Sommerkleid, jetzt sofort

Ein paar Wochen vor so einem Urlaub denke ich immer, dass ich bis dahin ja noch jede Menge Zeit habe, um mir noch ein paar schöne Sachen für warmes Wetter zu nähen. In den folgenden Wochen komme ich dann entweder doch nicht dazu oder ich probiere mal eben schnell was aus und es geht völlig in die Hose. Bewährtes Muster, kenne ich. So auch diesmal.

Ziemlich gefrustet habe ich also eine Woche vorher sämtliche Pläne, mir „noch schnell“ etwas zu nähen, ad acta gelegt und beschlossen, dass ich nun eben mit dem auskommen muss, was ich habe – use what you have in action!

Tja, und dann bin ich auf diesen Schnitt gestoßen, der mich so angefixt hat, dass ich doch tatsächlich fünf Tage vor dem Urlaub noch einen meiner Lieblingsstoffe angeschnitten habe!

Ich hatte mir in den Tagen vorher einige Schnitte für Jerseykleider angeschaut und versucht, einen passenden Stoff dazu aus meinem Fundus finden. Dummerweise habe ich diese geldbeutel-schonende Angewohnheit, mir von einem schönen Jersey oft nur einen Meter zu kaufen, wenn ich vorher noch nicht weiß, was ich daraus machen möchte. (Muss ich mir dringend abgewöhnen!)

Beim Stöbern bin ich auf diesen Schnitt für ein Trägerkleid gestoßen: Coco von Pattydoo. Die Pattydoo-Schnitte hatte ich mir schon einmal angeschaut, hatte aber bislang noch keinen davon gekauft und genäht. Ich habe mir also den Schnitt mit allen Informationen dazu genauer angeschaut und war insgesamt sehr angetan. Es gibt eine technische Zeichnung und sehr gute Fotos der fertigen Modelle. Der Schnitt hat mehrere Varianten und  ich war sehr überrascht über den extrem günstigen Preis: Neun mögliche Schnitte für drei Euro! Und alle gefallen mir.

Dann habe ich mir die Videoanleitung angesehen und war auch hier sehr angetan von der professionellen Präsentation und Machart, die keine Fragen offen ließ.

Also bin ich das Risiko eingegangen, habe den Schnitt gekauft und noch am gleichen Tag losgelegt. Und da der einzige Stoff, der mengenmäßig dafür ausreichte, einer meiner bislang gehüteten Lieblingsstoffe war, ging ich mit klopfendem Herzen auch dieses Risiko ein!

Mein einziger Minuspunkt ist, dass es nur A4-Versionen der Schnitte gibt, kein A0-Format. Aber auch hier wurde ich letztendlich positiv überrascht, weil jedes Schnitt-Teil einen eigenen Abschnitt beim Zusammenkleben bekommt. Das erhöht zwar den Papierverbrauch insgesamt, führt aber zu weniger Versatz und Mühe beim Kleben, weil man nicht mit einer riesigen „Papierwüste“ hantieren muss. Like!

Wie immer habe ich mir die Schnitt-Teile dann auf die extra starke Maler-Abdeckfolie kopiert. Das Oberteil habe ich mit einem engen Top von mir verglichen. Dass die Seitennähte überhaupt nicht tailliert sind, irritierte mich, und es ist etwas weiter als ich meine Tops sonst trage, aber ich beschloss, es erst einmal mit dem Original zu versuchen, weil ich die Seitennähte nach der ersten Anprobe immer noch würde ändern können. Außerdem habe ich damit gerechnet, dass die Taillierung durch das Gummiband entsteht und dass der lange, schwere Rockteil und die verdrehten Träger noch dafür sorgen, dass es insgesamt etwas enger wird beim Tragen.

Die Videoanleitung war sehr hilfreich beim Nähen, um die sauberen, innenliegenden Nähte hinzubekommen. Weil das Oberteil gefüttert ist, ist auch der V-Ausschnitt hier sehr einfach zu nähen, und mit einer laut Anleitung vorgenommenen Verstärkung durch  Vlieseline und Bügeln – hach! <3 – wird das ganze super sauber und sollte auch von einer Anfängerin gut nachzumachen sein – sogar mit der normalen Nähmaschine. Auch ist die Anleitung insgesamt sehr ausführlich, professionell und liebevoll gemacht. Ich selbst drucke mir diesen Teil inzwischen nur noch selten aus, und habe statt dessen mein iPad auf dem Nähtisch stehen; sehr praktisch, auch für das Video.

