habe ich heute nicht betrieben, sondern im Gegenteil sehr sorgfältig gearbeitet.
Seit einiger Zeit war der Trageriemen meiner geliebten Ledertasche kurz vor dem Reißen:
Einige Wochen oder wohl eher Monate bin ich damit herum gelaufen, ehe ich mich endlich dazu aufraffen konnte, das Problem anzugehen. Erst einmal war das Auftrennen von drei Nähten angesagt; zuerst die obere Kantennaht, die die Tasche mit dem Futter verbindet, und dann die zwei oberen Nähte an dem Querstreifen, der den Trageriemen festhält. Das war der einfache Teil der Arbeit.
Beim Durchprobieren meiner Ledernadeln wurde mir sehr schnell klar, dass ich für die Reparatur Profiwerkzeug benötigen würde, und zwar eine Ahle, um neue Löcher in den etwas kürzer geschnittenen Riemen bohren zu können, und die vorhandenen Löcher in der Tasche vor dem Nähen etwas aufweiten zu können. In meinen Ledernähbüchern – ja, ich besitze schon zwei, obwohl ich bislang noch kein Projekt in Angriff genommen habe 😉 – wurde behauptet, dass Ahlen zum Beispiel in Baumärkten zu finden seien. Diese Information muss allerdings entweder veraltet oder nicht überprüft gewesen sein, denn in zwei Baumärkten wurde ich nicht fündig. Im Gegenteil wusste erstmal keiner der befragten Mitarbeiter, im Alter von etwa Zwanzig bis Mitte Vierzig, was überhaupt eine Ahle ist! Da war ich dann doch etwas baff. Erst ein älterer Mitarbeiter, um die Sechzig, würde ich schätzen, wusste, was ich meinte, wurde aber im eigenen Sortiment auch nicht fündig. Solches „Handwerkergerät“ würde man hier eben nicht führen – ah ja… Ein Baumarkt ohne Handwerkergerät, interessant.
Na gut, dann eben doch wieder online bestellen, was ich eigentlich hatte vermeiden wollen.
Neben einer einfachen Stechahle hüpfte dann noch eine Nähahle mit eingebauter Garnrolle in den Einkaufswagen, man kann ja nie wissen.. 😉
Den leicht gekürzten Lederriemen habe ich mit Hilfe von etwas Wondertape unter dem Querstreifen befestigt, damit er nicht verrutscht, und dann zunächst mit der Ahle, die vorhandenen Löcher des Querriemens und der Tasche verwendend, auch in den Trageriemen neue Löcher gestochen.
Mit farblich passendem Knopflochgarn, das hoffentlich langfristig haltbar sein wird, habe ich dann die Nähte mit einem Sattlerstich nachgenäht. Dabei näht man mit einem Faden, aber zwei Nadeln, eine an jedem Ende, und zieht die Nadeln abwechselnd von unten und von oben durch jedes Loch. Die drei Nähte sind zwar sehr kurz, nur ca. 8 Zentimeter, aber da man jede Öffnung erst mit der Ahle weiten muss, um dann die zwei Nadeln nacheinander durchziehen zu können, geht es nicht ganz so schnell wie das übliche Handnähen. Der ganze Vorgang war aber dank der Ahle sehr stressfrei und leicht zu machen.
Die Reparatur ist nicht zu bemerken; es sieht aus wie Original. Die Öffnungen im Leder ziehen sich übrigens sehr schnell wieder zusammen:
Nun ist die Tasche wieder einsatzbereit. Sie ist zwar schon recht abgegriffen, weil sie mich schon so lange begleitet, aber die Größe (ein A4 Ordner passt locker hinein) ist einfach ideal und ich hoffe, sie wird nun noch viele weitere Jahre ihren Dienst tun können. 🙂
Obwohl ich ja mit dem Gedanken liebäugele, mir eine ganz neue selbst zu nähen; Anleitung dazu finden sich ja in meinen Büchern… Aber jetzt beschäftige ich mich erstmal mit dem Stricken; die Lederverarbeitung muss warten… 😉