Gefüllte Brötchen

Zum Jahresbeginn will ich etwas machen, was ich schon länger überlegt habe, nämlich eine neue Kategorie einführen: Kochen.

Genauer gesagt, Rezepte nachkochen. Ich liebe es nämlich, neue Rezepte auszuprobieren.

Um meine Erfahrungen und Ergebnisse dabei festzuhalten, und mir selbst mit der Zeit eine kleine Linkliste mit Rezepten zu erstellen, schreibe ich nun in loser Folge auch über meine Erlebnisse mit dem Nachkochen.

Um es gleich vorweg zu sagen, ich esse alles und ich koche alles. Ich habe keine Unverträglichkeiten oder Allergien; auch die Kalorien und der Fettgehalt sind mir vollkommen schnuppe. Ich entscheide rein nach Geschmack. Das kann also heute der Schmorbraten sein und morgen das ayurvedische Curry.

Los geht es mit dem Rezept, das ich heute nachgekocht habe, die „Breakfast Buns“ aus der ZEIT.

Das Rezept ist simpel: Man schneidet ein Brötchen auf, entfernt das Innere größtenteils. Dann belegt man die Hälften mit magerem, luftgetrocknetem Schinken (im Original: Bresaola), füllt die Höhlung mit einem aufgeschlagenen Ei (ohne alles) und gibt geriebenen Greyerzer (ein anderer würziger Hartkäse wie Parmesan ginge natürlich auch) sowie gehackten frischen Schnittlauch darüber. Ab in den vorgeheizten Backofen und nach 10 bis 15 Minuten bei 180 Grad hat man ein wunderbar würziges, fettiges Essen, das sich für ein Frühstück genauso eignet wie für die schnelle Zwischenmahlzeit.

Im Rezept werden bauchige Brötchen empfohlen; die sind in Hamburg ein wenig schwer zu bekommen. Kaiserbrötchen sind rund, aber eher klein. Ich habe mich für Schrippen entschieden, oder Schnittbrötchen, je nach Region. Da, wo ich herkomme, sind das einfach nur „normale“ Brötchen. (Ich war völlig irritiert, als ich in Hamburg das erste Mal beim Bäcker Brötchen verlangt habe und gefragt wurde, welche.) Die Oberseite war naturgemäß bauchiger als die Unterseite, so dass man hier mit dem Einfüllen des aufgeschlagenen Eis etwas vorsichtig sein muss. Auch empfiehlt es sich, den Schinken so in das Brötchen zu legen, dass er die Eifüllung davon abhält, das Brötchen durchzuweichen.

Bei meinem ersten Versuch nach 10 Minuten Backzeit war das Ei in der bauchigeren Hälfte noch sehr flüssig, so dass der Verzehr zu einer kleinen Sauerei ausartete. Glücklicherweise wurde etwas später noch ein Exemplar verlangt und mit 15 Minuten Backzeit war das geschlagene Ei diesmal in beiden  Hälften ausreichend gestockt.

Das Brötchen selbst wird an den Außenkanten sehr knusprig und krümelt ordentlich beim Reinbeißen. Definitiv kein Frühstück, das man im Bett zu sich nehmen sollte!

In der Kommentarspalte der ZEIT bemängelt man die reichliche Kalorienzufuhr und die exotischen, weitgereisten Zutaten. Zumindest letzeres kann man durch die eigene Auswahl von Schinken und Käse ein wenig verträglicher gestalten. Ersteres macht ja gerade den Reiz aus. Fett, Protein und Salz – what´s not to like about it?!

 

 

Das Ziel vor Augen

Gute Vorsätze sind nicht wirklich originell, ich weiß. Und selten werden sie eingehalten.

Ich werde mir trotzdem ein einziges Näh-Ziel für 2017 vornehmen, und das ist: Ufo-frei zu werden.

Zum einen sind sie generell überflüssig, zum anderen habe ich immer noch das größere Ziel vor Augen, mehr Platz in meinem Nähzimmer zu schaffen. Deswegen will ich den Karton mit Ufos, der ganz unschuldig auf dem obersten Regalbrett vor sich hin verstaubt, bearbeiten, bis er leer ist. Oh, und die Ufos, die sich in einer Ecke des Zimmers im letzten Jahr angesammelt haben, müssen natürlich auch weg.

Ich habe gerade schon eine erste Sichtung vorgenommen und bei fast allen ist ganz klar, was ich machen muss und, was wichtiger ist, es ist machbar. Ich fange mit dem einfachsten an und werde mich Stück für Stück hindurch wühlen. Und ich werde natürlich hier berichten. Drückt mir die Daumen.

Recycle-Stirnband – nicht wirklich eine Anleitung

Beitrag, in welchem ich ein Stirnband aus einem aussortierten Rennrad-Armling recycle.

Der Winter ist gefühlt schon hier angekommen, und in der letzten Woche hat mich prompt eine Bronchitis flach gelegt. 🙁

Das schlechte Wetter soll aber keine Ausrede sein, das Joggen sein zu lassen. Hier fehlt mir noch ein Stirnband, das Ohren und Stirn vor der kalten Luft schützt. Ich habe eines aus Fleece, aber das ist zu dick und zu warm; nass geschwitzt macht das erst recht keinen Spaß. Aber die kluge Frau baut vor und bewahrt alles auf, was noch einmal nützlich sein könnte.

Man nehme: Ein paar aussortierte Rennrad-Armlinge für Männer, die an den Ellenbogen dünn geworden sind, ansonsten aber noch gut in Schuss. Der Stoff ist außen glatt und innen kuschelig weich; genau richtig für ein Stirnband.