Auch beim Einkräuseln des Rockteils habe ich mich an die Anleitung gehalten, und obwohl das für meine Begriffe der schwierigste, jedenfalls der aufwendigste Teil ist, war das alles innerhalb einer Stunde erledigt. Dann noch den Saum umbügeln, covern, ein paar Fäden vernähen, und zack, noch vor dem Mittagessen hatte ich mir ein neues Kleid genäht, das direkt in den Urlaubskoffer wanderte. Freu!

Was die Passform angeht, hatte ich recht; die Taillierung durch das Gummiband reicht so gerade aus, sogar für mein Hohlkreuz. Allerdings musste ich das Gummiband beim Annähen maximal dehnen; das war ziemlich anstrengend für die Finger.

Insgesamt sitzt es etwas loser als viele andere Sachen, die ich so nähe (in der Regel sehr körpernah), aber für einen warmen Sommertag ist so etwas ja auch gewünscht. Das Oberteil liegt aber gut an unter den Ärmeln; ich hatte Befürchtungen, dass es dort zu weit wäre, ist es aber überhaupt nicht.

Die einzige Änderung, die ich letztendlich vorgenommen habe: Ich habe das Rockteil erst mit 5 cm Abstand zu den Seitennähten eingekräuselt, damit es seitlich nicht so aufträgt; der Spiegel sagt, das war eine gute Entscheidung. Die gedrehten Träger bilden eine Art Abnäher und sind auch durch den Kontraststoff ein sehr schöner Hingucker. Mein schwarzer Innen-Stoff ist hier dezent, aber beim nächsten Mal werde ich mit dem Kontraststoff wohl etwas experimentierfreudiger sein. Denn ein nächstes Mal wird es auf jeden Fall geben!

Ich plane, auch die beiden anderen Oberteil-Varianten zu machen; besonders die Version mit den geflochtenen Trägern reizt mich noch. Nach dem ersten Trage-Test im Urlaub werde ich wohl das Rockteil für die nächsten Versionen etwas schmaler zuschneiden. Der Viskose-Jersey zieht spürbar runter und der eingenähte Gummi ist mir noch einen Tick zu lose. Vielleicht mache ich statt der Kräuselung auch eingelegte Falten, mal sehen. Und das Oberteil kann man etwas verlängert auch solo nähen, als Top ohne Rock. Noch mehr bang for the buck.

Insgesamt bin ich gerade extrem glücklich über das gelungene Kleid, den schönen Vormittag, bei dem alles lief wie am Schnürchen, und fast noch wichtiger: Ich bin wieder versöhnt mit dem Nähen. Von mir gibt es daher eine uneingeschränkte Empfehlung für Pattydoo!

Erfolgserlebnis!

Ein kleiner Zwischenstand am nächsten Feiertag – mein erster Meterware-Reißverschluss! 🙂

Auf dem letzten Nähtreffen, das ich besucht hatte, hatte Sabine (?) mir das Auffädeln von den Schiebern gezeigt. Das kam mir gerade recht für mein nächstes Projekt, eine neue Handtasche. Die letzte, die ich mir genäht hatte, zeigt deutliche Verschleiss-Erscheinungen. Zu meiner Schande fällt mir gerade auf, dass ich die wohl weder hier in meinem blog noch auf meiner Website gezeigt hatte; das muss ich wohl mal rekonstruieren und nachholen!

Der Stoff ist ein Deko-/Vorhangstoff von Mahler Stoffe; Futterstoffe aus dem Bestand und die passenden Kurzwaren habe ich von der Macherin des Schnittmusters, Dany von Machwerk, bestellt. Das meiste ist also neu gekauft; so richtig zum UWYH zählt das vielleicht nicht, oder was meint ihr?

