Kurz und schnell, Maschine + Rock

Ich gehöre ja nicht zu den Menschen, die schnell entschlossen durchs Leben gehen. Schon seit Jahren hatte ich überlegt, meine Janome Cover, mit der ich irgendwie nie richtig warm geworden bin, gegen etwas anderes einzutauschen.

Eigentlich hätte ich nämlich schon damals, in 2009, lieber eine babylock gehabt, hatte mich aber aus Vernunftgründen dagegen entschieden – aus finanzieller Vernunft. Aber so richtig aus dem Kopf gegangen ist mir die babylock die ganzen Jahre nicht und ich bin immer wieder online darum herum geschlichen…

Neulich kamen dann zwei Dinge zusammen; zum einen fühlte ich finanziell eine gewisse Sicherheit und zum anderen schrieb mir eine Freundin, dass sie jetzt in einem Nähmaschinen-Laden arbeitet. (Wie cool ist das denn?!) Bei meinem Besuch dort habe ich dann auch noch ein ausführliches Gespräch mit dem Besitzer geführt, und dann anscheinend spontan, innerlich aber mit jahrelanger Vorarbeit, die BLCS mitgenommen. Und was soll ich sagen, ich habe es nicht bereut! 🙂

Ich hatte auch lange überlegt, ob es eine Kombi-Maschine sein soll, oder eine mit schicken Ziernähten noch dazu, aber ich bin mit meiner Bernina 800 Overlock sehr zufrieden. Und ich bin nicht so der Typ für Verzierungen. Deswegen ist es jetzt dieses Arbeitstier geworden. Platz für zwei – also drei Maschinen insgesamt, mit der normalen Nähmaschine – habe ich gsd genug, und das „spart“ das Umbauen (wobei ich noch nie Scheu vor dem Neu-Einfädeln hatte).

Im direkten Vergleich mit der Janome musste ich mich natürlich ein wenig umgewöhnen. Das Einfädeln mit dem Jet-Air-System ist sehr anders – Knopf drücken, Rad drehen, Hebel stellen. Viel mehr Handgriffe als bei der Janome, die ja wirklich extrem einfach einzufädeln ist.

Dass der Freiarm fehlt, kann ich verschmerzen; ich nähe hauptsächlich Kleidung für mich, da sind die Säume weit genug. Und bei den Kindersachen habe ich auch bei der Janome schon lieber den Nähfuß als „Freiarm“ verwendet, also auf der Innenseite des Saums genäht.

Der Nähfuß selbst ist dafür angenehm kurz und übersichtlich. Bei der Janome hatte ich mir sofort den Klarsichtfuß gekauft; hier hatte ich noch gar nicht das Bedürfnis nach einem anderen Fuß, weil er kleiner ist und die Markierungen sowohl am Fuß als auch auf der Stichplatte und der Maschine sehr gut nutzbar sind. – Bei der Janome hatte ich mir die meist-gebrauchten Abstände auf Tesafilm mit Textmarker markiert, das ist hier nicht mehr nötig.

Der Durchlass ist sehr viel kleiner, aber auch hier: Für einen handelsüblichen Saum, und dafür habe ich sie gekauft, wird das wohl ausreichen.

Sehr praktisch finde ich das kleine Zubehör-Fach unter den rechten Garnrollen-Haltern, für Pinzette, Schraubendreher und Nadelhalter, das ich trotz gründlichem Studium der Bedienungsanleitung – ja, der Typ bin ich – eher durch Zufall gefunden habe. 😀

Heute habe ich dann noch einen anderen alten Zopf abgeschnitten:

Vor inzwischen zehn Jahren – huch! – hatte ich mir einen langen Rock mit einem auffälligen schwarz-weißen Muster genäht:

Dummerweise hatte ich den aber, nach dem ersten Sommer, so gut wie nie mehr getragen. Trotzdem hat er es geschafft, meine Ausmist-Aktionen immer zu überstehen, weil er fast perfekt passt (er beruht auf meinem Maßschnitt aus dem Konstruktions-Kurs) und weil ich ihn eigentlich gerne mochte. Und ich nehme mir ja ständig vor, mehr Röcke zu tragen.

Aber so ein langer Rock ist nicht die beste Wahl bei meiner „Größe“ von 1,64 m, und zum Radfahren, was ich im Sommer auf dem Weg zur Arbeit ja sehr oft mache, auch irgendwie unpraktisch. (Ja, ich weiß, dass einige Leute damit kein Problem haben. Ich mag es aber trotzdem nicht. Punkt.)

Auch hier hatte ich schon sehr lange mit dem Gedanken gespielt, den vielleicht zu kürzen. Und da ich gerade die Cover hier fertig eingefädelt mit weißem Garn stehen habe und der Sommer endlich auch hier angekommen ist, habe ich den gerade mal abgesteckt und neu gesäumt. Jetzt bin ich sehr zufrieden damit und das Muster endet auch an einer guten Stelle, glücklicherweise:

Ich hoffe, in der Form wird er jetzt häufiger getragen. Wenn nicht, kommt er doch mal weg… 😉

Der Rock ist übrigens aus einem Stück Stoff und hat nur in der hinteren Mitte eine Naht; außerdem zwei längere Abnäher an den Seiten und je zwei kurze vorne und hinten.

Nähtugenden

Heute wird´s mal ein bisschen philosophisch…

Man kann, sofern man das möchte, aus allen Dingen Nutzen ziehen und etwas daran lernen. Auch das Nähen kann einem einige Dinge vermitteln, die ich mal als Tugenden bezeichnen will. Spontan fallen mir ein:

– Geduld. Wer schon einmal eine schwarze Dreifach-Naht in schwarzem Stoff getrennt hat,  den vermurksten Halsauschnitt zum vierten Mal steppt, oder zweimal hintereinander die Hosenbeine falsch zusammengenäht hat, weiß, was ich meine.

