Ich ziehe meinen Hut…

… und verneige mich ehrfürchtig vor Hansedelli aka Lisa Kienzle und ihrem Team!

Ich war auf der Suche nach einem hübschen Portemonnaie und bin beim googlen natürlich sehr schnell auf ihre Seite gekommen. Die Website kannte ich zwar schon lange, gekauft hatte ich bislang aber noch nichts. Die hübschen und einfallsreichen Taschen hatte ich schon sehr oft bewundert, aber da meine Taschen immer jahrelang in Benutzung sind, benötige ich selten eine neue Anleitung. Aber jetzt war es endlich soweit!

Die neue „Little Mynta“ schien alle meine Anforderungen zu erfüllen – und noch einige mehr. Denn ursprünglich wollte ich ein eher einfaches Teil, vielleicht mit ein oder zwei Fächern, mehr nicht. Und die Originalversion hat alleine schon elf Innenfächer! Und wer will, kann noch ein weiteres RV-Außenfach hinzufügen…

Aber nachdem ich mir die Designbeispiele mehrfach genau angeschaut hatte, war es um mich geschehen – auf zahlreiche Innentaschen reagiere ich ähnlich wie auf einen Apothekerschrank, Schreibwarenläden oder die Vorratsbehälter-Abteilung bei Ikea; da setzt das rationale Denken einfach aus… 😁

Die Anleitung schüchterte mich dann zunächst wieder etwas ein – 53 Seiten, ernsthaft?! Neun Schnitt-Teile, jeweils doppelt oder dreifach zuzuschneiden, plus diverse Bügel-Einlagen. Uff. Alleine das Ausschneiden, Zuschneiden und Vlies aufbügeln hat drei Abende in Anspruch genommen; wobei das sicher auch schneller geht. Aber ich gehe gerne Schritt für Schritt in Ruhe vor, und ein bisschen Schlaf brauche ich auch. 😉

Die extrem genaue Anleitung hat mich dann auch wieder beruhigt. Die Einleitung enthält wichtige Informationen über die später verwendeten Begriffe, das richtige Ausdrucken, eine genaue Materialliste mit Hinweisen zu Online-Shops, Empfehlungen für geeignete Vliese, eine ausführliche Zuschnitt-Liste sowie ein Welches-Teil-ist-später-wo, das ich sehr nützlich fand. Und hey, eine genaue Anleitung, wie man den Schieber auf einen Endlos-Reißverschluss aufzieht, gibt es auch noch dazu; für jeden, der davor bislang noch Respekt hatte. Erst auf Seite 10 geht es dann tatsächlich mit dem Nähen los.

Endgültig um mich geschehen war es dann beim Anfertigen von Teil 9, dem Münzfach mit Reißverschluss. Mein räumliches Vorstellungsvermögen ist allenfalls durchschnittlich ausgeprägt, und diese extrem ausgeklügelte Konstruktion hatte ich noch nie gesehen. Ich wusste praktisch nie, was genau ich da eigentlich tue und wie das später mal eine kleine Tasche ergeben soll. Sehr oft habe ich erstmal provisorisch geheftet, um sicher zu gehen, dass es genauso aussieht wie in der Anleitung, und dass ich später nicht wieder auftrennen muss. (Hat nicht immer funktioniert…) Zwei Abende habe ich alleine für dieses Element benötigt – da habe ich so manches T-Shirt schon schneller genäht! Aber die Arbeit hat sich gelohnt, wie ich finde – seht selbst!

Eine komplett gefütterte kleine Tasche mit Reißverschluss, sämtliche Nahtzugaben und RV-Bänder komplett innenliegend, mit kontrast-farbenem Stopper und sauber abgesteppter Falte für die Mehrweite. Das könnte man schon als eigenständige Anleitung für das gleiche Geld verkaufen, ohne sie überteuert zu nennen!

Ich finde, das ist ein großartiges Beispiel für gelungene Ingenieurs-Kunst! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man sich so etwas vorstellen und dann anfertigen kann. Ganz zu schweigen von den zigfachen Stunden, die das Schreiben und Fotografieren dieser extrem ausführlichen Anleitung gekostet haben müssen. Ganz großes Kino, wirklich! Lasse sich keiner täuschen von der harmlosen Außenansicht! (Die krummen Nähte habe alleine ich zu verschulden.)

Ich bin sehr gespannt, ob ich den Rest der Teile genauso gut hinbekomme und ob und wie das ganze am Ende eine komplette und funktionierende Geldbörse ergeben wird. Ich werde euch auf dem Laufenden halten… 🙂