Schlicht und schnell

Ein schnelles Erfolgserlebnis für Zwischendurch: Ein zweites Schlafshirt nach dem bereits bewährten Schnitt # 113 aus der Burda Dezember 2008 (damals, als sie noch Burda Modemagazin hieß).

Der Stoff, ein bedruckter Viskose-Jersey der dünneren Sorte, ist jetzt auch schon gut vier Jahre abgehangen und nun endlich verarbeitet. Damit zählt dieses Projekt unbedingt zum UWYH mit!

Mit den Raglanärmeln lässt sich das Modell schnell zusammen nähen. Aufwendiger war dann nur die Einfassung des Halsausschnitts mit einem Dessousgummi mit Herzchen (ebenfalls aus dem Bestand) und das Einfassen des geschlitzten Saums mit einem Streifen aus dem Oberstoff. Hier ein Detailfoto des Einfassgummis; ist das nicht süß mit den Herzchen?

Der Stoff ist sehr weich und etwas dünner als die meisten meiner anderen Viskose-Jerseys. Zum Tragen als Nachthemd sehr gut geeignet, zum Vernähen etwas fuddelig. Die eingelegten Falten am Halsausschnitt sind mir trotz vorherigen Fixierens mit einem Steppstich beim Einfassen etwas weggerutscht auf einer Seite. Da werde ich das nächste Mal auch während des Nähens mit Tesafilm arbeiten, wenn ich dran denke. Aber für ein Nachthemd reichte mir das quick and dirty wieder mal völlig aus.

Der Jersey war etwas (mehr) verzogen, und das Druckmuster der Schmetterlinge läuft nicht genau senkrecht zu den feinen, schwarz-weißen Querstreifen, sondern leicht schräg, was das Zuschneiden zu einem ziemlichen Nervenkrieg gemacht hat. Außerdem gab es in der Nähe des oberen Rands ein zwei handbreit großes, ausgestanztes Loch im Stoff; anscheinend hatte sich dort jemand ein paar Schmetterlinge herausgeschnitten. Die Verkäuferin war etwas überrascht beim Abrollen und hatte mir den Verschnitt kostenfrei dazu gegeben. Wegen all dieser Hindernisse habe ich jedenfalls kaum noch etwas übrig von den gut anderthalb Metern; vielleicht reicht es noch für ein Vorderteil im Mustermix, mal sehen.

Nun ist ein weiterer Vorrat erfolgreich und tragbar verarbeitet; das finde ich gut! 🙂

Pariser Hirsch

Da ich mit meinen Näh-Plänen für nützliche Kleidung sowieso seit Jahren hoffnungslos im Rückstand bin – Hosen! Blusen! – hatte ich mir vor, ähem, zwei Jahren den Spaß gegönnt, etwas völlig Sinnbefreites zu nähen.

Seit ich den vor nunmehr vier sechs Jahren im Burda Magazin gesehen hatte, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ist ja sonst nicht so meins, so Deko, aber das war einfach zu abgefahren!

burdastyle.de – Hits für Kids 4/2009
(zweites Bild)

Ich wusste auch schon, welchen Stoff ich dafür verwenden wollte, nämlich einen rot-weiß-karierten Vichy, den ich im Vorjahr in Paris erstanden hatte. Ich liebe dieses Dekor, aber der Stoff selbst stellte sich nach dem Waschen als etwas rauher und knitteriger heraus, als ich es für Kleidung bevorzuge. Für Deko ist das ja aber egal.

Das Nähen und Ausstopfen war nicht weiter problematisch. (Übrigens ganz erstaunlich, wieviel Füllwatte und Stoffreste so ein Teil fressen kann!)

Die erste größere Hürde waren die beiden Geweihstangen. Wie bekommt man die dazu, in der gewünschten Position abzustehen? Nur fest stopfen und annähen brachte jedenfalls kein brauchbares Ergebnis. Dann habe ich im Baumarkt nach einer dünnen, festen Metallstange gesucht, aber die waren entweder zu dünn-drahtig um ausreichend Stand zu bringen, oder so stabil-dick, dass sie sich zumindest nachträglich nicht mehr in die Geweihe bugsieren lassen wollten.