– Sorgfalt. Oft eine „Spätfolge“ aus häufig wiederkehrenden Fehlern. Um diese in Zukunft zu vermeiden, kann es hilfreich sein, sich eine sorgfältige(re) Arbeitsweise anzugewöhnen und alles zweimal zu kontrollieren, bevor man zu Nadel oder Schere greift. – Entweder das… oder man ist geduldig. 😉

– Mut. Scheinbar konträr zu Sorgfalt, oder? Damit meine ich den Mut, sich an neue Projekte zu wagen, die auf den ersten Blick die eigenen Fähigkeiten zu übersteigen scheinen. Manche Dinge sind gar nicht so schwierig, wie sie aussehen. Den Mut, ungewöhnliche Ideen umzusetzen, die man bisher so noch nicht gesehen hat. – Manche Dinge sind allerdings aus gutem Grund nicht zu sehen… 😉

– Demut. Zu erkennen, wie blöd man selbst sein kann, wenn man zweimal hintereinander die Hosenbeine falsch herum aneinander genäht hat, kann sehr heilsam sein. Vor allem, wenn man sich gerade darüber wundert, wie andere Leute vor Ehrfurcht erzittern vor Dingen, die man selbst scheinbar mühelos hinbekommt. Sehr toleranz-fördernd. Wir haben alle mal klein angefangen, und jeder hat seine persönlichen Hürden zu nehmen. Dem einen fällt dieses schwer, dem anderen jenes. Und man weiß vorher selbst nicht, was einem leicht fällt und was nicht – oder auch, woran man scheitert – ehe man es nicht versucht hat.

– Wissensdurst, oder schlicht Neugier. Gibt es noch andere Wege als den, den ich kenne? Gibt es noch andere Sachen, als die, die ich mache? Gerade im handwerklichen und künstlerischen Bereich kann man soviel von anderen Menschen lernen. Sei es aus Büchern, im persönlichen Kontakt, oder eben hier im Internet. Es gibt unzählige Inspirationsquellen und so viele hilfsbereite Menschen, die gerne ihr Wissen weitergeben. Fragen kostet nichts. – Erstmal im Forum suchen, ob andere die gleiche Frage schon einmal gestellt haben, allerdings auch nicht. 😉

Und hier noch ein schöner Ausschnitt aus einem aktuellen Artikel zum Thema: Warum sind unsere Wochenenden so verpfuscht?

„Der Soziologe Robert Stebbins bezeichnet “ernsthafte Muße“-Aktivitäten als die erfüllendsten: Beschäftigungen, die eine andauernde Verfeinerung von tatsächlich gelernten Fähigkeiten erfordern. Hobbies [hier: nicht Fernsehen oder Shoppen, Anm. d. Übers.] sind auf dem absteigenden Ast, aber ein Hobby ist genau die Art von Beschäftigung, die dem Wochenende einen Mehrwert gibt. Briefmarkensammler und andere Steckenpferd-Reiter mögen uncool wirken, aber sie wissen um die Wohltat, die es bringt, völlig in einer Aktivität zu versinken und die Zeit zu vergessen – diesen verjüngenden Flow-Zustand.“

Quelle: https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2017/may/06/who-killed-the-weekend (Übersetzung von mir)

In diesem Sinne wünsche ich allen noch ein erfüllendes Wochenende. Tue, was Du willst.

So mag ich Polenta!

Meine dritt-liebste Online-Quelle für Rezepte ist die Brigitte-Website; neben Chefkoch und der ZEIT. Auf der Suche nach einem leckeren Abendessen habe ich heute diesen Polenta-Gemüse-Auflauf ausprobiert.

Neben roter Paprika, Erbsen und Bohnen (letztere laut Rezept TK; bei mir waren die Bohnen frisch) kommt eigentlich noch Blumenkohl drauf, und Zucchini. Blumenkohl mag ich nicht so, und Zucchini hatte mein Supermarkt nicht, also blieb es bei diesen drei.

Außerdem habe ich die Menge halbiert auf sechs Stücke; das füllte bei mir eine Auflauf-Form in der Größe 17 x 26 cm. Wir sind ja nur zu zweit.

Das Gemüse wird jeweils einzeln kurz blanchiert; das dauert nicht lange und erhält den Geschmack der einzelnen Sorten besser. (Ähnliches hatte ich letztes Jahr bei einem Ratatouille-Rezept gemacht; das war etwas aufwendiger, aber der Geschmack war unvergleichlich viel differenzierter, als wenn man alles von Anfang an zusammen schmort.)

Der Guss besteht aus Eiern, saurer Sahne, geriebenem Käse – wieder mal Greyerzer, use what you have – und, Überraschung, einem TL süßem Senf. Ich war skeptisch, aber es war tatsächlich sehr lecker.

Die Polenta wird in Milch und Gemüsebrühe eingerührt und mit frischem Basilikum und Knoblauch abgeschmeckt.

Wenn die drei Bestandteile  vorbereitet sind, wird geschichtet: Polenta in einer Fettpfanne oder Auflauf-Form ausstreichen, Gemüse drüber, Guss druff. Das Ganze dann für ca. 25 Minuten bei 180 Grad in den vorgeheizten Backofen. Sobald der Guss gestockt ist, ist der herzhafte Flan fertig.