 

Die vielen Nähte taugten nicht wirklich als Deko-Element zum Einbeziehen; deswegen werde ich den Zuschnitt aus den einzigen beiden Stücken machen, die dafür groß genug sind.

Das führt aber dazu, dass ich nicht nur eine hintere mittlere Naht haben werde, sondern auch eine vordere. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, werde ich daher die zwei kleinen Reflektor-Streifen der Armlinge dort einbauen. (Und die Reißverschlüsse werden selbstverständlich auch rausgetrennt und warten auf ihre eigene Wiederverwertung!)

Die schwarzen Flatlock-Nähte in dem elastischen, schwarzen Material aufzutrennen, war etwas mühsam und vermutlich das zeitaufwendigste an diesem Projekt. 😉

Jetzt brauchen wir noch ein Stirnband. Ich habe den Schnitt von meinem gekauften aus Fleece abgenommen:

24 cm lang, 6 cm hoch, an den Ohren 11 cm. Da der Armling-Stoff allerdings sehr viel elastischer und dünner als der Fleece ist, schneide ich nach dem ersten Nähen noch je 2 cm von der Länge vorne und oben und unten ca. 0,7 ab. Die fertige Länge also ca. 22 cm (einfach), 4,5 cm hoch bzw. 9,5 cm an den Ohren.

Hier sieht man die Teile nach dem Zuschnitt. Die vordere Mitte wird normalerweise im Bruch zugeschnitten; das ging ja hier bei mir nicht. Deswegen habe ich sowohl an der vorderen wie auch an der hinteren Mitte eine Nahtzugabe.

Das Original ist außerdem auch an der oberen Kante im Bruch zugeschnitten; auch das lasse ich hier weg, weil ich das Stirnband nicht doppeln will, sondern die Kanten mit Falzgummi einfassen werde. Die obere und untere Kante habe ich daher ganz ohne Nahtzugabe zugeschnitten.

Die kleinen Reflektorstreifen werden dann längs in den kurzen Nähten mitgefasst. Ich markiere die Nahtlinie mit Kreide und klebe einen kleineren Streifen Wondertape rechts davon nur auf die Nahtzugabe. Der Reflektorstreifen wird dann längs mittig auf die Nahtlinie gelegt, so dass die eine Hälfte nach dem Nähen außen sichtbar sein wird, die andere Hälfte liegt in der Nahtzugabe.

Ansicht der anderen Seite nach dem Aufbringen des Reflektor-Bandes.

Nach dem Nähen sieht das Ganze von der rechten Seite so aus. Wie man sieht, ist der Stoff nicht ganz im Fadenlauf; weil die Stücke zu klein waren, war ich beim Zuschnitt eingeschränkt. Da er aber in alle Richtungen sehr dehnbar ist, sollte das beim Tragen keinen Unterschied machen.

Weil meine Nähmaschine gerade mit schwarzem Garn eingefädelt auf dem Tisch stand, habe ich nur die Nadel gegen eine Stretch-Nadel ausgetauscht und mit dem Dreifach-Geradstich die kurzen Nähte genäht.

Zum Einfassen der Kanten verwende ich Falzgummi (eigentlich aus dem Dessous-Bereich). Nach der bewährten Methode werden sowohl Stoff als auch Einfassband in je acht gleich große Abschnitte geteilt, die ich mit Stecknadeln markiere. Das Band habe ich 15 % cm kürzer zugeschnitten; die Strecken sind also nicht gleichlang bei den beiden Teilen! Einfach durch Zusammenlegen und Falten die Strecken erst hälfteln, dann vierteln, dann achteln.

Vom Annähen selbst habe ich kein Foto; genäht habe ich mit einem Zickzack, Länge 2, Breite 4. Das Band wird dabei so weit gedehnt, bis es genau so lang ist wie der Stoff – aber auf keinen Fall länger! Abschnitt für Abschnitt näht man dann langsam, und legt den Stoff vor jedem neuen Abschnitt in das Falzband, bis es an der inneren Bruchkante des Bandes anstößt, damit der Stoff gut gefasst wird und nicht heraus rutscht.

Hier das gleiche nochmal ohne Blitz.

So sieht das ganze dann fertig aus.

Und so beim Tragen. Durch das etwas engere Gummi werden die Kanten schön eingehalten und auch die Ohren bleiben warm; aber es ist nicht so eng, dass es einschneiden würde. Ich hoffe, dass ich nächste Woche wieder joggen kann; dann werde ich berichten! 🙂

Aufgeräumt!

Seit ich vor einiger Zeit festgestellt habe, dass einige Stoffe aus meiner Sammlung an den Bruchkanten ausbleichen, hatte ich mir vorgenommen, eine andere Lösung für die Aufbewahrung zu finden.

Vor drei Wochen habe ich mich dann dazu entschlossen, mein Ivar-Regal mit einem Schrank mit Türen zu erweitern. Ich hatte mich etwas länger davor gedrückt, weil das bedeutete, mein komplettes Stoff-Regal auszuräumen. Urgs. Aber als ich dann mein Zimmer so weit aufgeräumt hatte, dass der Boden wieder größtenteils frei war, habe ich mir ein Herz genommen und den Schrank gekauft. Und zwei Dosen Lasur.

Ich hätte nämlich gerne weiße Möbel in meinem Zimmer, und der weiß angemalte Schrank wird das erste Teil sein.

Also habe ich erstmal eine Woche damit verbracht, nach und nach die einzelnen Bretter zu lasieren. Da ich nicht mehr als zwei Teile gleichzeitig auf den Boden zum Trocknen auslegen konnte, dauerte das ein paar Tage.

Der Zusammenbau war dann wie immer reibungslos, bis auf die Tatsache, dass ich auch die Federn der Rückwand lasiert hatte, die dann nicht mehr glatt in die Nut reinrutschen wollten. Also musste ich da wieder etwas abschleifen, aber das war sofort erledigt.