Alleine das Zuschneiden  hat mich mehrere Stunden gekostet; zum einen sind es sehr viele Teile, zum anderen hat der Stoff ein Muster, das ich möglichst passgenau über die komplette Tasche fortführen wollte. Auf dem Foto oben sieht es aus, als ob da ein Versatz wäre, aber das betrifft irgendwie nur die eine Hälfte der Muster-Linien; die andere Hälfte ist kongruent. Seltsam. Ich könnte jetzt noch mal mit dem Schieber rumspielen, aber ich befürchte, dass ich es damit nur noch verschlimmbessern würde. Vielleicht, wenn ich einen mutigen Moment habe…

In der Zwischenzeit war ich auch nicht ganz untätig; ich habe drei Sport-Bustiers genäht und auch schon probegetragen; da steht also noch ein Bericht aus, den ich demnächst nachliefern werde. Und eine kurze Hose für den Sommer trage ich gerade als Probeteil, und einen Rock habe ich auch schon in der Pipeline.

Nachtrag: Habe den Stier bei den Hörnern gepackt und noch ein paar Mal neu gefädelt. Jetzt ist es nahezu perfekt, hurra! 😀

Dreieinhalb Jahre später…

Hier mal wieder ein Beitrag aus der Reihe „erfolgreiches Prokrastinieren leichtgemacht“.

Aus diesem schönen Stoff hatte ich mir bereits einen Monat nach dem Kauf im September 2014 eine sehr schöne Handtasche gemacht, die ich die letzten drei Jahre benutzt habe. Bereits beim Kauf hatte ich die Idee, daraus auch Tischsets zu machen, weswegen ich direkt genug davon gekauft hatte.

Irgendwie kam ich aber nie dazu, und die Einzelteile des Projekts hatten jahrelang ihren festen Platz unter meiner Schlafcouch im Nähzimmer, wo ich sie bei jeder Aufräum-Aktion hervor zog und direkt danach wieder genau dorthin wegräumte. Etwas anderes war immer wichtiger.

Aus Gründen, die mir selbst noch nicht ganz klar sind, bin ich aber seit einiger Zeit dabei, die diversen Stapel von Zeug, die sich in meinem Zimmer gebildet haben, wegzuräumen. Ich meine, ich weiß schon, warum ich sie abarbeite – nehmen Platz weg, müssen ja mal fertig werden, sieht nicht schön aus, steht/liegt im Weg, belasten mich psychisch. Aber warum ich gerade jetzt die nötige Energie aufbringe, all das, was ich mir seit Jahren vorgenommen habe, endlich in die Tat umzusetzen, ist mir selbst nicht so ganz klar. Vielleicht liegt es an dem Eisen, was ich seit einiger Zeit als Nahrungsergänzung zu mir nehme, das mir mehr Energie verleiht?

Wie auch immer, ich habe bereits einige Flickarbeiten fertig gestellt – yay!, und jetzt waren diese Tischsets dran. Die hatten noch nicht einmal den Status eines Ufos, weil der Stapel nur aus dem Stoff und Vlieseline bestand, mehr nicht. Ich habe dann noch einen Rückseiten-Stoff in meinem Bestand gefunden, und ein paar Meter Schrägband gekauft. Und wie das immer so ist, nach kaum drei Nachmittagen konzentrierter Arbeit sind die Teile fertig – und ich frage mich wieder mal, warum ich dafür so lange gebraucht habe.

Sehnsucht nach dem Sommer

Der Sommer in Hamburg ist dieses Jahr ja größtenteils ausgefallen (wieder mal). Trotzdem stelle ich an den wenigen warmen Tagen immer wieder fest, dass mir für sommerliche Temperaturen die richtige (bürotaugliche) Kleidung fehlt.

Leichte Blusenstoffe habe ich hier sogar einige auf Halde liegen, aber einen schönen Schnitt zu finden, der zum Stoff passt, finde ich gar nicht so einfach. Immer wieder nehme ich so einen Stoff aus dem Regal, halte ihn mir vor dem Spiegel an und versuche, mir vorzustellen, wie der richtige Schnitt dafür aussehen müsste. Immer wieder blättere ich meine Sammlung an Schnittmuster-Zeitschriften auf der Suche nach Inspirationen durch, ohne rechtes Ergebnis. Bei manchen Stoffen suche ich schon jahrelang…