 

Ich bin sonst kein Fan von Polenta; zu oft entsteht dabei so eine Art geschmacklicher Fensterkitt-Effekt – man kaut ewig auf dem faden, pappigen Zeug herum und dann liegt es einem wie Blei im Magen. Aber hier ist die Polenta-Schicht eher dünn und der Knoblauch gibt einen schön scharfen Kontrast. Wobei meine Knoblauchzehe die doppelte Größe hatte, also nicht ausgerechnet daran sparen! In der Kombination der cremigen, leicht würzigen Polenta und dem Guss mit dem noch leicht knackigen Gemüse schmeckt das tatsächlich mal – gut. Es wird keines meiner Lieblings-Rezepte, aber wenn der GöGa sich mal wieder Polenta wünschen sollte, die er, aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen, sehr gerne isst, steht das definitiv ganz oben auf der Liste.

Schnelle Schale

Kaum zwei Wochen ist das neue Jahr alt, und schon ist ein erstes Projekt fertig!

Es ist klein, aber es stecken einige Stunden Arbeit darin. Ich habe es endlich geschafft, die Reste der Filzwolle von den Puschen, die ich vor zwei Jahren gemacht habe, zu verarbeiten. Die Puschen sind lange Geschichte – die Filzsohle hält leider nicht lange – aber die Reste lagen die ganze Zeit hier herum. Ich hatte schon einmal einen Anlauf gemacht, daraus eine Schale zu machen, war aber aus irgendeinem Grund nicht zum Ende gekommen.

Gestern habe ich mir noch einmal die Anleitungen für gefilzte Schalen bei Ravelry angesehen und mir zwei ausgedruckt, die ich für machbar hielt: Die Nesting Bowls und den Tiny Cauldron.

Erstere werden von unten nach oben gestrickt, letzterer von oben nach unten. Da ich meine vorhandene Filzwolle in blau und grün komplett aufbrauchen wollte, habe ich unten angefangen und mich an die Anleitung der bowls gehalten, bis das Garn fast komplett verbraucht war. Dann habe ich in der letzten Reihe die Maschen reduziert, indem ich 2 rechts und dann 2 zusammen gestrickt habe, um den Rand ein wenig nach innen zu formen. Durch das glatt rechts gestrickte hat sich der Rand selbst ein wenig nach außen aufgerollt, was sich auch beim Filzen in der Waschmaschine schon recht gut ausgeformt hat; ich musste nur noch wenig nachhelfen.

Das Stricken selbst fand ich recht anstrengend; das dicke, nicht-dehnbare Garn und die dicken, langen Nadeln des Strickspiels, die mir ständig im Weg waren, waren anstrengend zu verarbeiten. Einen Teil musste ich wieder aufmachen, weil die Höhe im Verhältnis zur Breite nicht stimmte, und dann habe ich noch ein paar Reihen großes Perlmuster eingearbeitet, um ein wenig Abwechslung von dem öden glatt rechts zu haben. Linke Maschen auf diesem dicken Strickspiel waren allerdings noch anstrengender; das war wirklich keine Freude.

Ich war froh, als ich alles verstrickt hatte – ich hatte 40 cm Garn übrig nach dem Abketten! Nach ca. vier Stunden war es soweit, dass ich die Fäden vernähen und das Ganze in die Waschmaschine geben konnte. Ein Vollwaschgang, mit nur 40 Grad, und drei Tennisbälle haben im Zusammenspiel ein sehr schönes Ergebnis erzielt. Gerade trocknet das Ganze in Form auf einer Plastikschüssel.

Wenn bloß meine nächsten Projekte auch in vier Stunden fertig wären! Aber das ist doch mal ein guter Anfang für das Jahr! 🙂

Die kompletten Infos über das Projekt, die verwendeten Strickmuster und Garne findet ihr wie immer bei Stricksachen in meinem Ravelry-Projekt.

Gefüllte Brötchen

Zum Jahresbeginn will ich etwas machen, was ich schon länger überlegt habe, nämlich eine neue Kategorie einführen: Kochen.

Genauer gesagt, Rezepte nachkochen. Ich liebe es nämlich, neue Rezepte auszuprobieren.

Um meine Erfahrungen und Ergebnisse dabei festzuhalten, und mir selbst mit der Zeit eine kleine Linkliste mit Rezepten zu erstellen, schreibe ich nun in loser Folge auch über meine Erlebnisse mit dem Nachkochen.

Um es gleich vorweg zu sagen, ich esse alles und ich koche alles. Ich habe keine Unverträglichkeiten oder Allergien; auch die Kalorien und der Fettgehalt sind mir vollkommen schnuppe. Ich entscheide rein nach Geschmack. Das kann also heute der Schmorbraten sein und morgen das ayurvedische Curry.

Los geht es mit dem Rezept, das ich heute nachgekocht habe, die „Breakfast Buns“ aus der ZEIT.

Das Rezept ist simpel: Man schneidet ein Brötchen auf, entfernt das Innere größtenteils. Dann belegt man die Hälften mit magerem, luftgetrocknetem Schinken (im Original: Bresaola), füllt die Höhlung mit einem aufgeschlagenen Ei (ohne alles) und gibt geriebenen Greyerzer (ein anderer würziger Hartkäse wie Parmesan ginge natürlich auch) sowie gehackten frischen Schnittlauch darüber. Ab in den vorgeheizten Backofen und nach 10 bis 15 Minuten bei 180 Grad hat man ein wunderbar würziges, fettiges Essen, das sich für ein Frühstück genauso eignet wie für die schnelle Zwischenmahlzeit.