Auch der Einbau in das bereits aufgebaute Regal war problemlos; ich hatte nämlich befürchtet, nicht nur das betroffene Regal, sondern auch die umliegenden dazu komplett leer räumen und eventuell abbauen zu müssen, aber letzteres war Gottseidank nicht der Fall, und der Einbau war an meinem freien Freitag letzte Woche erledigt. 🙂

Damit er auch von innen schön aussieht, habe ich die Rückwand mit dem hübschen Geschenkpapier (auch Ikea) beklebt.

Der Schrank selbst und dessen etwas größere Einbauhöhe als das tiefste Regalbrett vorher fraßen allerdings kostbare Zentimeter des verfügbaren Stauraums auf, so dass mir klar war, dass ich aussortieren musste. Dazu habe ich dann einen guten Teil des Samstag und Sonntag gebraucht. Ich hatte alle Stoffe auf einem Haufen liegen, und dann jeden einzelnen angeschaut und entschieden, ob ich ihn behalte oder aussortiere. Das ging aber einfacher als gedacht. Es sind mehrere Stoffe darunter, die ich immer noch sehr schön finde, die aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zu mir und meinem Lebensstil passen, oder größere Reste, für die ich nach dem ersten daraus genähten Teil einfach keine Verwendung mehr habe.

Meine Stoffsammlung erfüllt jetzt größtenteils das Marie Kondo-Kriterium, nur Dinge zu behalten, die man liebt. 🙂

Nur von der hübschen Rückwand sieht man derzeit nichts mehr: Der Schrank ist auch nach dem Aussortieren voll bis Oberkante Unterlippe. 😉

Die Jersey-Stoffe liegen, wie vorher auch schon, weiter oben draußen; jetzt aber wieder hübsch aufgeräumt und geordnet in uni und gemustert. Das langfristige Ziel ist es jetzt, dass sämtliche Stoffe in den Schrank passen.

 

Auf dem untersten Brett liegen Hosen-, Rock- und Jacken-taugliche Stoffe. Wie man sieht, sollte ich wirklich dringend mehr Hosen nähen. (Mein Reden seit Jahren.) Das mittlere Brett trägt die Blusen-Stoffe. Da ich gar nicht wirklich gerne Blusen aus festen Stoffen trage, sondern Jersey und Strick bevorzuge, und für Blusen derzeit weiche, fließende Stoffe, ist da noch Potential für andere Lösungen gefragt. Aber Morgen ist ja auch noch ein Tag. 😉

Das obere Brett enthält einige voluminöse Stoffe und Sonderstoffe, Leder, Kunstleder, Taschenstoffe und anderes. Mein schöner, schwarz-weißer Glenoit-Fleece passte nicht mehr rein, der liegt ganz unten auf dem Boden. Für den brauche ich langsam auch mal einen passenden Schnitt, aber bislang hat er sich jeder Idee verweigert. Aber den liebe ich heiß und innig; der kommt nicht weg!

Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Türen wider Erwarten nicht komplett abschließen und ein schmaler Streifen in der Mitte frei bleibt. Da muss ich jetzt doch noch eine andere Lösung finden und eine Gummilippe oder etwas anderes innen montieren. Oder einfach schneller nähen. 😉

Der erste Schritt ist schon getan. Das Aufräumen hat mich so motiviert, dass ich von den verbleibenden Stoffen direkt wieder welche rausgezogen habe: Ein Jeanskleid und eine kleine Softshell-Weste zum Joggen sind zugeschnitten, und das Kleid ist schon halb fertig. 🙂

Frischer Wind im Kleiderschrank

Hier nun, wie versprochen, zwei meiner kürzlich vor mehreren Wochen fertig gestellten Stücke: Zwei ganz unspektakuläre T-Shirts. 😀

Ich hatte dieses Jahr gefühlt nicht so viel Glück mit meiner Näherei und habe einige Ufos angesammelt. Eine Zeitlang dachte ich, dass ich gar nichts tragbares mehr hin kriege und mich vielleicht besser komplett aufs Stricken verlege.

Um mein „sewing mojo“ wiederzubeleben, habe ich mir dann ganz bewusst ganz einfache Sachen gesucht und dabei auch an meinen Kleiderschrank gedacht. Ich hatte mir vor vier Jahren meinen sehr schönen, dunkelblauen Skort genäht, den ich im Sommer am liebsten anziehe; der Stoff, Supplex, trägt sich absolut fantastisch und der weite Schnitt ist bequem und luftig. Für dieses Teil brauchte ich noch ein paar sommer-taugliche Shirts; von denen habe ich zu wenig im Schrank.

Ich trage und nähe ja ansonsten am liebsten Viskose-Jersey, aber wenn es wirklich sehr warm ist, finde ich den Stoff nicht so ideal. Er eignet sich am besten für sehr körpernahe Sachen und das ist bei Hitze nicht so schön, und feuchte Viskose ist schwer und klebt am Körper.

Deswegen hatte ich zunächst nach schönen Baumwoll-Jerseys gesucht und wurde sehr schnell fündig. Ich wollte auf jeden Fall einen gestreiften in maritimem rot-weiß-blau, und dann habe ich noch diesen schönen Anker-Stoff und diese japanisch anmutendenden kleinen Wellen gefunden; absolut süß!

Als Schnitt habe ich mich sehr schnell für Jalie 2012 entschieden; das T-Shirt daraus sitzt locker, aber ausreichend körpernah für meinen Geschmack.