Ich habe dann zu den langen Schaschlik-Stäben aus Holz gegriffen. Die wollte ich eigentlich nicht verwenden, weil das zu leicht abbrechen kann, aber das war das einzige Material, was sich noch nachträglich in die Füllwatte bohren ließ.

Für die hübschen braunen Augen habe ich etwas länger gesucht, bis ich auf die schönen Glasaugen aus dem Teddybär-Bastelbedarf gestoßen bin. Etwas teurer, aber ihr Geld wert, weil die Augen so schön echt aussehen! Meine Version hat einen längeren, festen Draht am Ende, den ich einfach in den Stoff gesteckt habe, ohne weitere Befestigung; fällt ja nicht in Kinderhände. Darunter künstliche Wimpern aus der Ersatzteil-Ecke des Drogeriemarktes.

Im Anschluss jedoch die nächste Hürde: Wie aufhängen? Denn ich wollte das Teil nicht als Steckenpferd, sondern an die Wand tackern. So richtig klassisch im Jäger-Stil mit Pseudo-Holzscheibe drunter wäre ja cool, aber da stellte sich auch wieder die Frage, wie aufbringen? Ich kam zu keinem rechten Ergebnis, und so lag dieser hübsche Kopf dann fast zwei Jahre in meinem Nähzimmer, und natürlich brachen die Schaschlik-Stäbe innen beim ersten Sturz vom Stuhl durch. Hm…

Vor kurzem sprach ich mit einem professionellen Tierpräparator über dieses Problem, und seine Idee war es, hinten rückwärtig eine dünne Spanplatte einzubringen. Aber ich hatte ja schon alles zugenäht und wollte da nicht noch mal ran. Also wieder zurück gestellt.

Vor ein paar Wochen traf mich dann der Inspirationsblitz bei einer völlig anderen Tätigkeit, wie das immer so ist: Aufhängen!

Ein stabiler Mantelaufhänger fand sich noch in meiner reichhaltigen Kurzwaren-Sammlung und so habe ich diesen kurzerhand von Hand an den Hinterkopf des Burschen genäht, einen laaangen Haken in die Zimmerecke gehämmert und da hängt das Köpfchen jetzt kurz unter der Decke und hat den besten Ausblick auf mein Treiben im Nähzimmer. So ein paar Augen an der Wand soll ja ein prima Mittel zur sozialen Kontrolle sein, also habe ich ihm die Aufgabe übertragen, mich zum Nähen meiner Stoffberge zu motivieren und vom Kauf neuer Stoffe abzuhalten. (Scheint auch schon zu wirken; dazu in den folgenden Tagen mehr.)

Netter Nebeneffekt: Die Geweihstangen stützen sich an der Wand ab, so dass ich mich um diesen Punkt vorerst auch nicht mehr kümmern muss. 😀

Mein Schatz…

.. oder vielmehr, meine Schätze:

Am Wochenende hat die Nähmesse in Hamburg stattgefunden. Darauf aufmerksam wurde ich über die Werbung im ÖPNV; dort wurde der Wettbewerb Das Hamburger Nähtalent, bei dem man ein selbstgenähtes Kleidungsstück einreichen kann, beworben. Ich hatte gleich eine hübsche Idee, aber der Zeitmangel verbot es mir, an die Teilnahme auch nur zu denken. Aber die Idee ist gespeichert; mal sehen.

Die Nähmesse bezeichnet sich ziemlich selbstbewusst als „einziges Event“ in Deutschland, das ein umfassendes Angebot für Neueinsteiger und Profis bietet. Das bezieht sich hauptsächlich auf das Workshop-Angebot der beiden Tage, das unbestritten sehr vielfältig war: Vom Dessous nähen über Taschen, Röcke, Loops bis zu speziellen Verarbeitungstechniken wie Schrägstreifen und Paspeln ist alles dabei. Über 50 Workshops (einige davon mehrmals) an den zwei Tagen, das dürfte wirklich nicht so schnell zu toppen sein!

