Ein Schritt weiter

Karierte Stoffe schneide ich am liebsten zu; an den Linien kann man sich so gut orientieren. Es braucht etwas länger, aber ich stehe ja nicht unter Zeitdruck. Da ich ein asymmetrisches Karo habe, habe ich zuerst überlegt, ob ich gegengleich zuschneiden soll. Bei dem Seersucker könnte ich die linke Seite genauso verwenden wie die rechte, da der Stoff anscheinend garngefärbt ist. Aber ich habe es dann erstmal mit dem „normalen“ Zuschnitt versucht. Hier das Vorderteil mit der schräg zugeschnittenen Passe, provisorisch mit Nadeln gesteckt:

Kleid Vorderteil

Ich denke, das kann man so lassen, oder? 🙂

Kleidsam

Nicht zu fassen, mal wieder ein richtiger Näh-Beitrag! 😀

Im Hobbyschneiderin-Forum gibt es jeden Monat ein Motivations-Thema, und im Juni sind Kleider das Thema. Und es sieht so aus, als ob ich zum ersten Mal „richtig“ daran teilnehmen könnte.

Bereits in der März-Ausgabe der Burda hatte es mir das Modell 102 angetan, ein schlichtes Etui-Kleid mit Längsteilungsnähten, einer oberen Passe und Trägern. Zum einen ist es recht hochgeschlossen, was Frauen mit „wenig Charakter“ 😉 entgegenkommt, zum anderen hat es eine hintere mittlere Naht und zwei hintere Abnäher; alles Sachen, die ich gut für das Anpassen meines Hohlkreuz´ brauchen kann.

Aufgrund meiner Proportionen habe ich in Brust und Taille Größe 36 auskopiert, und bin in der Hüfte auf Größe 40 gegangen. Bei der Anprobe des Folienmodells mit Hilfe meines Nähkränzchens zeigte sich wie erwartet die Notwendigkeit einer keilförmigen Abnahme im Rücken für das Hohlkreuz, und um die Hüfte herum war es noch ein wenig eng. In der hinteren Mitte habe ich dann einen Quer-Abnäher in der Gesamtbreite von einem inch = 2,54 cm weggenommen, und habe die Hüfte nochmals auf Größe 42 erweitert.

Heute habe ich dann meinen Probestoff zugeschnitten und genäht. Hier die Fotos:

102 Probemodell vorne

102 Probemodell hinten

Weil ich mir die Träger gespart und es statt dessen nur vorne am BH festgepinnt hatte, hängt es auf dem Foto von hinten ein wenig zur Mitte durch, daher die Schrägzüge. An der vorderen oberen Kante war es noch etwas weit, da habe ich noch zwei kleine Abnäher hinzugefügt, die ich gleich noch in das vordere Passenteil übertragen und zulegen muss. Außerdem hatte ich die Seitennähte oben noch etwas enger abgesteckt.

102 Probemodell vorne neu

Aber das lasse ich vielleicht lieber, falls ich mal ein T-Shirt unterziehen möchte, habe ich mir dann überlegt.

Mein Originalstoff ist ein blau karierter Seersucker. Die Teilungsnähte werden darin wohl kaum zu sehen sein; ich überlege, ob ich den Stoff mindestens in der Passe quer oder schräg zuschneide, damit die besser zur Geltung kommt. Im Original ist die Passe mit Quernähten zur Zierde abgesteppt, aber das würde ja in einem bunten, karierten Stoff optisch vollkommen untergehen. Ja, ich glaube, schräg zuschneiden ist eine gute Idee, das lenkt den Blick nach oben und von der breiteren Hüfte ab.

Schön zu erkennen auf den Fotos auch meine linke Schulter, die höher ist als die rechte, wenn ich sie nicht bewusst „fallen lasse“. Meine Wirbelsäule ist schon immer krumm; eine leichte Lordose (Hohlkreuz) und eben die Skoliose (Seitverkrümmung). Und je älter ich werde, desto deutlicher zeigt sich das leider. Ich glaube, ich werde mal meinen Arzt fragen, ob ich unterschiedlich hohe Schuhe brauche oder sowas – ich will in zwanzig Jahren nicht aussehen wie Quasimodo. 😉