Und tatsächlich sind es zwei sehr schöne, tragbare Shirts geworden, die trotz des wahrhaft miserablen „Sommers“ dieses Jahr schon einige Male zum Einsatz gekommen sind. Das hat mir dann genug Mut gemacht, mich gleich als nächstes an ein komplizierteres Projekt zu wagen; darüber mehr im nächsten Beitrag.

Außerdem habe ich weiter meinen Kleiderschrank ausgemistet; als nächstes waren die Kleider dran. Ich besitze für meinen Begriff ziemlich viele, obwohl ich sie nicht so oft trage. Auf dem Weg ins Büro auf dem Fahrrad finde ich die einfach nicht so praktisch. Und ich habe zu viele Kleider, die schwarz, hauteng und aus dehnbaren Stoffen sind; die eignen sich für Partys, aber nicht für´s Büro. Alltagstaugliche Kleider besitze ich inzwischen auch ein paar, aber deren Anzahl könnte ich mal erhöhen. (Auch dazu demnächst mehr.)

Ein paar davon habe ich aussortiert. Auch mehrere, die mir zwar passen und sehr gut stehen, die ich aber noch nie getragen habe, und ein sehr schönes, das von Anfang an etwas „spack“ um die Hüften war, habe ich aussortiert.

Dann habe ich mir noch die Blusen vorgenommen; auch dort sind einige rausgeflogen, die ich seit dem Kauf tatsächlich noch nie getragen habe, und zwei Stoff-Blazer sind auch aussortiert. Ich muss im Büro gottseidank kein Kostüm tragen, deswegen hängen die schon seit Jahren einfach nur rum, und ich habe mir vor längerer Zeit zwei sehr schöne Jersey-Blazer gekauft; wenn ich mal so etwas anziehen müsste, würde ich sowieso zu diesen greifen. Also können die Ungenutzten auch weg.

Jetzt stehen noch die Röcke an; da sind einige harte Entscheidungen zu fällen, weil darunter am meisten selbst-genähte sind. Aber auch hier gilt, was ich nicht trage, muss raus. Dann habe ich Platz für neue Lieblingssachen, die auch wirklich zum Einsatz kommen. Ich mag ja generell keine „Stehrümchen“ nur zur Deko haben, und für den Kleiderschrank, der größtenteils einen praktischen Einsatzzweck hat, gilt das noch mehr.

Frühjahrsputz im Nicht-Sommer

Ich habe seit Mai, oh Wunder, einige schöne Teile fertig genäht, über die ich noch gar nicht geschrieben habe, aber das kommt später.

Jetzt gerade will ich über Ausmisten schreiben. Das ist ein Thema, das mich immer wieder umtreibt. Ich war oder bin eine große Sammlerin; gottseidank beschränkte sich das immer auf wenige Kategorien.

Früher wie heute sammele ich gerne interessante Steine und Muscheln im Urlaub. Obwohl ich inzwischen in der Lage bin, die meisten wieder ins Meer und an den Strand zurück zu schmeißen, weil sie nach längerer Betrachtung doch nicht mehr so interessant aussehen und ich ja schon eine kleine Sammlung zu Hause habe. Einige wenige schaffen es trotzdem jeden Urlaub mit auf den Heimweg. Von meinem Sitzplatz aus sehe ich drei kleine Glasbehältnisse mit meinen Schätzen, also ist die Menge immer noch überschaubar. Möglicherweise auch deswegen, weil wir nicht so oft Urlaub machen. Und weil ich inzwischen gelernt habe, stärker über dieses Thema nachzudenken und nicht einfach gedankenlos alles einstecke und mitnehme. Alleine schon, weil der Platz in der Drei-Zimmer-Wohnung begrenzt ist, und ich auch gar nicht der Typ bin, der gerne zig (nutzlose) Sachen herumstehen hat. In meinem Herzen kämpfen ständig die Sammlerin gegen die Minimalistin an.

Bücher sind das schwierigste Thema für mich. Als Kind und Jugendliche war deren Anzahl allein durch das verfügbare Geld begrenzt. (Meine komplette Donald-Duck-Sammlung der ersten 100 Bände hüte ich heute noch wie einen Schatz!) Außerdem bin ich jahrelang die fleißigste Besucherin der Stadtbibliothek gewesen; ich kann mich erinnern, dass ich als Jugendliche bei jedem Besuch einen großen Stapel mitgenommen und abgegeben habe. Der Tag, an dem ich als Vierzehnjährige endlich Zugang zur großen Erwachsenenblibliothek bekam, und nicht mehr auf die Kinderbibliothek beschränkt war, war besser als Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen! Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich dann zunächst ziemlich eingeschüchert durch die großen Räume voller Regale gewandert bin, erstarrt in Ehrfurcht, und mir neugierig die komplette Systematik angeschaut habe. Lesen ist für mich fast das gleiche wie Atmen und ich glaube, seit ich mir mit fünf Jahren laut Erzählung meiner Mutter das Lesen quasi selbst beigebracht habe, ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht gelesen habe. Ich bin der Typ Mensch, der in Ermangelung von Ablenkung auch die Rückseite der Cornflakes-Verpackung liest; dass ich Gebrauchsanleitungen lese, ist selbstverständlich, und wann immer ich darüber nachdenke, ein neues Hobby anzufangen, hole ich mir zunächst ein Grundlagenbuch zum Thema und sauge das ein. Ganz zu schweigen von der Belletristik, die ich in jeder freien Minute konsumiere. Ein Hoch auf die kindle-app auf dem iPhone; ich glaube, seitdem hat sich mein Buchstabendurchsatz noch einmal verdoppelt!