Im Rezept werden bauchige Brötchen empfohlen; die sind in Hamburg ein wenig schwer zu bekommen. Kaiserbrötchen sind rund, aber eher klein. Ich habe mich für Schrippen entschieden, oder Schnittbrötchen, je nach Region. Da, wo ich herkomme, sind das einfach nur „normale“ Brötchen. (Ich war völlig irritiert, als ich in Hamburg das erste Mal beim Bäcker Brötchen verlangt habe und gefragt wurde, welche.) Die Oberseite war naturgemäß bauchiger als die Unterseite, so dass man hier mit dem Einfüllen des aufgeschlagenen Eis etwas vorsichtig sein muss. Auch empfiehlt es sich, den Schinken so in das Brötchen zu legen, dass er die Eifüllung davon abhält, das Brötchen durchzuweichen.

Bei meinem ersten Versuch nach 10 Minuten Backzeit war das Ei in der bauchigeren Hälfte noch sehr flüssig, so dass der Verzehr zu einer kleinen Sauerei ausartete. Glücklicherweise wurde etwas später noch ein Exemplar verlangt und mit 15 Minuten Backzeit war das geschlagene Ei diesmal in beiden  Hälften ausreichend gestockt.

Das Brötchen selbst wird an den Außenkanten sehr knusprig und krümelt ordentlich beim Reinbeißen. Definitiv kein Frühstück, das man im Bett zu sich nehmen sollte!

In der Kommentarspalte der ZEIT bemängelt man die reichliche Kalorienzufuhr und die exotischen, weitgereisten Zutaten. Zumindest letzeres kann man durch die eigene Auswahl von Schinken und Käse ein wenig verträglicher gestalten. Ersteres macht ja gerade den Reiz aus. Fett, Protein und Salz – what´s not to like about it?!

 

 

Das Ziel vor Augen

Gute Vorsätze sind nicht wirklich originell, ich weiß. Und selten werden sie eingehalten.

Ich werde mir trotzdem ein einziges Näh-Ziel für 2017 vornehmen, und das ist: Ufo-frei zu werden.

Zum einen sind sie generell überflüssig, zum anderen habe ich immer noch das größere Ziel vor Augen, mehr Platz in meinem Nähzimmer zu schaffen. Deswegen will ich den Karton mit Ufos, der ganz unschuldig auf dem obersten Regalbrett vor sich hin verstaubt, bearbeiten, bis er leer ist. Oh, und die Ufos, die sich in einer Ecke des Zimmers im letzten Jahr angesammelt haben, müssen natürlich auch weg.

Ich habe gerade schon eine erste Sichtung vorgenommen und bei fast allen ist ganz klar, was ich machen muss und, was wichtiger ist, es ist machbar. Ich fange mit dem einfachsten an und werde mich Stück für Stück hindurch wühlen. Und ich werde natürlich hier berichten. Drückt mir die Daumen.

Recycle-Stirnband – nicht wirklich eine Anleitung

Beitrag, in welchem ich ein Stirnband aus einem aussortierten Rennrad-Armling recycle.

Der Winter ist gefühlt schon hier angekommen, und in der letzten Woche hat mich prompt eine Bronchitis flach gelegt. 🙁

Das schlechte Wetter soll aber keine Ausrede sein, das Joggen sein zu lassen. Hier fehlt mir noch ein Stirnband, das Ohren und Stirn vor der kalten Luft schützt. Ich habe eines aus Fleece, aber das ist zu dick und zu warm; nass geschwitzt macht das erst recht keinen Spaß. Aber die kluge Frau baut vor und bewahrt alles auf, was noch einmal nützlich sein könnte.

Man nehme: Ein paar aussortierte Rennrad-Armlinge für Männer, die an den Ellenbogen dünn geworden sind, ansonsten aber noch gut in Schuss. Der Stoff ist außen glatt und innen kuschelig weich; genau richtig für ein Stirnband.

 

Die vielen Nähte taugten nicht wirklich als Deko-Element zum Einbeziehen; deswegen werde ich den Zuschnitt aus den einzigen beiden Stücken machen, die dafür groß genug sind.

Das führt aber dazu, dass ich nicht nur eine hintere mittlere Naht haben werde, sondern auch eine vordere. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, werde ich daher die zwei kleinen Reflektor-Streifen der Armlinge dort einbauen. (Und die Reißverschlüsse werden selbstverständlich auch rausgetrennt und warten auf ihre eigene Wiederverwertung!)

Die schwarzen Flatlock-Nähte in dem elastischen, schwarzen Material aufzutrennen, war etwas mühsam und vermutlich das zeitaufwendigste an diesem Projekt. 😉

Jetzt brauchen wir noch ein Stirnband. Ich habe den Schnitt von meinem gekauften aus Fleece abgenommen:

24 cm lang, 6 cm hoch, an den Ohren 11 cm. Da der Armling-Stoff allerdings sehr viel elastischer und dünner als der Fleece ist, schneide ich nach dem ersten Nähen noch je 2 cm von der Länge vorne und oben und unten ca. 0,7 ab. Die fertige Länge also ca. 22 cm (einfach), 4,5 cm hoch bzw. 9,5 cm an den Ohren.

Hier sieht man die Teile nach dem Zuschnitt. Die vordere Mitte wird normalerweise im Bruch zugeschnitten; das ging ja hier bei mir nicht. Deswegen habe ich sowohl an der vorderen wie auch an der hinteren Mitte eine Nahtzugabe.

Das Original ist außerdem auch an der oberen Kante im Bruch zugeschnitten; auch das lasse ich hier weg, weil ich das Stirnband nicht doppeln will, sondern die Kanten mit Falzgummi einfassen werde. Die obere und untere Kante habe ich daher ganz ohne Nahtzugabe zugeschnitten.

