Kennt ihr das auch, wenn ihr euch einen Stoff kauft, den ihr ganz toll findet, und dann liegt der monatelang in der Schublade? Und andere Stoffe kauft man, weil sie auch schön sind, aber nicht ganz so prickelnd, und die werden dann seltsamerweise doch viel eher verarbeitet als die tollen Stoffe, von denen man so begeistert war. So ging es mir mit dem Nicki-Stoff auf diesem Bild.

Bei Silvia hatte ich auf dem letzten Nähbrunch den gleichen Stoff in grün gesehen, allerdings in verarbeiteter Form an einer Brunch-Kollegin. Das Muster gab es nur noch in diesem lila-orange, also habe ich den genommen, obwohl ich mir vermutlich den grünen ausgesucht hätte, wenn ich die Wahl gehabt hätte.

Auch das Schnittmuster der Brunch-Kollegin gefiel mir, und sie sagte mir, es wäre Jalie 2005. Das hab ich mir dann auch sofort bestellt; es ist ein Shirt-Schnitt mit drei verschiedenen Ausschnittformen und zwei Ärmel-Längen.

Dies war mein erstes Jalie-Schnittmuster, und es ist ein wenig anders als die, die ich bislang kannte. Das Papier ist sehr dick, mindestens normales Schreibmaschinen-Papier, also nicht geeignet, um sich daraus etwas auszuschneiden und das zum Anprobieren zu nehmen. Da ich sowieso alles auf Folie kopiere, ist das aber nicht schlimm.

Die einzelnen Größen lagen bei diesem Modell teilweise sehr nah beieinander, und es war nicht immer ganz einfach, die richtige Linie zu finden. Die Nähanleitung befindet sich in vier Sprachen ebenfalls auf einem der beiden Schnittmusterbögen. Das fand ich sehr unpraktisch, weil der Bogen sehr groß und das Papier sehr steif ist. Um die Nähanleitung zusammen mit den erklärenden Abbildungen zu sehen, müsste man den Bogen ganz auseinander und dann anders wieder zusammen falten, und das ist sehr unpraktisch und äußerst unhandlich, weil man dann etwa DIN A 2-Größe vor sich liegen hat. Also nichts, was man gut neben sich auf den Tisch legen könnte; um es vor sich an die Wand zu hängen ist die Schrift wiederum zu klein. Nicht so dolle.

Laut der Maßtabelle wäre „T“ die für mich richtige Größe. Ich habe allerdings noch den Schnitt ausgemessen und mit einem ähnlich sitzenden Kauf-Shirt verglichen. Das war auch sehr gut so, denn ich habe ich mich dann dazu entschieden, zwar in Größe T zuzuschneiden, aber zusätzlich noch 1,5 cm Nahtzugabe dazu zu geben. Eigentlich ist eine NZ von 6 mm im Schnitt enthalten, aber das wäre wirklich zu eng geworden. Der Schnitt sitzt nämlich sehr körpernah, wie man auf dem Bild sieht.

Ich habe die Ausschnittvariante C genommen, den U-Boot-Ausschnitt; zum einen gefiel mir das sehr gut, zum anderen konnte ich so das Problem der Halsausschnittversäuberung elegant umgehen, weil der Stoff dort nur einmal umgeschlagen und von rechts abgesteppt wird. Prima 🙂

Die Ärmel habe ich verlängert, weil das ursprünglich nur 3/4-Ärmel sind; ich habe aber gerne die Möglichkeit, die Ärmel lang zu tragen, weil ich immer so auskühle am Schreibtisch. Auch am Saum habe ich ein paar Zentimter zugegeben, weil ich meine Shirts gerne in der Hose trage. Ohne an der Hüfte weiter zu werden, sitzt es auch dort noch sehr gut; nicht zu eng.

Auf dem Bild ist es noch nicht ganz fertig, die Säume muss ich noch nähen.

Mehr als ein dünnes Seidenhemd kann man allerdings nicht darunter tragen, weil es wirklich sehr körpernah geschnitten ist. Da mein Oberkörper insgesamt sehr schmal ist, auch meine Oberarme, und meine Körbchengröße auch nicht aus dem Rahmen fällt 😉 habe ich keine Probleme damit, aber für Frauen mit weiblicheren Rundungen dürfte dieses Schnittmuster ohne Änderungen wohl eher nicht geeignet sein, zumal auch für die größeren Größen keine Brustabnäher vorgesehen sind, was ich bei engen Shirts etwas problematisch finde.

Insgesamt gefällt mir persönlich der Schnitt sehr gut, und ich werde demnächst auch mal ein Modell mit rundem oder V-Ausschnitt ausprobieren.