Dass ich vor acht Jahren angefangen habe, für einen Verlag zu arbeiten, hat die Lage nun etwas aus dem Ruder laufen lassen. Meine Freunde und Verwandten freuen sich über die regelmäßigen Bücherpäckchen, aber ich selbst komme einfach nicht hinterher mit dem Lesen. Nachdem ich vor Jahren schon damit begonnen habe, nur noch die gelesenen Bücher zu behalten, von denen ich denke, dass ich sie gerne noch einmal lesen würde (die Aussortieren bekommt regelmäßig die lokale Bücherhalle), sind inzwischen die noch ungelesenen Bücher das größere Problem. Es gibt einfach so viele interessante Bücher, und die ersten Jahre habe ich mitgenommen, was ich kriegen konnte, was leider viel ist. Zuviel für meine Lebenszeit, fürchte ich. Ganz abgesehen davon, dass ich das meiste inzwischen sowieso elektronisch lese; davon werden meine Stapel neben dem Bett auch nicht kleiner.

Seit Jahren versuche ich mich nun davon zu überzeugen, dass ich hier dringend ausmisten muss. Am besten wäre es, die Ungelesenen komplett weg zu geben, und von den Gelesenen nur die zu behalten, die mir wirklich sehr am Herzen liegen. Das sind aber höchstens drei, vier Regalmeter, sagt mir mein Blick auf die Billy-Wand. Der größere Rest kann im Prinzip weg.

Wie gesagt beschäftige ich mich mit dem Thema schon eine Weile, und ich merke, dass ich noch nicht ganz dazu bereit bin, aber ich merke, wie der Widerstand der Sammlerin immer stärker bröckelt und die Minimalistin sich insgeheim schon freut auf den gewonnenen freien Raum und die Luftigkeit.

Der Platz für die Bücher ist auch deswegen begrenzt, weil meine Sammelleidenschaft natürlich auch vor meinen anderen Herzens-Hobbies nicht halt macht, nämlich dem Nähen und Stricken. Die Regale mit Stoffen, Wolle und Kurzwaren und Handarbeitsliteratur machen dem Lesestoff inzwischen harte Konkurrenz.

Wobei ich auch bei den Stoffen immer wieder dabei bin, auszumisten. Die Ideen kommen auch hier schneller als die Umsetzung möglich ist. Und aus einigen Stoffen wächst man mit der Zeit dann auch raus oder findet nach der Anfangseuphorie einfach kein Projekt, mit dem sie sich sinnvoll in das eigene Leben integrieren lassen. Wenn das Muster, der Stoff, wie sie sich anfühlen, einfach nicht (mehr) zum eigenen Leben passen, wäre es besser, sie ein neues zu Hause finden zu lassen, in dem sie höher wertgeschätzt werden. Auch meine Näh-Zeitschriften werden mit viel Mühe klein gehalten, indem ich ältere Jahrgänge verkaufe; trotzdem habe ich inzwischen einfach zu viel als vernünftig ist. Wenn ich es nicht nutze, kann es genau so gut weg. Sagt die Minimalistin.

Es ist jedenfalls ein ständiger Kampf, den verfügbaren Raum so gut wie möglich zu nutzen und gleichzeitig genügend Vorräte zu haben, um auch spontane Ideen mal umsetzen zu können. Denn ganz ohne Vorräte geht es einfach nicht; weder in einer Küche noch bei einer Handarbeit. Aber wenn die Dose Bohnen seit fünf Jahren ungenutzt im Schrank steht, muss man sich vielleicht einfach mal eingestehen, dass man nicht so der Bohnen-Typ ist, also weg damit!

Wie komme ich jetzt auf all das? Eigentlich wollte ich nämlich über meinen Kleiderschrank schreiben. Der bedarf auch dringend wieder einer Ausmist-Aktion und eben gerade habe ich erfolgreich den ersten Teil gestartet und die Hosen-Abteilung aussortiert. Yes! Elf Stück habe ich aussortiert, darunter auch drei Selbstgenähte.

Früher, vor meiner Farb- und Stilberatung, gehörte ich auch eher zu den Menschen, die nur 20 % ihres Kleiderschrank-Inhalts tragen. Nachdem ich dann 2007 mit professioneller Hilfe herausgefunden habe, warum ich manche Dinge einfach nicht trage (falsche Farbe, falscher Stil, falscher Schnitt, passt zu nichts anderem etc.) und meinen Kleiderschrank komplett umgestellt hatte, war meine Ratio jahrelang eher bei 80 %. In den letzten Jahren haben sich aber nun wieder viele Teile eingeschlichen, die das Verhältnis wieder stark verschlechtert haben. Wenn ich drei, vier Maschinen Wäsche gewaschen habe mit allem, was ich in den letzten zwei, drei Wochen getragen habe, kann ich den Rest im Prinzip aussortieren. Okay, ganz so schlimm ist es nicht; es gibt ja noch andere Jahreszeiten und unterschiedliche Anlässe, aber insgesamt ist es einfach zu viel geworden, was jahrelang nicht genutzt wurde. Und das muss jetzt so langsam mal weg. Schließlich habe ich ja noch mehrere Regalmeter Stoff in der Warteschlange zum wirklich geliebten Kleiderstück… 😉

Auch über dieses Thema habe ich jetzt mehrere Monate lang immer wieder nachgedacht, bevor ich dann heute spontan, aber nicht unüberlegt, mit dem ersten Gang begonnen habe. Es gibt ja verschiedene Strategien des Ausmistens; ich habe mich für die Strategie „Eine Abteilung nach der anderen“ entschieden.

