Kleben und Kräuseln

BILD

In Erwartung des kommenden Sommers hatte ich schon vor einiger Zeit dieses Longshirt fertig gestellt, nach dem Schnitt „Sevilla“ von Schnittquelle. Das Vernähen der Fäden hatte ich bislang vor mir hergeschoben, da ich es ja sowieso nicht so bald benötigen würde, aber nun habe ich auch das endlich mal geschafft – der Sommer kann jetzt bitte schnell kommen! 😀

Und, hurra, wieder ein weiterer Stoff verarbeitet, der seit zwei oder sogar schon drei Jahren hier liegt. In den letzten Jahren war ich nicht mehr sehr sorgfältig beim Nachhalten meiner Online-Liste, darum weiß ich das tatsächlich nicht mehr genau, Asche über mein Haupt.

Ich hatte mich auch vor dem Schnitt eine Zeit lang gedrückt, obwohl ich ihn super süß und immer noch modern finde mit den gerafften Ärmelchen. Und genau diese Raffung war es, die mich vor ein Problem stellte. An dem Versuch, Jersey haltbar und gleichmäßig zu raffen, war ich schon bei dem Schnittquelle-Shirt „Valetta“ gescheitert; es dümpelt immer noch im Ufo-Stadium bei mir herum.

Dann kam mir aber eine Idee, wie es funktionieren könnte, und ich dachte mir, ich lasse euch daran teilhaben.

Nach Anleitung habe ich zunächst einmal die beiden Saumkanten der Ärmel mit der Cover versäubert. Dann folgt der erste Schritt der Raffung: Man näht mit einem sehr langen Gerad-Stich (Länge 6) auf der Nahtlinie entlang; hier sind das 1,5 cm Abstand zur Schnittkante.

Eine Seite der Naht wird nun mit einem Knoten gesichert. Das andere Ende benutzt man, um die Stoffkante zu raffen, indem man nur am Oberfaden sachte zieht und den Stoff dabei nach hinten wegschiebt. Das muss man, je nach Stoff, zentimeterweise vorsichtig schieben, damit der Faden nicht reißt.

Das ganze macht man solange, bis die Stoffkante auf die gewünschte Länge verkürzt ist; hier waren das 11 cm. Dann sichert man auch das andere Ende mit einem Doppelknoten.

Nun verteilt man die Raffung möglichst gleichmäßig über die gesamte Breite des Stoffes und schiebt die Mehrweite in möglichst gleichbreite, parallele Falten. Wenn man den Stoff oberhalb gerade hinlegt und die Fältchen nach oben fortführt, erleichtert das ein gleichmäßiges Arbeiten.

Nun der einfache Trick: Die Raffung fixiert man mit Klebefilm; hier die seidenmatte Version, die auf dem Foto hoffentlich noch gut erkennbar ist. Gut andrücken über die gesamte Länge der Naht, damit die Fältchen beim Nähen dort bleiben, wo sie hingehören.

Oh, und vor dem Fixieren sollte man die Nahtlinie möglichst gerade ausrichten; das erleichtert eine saubere Fixiernaht! Ich habe dazu meine Stoffgewichte benutzt und den Stoff gezuppelt, bis das Ergebnis für mich zufriedenstellend war.

Geraffter Stoff, und dehnbarer noch dazu, hat durch den Füßchendruck (den ich bei meiner Maschine leider nicht reduzieren kann) sonst nämlich gerne die Angewohnheit, sich vor dem Füßchen her zu schieben, so dass man hinten keine Raffung mehr hat, und sich alles weiter vorne aufstaut. Der Klebefilm verhindert das.

Die Fixiernaht setzt man am besten etwa zwei mm neben die Nahtlinie, damit sie nach dem Annähen der Ärmel an Vorder- und Rückenteil völlig verdeckt ist.

Zum Nähen der Fixiernaht habe ich schlussendlich den Dreifach-Geradstich verwendet. Der einfache Geradstich funktioniert auch, was das Nähen angeht, aber der Dreifach-Geradstich perforiert den Film so gründlich, dass das Abziehen hinterher noch sehr viel einfacher wird. Den Film entfernt man auch leichter, wenn man ihn nicht von der kurzen Seite her ablöst; dabei reißt man ihn nämlich gerne in schmale, spitz zulaufende Streifen, die sich schwer abknibbeln lassen. Besser ist es, zuerst die langen Seiten anzuheben und dann vorsichtig schräg längs abzuziehen.

Und voila, schon hat man eine sauber geraffte Jersey-Kante.

Diese Methode ist zugegeben ein wenig aufwendig, und empfiehlt sich eher für kurze Strecken. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich damit nun auch die widerspenstigen Abnäher hübsch gerafft bekomme, um ein weiteres Sommer-Shirt fertig stellen zu können. 🙂