Die kleinen Reflektorstreifen werden dann längs in den kurzen Nähten mitgefasst. Ich markiere die Nahtlinie mit Kreide und klebe einen kleineren Streifen Wondertape rechts davon nur auf die Nahtzugabe. Der Reflektorstreifen wird dann längs mittig auf die Nahtlinie gelegt, so dass die eine Hälfte nach dem Nähen außen sichtbar sein wird, die andere Hälfte liegt in der Nahtzugabe.

Ansicht der anderen Seite nach dem Aufbringen des Reflektor-Bandes.

Nach dem Nähen sieht das Ganze von der rechten Seite so aus. Wie man sieht, ist der Stoff nicht ganz im Fadenlauf; weil die Stücke zu klein waren, war ich beim Zuschnitt eingeschränkt. Da er aber in alle Richtungen sehr dehnbar ist, sollte das beim Tragen keinen Unterschied machen.

Weil meine Nähmaschine gerade mit schwarzem Garn eingefädelt auf dem Tisch stand, habe ich nur die Nadel gegen eine Stretch-Nadel ausgetauscht und mit dem Dreifach-Geradstich die kurzen Nähte genäht.

Zum Einfassen der Kanten verwende ich Falzgummi (eigentlich aus dem Dessous-Bereich). Nach der bewährten Methode werden sowohl Stoff als auch Einfassband in je acht gleich große Abschnitte geteilt, die ich mit Stecknadeln markiere. Das Band habe ich 15 % cm kürzer zugeschnitten; die Strecken sind also nicht gleichlang bei den beiden Teilen! Einfach durch Zusammenlegen und Falten die Strecken erst hälfteln, dann vierteln, dann achteln.

Vom Annähen selbst habe ich kein Foto; genäht habe ich mit einem Zickzack, Länge 2, Breite 4. Das Band wird dabei so weit gedehnt, bis es genau so lang ist wie der Stoff – aber auf keinen Fall länger! Abschnitt für Abschnitt näht man dann langsam, und legt den Stoff vor jedem neuen Abschnitt in das Falzband, bis es an der inneren Bruchkante des Bandes anstößt, damit der Stoff gut gefasst wird und nicht heraus rutscht.

Hier das gleiche nochmal ohne Blitz.

So sieht das ganze dann fertig aus.

Und so beim Tragen. Durch das etwas engere Gummi werden die Kanten schön eingehalten und auch die Ohren bleiben warm; aber es ist nicht so eng, dass es einschneiden würde. Ich hoffe, dass ich nächste Woche wieder joggen kann; dann werde ich berichten! 🙂

Aufgeräumt!

Seit ich vor einiger Zeit festgestellt habe, dass einige Stoffe aus meiner Sammlung an den Bruchkanten ausbleichen, hatte ich mir vorgenommen, eine andere Lösung für die Aufbewahrung zu finden.

Vor drei Wochen habe ich mich dann dazu entschlossen, mein Ivar-Regal mit einem Schrank mit Türen zu erweitern. Ich hatte mich etwas länger davor gedrückt, weil das bedeutete, mein komplettes Stoff-Regal auszuräumen. Urgs. Aber als ich dann mein Zimmer so weit aufgeräumt hatte, dass der Boden wieder größtenteils frei war, habe ich mir ein Herz genommen und den Schrank gekauft. Und zwei Dosen Lasur.

Ich hätte nämlich gerne weiße Möbel in meinem Zimmer, und der weiß angemalte Schrank wird das erste Teil sein.

Also habe ich erstmal eine Woche damit verbracht, nach und nach die einzelnen Bretter zu lasieren. Da ich nicht mehr als zwei Teile gleichzeitig auf den Boden zum Trocknen auslegen konnte, dauerte das ein paar Tage.

Der Zusammenbau war dann wie immer reibungslos, bis auf die Tatsache, dass ich auch die Federn der Rückwand lasiert hatte, die dann nicht mehr glatt in die Nut reinrutschen wollten. Also musste ich da wieder etwas abschleifen, aber das war sofort erledigt.

Auch der Einbau in das bereits aufgebaute Regal war problemlos; ich hatte nämlich befürchtet, nicht nur das betroffene Regal, sondern auch die umliegenden dazu komplett leer räumen und eventuell abbauen zu müssen, aber letzteres war Gottseidank nicht der Fall, und der Einbau war an meinem freien Freitag letzte Woche erledigt. 🙂

Damit er auch von innen schön aussieht, habe ich die Rückwand mit dem hübschen Geschenkpapier (auch Ikea) beklebt.

Der Schrank selbst und dessen etwas größere Einbauhöhe als das tiefste Regalbrett vorher fraßen allerdings kostbare Zentimeter des verfügbaren Stauraums auf, so dass mir klar war, dass ich aussortieren musste. Dazu habe ich dann einen guten Teil des Samstag und Sonntag gebraucht. Ich hatte alle Stoffe auf einem Haufen liegen, und dann jeden einzelnen angeschaut und entschieden, ob ich ihn behalte oder aussortiere. Das ging aber einfacher als gedacht. Es sind mehrere Stoffe darunter, die ich immer noch sehr schön finde, die aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zu mir und meinem Lebensstil passen, oder größere Reste, für die ich nach dem ersten daraus genähten Teil einfach keine Verwendung mehr habe.

