Bei dem leidlich schönen Wetter der letzten Tage und Wochen habe ich jetzt endlich Lust auf sommerliche Kleidung bekommen. Was ich in meinem Schrank schmerzlich vermisse, sind hübsche sommerliche T-Shirts. Also habe ich mich gestern kurzfristig dazu entschlossen, meinen aller-aller-schönsten Jersey zuzuschneiden, um den ich schon seit einem Jahr herumschleiche. Er hat eine sehr hübsche Blumen-Bordüre im „Wasserfarben“Stil und ich habe endlos lange mit mir gerungen, welchen Schnitt ich denn wohl dafür verwende.
Gestern habe ich mich dann für das bewährte China-Shirt von Schnittquelle entschieden und angefangen, zuzuschneiden. Bis…. moment mal… wieso ist der verstärkte Rand an der Schnittkante? Ups – das ist gar nicht die Schnittkante. Das ist die „Webkante“, bzw. das, was bei einem gewebten Stoff die Webkante wäre. Was ich für eine Bordüre im Rapport gehalten hatte, ist in Wirklichkeit ein längs verlaufendes Muster in Maschenrichtung. Da war es aber schon zu spät, und ich hatte das Vorderteil quer zum Maschenlauf zugeschnitten, so dass die größte Dehnung längs verläuft, nicht quer. Und das ausgerechnet bei einem körpernahen Shirt – Mist aber auch! Wie doof kann man sein…?!
Naja, jetzt war es auch zu spät, also habe ich ganz mutig weiter so falsch zugeschnitten und beschlossen, es einfach mal zu versuchen. Heute habe ich dann genäht, und was soll ich sagen, ich habe mehr Glück als Verstand, es hat geklappt. Es war sogar in der Taille ein Stück zu weit, was allerdings an meiner Figur liegt, so dass ich an einer Stelle sogar noch was enger nähen musste. Es fühlt sich beim Tragen zwar ein ganz kleines bisschen komisch an, aber es sieht nicht seltsam aus, finde ich. Hier ist es:
Von hinten finde ich die Musterverteilung fast noch besser:
Da die „Bordüre“ ja nicht über die gesamte Breite des Stoffes verläuft, habe ich das Rückenteil direkt „unter“ dem Vorderteil in der gleichen Richtung aufgelegt und das Muster sich so fortsetzen lassen. Die Alternative wäre gewesen, entweder das Rückenteil neben dem Vorderteil zuzuschneiden, dann wäre aber ein sehr schöner Musterteil für mich unsichtbar und „verloren“ gewesen, oder es ganz in weiß zu machen, das war mir aber zu langweilig. Also jetzt mal was ganz anderes. Wer weiß, vielleicht setze ich damit einen neuen Trend?
Von dem Stoff habe ich jetzt noch einen knappen halben Meter, mit einer weiteren schönen Rose als Hauptmotiv für vorne, und ich plane ein zweites Shirt in der gleichen Zuschnitt-Richtung. Neulich war meine Schwiegermutter zu Besuch, und ich hatte mein 80er-Jahre-Shirt an, dieses hier:
Eigentlich dachte ich, der Schnitt ist zu leger und nicht ganz straßen-tauglich, aber sie war so voll des Lobes über dieses Teil, und jetzt im Sommer trägt es sich wirklich sehr luftig und angenehm, dass ich überlegt habe, den Rest des Blumen-Jerseys für diesen Schnitt zu verwenden.
Ganz großes Kino.
Die Musterverteilung ist perfekt, der Ausschnitt wirklich besonders und die Farben schreien nach gutem Wetter.
Da hat es die graue Maus darunter wirklich schwer, auch mal zum Zug zu kommen, wenn du in die Shirtabteilung des Schrankes greifst.
(Aber es gibt auch Tage, da wird einem das tolle Shirt zu bunt, da passt das andere dann wieder gut. Denn stehen tut dir auch das prima….)
Liebe Kerstin,
nun melde ich mich das erste Mal hier … abonniert hatte ich deinen Blog schon vor ein paar Wochen.
Ohhh, diese innerliche Panik, wenn einem ausgerechnet beim Lieblingsstoff während des Zuschneidens ein „Fehler“ auffällt, die kenne ich auch. Warum ausgerechnet bei diesem? Damit es ein ganz besonderes Teil wird vielleicht.
Dein Shirt ist wundervoll geworden.
Genau so musste es werden (-:
Die aufsteigenden Blüten im Vorderteil hätte ich mir quer auch gar nicht so gut vorstellen können. Das auslaufende Muster auf der Schulter ist genau richtig.
Da ich meine Lieblingsstoffe auch gerne im Regal hüte, habe ich mir vor kurzem vorgenommen, erstmal diese zu verarbeiten. Die Zeit ist so knapp, dass ich mich nicht ärgern möchte, wenn ich sie zum Winter wieder in die Verbannung schicken müsste.
LG
Sabine