Beim Durchblättern eines Burda-Jahrgangs, den ich verkaufen wollte, stieß ich dann neulich auf einen Blusenschnitt, den ich mir gut in einem meiner Stoffe vorstellen konnte. Das Wetter machte nicht gerade Lust auf Sommer-Kleidung, aber ich weiß ja, dass ich spätestens nächstes Jahr wieder vor dem Problem stehen werde, und dann wäre es doch super praktisch, wenn ich nur in den Schrank greifen und mir ein passendes Teil rausziehen kann. Und nicht dann erst anfange, wieder nach passenden Schnitten zu suchen. Denn das Jahr ist ja immer so schnell vorüber… 😉

Der Schnitt ist BurdaStyle # 114 aus der Ausgabe 2/2011. Die Einzelbilder sind für die alten Ausgaben auf der neuen Seite leider noch nicht verfügbar; in dieser Schnittübersicht ist es Bild Nr. 39, in neongelb. Hier die technische Zeichnung dazu:

So ein gelber Stoff hätte mir ja auch sehr gut gefallen, aber ich will ja hauptsächlich verwenden, was ich schon habe. Darum wurde es ein gut abgelagerter Batist, den ich 2009 bei der Wollweberei Nietzel gekauft hatte. Das Teil qualifiziert sich daher locker für mein ewig währendes Use what you have-Projekt!

Die Passe und die Ärmel-Einfass-Streifen habe ich mit hautfarbener Vlieseline gedoppelt, um den nötigen Stand zu erreichen. Das war in dem Fall nicht die beste Idee, denn dadurch schimmert es an den ausgebrannten Stellen im Muster etwas gelblich durch, was nicht zu dem Türkis passt. (Das hautfarbene erscheint im Kontrast mit dem Türkis gelblicher, als es eigentlich ist.) Da wäre Weiß ausnahmsweise doch mal die bessere Wahl gewesen, aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern, und beim Tragen – wenn sowieso ein hautfarbener Körper drin steckt 😉 – fällt das hoffentlich nicht mehr so auf.

Das Ansetzen der Bänder an den Armausschnitten ist ein bisschen tricky; hier muss man sehr sorgfältig und millimetergenau arbeiten, damit es keine Zugfalten oder Löcher gibt. Bei dem einen Ärmel ist mir das gut gelungen; bei dem andern nicht ganz so, da musste ich korrigieren, aber das ist ja meistens so. (Komisch, eigentlich.)

Die Passe, die eingelegten Fältchen in der Schulter und die aufgesteppte Känguru-Tasche machen den schlichten Blusenschnitt interessant; der Batist mit seinem leichten Stand und der Gummizug in der Taille sorgen für etwas Abstand vom Körper, so dass es hoffentlich ein luftig zu tragendes Teilchen für den Sommer wird – wann immer der auch kommt. 😉

Kosmetiktasche

Meine etwas größere Kosmetik-Tasche hatte sich nach einigen Jahren der Benutzung wiederum als zu klein herausgestellt. Nicht, weil ich so viel Kosmetik bräuchte – ich verwende fast nie welche – sondern, weil die üblichen Zahnbürsten etwas zu groß sind, um bequem hinein zu passen.

Also habe ich mich auf die Suche nach einer neuen Version gemacht. Vor einigen Monaten hatte ich bei einem Trip ins Ruhrgebiet einen schönen Korkstoff bei ZiCnZaC gekauft. (Sehr schöner Laden übrigens, mit einem sehr breiten Sortiment. So einen sollte es in jeder Stadt geben!)

Da ich nicht sicher bin, wie Korkstoff langfristig auf Feuchtigkeit reagiert, habe ich entschieden, den unteren Teil der Tasche aus einem Rest Leder zu arbeiten, das ich noch hier hatte. Leder wird zwar fleckig von Wasser und Öl (wie man auf der linken Seite bereits sieht), aber ich mag die Patina durch die Benutzung. Und als kleine Verzierung ist mir noch ein niedliches, farblich passendes Band von Kafka in die Hände gefallen:

Das Innenleben aus diversen Resten von wasserfesten Stoffen sieht genauso aus wie bei der ersten Version; zwei Netztaschen auf der einen Seite; zwei flache Taschen übereinander für Pröbchen auf der anderen Seite. (Diese kleinen Körperpflege-Proben, die man in der Apotheke, im Reformhaus, aus Frauenzeitschriften oder direkt beim Hersteller bekommt, finde ich immer sehr nützlich für Kurz-Trips.)

