Abwechslungsreiche Amy

Boden eines Zimmers mit blauen Teppichfliesen, darauf liegen wild durcheinander viele auf Maler-Abdeckfolie abgepauste Schnittmuster-Teile

SO sieht es aus, wenn man sich vornimmt, sämtliche möglichen Schnitt-Varianten von Louloute‘s „Amy“ abzupausen. 😁

1 Schnitt, 190 Varianten, bewerben Louloute ihr Schnittmuster „Amy“, und das ist bestimmt keine Übertreibung. Zwei bis drei Teilungsnähte pro Schnitt-Teil, vier Ausschnitt-Varianten, vier Ärmellängen und die Auswahl, ob man das T-Shirt, die Tunika oder die Kleid-Version näht. Ich habe nicht nachgerechnet, aber die 190 Varianten klingen plausibel.

Ich habe jedenfalls drei Abende alleine mit dem Abpausen und Ausschneiden der Schnitt-Teile zugebracht. Allerdings habe ich oben ein wenig übertrieben; ich habe mir nur die Varianten für die T-Shirt-Länge ausgesucht. Alleine für das Vorderteil führte das aber zu vierundzwanzig Schnitt-Teilen!

Das Rückenteil hat ebenfalls zwei Halsausschnitt-Varianten; einmal ein klassischer, hoher Rundhals, und einmal ein tieferer. Da habe ich es mir dann einfach gemacht und nur den höheren abgepaust. Hinterher tiefer ausschneiden geht ja immer. (Ich besitze allerdings auch gar keine Shirts mit tiefem Rücken-Ausschnitt, was möglicherweise ein Zeichen ist.)

Louloute waren mir bis vor kurzem völlig unbekannt, und kennengelernt habe ich sie durch eine Kooperation mit dem „Näh deinen Stil“-Club von Elle Puls, in dem ich seit zwei Jahren Mitglied bin (allerdings kein sehr aktives). Auch Louloute verkaufen unter anderem eine Club-Mitgliedschaft, die einem beim Nähen passender Kleidung unterstützen soll. Der Schwerpunkt liegt aber stärker auf dem Aspekt der Nachhaltigkeit mit Ideen zum Upcycling und Umarbeiten, sowie dem aktiven Nähen mit „Nähreisen“ (auch einzeln zu kaufen) zu ausgewählten Kleidungsstücken. Während NdS hauptsächlich eine Farb- und Stil-Beratung für Näherinnen ist, mit Challenges und sew-alongs sowie einer stetig wachsenden Schnittmuster-Datenbank, die man nach den verschiedenen Stilen filtern kann. Eine Community gibt es bei beiden natürlich auch. Inhaltlich ergänzen sie sich sehr gut, finde ich. Ein preiswertes Vergnügen sind allerdings beide nicht.

Ein Haupt-Argument von Louloute ist, dass man sich als Näherin oft zu sehr verzettelt: Man näht zu viele Einzelteile, die nicht zueinander passen; man probiert zu viele Schnitte aus, die man jedesmal neu auf den eigenen Körper anpassen müsste, aber man kann vielleicht noch gar nicht gut genug nähen, oder die Änderungen gelingen nicht, man näht die Teile nicht zu Ende, und ist am Ende nur noch frustriert von diesem eigentlich so schönen Hobby. Ich muss mich da auch ein bisschen an die eigene Nase packen, muss ich zugeben. Gerade in den letzten Jahren habe ich zig Schnittmuster gekauft und viele auch abgepaust, aber tatsächlich genäht habe ich kaum etwas. Auch die Zahl meiner Ufos ist leider nicht geringer geworden. Dafür ist die Anzahl meiner Stoffe stetig gewachsen; kaufen geht halt schneller als Nähen -und ist nicht mit so viel Frust verbunden. Jedenfalls nicht sofort.

Um diese Frustrationen zu überwinden oder zu vermeiden, plädiert Louloute für „Wohlfühlschnitte“. Das sind Schnitte, die man bereits erfolgreich genäht hat, deren Anleitung schon bekannt ist, die man vielleicht sogar schon auf den eigenen Körper angepasst hat und die zum eigenen Näh-Können passen. Schnitte also, die ziemlich zuverlässig ein Erfolgserlebnis versprechen, und auf die man in Zeiten von Näh-Frust einfach zurückgreifen kann. Klingt nach einer guten Idee.

Ich habe auch selber schon ein paar dieser Schnitte; das Shirt Jalie 2005 habe ich mir schon mehrfach genäht; auch den Pullover 2012. Auch Jalie 2793 wohnt derzeit mehrere Male in meinem Schrank, als Shirt und eine eigene Abwandlung als Kleid. Von Burda habe ich einen Hosen-Maßschnitt von Burda, den ich mir mehrere Male genäht hatte, und ein Kleid aus der Ausgabe 10/2008 besitze ich aus zwei verschiedenen Stoffen. Und neulich erst hatte ich das Perfect Tank Top von Pamela‘s Patterns genäht, in der mindestens dritten Ausführung.

Anstatt diesem guten Rat zu folgen, und mich erstmal weiter auf bewährte Schnitte zu konzentrieren, probiere ich jetzt aber wieder was Neues aus, nämlich die Amy. 😁

Der Vergleich mit einem gerne getragenen Kauf-Shirt ergab, dass der Schnitt fast exakt mit diesem übereinstimmt; das ist schon mal eine gute Voraussetzung. Interessant fand ich den Schnitt hauptsächlich wegen der Teilungsnähte. Ich habe hier mindestens zwei Shirt-Jerseys, die zwar wunderschön, aber mit 50 cm zu kurz für ein ganzes Shirt sind. Die kann ich damit hoffentlich in tragbare Teile verwandeln. Drückt mir die Daumen! 😘