Meine Stoffsammlung erfüllt jetzt größtenteils das Marie Kondo-Kriterium, nur Dinge zu behalten, die man liebt. 🙂

Nur von der hübschen Rückwand sieht man derzeit nichts mehr: Der Schrank ist auch nach dem Aussortieren voll bis Oberkante Unterlippe. 😉

Die Jersey-Stoffe liegen, wie vorher auch schon, weiter oben draußen; jetzt aber wieder hübsch aufgeräumt und geordnet in uni und gemustert. Das langfristige Ziel ist es jetzt, dass sämtliche Stoffe in den Schrank passen.

 

Auf dem untersten Brett liegen Hosen-, Rock- und Jacken-taugliche Stoffe. Wie man sieht, sollte ich wirklich dringend mehr Hosen nähen. (Mein Reden seit Jahren.) Das mittlere Brett trägt die Blusen-Stoffe. Da ich gar nicht wirklich gerne Blusen aus festen Stoffen trage, sondern Jersey und Strick bevorzuge, und für Blusen derzeit weiche, fließende Stoffe, ist da noch Potential für andere Lösungen gefragt. Aber Morgen ist ja auch noch ein Tag. 😉

Das obere Brett enthält einige voluminöse Stoffe und Sonderstoffe, Leder, Kunstleder, Taschenstoffe und anderes. Mein schöner, schwarz-weißer Glenoit-Fleece passte nicht mehr rein, der liegt ganz unten auf dem Boden. Für den brauche ich langsam auch mal einen passenden Schnitt, aber bislang hat er sich jeder Idee verweigert. Aber den liebe ich heiß und innig; der kommt nicht weg!

Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Türen wider Erwarten nicht komplett abschließen und ein schmaler Streifen in der Mitte frei bleibt. Da muss ich jetzt doch noch eine andere Lösung finden und eine Gummilippe oder etwas anderes innen montieren. Oder einfach schneller nähen. 😉

Der erste Schritt ist schon getan. Das Aufräumen hat mich so motiviert, dass ich von den verbleibenden Stoffen direkt wieder welche rausgezogen habe: Ein Jeanskleid und eine kleine Softshell-Weste zum Joggen sind zugeschnitten, und das Kleid ist schon halb fertig. 🙂

Frischer Wind im Kleiderschrank

Hier nun, wie versprochen, zwei meiner kürzlich vor mehreren Wochen fertig gestellten Stücke: Zwei ganz unspektakuläre T-Shirts. 😀

Ich hatte dieses Jahr gefühlt nicht so viel Glück mit meiner Näherei und habe einige Ufos angesammelt. Eine Zeitlang dachte ich, dass ich gar nichts tragbares mehr hin kriege und mich vielleicht besser komplett aufs Stricken verlege.

Um mein „sewing mojo“ wiederzubeleben, habe ich mir dann ganz bewusst ganz einfache Sachen gesucht und dabei auch an meinen Kleiderschrank gedacht. Ich hatte mir vor vier Jahren meinen sehr schönen, dunkelblauen Skort genäht, den ich im Sommer am liebsten anziehe; der Stoff, Supplex, trägt sich absolut fantastisch und der weite Schnitt ist bequem und luftig. Für dieses Teil brauchte ich noch ein paar sommer-taugliche Shirts; von denen habe ich zu wenig im Schrank.

Ich trage und nähe ja ansonsten am liebsten Viskose-Jersey, aber wenn es wirklich sehr warm ist, finde ich den Stoff nicht so ideal. Er eignet sich am besten für sehr körpernahe Sachen und das ist bei Hitze nicht so schön, und feuchte Viskose ist schwer und klebt am Körper.

Deswegen hatte ich zunächst nach schönen Baumwoll-Jerseys gesucht und wurde sehr schnell fündig. Ich wollte auf jeden Fall einen gestreiften in maritimem rot-weiß-blau, und dann habe ich noch diesen schönen Anker-Stoff und diese japanisch anmutendenden kleinen Wellen gefunden; absolut süß!

Als Schnitt habe ich mich sehr schnell für Jalie 2012 entschieden; das T-Shirt daraus sitzt locker, aber ausreichend körpernah für meinen Geschmack.

Und tatsächlich sind es zwei sehr schöne, tragbare Shirts geworden, die trotz des wahrhaft miserablen „Sommers“ dieses Jahr schon einige Male zum Einsatz gekommen sind. Das hat mir dann genug Mut gemacht, mich gleich als nächstes an ein komplizierteres Projekt zu wagen; darüber mehr im nächsten Beitrag.

Außerdem habe ich weiter meinen Kleiderschrank ausgemistet; als nächstes waren die Kleider dran. Ich besitze für meinen Begriff ziemlich viele, obwohl ich sie nicht so oft trage. Auf dem Weg ins Büro auf dem Fahrrad finde ich die einfach nicht so praktisch. Und ich habe zu viele Kleider, die schwarz, hauteng und aus dehnbaren Stoffen sind; die eignen sich für Partys, aber nicht für´s Büro. Alltagstaugliche Kleider besitze ich inzwischen auch ein paar, aber deren Anzahl könnte ich mal erhöhen. (Auch dazu demnächst mehr.)

Ein paar davon habe ich aussortiert. Auch mehrere, die mir zwar passen und sehr gut stehen, die ich aber noch nie getragen habe, und ein sehr schönes, das von Anfang an etwas „spack“ um die Hüften war, habe ich aussortiert.

Dann habe ich mir noch die Blusen vorgenommen; auch dort sind einige rausgeflogen, die ich seit dem Kauf tatsächlich noch nie getragen habe, und zwei Stoff-Blazer sind auch aussortiert. Ich muss im Büro gottseidank kein Kostüm tragen, deswegen hängen die schon seit Jahren einfach nur rum, und ich habe mir vor längerer Zeit zwei sehr schöne Jersey-Blazer gekauft; wenn ich mal so etwas anziehen müsste, würde ich sowieso zu diesen greifen. Also können die Ungenutzten auch weg.