Mich selbst haben, wie meistens, mehr die Stoffhändler interessiert; gut 30 an der Zahl. Viele aus Land und Umland, aber auch einige von auswärts; und eine gute Mischung an Stoffen und Zubehör. Konkret gesucht habe ich zwei graue Stoffe für ein ganz besonderes Kindersweatshirt, sowie einen Ergänzungsstoff für mich, einen Jersey als Bund für eine Leinenhose. Da wurde ich auch in allem fündig:

Links oben im Bild seht ihr die zwei grauen Stoffe; zwei ganz wunderweiche Bio-Jerseys vom Pumuckl Stoffversand mit kuscheliger Rückseite, genau richtig für den Zweck. Rechts daneben ein hellblauer Jersey. Ich habe ein blaues Glanzleinen, das ich derzeit gerne zu einer Leinenhose mit Jerseybund verarbeiten würde. Den passenden Blau-Ton zu finden ist so gut wie unmöglich. Auch der jetzige ist nicht so das Gelbe vom Ei; vielleicht weiche ich doch besser auf ein sehr helles Grau aus. Da muss Mahler mal zeigen, was die Palette zu bieten hat.

Dann haben mich außerplanmäßig noch zwei süße Stöffchen angesprungen, die „meins“ geschrien haben: Links unten ein Jersey mit Elfen-Aufdruck. Ich bin ja nun alles andere als der Rosa-Niedlich-Typ, aber dieses vergleichsweise schlichte Design hat mich spontan angesprochen. Es ist ein Rest von 0,5 Meter, und ich habe gerade schon einen speziellen, selbst entworfenen, Schnitt dafür in Arbeit. Lasst euch überraschen!

Ja, und dann ein weiterer Digitaldruck, wie sie gerade immer noch so schwer in Mode sind, und lustigerweise auch wieder mit einem Vogel-Motiv. Ich habe schon zwei andere Digitaldruck-Jerseys, einer mit Flamingos, einer mit Papageien. Bunte Vögel bieten sich als Motiv für diese Technik ja wirklich an, und mit dem schwarzen Untergrund hier kommen die Farben so richtig knallig raus, genau richtig für mich. Da war einfach kein Liegenlassen möglich! Mitgenommen habe ich ihn von Niccoel.

Tja, und dann… kam ich am Stand von „Knopf Jakob“ vorbei (leider ohne Website!). Und da war es schon wieder und ganz unerwartet um mich geschehen:

Dreißiger Jahre Art deco-Knöpfe und Brosche. Ori-gi-nal! Seit einiger Zeit schon schwirrt mir der Gedanke an ein Flapper-Kleid im Kopf herum, und diese Knöpfe haben spontan ein Bild von dem Kleid mit Knöpfen und Brosche und passender Tasche vor meinem inneren Auge erstehen lassen. Es kann sich nur noch um Jahre handeln, bis ich dazu komme, auch diesen Traum zu verwirklichen, aber wenn es dann endlich soweit ist, bin ich bestens vorbereitet, ha! 😀

Hier findet man übrigens einen sehr interessanten Artikel über einen der Eigentümer, Reinhold Jakob:
http://www.buerstaedter-zeitung.de/lokales/buerstadt/lebenslauf-wie-vor-100-jahren_14515496.htm

Der Weg zur Messe war lang, da sie von uns aus fast am entgegen gesetzten Ende dieses Landes liegt; ich habe über eine Stunde gebraucht, um von Bergedorf nach Schnelsen zu kommen. Diese Location kannte ich noch gar nicht, und so war es bei dem guten Wetter auch mal ganz interessant, noch ganz fremde Stadtteile zu bereisen, von denen wir hier ja mit 150 an der Zahl reich gesegnet sind. Der Weg hat sich auf jeden Fall sehr gelohnt!

Und ich habe tatsächlich in den letzten Wochen noch ein genähtes Teil fertig stellen können:

Ein Shirt nach meinem inzwischen recht beliebten Schnitt Jalie 2793, hier in einer gekürzten Version als Shirt, wieder ohne Bindebänder. Beim Zuschnitt musste ich stückeln, und die Ärmel mit einer mittleren Naht zuschneiden, und deren Rückseite sieht auch anders aus als die Vorderseite, sonst „wäre es sich nicht ausgegangen“, wie meine Freunde aus Österreich das immer so liebenswert formulieren. Aber im Stückeln bin ich ganz gut und mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden!