Es gibt daneben auch die Hardcore-Variante, bei der man den Kleiderschrank und sämtliche anderen Sammelstellen (Kommoden, Garderoben etc.) auf einmal leer räumt, und dann über jedes Teil ein Urteil fällt. Das würde mich völlig überfordern; zum einen zeitlich, zum anderen, weil man ja inzwischen weiß, dass man pro Tag nur eine begrenzte Zahl an (vernünftigen) Entscheidungen treffen kann, bevor auch hier eine Ermüdung einsetzt. Und wir wollen ja nichts behalten, was eigentlich weg könnte, oder andersherum, nicht wahr? 😉

Deswegen gehe ich Stück für Stück vor, und heute waren die Hosen dran. Alle raus aufs Bett und dann jede anzogen und geprüft, ob die überhaupt noch passt, mir gefällt, zu meinem Lebensstil passt etc. Weil ich mich gedanklich mit dem Thema schon längere Zeit beschäftigt hatte und weil ich gerade gestern eine selbstgenähte Shorts fertig gestellt habe, die sämtliche Bedingungen erfüllt, konnte ich einige Entscheidungen sehr schnell treffen, die mir vor längerer Zeit noch sehr viel schwerer gefallen wären. Die Geduld mit irgendwie unpassenden Teilen ist doch sehr viel geringer, wenn man nicht nur weiß, was einem steht, sondern auch in der Lage ist, sich so etwas herstellen (oder kaufen) zu können, weil man weiß, worauf man dabei achten muss (Farbe, Passform, Schnitt-Details, Stil, Material).

Und morgen sind die Kleider dran!

Kleiner süßer Wolf

Und hier ist der kleine Wolf in voller Pracht, fertig!

Als ich dieses süße Teil zum ersten Mal in der Herbst-Ottobre 2015 gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich den unbedingt nähen wollte! Auf der Nähmesse im letzten September hatte ich mir auch sofort zwei kuschelige Stoffe dafür zugelegt. Ursprünglich war das als Weihnachtsgeschenk geplant, aber wie das so ist, kommt man ja gerade in der Vorweihnachts-Zeit zu überhaupt nichts, und im Zuge meines letztjährigen Stress-Reduktions-Programms hatte ich dann von der Anfertigung abgesehen.

Aber göttinseidank gibt es ja immer wieder einen Anlass zum Feiern, und so wurde es jetzt zu einem Geburtstagsgeschenk für mein „Bonuskind“.

Die Augen-Applikation war eine ziemlich fummelige Angelegenheit; ich habe aber auch nicht, wie vorgeschlagen, einen dichten Zickzack verwendet, sondern eher einen weiten, weil die klitzekleinen Rundungen mir zu viel waren. Das Ergebnis ist eher suboptimal für meine Ansprüche, aber hinterher ist man ja immer klüger. Aus einer normalen Entfernung fällt es auch kaum auf; der Gesamteindruck zählt.

Hals- und Armausschnitte habe ich mit Bündchenstoff eingefasst; die Farbe ist etwas dunkler als ich gerne hätte, aber Karstadt hatte nur zwei Grau-Töne, einer hell, einer dunkel, also wurde es der dunkle. Zuerst wollte ich alles mit dem Hauptstoff einfassen, aber der war nicht dehnbar genug, also musste ich nochmal auf die Jagd gehen. Beim Halsausschnitt vor Anbringen des Bündchens hatte ich zuerst Angst, dass der nicht weit genug wäre, aber ein kurzer Test an meinem eigenen Kopf hat ergeben, dass auch Größe 92 problemlos über meinen (kleinen) Erwachsenenkopf passt, also war das kein Problem.

Wegen der vergleichsweise vielen Teilungsnähte, den Rundungen und den doppelt abgesteppten Ziernähten ist das Sweatshirt für ein Kindermodell vergleichsweise aufwendig zu nähen, aber der Aufwand hat sich mehr als gelohnt, finde ich!

Der Stoff ist ein kuscheliger, innen angerauter Bio-Sweat von Pumuckl Stoffversand; fühlt sich ganz wunderbar an. Für die Nadeln war er aber ziemlich hart; ich hatte das Gefühl, die Maschinen mussten ziemlich kämpfen, um durchstechen zu können – mit frischen Nadeln, versteht sich!

Die kleinen Augen haben gestrahlt bei der Übergabe, und das ist immer die schönste Belohnung. So macht das Nähen Spaß! 🙂

Ein erfolgreiches Wochenende

.. habe ich verbracht; in jeder Hinsicht.

Eigentlich liegt ja gerade ein Zweiteiler-Badeanzug auf meinem Nähtisch, aber aus irgend einem Grund habe ich mir Anfang der Woche in den Kopf gesetzt, dass ich jetzt sofort einen Jeansrock nähen möchte. Das ist eins von den Basic-Teilen, die eigentlich jede im Schrank haben sollte, finde ich, aber in meinen Schrank hat sich schon jahrelang kein solches Teil hinein verirrt.

Jetzt ist er endlich fertig; es ging dann doch recht schnell.

Vor ein paar Wochen hatte ich nämlich schon einmal einen Versuch gemacht, der leider als TfT geendet ist. Ich hatte einen Fehler bei der Konstruktion gemacht, der dazu führte, dass der halbfertige Rock bei der Anprobe viel zu weit war. Ich grübelte längere Zeit an diesem Fehler herum, weil ich letztes Jahr bei einem Hosenrock für meine Schwester den gleichen Fehler schon einmal gemacht hatte, aber bislang nicht darauf gekommen war, was genau ich falsch gemacht hatte. Irgendwann, als ich abends im Bett lag, kam mir dann die Erleuchtung!