Bei der ersten Tasche hatte meine Unachtsamkeit mir ja einen Riß im Oberstoff eingebracht, den ich mit meinem Label elegant überdecken konnte. Bei dieser zweiten Version war es dann ein Riß im Innenfutter…

Weil mir das erst nach dem Zusammennähen der Innentasche aufgefallen ist, wo es unmöglich gewesen wäre, das noch mit der Maschine zu flicken, und ich keine Lust auf aufwendige Handarbeit für diesen glücklicherweise kleinen Riß hatte, habe ich einfach die sehr quicke und sehr dirty-Lösung angewendet: Duct Tape. McGyver-Stil sozusagen. Aufgeklebt auf die linke/äußere Seite des Innenfutters, die nach dem Verstürzen mit dem Oberstoff nicht mehr zu sehen sein wird:

Hält, ist wasserdicht, funktioniert wunderbar. Ich habe gerade noch mal einen scharfen Blick in den Innenteil der Tasche geworfen, und habe die Stelle noch nicht einmal wiedergefunden; der Riß oder eher Schnitt war so glatt, dass das Verkleben von links es so gut wie unsichtbar „repariert“ hat.

Der Korkstoff selbst ließ sich einwandfrei nähen; ich brauchte noch nicht einmal den Teflonfuß oder andere Hilfsmittel dazu.

Er ist einzig ein wenig steif und nicht ganz so dünn; die Stellen neben dem Reißverschluss sind beim Wenden nicht so schön geworden wie das Vorbild in der HandmadeKultur-Anleitung aus dünnem Stoff. Aber das kann ich verschmerzen.

Die Tasche ist jetzt seit Mitte Mai schon mehrmals im Einsatz gewesen und hat sich sehr bewährt. Sie ist ca. 3 cm länger als die erste Version, 2 cm höher und auch einen cm tiefer, so dass kleine Fläschchen mit Shampoo, Duschgel etc. darin mehr Platz haben.

Die „Rückseite“ sieht so aus:

Kurz und schnell, Maschine + Rock

Ich gehöre ja nicht zu den Menschen, die schnell entschlossen durchs Leben gehen. Schon seit Jahren hatte ich überlegt, meine Janome Cover, mit der ich irgendwie nie richtig warm geworden bin, gegen etwas anderes einzutauschen.

Eigentlich hätte ich nämlich schon damals, in 2009, lieber eine babylock gehabt, hatte mich aber aus Vernunftgründen dagegen entschieden – aus finanzieller Vernunft. Aber so richtig aus dem Kopf gegangen ist mir die babylock die ganzen Jahre nicht und ich bin immer wieder online darum herum geschlichen…

Neulich kamen dann zwei Dinge zusammen; zum einen fühlte ich finanziell eine gewisse Sicherheit und zum anderen schrieb mir eine Freundin, dass sie jetzt in einem Nähmaschinen-Laden arbeitet. (Wie cool ist das denn?!) Bei meinem Besuch dort habe ich dann auch noch ein ausführliches Gespräch mit dem Besitzer geführt, und dann anscheinend spontan, innerlich aber mit jahrelanger Vorarbeit, die BLCS mitgenommen. Und was soll ich sagen, ich habe es nicht bereut! 🙂

Ich hatte auch lange überlegt, ob es eine Kombi-Maschine sein soll, oder eine mit schicken Ziernähten noch dazu, aber ich bin mit meiner Bernina 800 Overlock sehr zufrieden. Und ich bin nicht so der Typ für Verzierungen. Deswegen ist es jetzt dieses Arbeitstier geworden. Platz für zwei – also drei Maschinen insgesamt, mit der normalen Nähmaschine – habe ich gsd genug, und das „spart“ das Umbauen (wobei ich noch nie Scheu vor dem Neu-Einfädeln hatte).

Im direkten Vergleich mit der Janome musste ich mich natürlich ein wenig umgewöhnen. Das Einfädeln mit dem Jet-Air-System ist sehr anders – Knopf drücken, Rad drehen, Hebel stellen. Viel mehr Handgriffe als bei der Janome, die ja wirklich extrem einfach einzufädeln ist.