Bitte entschuldigt das schlechte Handybild; aber im Moment ist meine Devise, lieber überhaupt ein Foto als gar keines… 🙂

Fix zusammengerührt

Ein schnelles, kleines Projekt, das mir völlig ungeplant zwischen die Finger kam, ist diese einfache Abdeck-Haube für unsere Küchenmaschine.

Eigentlich hatte ich den Hamburger Stoffladen „Fadenlauf„, den ich noch nicht kannte, aufgesucht, um mich über die Nähmöbel von Rauschenberger näher zu informieren. Nach dem ausführlichen Gespräch, für das der engagierte Mitarbeiter sogar extra bei RMF anrief, um eine meiner Fragen klären zu können, stöberte ich noch durch die reichhaltige Stoff-Auswahl. Hier hat es wirklich alles, was das Herz begehrt; Kinderstoffe, Damenstoffe, sehr schöne Jerseys, Biostoffe, Quilt- und Patchwork, die Auswahl war unüberschaubar.

Da ich eigentlich nicht noch mehr Stoffe brauche 😉 ließ ich die Verlockungen auf den Ballen liegen. Aber bei den Rest-Stücken wurde ich dann unerwartet schwach – normalerweise gehöre ich so gar nicht zum Typus Schnäppchenjäger. Aber dieser Jersey hier, genau meine Farben, tolles Muster, die Menge ausreichend für ein Shirt, der musste mit. Und hier eine Seide, auch genau meins, ausreichend für ein luftiges Oberteil – gute Qualität zum günstigen Preis, wer kann da schon Nein sagen? Und dann fiel mir noch ein Stück intensiv-blaues Mischgewebe in die Hände; von der Menge her gerade ausreichend für die Haube, die schon seit 10 Jahren auf meiner inneren to-do-Liste steht, und für 3 Euro – klarer Fall!

Und manchmal schaffe ich es ja sogar, einen Stoff auch sehr schnell zu verarbeiten. Gewaschen und getrocknet war die neue Beute schnell bei dem Wetter, und weil ich nach dem langwierigen Hosenrock-Projekt mal wieder Lust auf ein schnelles Erfolgserlebnis hatte, habe ich mir kurzerhand das Maßband geschnappt und die Küchenmaschine ausgemessen. Ein Päckchen rotes Nahtband fand sich in meinen ererbten Vorräten, perfekt. Damit wurde es wenigstens zur Hälfte zum UWYH-Projekt.

Genäht war das Teil recht schnell; ein durchgehender Streifen für das Mittelteil, zwei Seitenteile eingesetzt. Nahtzugaben nach außen und Nähte und Saum mit dem Nahtband eingefasst, schon fertig. Ein kleiner Henkel obendran, damit man sie leicht abnehmen kann. Innerhalb von etwa drei Stunden hatte ich ein weiteres Problem mit Stoff gelöst; die Küchenmaschine hat jetzt eine vernünftige Abdeckung, die sie vor dem küchen-üblichen Staub und Fettfilm schützt – perfekt! 😀

Vom Ufo zum Lieblingsteil

Das ging schnell! Gestern und vorgestern machte ich mich daran, das erste der lange vergessenen Ufos endlich fertigzustellen. Weil das blaue Shirt damals schon weiter gediehen war, fing ich mit diesem an.

Die gerundeten Einsätze oben, die auch die Rückseite zieren, habe ich bei diesem Versuch ein wenig faltenfreier einsetzen können. Diese gegenläufig gerundeten Nähte sind wirklich schwierig zu nähen; ich habe mich sehr bemüht, nicht am Stoff zu ziehen und ich vermute, das war einer der Fehler damals. Beim zweiten Einsatz habe ich die Nahtzugabe des weißen Einsatzes noch eingeschnitten in der Rundung, damit es sich noch besser formen lässt; das hat auch ein wenig was gebracht. Ein bisschen habe ich ja gelernt in den letzten Jahren!