Jetzt stehen noch die Röcke an; da sind einige harte Entscheidungen zu fällen, weil darunter am meisten selbst-genähte sind. Aber auch hier gilt, was ich nicht trage, muss raus. Dann habe ich Platz für neue Lieblingssachen, die auch wirklich zum Einsatz kommen. Ich mag ja generell keine „Stehrümchen“ nur zur Deko haben, und für den Kleiderschrank, der größtenteils einen praktischen Einsatzzweck hat, gilt das noch mehr.

Frühjahrsputz im Nicht-Sommer

Ich habe seit Mai, oh Wunder, einige schöne Teile fertig genäht, über die ich noch gar nicht geschrieben habe, aber das kommt später.

Jetzt gerade will ich über Ausmisten schreiben. Das ist ein Thema, das mich immer wieder umtreibt. Ich war oder bin eine große Sammlerin; gottseidank beschränkte sich das immer auf wenige Kategorien.

Früher wie heute sammele ich gerne interessante Steine und Muscheln im Urlaub. Obwohl ich inzwischen in der Lage bin, die meisten wieder ins Meer und an den Strand zurück zu schmeißen, weil sie nach längerer Betrachtung doch nicht mehr so interessant aussehen und ich ja schon eine kleine Sammlung zu Hause habe. Einige wenige schaffen es trotzdem jeden Urlaub mit auf den Heimweg. Von meinem Sitzplatz aus sehe ich drei kleine Glasbehältnisse mit meinen Schätzen, also ist die Menge immer noch überschaubar. Möglicherweise auch deswegen, weil wir nicht so oft Urlaub machen. Und weil ich inzwischen gelernt habe, stärker über dieses Thema nachzudenken und nicht einfach gedankenlos alles einstecke und mitnehme. Alleine schon, weil der Platz in der Drei-Zimmer-Wohnung begrenzt ist, und ich auch gar nicht der Typ bin, der gerne zig (nutzlose) Sachen herumstehen hat. In meinem Herzen kämpfen ständig die Sammlerin gegen die Minimalistin an.

Bücher sind das schwierigste Thema für mich. Als Kind und Jugendliche war deren Anzahl allein durch das verfügbare Geld begrenzt. (Meine komplette Donald-Duck-Sammlung der ersten 100 Bände hüte ich heute noch wie einen Schatz!) Außerdem bin ich jahrelang die fleißigste Besucherin der Stadtbibliothek gewesen; ich kann mich erinnern, dass ich als Jugendliche bei jedem Besuch einen großen Stapel mitgenommen und abgegeben habe. Der Tag, an dem ich als Vierzehnjährige endlich Zugang zur großen Erwachsenenblibliothek bekam, und nicht mehr auf die Kinderbibliothek beschränkt war, war besser als Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen! Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich dann zunächst ziemlich eingeschüchert durch die großen Räume voller Regale gewandert bin, erstarrt in Ehrfurcht, und mir neugierig die komplette Systematik angeschaut habe. Lesen ist für mich fast das gleiche wie Atmen und ich glaube, seit ich mir mit fünf Jahren laut Erzählung meiner Mutter das Lesen quasi selbst beigebracht habe, ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht gelesen habe. Ich bin der Typ Mensch, der in Ermangelung von Ablenkung auch die Rückseite der Cornflakes-Verpackung liest; dass ich Gebrauchsanleitungen lese, ist selbstverständlich, und wann immer ich darüber nachdenke, ein neues Hobby anzufangen, hole ich mir zunächst ein Grundlagenbuch zum Thema und sauge das ein. Ganz zu schweigen von der Belletristik, die ich in jeder freien Minute konsumiere. Ein Hoch auf die kindle-app auf dem iPhone; ich glaube, seitdem hat sich mein Buchstabendurchsatz noch einmal verdoppelt!

Dass ich vor acht Jahren angefangen habe, für einen Verlag zu arbeiten, hat die Lage nun etwas aus dem Ruder laufen lassen. Meine Freunde und Verwandten freuen sich über die regelmäßigen Bücherpäckchen, aber ich selbst komme einfach nicht hinterher mit dem Lesen. Nachdem ich vor Jahren schon damit begonnen habe, nur noch die gelesenen Bücher zu behalten, von denen ich denke, dass ich sie gerne noch einmal lesen würde (die Aussortieren bekommt regelmäßig die lokale Bücherhalle), sind inzwischen die noch ungelesenen Bücher das größere Problem. Es gibt einfach so viele interessante Bücher, und die ersten Jahre habe ich mitgenommen, was ich kriegen konnte, was leider viel ist. Zuviel für meine Lebenszeit, fürchte ich. Ganz abgesehen davon, dass ich das meiste inzwischen sowieso elektronisch lese; davon werden meine Stapel neben dem Bett auch nicht kleiner.

Seit Jahren versuche ich mich nun davon zu überzeugen, dass ich hier dringend ausmisten muss. Am besten wäre es, die Ungelesenen komplett weg zu geben, und von den Gelesenen nur die zu behalten, die mir wirklich sehr am Herzen liegen. Das sind aber höchstens drei, vier Regalmeter, sagt mir mein Blick auf die Billy-Wand. Der größere Rest kann im Prinzip weg.

