Heute war ich in der Buchhandlung stöbern, um einen Geschenkgutschein zu „verbraten“. Ich hatte überlegt, zu versuchen, eines der englischsprachigen Bücher von meiner Wunschliste zu bestellen, hatte aber auch mit einer Joe Jackson-Biographie geliebäugelt. Nur mal um zu gucken habe ich dann erstmal die Hobby-Abteilung aufgesucht, und da fiel mir dieses Buch in die Hände, das ich einfach nicht liegenlassen konnte: Jinny Beyers Farblehre für Patchwork. Ein tolles Buch!
Ohne einen mit trockener theoretischer Farbenlehre zu verschrecken stellt Jinny ihre eigene Methode der Farbzusammenstellung vor, die auf drei Säulen beruht: Zwei oder drei Hauptfarben mit harmonischen Abstufungen als Übergang, Betonung einer Hauptfarbe durch eine größere Sättigung, und etwas Kontrast durch Verwendung einer weiteren, sparsam eingesetzten Farbe neben den verwendeten Hauptfarben. Alles zusammen ergibt Quilts, die durch ihre Leuchtkraft, Harmonie und eben den gewissen Kick durch den Kontrast absolut faszinieren.
Das Dreier-Prinzip in der oben erwähnten Ausführung von Harmonie, Betonung und Kontrast ist ja öfter anzutreffen; klassische Parfums und Cocktails werden zum Beispiel ebenso komponiert, und ich bin davon überzeugt, daß man in der bildenden Kunst und im Kunsthandwerk mit diesem Prinzip überall Erfolg haben wird.
Wie bei den meisten anglo-amerikanischen Büchern findet sich auch hier die gelungene Mischung aus persönlichen Erfahrungen, bildreicher Darstellung und allgemeinverständlicher Erklärung. Die gezeigten Farbbeispiele lassen einen auch ohne Text sofort das Prinzip begreifen und machen Lust, sofort den nächsten Stoffladen zu stürmen (oder das eigene Lager… ;-). Daneben gibt es noch einige gute Ideen, wie zum Beispiel die für ein Projekt in Frage kommenden Patchwork-Stoffe einmal in schwarz/weiß-Ansicht zu betrachten, um auch die Muster der Stoffe, ihren „Grauwert“ und ihr Zusammenspielen neutral bewerten zu können.
Ich muss hinzufügen, dass ich selbst noch keinen einzigen Quilt oder eine Patchworkarbeit angefertigt habe. Ideen habe ich allerdings schon seit einiger Zeit. Und ich liebe es, mich erst eingehend mit der Theorie einer Fertigkeit zu beschäftigen, bevor ich selbst loslege. Auf der Suche nach geeigneten Farben für meinen Wunsch-Quilt habe ich schon einmal bei equilter eine reichliche Auswahl getroffen, und mir diese im praktischen „Design Board“ angeschaut. Ich war allerdings hoffnungslos überfordert, aus der Vielzahl der schönen Stoffe diejenigen auszuwählen, die harmonisch in Muster und Farbe zusammenwirken und trotzdem nicht langweilig wirken. Mit Hilfe dieses Hintergrundwissens werde ich nun die Sache zielgerichteter angehen können.
Der angenehmste Nebeneffekt bei anglo-amerikanischen Sachbüchern ist das spontan höhere Selbstvertrauen, das einem schon nach der Lektüre weniger Seiten zuteil wird. Es ist äußerst bedauerlich, dass es hierzulande wenig bis nichts wirklich gleichwertiges gibt.