Den Halsausschnitt habe ich mit meiner quick and dirty-Einfass-Methode verarbeitet: Einfass-Streifen rechts auf rechts annähen, nach innen unten umschlagen (die Breite der Nahtzugabe kann man hier frei wählen; ich habe sie ein wenig schmaler gemacht als sonst, ca. 7 mm statt 10) und von rechts entlang der ersten Naht hier mit einem schmalen (3er) Zickzack feststeppen (ansonsten geht auch Geradstich exakt im Nahtschatten); innenliegende offene Nahtzugabe knappkantig vorsichtig abschneiden, fertig. Spart das fummelige millimeter-genaue Einschlagen der zweiten Kante und bei dem Jersey macht es optisch auch von innen keinen wesentlichen Unterschied, finde ich, sofern man beim Abschneiden sauber vorgeht.

Dann kam mir die Idee, das gleiche bei den Ärmelsäumen zu machen; gottseidank habe ich in meinem Regal noch einen Rest von dem weißen Stoff gefunden, aus dem ich die Streifen schneiden konnte.

Und dann kam mir die Idee, die Zickzack-Absteppung auch bei den Einsätzen zu machen und so zum einen diesen Stil noch zu betonen, die Nahtzugaben glatt zu legen (sozusagen eine Art falscher Flatlock) und gleichzeitig durch leichtes Dehnen des Stoffes die Wellenbildung wieder ein bisschen auszugleichen. Worked like a charm!

Jetzt bin ich total verliebt in das Shirt <3 und finde, dass es mit jedem gekauften Sport-Shirt locker mithalten kann; sowohl, was den Stil, als auch was das Material angeht, das sich - zumindest bislang vor dem Rechner 😉 - ganz wunderbar trägt! Der Schnitt ist übrigens einer der verblichenen "neue mode Stil"-Firma, die Nummer lautet M23223. Und nein, den verkaufe ich ganz sicher nicht so schnell! 😉 (Ich meine, dass die sogar noch im Geschäft sind, aber sie verkaufen leider keine Einzelschnitte mehr so wie früher.) Wobei ich hier zwei Schnitte verhochzeitet habe; das Passen-Detail stammt von NM, der größte Teil des restlichen Schnittes ist dann mein bewährter Jalie 2212. Ich kann es kaum erwarten, nächste Woche mit dem Lauftraining zu beginnen und den Praxistest zu machen! Meine blöde Mandelentzündung und der Schnupfen haben mich leider um zwei Wochen in meinem Zeitplan zurückgeworfen...

Zitronengelbes knock-off (kein Designer)

Im Zuge der Aufarbeitung meiner Altlasten habe ich mir als nächstes ein gar nicht so altes Ufo vorgenommen. Im Februar hatte ich das Glück, bei meinem Lieblings-Dealer Mahler Stoffe einen zitronengelben Jersey zu finden. So einen suche ich schon ewig, denn die meist nur angebotenen warm-gelben Töne stehen mir nun mal nicht so gut. Ich wusste sofort, was ich daraus machen wollte, nämlich, eines meiner Lieblings-Shirts zu kopieren:

Rechts seht ihr das weiße Original, links mein nachgebautes Teil. Zugegeben, kein Designer-knock-off, sondern Massenware, aber der Stil dieses Shirts hatte mir immer schon so gut gefallen; ist mal was anderes.

Mein Jalie 2005-Schnitt erwies sich als fast passgenaue Vorlage; ich habe nur einige Zentimeter aus der vorderen Mitte herausgenommen, da das Kauf-Shirt tatsächlich noch enger ist als der Schnitt.

Danach habe ich das Vorderteil auf das Original-Shirt gelegt und die Linie des Ausschnitts nachgezeichnet. Nicht vergessen, die Nahtzugabe wieder hinzuzufügen, sonst wird der Ausschnitt größer als beabsichtigt!