Ich habe einen perfekt passenden Grundschnitt nach der Methode von Galiya (leider nicht mehr online), und hatte daraus einen Modellschnitt in Form eines ausgestellten Rocks mit Formbund abgeleitet. Bei der Konstruktion habe ich die Arbeitsschritte in der falschen Reihenfolge durchgeführt: Ich hatte zuerst den Rock ausgestellt, indem ich die Abnäher zugedreht habe, und habe dann den oberen Teil des Bundes abgeschnitten, und den neuen Bund etwas tiefer platziert. Durch das Ausstellen als ersten Schritt war der Rock in der Hüfte aber so weit geworden, dass der tiefer gesetzte Bund nun an einer Stelle lag, an der er sehr viel zu weit für meinen tatsächlichen Körperumfang an dieser Stelle war. Wer also jemals einen Grundschnitt so abändern will, hier ist die richtige Reihenfolge: Bund oben in der gewünschten neuen Endhöhe quer abschneiden; Formbund ebenfalls in der gewünschten Höhe quer abtrennen. Abnäher im Bund ggf. zulegen. Rockteile jetzt ausstellen, indem die Abnäher zugelegt werden, unten aufschneiden, damit er zum Saum hin weiter wird. So passt das dann auch!

Ärgerlich war, dass ich neuen Jeans kaufen musste, weil sich in meinem bescheidenen Lager kein weiterer Stoff finden ließ, der meine Vorstellungen von Farbe (tiefdunkelblau) und Festigkeit (mindestens mittelfest, ohne Stretch) erfüllte. Aber da ich ihn nun direkt verarbeitet habe, wurde meinem Lager zumindest kein Neuzugang hinzugefügt, was auch schon ein Erfolg ist!

Die Ziernähte habe ich mit einem Gütermann-Quiltgarn abgesteppt. Mit normalem Nähgarn steppe ich die Ziernähte immer mit dem Dreifach-Geradstich, damit sie sichtbarer und plastischer sind; mit dem Quiltgarn habe ich es bei einem Geradstich in Länge 3,5 belassen. Die Oberfadenspannung musste ich auf 6 raufdrehen; als Unterfaden habe ich farblich passende Nähgarn verwendet; Nadelstärke 90. Ich hoffe, die Baumwolle überlebt die Belastung durch das Tragen, aber der Faden macht einen äusserst stabilen Eindruck.

Am Donnerstag Abend habe ich zugeschnitten, am Freitag Abend den Reißverschluss und die Hälfte der vorderen Taschen fertig gestellt. Gestern und heute folgte dann jeweils ein halber Tag konzentriertes Arbeiten, und jetzt ist er tatsächlich schon trage-fertig.

Das Muster auf den rückwärtigen Taschen habe ich durch googlen gefunden und mit einem Zierstich nachgemacht. Hier nochmal im Detail:

Durch meinen steil abfallenden Hüft“bogen“ rutscht er mir trotz allem etwas zu tief auf die Hüfte für meinen Geschmack. Im Sommer ist das bestimmt hilfreich; jetzt gerade hätte ich es gerne einen Tick höher. Ich trage meine Unterteile sonst auch nicht so hüftig; es fühlt sich sehr ungewohnt an. Ich habe noch Gürtelschlaufen zugeschnitten, die ich wohl auch noch aufnähen werde.

Mein Ziel, jeden Monat ein Teil zu nähen, habe ich damit auch in letzter Minute erfüllt. Wenn ich in dem Tempo weiter nähe, schaffe ich es, bis Jahresende sage und schreibe zehn weitere Stoffe aus meinem Vorrat abzubauen. Das ist noch nicht mal ein halbes Regalbrett. Am liebsten würde ich ein ganzes Brett leer nähen – mal sehen, wie die Bilanz zu Silvester aussieht!

Der Rock wurde heute am frühen Nachmittag fertig, und eine halbe Stunde später war ich dann schon bei schönstem Sonnenschein auf dem Weg zum Stoffmarkt Holland in Hamburg Alsterdorf. (Ohne den Rock, dafür war es mir zu kalt!) Als ich um drei Uhr dort ankam, hatten sich die großen Menschenmassen anscheinend schon verlaufen; es war immer noch voll, aber nicht das rücksichtslose, dichte Gedrängel, das man vor Mittag oft bei diesen Märkten antrifft. Sehr angenehm! Und das Angebot war immer noch groß genug; bis zum Schlusspfiff waren es ja noch zwei Stunden Zeit.

Ich brauche keinen Stoff, ich brauche keinen Stoff, ich brauche keinen Stoff… *murmel* Es gab einige ganz hübsche Stöffchen, aber da mein Regal aus allen Nähten platzt, bewahrte mich mein Mantra vor den größten Ausrutschern. Aber dann war es doch um mich geschehen, als ich den allerschönsten Stoff auf dem ganzen Markt erblickte:

Ist der nicht absolut göttlich?! An dem Fahrrad-Motiv führte einfach kein Weg vorbei!

Leider ist das Motiv wohl zu breit für mich, als dass ich es komplett auf einem Vorderteil unterbringen könnte, ohne dass es an Wirkung verliert. Mal sehen, wie es aussieht, wenn ich es mittig durchschneide; drückt mir die Daumen!

Weiter sind mir noch zwei Schablonen in die Einkaufstasche gehüpft (eine für mich, eine für einen ganz speziellen kleinen Jungen; ratet, welche) sowie eine Nähzeitschrift.

Anschließend habe ich mich noch mit zwei Hobbyschneider-Freundinnen auf einen gemütlichen Plausch getroffen und Ideen, Inspirationen und Informationen ausgetauscht; das war sehr schön!

So könnte jedes Wochenende sein!

Nähen, trennen, nähen, trennen, nähen, trennen… fertig!

