Bislang hatte ich bei Bestellungen aus Übersee ja immer das Glück, dass der Zoll das Paket entweder gar nicht erst erwischt hat, oder dass der Paketdienst die Abwicklung gemacht und mir bei Lieferung nur noch eine Rechnung zum Bezahlen präsentiert hat.
Neulich kam ich daher nach mehreren Jahren des internationalen Online-Shoppings zum ersten Mal in die Lage, meine Bestellung, zwei Vogue-Schnittmuster, beim Hauptzollamt abholen zu müssen.
Diese Ämter haben ja immer ein bisschen was furchteinflößendes an sich, und ich war sehr gespannt, wie das Ganze dort ablaufen wird.
Mit der Zollamts-Mitteilung und ausgedruckten Emails meiner Bestellung meldete ich mich also am ersten Schalter, wo mir neben der Warte-Nummer ein Formular ausgehändigt wurde, in das ich Art und Wert der Bestellung eintragen sollte. Nur das Formular, kein Stift.
Nachdem mein suchender Blick durch den kargen Raum das Nicht-Vorhandensein irgendwelcher Stifte mit verzögerter Geschwindigkeit an mein Hirn gemeldet hatte, erbarmte sich der Herr hinter dem Schalter und sagte mir, dass ich am Empfang im Vorraum einen solchen erfragen könnte.
Als Unternehmensberater würde ich an dieser Stelle die Investition in kostenlose Kugelschreiber mit Zoll-Werbeaufdruck anraten, denn wer hat in unseren Smartphone-Zeiten denn noch einen Stift in der Tasche?
(Ich, normalerweise, aber genau an dem Tag hatte ich die andere Tasche genommen, und den Stift nicht umgepackt. Je nun…)
Gesagt, getan, und mit dem ausgefüllten Formular wartete ich dann im Vorraum, bis meine Nummer an der elektronischen Anzeige-Tafel aufgerufen wurde. Ihr kennt diese Tafeln, die immer so einen Pling-Ton von sich geben, sobald die nächste Nummer erscheint? Sehr nützlich, wenn man die Wartezeit lesend verbringt!
Weniger nützlich waren die Aufzüge, die sich ebenfalls im Vorraum befinden, und bei jedem Eintreffen im Erdgeschoss auch einen solchen Ton von sich geben…
Nach wenigen Kapiteln von „Der Schockwellenreiter“ wurde dann auch schon meine Nummer aufgerufen, und ich begab mich an den genannten Schalter. Hier wurde zunächst mein Formular in Empfang genommen; die Frage, aus welchem Material denn die Schnittmuster bestünden, machte mich kurz konfus.
Fragen, bei denen ich denke, dass man die Antwort schon weiß, stürzen mich immer in Verwirrung. Keine Ahnung, wieso. Und natürlich wissen Menschen, die sich mit diesem Thema nicht beschäftigen, auch gar nicht, woraus denn Schnittmuster bestehen. Oder, es ist eh nur so eine Standard-Fangfrage; so wie damals, als wir mit dem Auto Großbritannien verlassen haben, und der Zollbeamte uns fragte, ob wir Waffen oder Drogen an Bord hätten und wir alle herzlich gelacht haben. An der Reaktion erkennen die vermutlich, ob man vertrauenswürdig ist oder nicht.
Nun war noch eine weitere Hürde zu nehmen, denn es hieß erst einmal, hinauf in den ersten Stock zu gehen, um an der dortigen Kasse die Einfuhrumsatzsteuer zu bezahlen. (Zoll fiel nicht an, da unterhalb der Grenze.)
Mit dem Beleg wieder nach unten, und nach einer weiteren kurzen Wartezeit hielt ich dann glücklich meine beiden Schnittmuster in Händen, und konnte den Rückweg durch die zugige HafenCity antreten.
Also alles halb so schlimm, und beim nächsten Mal verspreche ich, vorher an den Stift zu denken. 😉
Und noch lustiger ist es, wenn du ein Paket mit vielen einzelnen Wollknäueln Auspackung mußt, weil kein Lieferschein beilag… 😛
Zum Glück fiel auch da kein Zoll an, sonst hätte man vermutlich die Faserbestandteile einzeln ausrechnen müssen…