Das gleiche habe ich dann beim Rückenteil gemacht:

Und dann noch beim Kragen. Da hatte ich zuerst einen Fehlversuch, bis ich darauf kam, wie ich den Kragen legen muss, um ihn in einem Teil abzeichnen zu können; so, dass die Bruchkanten von hinterer Mitte und vorderer Kante erhalten bleiben:

Die obere Kante ist der gefältelte Ausschnitt in der vorderen Mitte, die untere Kante ist die hintere Mitte. Zugeschnitten werden dann zwei Teile dieser Art, wobei die Bruchkante die am Schnitt-Teil bezeichnete ist. Die beiden Teile werden dann zuerst in der hinteren Mitte bei einfacher Stofflage zusammengenäht, dann an der Bruchkante gefaltet, so dass die Naht der hinteren Mitte innen liegt.

Ein Bild mit Folie drauf fehlt, aber hier seht ihr das fertige-Schnitt-Teil:

Die untere Kante habe ich dann in Falten gelegt. Da mein Jersey etwas dicker ist als das Original, wollte es mir nicht gelingen, drei Falten zu legen; also blieb es bei nur zweien. Fixiert habe ich das ganze mit meiner bewährten Tesafilm-Methode*, und dann habe ich die Falten mit dem Dreifach-Stepp-Stich kurz neben der Nahtlinie auf der Nahtzugabe fixiert. So ist sichergestellt, dass beim Einnähen des Einsatzes in den Ausschnitt die Falten nicht verrutschen.

Die Ecken vorne unten habe ich nicht ganz perfekt hinbekommen, aber beim Tragen fällt es kaum auf und für den ersten Versuch bin ich recht zufrieden. Und inzwischen habe ich bei einem anderen Shirt die sehr einfache Methode angewandt, diese Ecke vorher von Hand vorzuheften; so gelingt es dann beim nächsten Mal garantiert!

Der Rest ist dann das übliche T-Shirt, wobei bei diesem Modell natürlich erst die Schulternähte geschlossen werden müssen, dann wird der Kragen eingenäht, dann Ärmel einsetzen, untere Ärmel- und Seiten-Nähte in einem Rutsch schließen, säumen. Den Kragen kann man natürlich auch erst ganz am Schluss einsetzen, aber ich denke, bei offenen Seitennähten ist das einfacher zu handhaben.

Und warum war das Teil ein Ufo? Nun, ich hatte durch das lange Liegenlassen vergessen, mit welcher Nahtzugabe ich die Teile zugeschnitten hatte. Genäht habe ich dann mit meinen üblichen 0,5 Zoll-Zugaben. Das Shirt wurde dann allerdings so wurstpellen-eng, dass es sogar mir zu viel war, und das will schon etwas heißen! Da hatte ich wohl doch mit dem kleinen Rollschneider und der Zugabe von nur 1 cm zugeschnitten? Möglicherweise ist auch die unterschiedliche Dehnbarkeit von Original und meinem Stoff ein Punkt; da habe ich gar nicht verglichen. (Merke: Immer vorher nachmessen!) Jedenfalls hatte ich zum Nähen ein Garn verwendet, das farblich so haargenau passte, dass das Auftrennen des Dreifach-Geradstichs in dem Jersey kein Zuckerschlecken war. Faul, wie ich war, hatte ich nämlich zum Nähen nicht meine Ovi verwendet, deren Stich ja vergleichsweise einfach zu trennen ist, sondern die normale Nähmaschine. Und dieser Stich sitzt so tief im Stoff drin, dass er unter normalen Umständen schon schwer zu trennen ist, vor allem aber dann, wenn man das Garn farblich nicht vom Stoff unterscheiden kann! Das hatte ich also ewig vor mir hergeschoben, jetzt aber endlich mal nachgeholt. Nach kaum einem halben Tag Auftrennen von Nähten und Säumen, neu nähen und neu säumen, ist es nun auch schon fertig! Der Sommer kann kommen!

