwischen zehn Jahren – huch! – hatte ich mir einen langen Rock mit einem auffälligen schwarz-weißen Muster genäht:

Dummerweise hatte ich den aber, nach dem ersten Sommer, so gut wie nie mehr getragen. Trotzdem hat er es geschafft, meine Ausmist-Aktionen immer zu überstehen, weil er fast perfekt passt (er beruht auf meinem Maßschnitt aus dem Konstruktions-Kurs) und weil ich ihn eigentlich gerne mochte. Und ich nehme mir ja ständig vor, mehr Röcke zu tragen.

Aber so ein langer Rock ist nicht die beste Wahl bei meiner „Größe“ von 1,64 m, und zum Radfahren, was ich im Sommer auf dem Weg zur Arbeit ja sehr oft mache, auch irgendwie unpraktisch. (Ja, ich weiß, dass einige Leute damit kein Problem haben. Ich mag es aber trotzdem nicht. Punkt.)

Auch hier hatte ich schon sehr lange mit dem Gedanken gespielt, den vielleicht zu kürzen. Und da ich gerade die Cover hier fertig eingefädelt mit weißem Garn stehen habe und der Sommer endlich auch hier angekommen ist, habe ich den gerade mal abgesteckt und neu gesäumt. Jetzt bin ich sehr zufrieden damit und das Muster endet auch an einer guten Stelle, glücklicherweise:

Ich hoffe, in der Form wird er jetzt häufiger getragen. Wenn nicht, kommt er doch mal weg… 😉

Der Rock ist übrigens aus einem Stück Stoff und hat nur in der hinteren Mitte eine Naht; außerdem zwei längere Abnäher an den Seiten und je zwei kurze vorne und hinten.

Nähtugenden

Heute wird´s mal ein bisschen philosophisch…

Man kann, sofern man das möchte, aus allen Dingen Nutzen ziehen und etwas daran lernen. Auch das Nähen kann einem einige Dinge vermitteln, die ich mal als Tugenden bezeichnen will. Spontan fallen mir ein:

– Geduld. Wer schon einmal eine schwarze Dreifach-Naht in schwarzem Stoff getrennt hat,  den vermurksten Halsauschnitt zum vierten Mal steppt, oder zweimal hintereinander die Hosenbeine falsch zusammengenäht hat, weiß, was ich meine.

– Sorgfalt. Oft eine „Spätfolge“ aus häufig wiederkehrenden Fehlern. Um diese in Zukunft zu vermeiden, kann es hilfreich sein, sich eine sorgfältige(re) Arbeitsweise anzugewöhnen und alles zweimal zu kontrollieren, bevor man zu Nadel oder Schere greift. – Entweder das… oder man ist geduldig. 😉

– Mut. Scheinbar konträr zu Sorgfalt, oder? Damit meine ich den Mut, sich an neue Projekte zu wagen, die auf den ersten Blick die eigenen Fähigkeiten zu übersteigen scheinen. Manche Dinge sind gar nicht so schwierig, wie sie aussehen. Den Mut, ungewöhnliche Ideen umzusetzen, die man bisher so noch nicht gesehen hat. – Manche Dinge sind allerdings aus gutem Grund nicht zu sehen… 😉

– Demut. Zu erkennen, wie blöd man selbst sein kann, wenn man zweimal hintereinander die Hosenbeine falsch herum aneinander genäht hat, kann sehr heilsam sein. Vor allem, wenn man sich gerade darüber wundert, wie andere Leute vor Ehrfurcht erzittern vor Dingen, die man selbst scheinbar mühelos hinbekommt. Sehr toleranz-fördernd. Wir haben alle mal klein angefangen, und jeder hat seine persönlichen Hürden zu nehmen. Dem einen fällt dieses schwer, dem anderen jenes. Und man weiß vorher selbst nicht, was einem leicht fällt und was nicht – oder auch, woran man scheitert – ehe man es nicht versucht hat.

– Wissensdurst, oder schlicht Neugier. Gibt es noch andere Wege als den, den ich kenne? Gibt es noch andere Sachen, als die, die ich mache? Gerade im handwerklichen und künstlerischen Bereich kann man soviel von anderen Menschen lernen. Sei es aus Büchern, im persönlichen Kontakt, oder eben hier im Internet. Es gibt unzählige Inspirationsquellen und so viele hilfsbereite Menschen, die gerne ihr Wissen weitergeben. Fragen kostet nichts. – Erstmal im Forum suchen, ob andere die gleiche Frage schon einmal gestellt haben, allerdings auch nicht. 😉

Und hier noch ein schöner Ausschnitt aus einem aktuellen Artikel zum Thema: Warum sind unsere Wochenenden so verpfuscht?

„Der Soziologe Robert Stebbins bezeichnet “ernsthafte Muße“-Aktivitäten als die erfüllendsten: Beschäftigungen, die eine andauernde Verfeinerung von tatsächlich gelernten Fähigkeiten erfordern. Hobbies [hier: nicht Fernsehen oder Shoppen, Anm. d. Übers.] sind auf dem absteigenden Ast, aber ein Hobby ist genau die Art von Beschäftigung, die dem Wochenende einen Mehrwert gibt. Briefmarkensammler und andere Steckenpferd-Reiter mögen uncool wirken, aber sie wissen um die Wohltat, die es bringt, völlig in einer Aktivität zu versinken und die Zeit zu vergessen – diesen verjüngenden Flow-Zustand.“

Quelle: https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2017/may/06/who-killed-the-weekend (Übersetzung von mir)

In diesem Sinne wünsche ich allen noch ein erfüllendes Wochenende. Tue, was Du willst.