Dass der Freiarm fehlt, kann ich verschmerzen; ich nähe hauptsächlich Kleidung für mich, da sind die Säume weit genug. Und bei den Kindersachen habe ich auch bei der Janome schon lieber den Nähfuß als „Freiarm“ verwendet, also auf der Innenseite des Saums genäht.

Der Nähfuß selbst ist dafür angenehm kurz und übersichtlich. Bei der Janome hatte ich mir sofort den Klarsichtfuß gekauft; hier hatte ich noch gar nicht das Bedürfnis nach einem anderen Fuß, weil er kleiner ist und die Markierungen sowohl am Fuß als auch auf der Stichplatte und der Maschine sehr gut nutzbar sind. – Bei der Janome hatte ich mir die meist-gebrauchten Abstände auf Tesafilm mit Textmarker markiert, das ist hier nicht mehr nötig.

Der Durchlass ist sehr viel kleiner, aber auch hier: Für einen handelsüblichen Saum, und dafür habe ich sie gekauft, wird das wohl ausreichen.

Sehr praktisch finde ich das kleine Zubehör-Fach unter den rechten Garnrollen-Haltern, für Pinzette, Schraubendreher und Nadelhalter, das ich trotz gründlichem Studium der Bedienungsanleitung – ja, der Typ bin ich – eher durch Zufall gefunden habe. 😀

Heute habe ich dann noch einen anderen alten Zopf abgeschnitten:

Vor inzwischen zehn Jahren – huch! – hatte ich mir einen langen Rock mit einem auffälligen schwarz-weißen Muster genäht:

Dummerweise hatte ich den aber, nach dem ersten Sommer, so gut wie nie mehr getragen. Trotzdem hat er es geschafft, meine Ausmist-Aktionen immer zu überstehen, weil er fast perfekt passt (er beruht auf meinem Maßschnitt aus dem Konstruktions-Kurs) und weil ich ihn eigentlich gerne mochte. Und ich nehme mir ja ständig vor, mehr Röcke zu tragen.

Aber so ein langer Rock ist nicht die beste Wahl bei meiner „Größe“ von 1,64 m, und zum Radfahren, was ich im Sommer auf dem Weg zur Arbeit ja sehr oft mache, auch irgendwie unpraktisch. (Ja, ich weiß, dass einige Leute damit kein Problem haben. Ich mag es aber trotzdem nicht. Punkt.)

Auch hier hatte ich schon sehr lange mit dem Gedanken gespielt, den vielleicht zu kürzen. Und da ich gerade die Cover hier fertig eingefädelt mit weißem Garn stehen habe und der Sommer endlich auch hier angekommen ist, habe ich den gerade mal abgesteckt und neu gesäumt. Jetzt bin ich sehr zufrieden damit und das Muster endet auch an einer guten Stelle, glücklicherweise:

Ich hoffe, in der Form wird er jetzt häufiger getragen. Wenn nicht, kommt er doch mal weg… 😉

Der Rock ist übrigens aus einem Stück Stoff und hat nur in der hinteren Mitte eine Naht; außerdem zwei längere Abnäher an den Seiten und je zwei kurze vorne und hinten.

Nähtugenden

Heute wird´s mal ein bisschen philosophisch…

Man kann, sofern man das möchte, aus allen Dingen Nutzen ziehen und etwas daran lernen. Auch das Nähen kann einem einige Dinge vermitteln, die ich mal als Tugenden bezeichnen will. Spontan fallen mir ein:

– Geduld. Wer schon einmal eine schwarze Dreifach-Naht in schwarzem Stoff getrennt hat,  den vermurksten Halsauschnitt zum vierten Mal steppt, oder zweimal hintereinander die Hosenbeine falsch zusammengenäht hat, weiß, was ich meine.