* Mir fällt gerade auf, dass ich anscheinend noch gar keinen Beitrag über diese Methode hier veröffentlicht habe. Das hole ich dann demnächst mal nach!**

** Dank der großartigen Maria hat sich der Beitrag über die Tesafilm-Methode doch wiedergefunden, und zwar hier:
http://stichelstube.capricorna.de/wordpress/2014/04/23/kleben-und-kraeuseln/
Dankeschön! 🙂

Kleine Geschenke…

.. erhalten die Freundschaft, sagt man. Was machen dann eigentlich große Geschenke? 😉

Eine liebe Freundin war letztes Jahr begeistert von meiner rot-weiß-karierten Fahrradkörbchen-Tasche. Auf Nachfrage, was genau ihr daran so gut gefiel, nannte sie zum einen Farbe und Muster und zweitens die Größe. Ah, Idee!

Schon ewig habe ich auf meiner Festplatte das damals kostenlose Schnittmuster für die „Hobo Bag“ von HotPatterns schlummern, und jetzt bot sich eine geeignete Empfängerin. Rot-weiß-karierten Stoff hatte ich von der Frankreich-Fahrt noch hier liegen. Und so machte ich mich mit großer Freude an die Anfertigung der Tasche! Gleichzeitig qualifiziert sich dieses Projekt auch als „Use what you have“ – win-win!

Die Anleitung hat einen winzigen, unproblematischen Fehler*, ansonsten lief alles sehr glatt. Die Anleitung ist sehr ausführlich und gut bebildert; ich liebe den intelligenten Schnitt und dass es drei kleine Innentaschen gibt, gefällt mir auch sehr gut. Gerade bei einer so großen Beuteltasche ist das sehr nützlich!

Von außen sieht sie, ziemlich unspektakulär, so aus:

Hier ein Versuch, die Innenansicht mit den zwei offenen Innentaschen zu zeigen; der weiche Baumwollstoff macht das etwas schwierig:

Hier die kleine Reißverschlusstasche auf der gegenüberliegenden Seite:

An der Unterseite treffen die rautenförmigen Teile zusammen, das sieht auch sehr hübsch aus:

Die Träger-Teile habe ich komplett mit einer leichten Vlieseline verstärkt; die vier Unterteile zusätzlich mit einer dünnen Näh-Einlage, um dem Boden einen Hauch von Standfestigkeit zu geben, ohne den „slouchy look“ zu sehr zu beeinträchtigen.

Die Empfängerin hat sich sehr über die Tasche gefreut, und ich hoffe, dass sie ihr viele Jahre gute Dienste leisten wird! 🙂

* In Bild Nr. 7 werden die Unterteile mit den aufgesetzten Taschen gezeigt; das ist falsch, hier werden die Teile ohne die Taschen verwendet. Die Teile mit den Taschen wurden ja bereits im Schritt davor verarbeitet.

Wonach man nicht sucht…

… das findet man.

Neulich, bei meinem Besuch bei Attia Stoffe in Frankfurt, sprang mich dieser Digitaldruck-Dekostoff an. Der kam mir wie gerufen – zum einen werde ich daraus neue Tischsets machen, denn die mit der Londoner-Straßenkarte haben sich nach mehrfachem Waschen leider so sehr verzogen, dass sie nicht mehr glattzubügeln sind. Ich nehme an, dass mein Futterstoff die Temperaturen nicht vertragen hat.

Und außerdem kam mir direkt auch die Idee, diesen Stoff als Oberstoff für meine in Arbeit befindliche Handtasche zu verwenden. Nach einem Tag Näh-Marathon seht ihr oben das Ergebnis. 🙂

Ich Dussel hatte das Futter mit den Innentaschen schon wieder komplett geschlossen; das musste ich jetzt wieder aufmachen, um das Futter in einem Rutsch mit der Maschine an den inneren Beleg annähen zu können. Bei der ersten Version hatte ich das noch von Hand anstaffiert, aber das ist recht schnell ausgerissen. Diesmal habe ich stärkeren Futterstoff verwendet (Mantelfutter-Dicke), die obere Kante mit Vlieseline verstärkt und mit dem Stretchstich der Maschine angenäht.

Außerdem habe ich die aufgesetzte Tasche für das Portemonnaie sehr viel größer und tiefer gemacht, damit dort nicht noch zusätzlich Zug entsteht, jedesmal, wenn ich es dort hinein stopfe. Ich hoffe, alle diese Maßnahmen zusammen tragen diesmal zu einer längeren Lebensdauer bei.