Kaum ist der erste Monat des neues Jahres rum, habe ich auch schon ein neues Kleidungsstück fertig gestellt! 😉

Schnittquelle „Padova“, hier mit einem schwarzen Unterzieh-Shirt getragen

Für dieses Jahr habe ich mir verschärften Stoff-Abbau vorgenommen. Das ist gar nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Obwohl ich mehr Stoffe hier liegen habe, als ich mich traue, zu zählen, mehrere Burda-Jahrgänge und andere Zeitschriften sowie viele Einzelschnittmuster, habe ich immer wieder Probleme, Stoff und Schnitt zu matchen.

Ich hatte hier zum Beispiel einen Jersey liegen, den ich *rotwerd* schon im Jahr 2007 gekauft hatte. Ich hätte schwören können, dass ich den höchstens drei, vier Jahre hier liegen hatte, komisch!

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Stoff schon aus dem Regal gezogen und mir übergeworfen habe, in der Hoffnung, endlich die zündende Inspiration für einen Schnitt zu finden. Verschiedene Faktoren machten das schwierig: Ein schlichtes T-Shirt, z.B. nach Jalie 2012, war mir zu langweilig. Außerdem wollte ich gerne die Streifen interessant verarbeiten. Aber ich hatte nur einen Meter von dem Stoff gekauft (schwerer Fehler!), so dass alle Schnitte, die die Streifen gemischt oder schräg verarbeiteten, viel mehr Stoff benötigten, als mir zur Verfügung stand. Außerdem hatte der Stoff mit Grau, Schwarz und Silber zwar genau „meine“ Farben, aber mir fehlte trotzdem etwas der Kontrast; so für sich fand ich ihn dann doch zu trist. Gar nicht so einfach, alle diese Anforderungen unter einen Hut zu bringen; daher verlief meine Suche jahrelang im Sande.

Dann hatte ich mich neulich bei meinem Lieblings-Anbieter für Jersey-Schnitte, Schnittquelle, noch einmal auf eine intensive Suche begeben, und fand den Schnitt Padova, der mit einer Angabe von 1,35 m zumindest in die Nähe kam. Und durch geschicktes Auflegen kann man ja oft noch etwas sparen. Also bestellte ich mir den mal.

Beim Kopieren stellte ich dann fest, dass ich ihn im Originalzustand niemals aus meinem einen Meter heraus kriegen könnte, aber dann las ich die Angabe zur Gesamtlänge – 69 cm ist definitiv zu viel für mich! Nachdem ich den Schnitt um 10 cm in der Länge gekürzt und den Bundstreifen um 4 cm verschmälerte, hatte, ging es sich dann gerade so aus, aber wirklich haarscharf!

Das Nähen stellte mich dann vor unerwartete Herausforderungen. Neulich im Forum brachte mich ein Beitrag auf die Idee, außenliegende, abgesteppte Overlock-Nähte in Kontrastfarbe zu verwenden. Das war genau die richtige Idee, um den sportlichen Charakter des Schnitts zu betonen, und das Extra an Kontrast hinein zu bringen, das ich bei dem Stoff vermisste.

Das Nähen mit der Overlock war kein Problem, aber die Nähte dann von rechts abzusteppen, brachte mich bzw. die Nähmaschine, an die Grenzen. Mit dem Standard-Fuß und eingeschaltetem Obertransport – der mir sonst alles vom Teller zieht – funktionierte es wider Erwarten gar nicht. Ohne IDT ging es besser, aber auch nicht optimal. Mit dem Strickkanten-Fuss funktionierte es dann endlich; der hat eine Aussparung unter dem Fuß, in der die Nahtzugaben entlang laufen konnten, ohne den Transport zu behindern.

Das nächste Problem waren die Amausschnitte. Laut Anleitung sollte man einfach die Nahtzugabe nach innen klappen und absteppen. Diese Vorgehensweise stimmt mich grundsätzlich skeptisch, da das Umklappen einer Rundung nach innen nicht so gut funktioniert, obwohl es in Jersey natürlich noch eher geht als in einem nicht-elastischen Material. Speziell bei diesem Schnitt ist die Unterarm-Rundung auch sehr eng, so dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie man das faltenfrei absteppen können soll.

Ich habe mich dann nach mehreren Fehlversuchen für die einfache Version der aufwendigeren Schrägband-Einfassung entschieden: Schrägband rechts auf rechts aufnähen, umklappen, die Nahtzugaben vorher in der Rundung einschneiden, im Nahtschatten noch mal absteppen, überstehende Nahtzugabe des Schrägstreifens innen vorsichtig abschneiden.

Die letzte große Herausforderung war die Kapuze. Diese wird im Original mit einer französischen Naht/Rechts-Links-Naht genäht, und die Nahtzugabe wird nach innen geklappt und nochmals abgesteppt. In meinem Jersey wäre das zum einen zu dick geworden für meinen Geschmack, und das mehrfache Absteppen im schrägen Fadenlauf hätte die Kanten viel zu stark ausgedehnt. Das Teil war so! kurz davor, ein weiteres Ufo zu werden, aber ich wollte jetzt nicht mehr aufgeben. Nach tagelangem Nachdenken kam ich dann auf die einfache Idee, die außenliegenden Nahtzugaben – die erste links-auf-links-Naht hatte ich schon gemacht – mit einem Streifen Jersey abzudecken und den ebenfalls in Kontrastfarbe abzusteppen. Auch hier brauchte ich zwei Streifen und mehrere Anläufe, um endlich zu einem optisch und technisch zufriedenstellendem Ergebnis zu kommen, aber nun ist das Teil so weit, dass ich mich damit auf die Straße traue!

Selten habe ich den Nahttrenner so oft benutzt wie bei diesem Teil, und das dann noch in Jersey. Kein reines Vergnügen, aber mein Ehrgeiz, keine Ufos mehr zu produzieren, hat den Sieg davon getragen, hurra!