– Sorgfalt. Oft eine „Spätfolge“ aus häufig wiederkehrenden Fehlern. Um diese in Zukunft zu vermeiden, kann es hilfreich sein, sich eine sorgfältige(re) Arbeitsweise anzugewöhnen und alles zweimal zu kontrollieren, bevor man zu Nadel oder Schere greift. – Entweder das… oder man ist geduldig. 😉

– Mut. Scheinbar konträr zu Sorgfalt, oder? Damit meine ich den Mut, sich an neue Projekte zu wagen, die auf den ersten Blick die eigenen Fähigkeiten zu übersteigen scheinen. Manche Dinge sind gar nicht so schwierig, wie sie aussehen. Den Mut, ungewöhnliche Ideen umzusetzen, die man bisher so noch nicht gesehen hat. – Manche Dinge sind allerdings aus gutem Grund nicht zu sehen… 😉

– Demut. Zu erkennen, wie blöd man selbst sein kann, wenn man zweimal hintereinander die Hosenbeine falsch herum aneinander genäht hat, kann sehr heilsam sein. Vor allem, wenn man sich gerade darüber wundert, wie andere Leute vor Ehrfurcht erzittern vor Dingen, die man selbst scheinbar mühelos hinbekommt. Sehr toleranz-fördernd. Wir haben alle mal klein angefangen, und jeder hat seine persönlichen Hürden zu nehmen. Dem einen fällt dieses schwer, dem anderen jenes. Und man weiß vorher selbst nicht, was einem leicht fällt und was nicht – oder auch, woran man scheitert – ehe man es nicht versucht hat.

– Wissensdurst, oder schlicht Neugier. Gibt es noch andere Wege als den, den ich kenne? Gibt es noch andere Sachen, als die, die ich mache? Gerade im handwerklichen und künstlerischen Bereich kann man soviel von anderen Menschen lernen. Sei es aus Büchern, im persönlichen Kontakt, oder eben hier im Internet. Es gibt unzählige Inspirationsquellen und so viele hilfsbereite Menschen, die gerne ihr Wissen weitergeben. Fragen kostet nichts. – Erstmal im Forum suchen, ob andere die gleiche Frage schon einmal gestellt haben, allerdings auch nicht. 😉

Und hier noch ein schöner Ausschnitt aus einem aktuellen Artikel zum Thema: Warum sind unsere Wochenenden so verpfuscht?

„Der Soziologe Robert Stebbins bezeichnet “ernsthafte Muße“-Aktivitäten als die erfüllendsten: Beschäftigungen, die eine andauernde Verfeinerung von tatsächlich gelernten Fähigkeiten erfordern. Hobbies [hier: nicht Fernsehen oder Shoppen, Anm. d. Übers.] sind auf dem absteigenden Ast, aber ein Hobby ist genau die Art von Beschäftigung, die dem Wochenende einen Mehrwert gibt. Briefmarkensammler und andere Steckenpferd-Reiter mögen uncool wirken, aber sie wissen um die Wohltat, die es bringt, völlig in einer Aktivität zu versinken und die Zeit zu vergessen – diesen verjüngenden Flow-Zustand.“

Quelle: https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2017/may/06/who-killed-the-weekend (Übersetzung von mir)

In diesem Sinne wünsche ich allen noch ein erfüllendes Wochenende. Tue, was Du willst.

So mag ich Polenta!

Meine dritt-liebste Online-Quelle für Rezepte ist die Brigitte-Website; neben Chefkoch und der ZEIT. Auf der Suche nach einem leckeren Abendessen habe ich heute diesen Polenta-Gemüse-Auflauf ausprobiert.

Neben roter Paprika, Erbsen und Bohnen (letztere laut Rezept TK; bei mir waren die Bohnen frisch) kommt eigentlich noch Blumenkohl drauf, und Zucchini. Blumenkohl mag ich nicht so, und Zucchini hatte mein Supermarkt nicht, also blieb es bei diesen drei.

Außerdem habe ich die Menge halbiert auf sechs Stücke; das füllte bei mir eine Auflauf-Form in der Größe 17 x 26 cm. Wir sind ja nur zu zweit.

Das Gemüse wird jeweils einzeln kurz blanchiert; das dauert nicht lange und erhält den Geschmack der einzelnen Sorten besser. (Ähnliches hatte ich letztes Jahr bei einem Ratatouille-Rezept gemacht; das war etwas aufwendiger, aber der Geschmack war unvergleichlich viel differenzierter, als wenn man alles von Anfang an zusammen schmort.)

Der Guss besteht aus Eiern, saurer Sahne, geriebenem Käse – wieder mal Greyerzer, use what you have – und, Überraschung, einem TL süßem Senf. Ich war skeptisch, aber es war tatsächlich sehr lecker.

Die Polenta wird in Milch und Gemüsebrühe eingerührt und mit frischem Basilikum und Knoblauch abgeschmeckt.