Wie gesagt beschäftige ich mich mit dem Thema schon eine Weile, und ich merke, dass ich noch nicht ganz dazu bereit bin, aber ich merke, wie der Widerstand der Sammlerin immer stärker bröckelt und die Minimalistin sich insgeheim schon freut auf den gewonnenen freien Raum und die Luftigkeit.

Der Platz für die Bücher ist auch deswegen begrenzt, weil meine Sammelleidenschaft natürlich auch vor meinen anderen Herzens-Hobbies nicht halt macht, nämlich dem Nähen und Stricken. Die Regale mit Stoffen, Wolle und Kurzwaren und Handarbeitsliteratur machen dem Lesestoff inzwischen harte Konkurrenz.

Wobei ich auch bei den Stoffen immer wieder dabei bin, auszumisten. Die Ideen kommen auch hier schneller als die Umsetzung möglich ist. Und aus einigen Stoffen wächst man mit der Zeit dann auch raus oder findet nach der Anfangseuphorie einfach kein Projekt, mit dem sie sich sinnvoll in das eigene Leben integrieren lassen. Wenn das Muster, der Stoff, wie sie sich anfühlen, einfach nicht (mehr) zum eigenen Leben passen, wäre es besser, sie ein neues zu Hause finden zu lassen, in dem sie höher wertgeschätzt werden. Auch meine Näh-Zeitschriften werden mit viel Mühe klein gehalten, indem ich ältere Jahrgänge verkaufe; trotzdem habe ich inzwischen einfach zu viel als vernünftig ist. Wenn ich es nicht nutze, kann es genau so gut weg. Sagt die Minimalistin.

Es ist jedenfalls ein ständiger Kampf, den verfügbaren Raum so gut wie möglich zu nutzen und gleichzeitig genügend Vorräte zu haben, um auch spontane Ideen mal umsetzen zu können. Denn ganz ohne Vorräte geht es einfach nicht; weder in einer Küche noch bei einer Handarbeit. Aber wenn die Dose Bohnen seit fünf Jahren ungenutzt im Schrank steht, muss man sich vielleicht einfach mal eingestehen, dass man nicht so der Bohnen-Typ ist, also weg damit!

Wie komme ich jetzt auf all das? Eigentlich wollte ich nämlich über meinen Kleiderschrank schreiben. Der bedarf auch dringend wieder einer Ausmist-Aktion und eben gerade habe ich erfolgreich den ersten Teil gestartet und die Hosen-Abteilung aussortiert. Yes! Elf Stück habe ich aussortiert, darunter auch drei Selbstgenähte.

Früher, vor meiner Farb- und Stilberatung, gehörte ich auch eher zu den Menschen, die nur 20 % ihres Kleiderschrank-Inhalts tragen. Nachdem ich dann 2007 mit professioneller Hilfe herausgefunden habe, warum ich manche Dinge einfach nicht trage (falsche Farbe, falscher Stil, falscher Schnitt, passt zu nichts anderem etc.) und meinen Kleiderschrank komplett umgestellt hatte, war meine Ratio jahrelang eher bei 80 %. In den letzten Jahren haben sich aber nun wieder viele Teile eingeschlichen, die das Verhältnis wieder stark verschlechtert haben. Wenn ich drei, vier Maschinen Wäsche gewaschen habe mit allem, was ich in den letzten zwei, drei Wochen getragen habe, kann ich den Rest im Prinzip aussortieren. Okay, ganz so schlimm ist es nicht; es gibt ja noch andere Jahreszeiten und unterschiedliche Anlässe, aber insgesamt ist es einfach zu viel geworden, was jahrelang nicht genutzt wurde. Und das muss jetzt so langsam mal weg. Schließlich habe ich ja noch mehrere Regalmeter Stoff in der Warteschlange zum wirklich geliebten Kleiderstück… 😉

Auch über dieses Thema habe ich jetzt mehrere Monate lang immer wieder nachgedacht, bevor ich dann heute spontan, aber nicht unüberlegt, mit dem ersten Gang begonnen habe. Es gibt ja verschiedene Strategien des Ausmistens; ich habe mich für die Strategie „Eine Abteilung nach der anderen“ entschieden.

Es gibt daneben auch die Hardcore-Variante, bei der man den Kleiderschrank und sämtliche anderen Sammelstellen (Kommoden, Garderoben etc.) auf einmal leer räumt, und dann über jedes Teil ein Urteil fällt. Das würde mich völlig überfordern; zum einen zeitlich, zum anderen, weil man ja inzwischen weiß, dass man pro Tag nur eine begrenzte Zahl an (vernünftigen) Entscheidungen treffen kann, bevor auch hier eine Ermüdung einsetzt. Und wir wollen ja nichts behalten, was eigentlich weg könnte, oder andersherum, nicht wahr? 😉

Deswegen gehe ich Stück für Stück vor, und heute waren die Hosen dran. Alle raus aufs Bett und dann jede anzogen und geprüft, ob die überhaupt noch passt, mir gefällt, zu meinem Lebensstil passt etc. Weil ich mich gedanklich mit dem Thema schon längere Zeit beschäftigt hatte und weil ich gerade gestern eine selbstgenähte Shorts fertig gestellt habe, die sämtliche Bedingungen erfüllt, konnte ich einige Entscheidungen sehr schnell treffen, die mir vor längerer Zeit noch sehr viel schwerer gefallen wären. Die Geduld mit irgendwie unpassenden Teilen ist doch sehr viel geringer, wenn man nicht nur weiß, was einem steht, sondern auch in der Lage ist, sich so etwas herstellen (oder kaufen) zu können, weil man weiß, worauf man dabei achten muss (Farbe, Passform, Schnitt-Details, Stil, Material).

Und morgen sind die Kleider dran!