Wenn die drei Bestandteile  vorbereitet sind, wird geschichtet: Polenta in einer Fettpfanne oder Auflauf-Form ausstreichen, Gemüse drüber, Guss druff. Das Ganze dann für ca. 25 Minuten bei 180 Grad in den vorgeheizten Backofen. Sobald der Guss gestockt ist, ist der herzhafte Flan fertig.

 

Ich bin sonst kein Fan von Polenta; zu oft entsteht dabei so eine Art geschmacklicher Fensterkitt-Effekt – man kaut ewig auf dem faden, pappigen Zeug herum und dann liegt es einem wie Blei im Magen. Aber hier ist die Polenta-Schicht eher dünn und der Knoblauch gibt einen schön scharfen Kontrast. Wobei meine Knoblauchzehe die doppelte Größe hatte, also nicht ausgerechnet daran sparen! In der Kombination der cremigen, leicht würzigen Polenta und dem Guss mit dem noch leicht knackigen Gemüse schmeckt das tatsächlich mal – gut. Es wird keines meiner Lieblings-Rezepte, aber wenn der GöGa sich mal wieder Polenta wünschen sollte, die er, aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen, sehr gerne isst, steht das definitiv ganz oben auf der Liste.

Schnelle Schale

Kaum zwei Wochen ist das neue Jahr alt, und schon ist ein erstes Projekt fertig!

Es ist klein, aber es stecken einige Stunden Arbeit darin. Ich habe es endlich geschafft, die Reste der Filzwolle von den Puschen, die ich vor zwei Jahren gemacht habe, zu verarbeiten. Die Puschen sind lange Geschichte – die Filzsohle hält leider nicht lange – aber die Reste lagen die ganze Zeit hier herum. Ich hatte schon einmal einen Anlauf gemacht, daraus eine Schale zu machen, war aber aus irgendeinem Grund nicht zum Ende gekommen.

Gestern habe ich mir noch einmal die Anleitungen für gefilzte Schalen bei Ravelry angesehen und mir zwei ausgedruckt, die ich für machbar hielt: Die Nesting Bowls und den Tiny Cauldron.

Erstere werden von unten nach oben gestrickt, letzterer von oben nach unten. Da ich meine vorhandene Filzwolle in blau und grün komplett aufbrauchen wollte, habe ich unten angefangen und mich an die Anleitung der bowls gehalten, bis das Garn fast komplett verbraucht war. Dann habe ich in der letzten Reihe die Maschen reduziert, indem ich 2 rechts und dann 2 zusammen gestrickt habe, um den Rand ein wenig nach innen zu formen. Durch das glatt rechts gestrickte hat sich der Rand selbst ein wenig nach außen aufgerollt, was sich auch beim Filzen in der Waschmaschine schon recht gut ausgeformt hat; ich musste nur noch wenig nachhelfen.

Das Stricken selbst fand ich recht anstrengend; das dicke, nicht-dehnbare Garn und die dicken, langen Nadeln des Strickspiels, die mir ständig im Weg waren, waren anstrengend zu verarbeiten. Einen Teil musste ich wieder aufmachen, weil die Höhe im Verhältnis zur Breite nicht stimmte, und dann habe ich noch ein paar Reihen großes Perlmuster eingearbeitet, um ein wenig Abwechslung von dem öden glatt rechts zu haben. Linke Maschen auf diesem dicken Strickspiel waren allerdings noch anstrengender; das war wirklich keine Freude.

Ich war froh, als ich alles verstrickt hatte – ich hatte 40 cm Garn übrig nach dem Abketten! Nach ca. vier Stunden war es soweit, dass ich die Fäden vernähen und das Ganze in die Waschmaschine geben konnte. Ein Vollwaschgang, mit nur 40 Grad, und drei Tennisbälle haben im Zusammenspiel ein sehr schönes Ergebnis erzielt. Gerade trocknet das Ganze in Form auf einer Plastikschüssel.

Wenn bloß meine nächsten Projekte auch in vier Stunden fertig wären! Aber das ist doch mal ein guter Anfang für das Jahr! 🙂

Die kompletten Infos über das Projekt, die verwendeten Strickmuster und Garne findet ihr wie immer bei Stricksachen in meinem Ravelry-Projekt.