Die Kette als Träger ist noch eine Notlösung; ich brauche die Tasche fertig für eine Dienstreise in der kommenden Woche, und schaffe es nicht mehr, noch richtige Träger zu nähen. Die Kette ist zu kurz, zu laut und zu unpraktisch, aber als Notlösung wird das für ein paar Tage gehen müssen. Detail-Fotos wird es später hier noch geben.

Primaballerina-Täschchen

Man soll es nicht glauben, aber dieser kleine Kulturbeutel hat mich einige Nerven gekostet.

Oben im Bild seht ihr vorne das „Original“; ein Give-away einer nicht näher genannten Bekleidungsmarke. Diese kleine Tasche habe ich nun schon einige Monate als Kulturbeutel im Gebrauch. Die Größe reichte so gerade eben aus, aber ein bisschen größer wäre schon nett… Und vielleicht noch ein paar Einteilungen innendrin für die Kleinteile?

Dann fiel mir letzte Woche beim Aufräumen ein Stoff-Set von FunFabric in die Hände, aus dem eigentlich mal eine Geldbörse werden sollte. Das Kaufdatum liegt sage und schreibe sieben Jahre zurück und der Schnitt der Geldbörse ist längst zu klein geworden für mein zunehmendes Karten-Sammelsurium. Ein geeigneter Kandidat für mein laufendes „Use what you have“-Projekt!

Die Nylon-Stoffe sahen strapazierfähig genug aus für meinen Zweck, und den Schnitt habe ich so gerade eben aus der begrenzten Menge herausschneiden können. Um beim Oberstoff zu sparen, habe ich Vorder- und Rückenteil im Bruch zugeschnitten; die Futterteile einzeln, um die Wendeöffnung zu haben.

Auf die Innenfutter habe ich je zwei kleinere Fächer aufgenäht. Auf der einen Seite eine Tasche aus Netz, die ich mit einer Quernaht in ein größeres und ein kleineres Fach unterteilt habe. Auf der anderen Seite zwei einfache Eingrifftaschen übereinander. So sehen die beiden Futterteile dann vor dem Zusammennähen aus:

Beim Oberstoff habe ich dann die Seitennähte geschlossen, bei den Futterteilen die Seitennähte und die Seiten der unteren Naht, um eine Wendeöffnung in der Mitte zu haben. Die unteren Ecken habe ich jeweils schräg zur Naht abgenäht, um das Taschen-Volumen zu erzeugen.

Danach wollte ich dann den Reißverschluss zwischenfassen. Tja, hm. Leichter gesagt als getan, wenn der RV nicht teilbar ist – technisch einfach nicht machbar. Und einen breiten, teilbaren Kunststoff-RV in 20 cm Länge bekommt man nur auf Bestellung mit Wartezeit in darauf spezialisierten Online-Shops, aber nicht im Stoffladen vor Ort.

Nach kurzem inneren Kampf – naja, mehr ein „immer wieder Rumprobieren und feststellen, dass das einfach nicht klappen kann“ – habe ich dann in den sauren Apfel gebissen und den Fadentrenner zur Hand genommen. Quer durch die Naht und ritsch! Schon war ein Riss im Oberstoff. Nein! Auch das noch!

Ein Tag Pause, um die Frustration zu verarbeiten. Noch ein Tag, um zum Entschluss zu kommen, das Beste daraus zu machen. Der Riss war nicht sehr groß und am Rand, also habe ich dort mein Label aufgenäht; da passt es ganz gut hin.

Eine schnelle Internet-Recherche brachte mich dann auf die HandmadeKultur-Website, mit einer ganz hervorragenden Video-Anleitung, wie man eine gefütterte Tasche mit RV näht. Merke: Erst recherchieren, dann machen!

Mit der Anleitung hat es dann sehr gut geklappt. Meine Ecken mit dem kleinen Streifen über dem RV sind nicht so schön wie im Original, weil mein Stoff dafür zu schmal zugeschnitten war, und auch zu dick, um ihn so schön flach zu legen wie eine dünne Baumwolle, aber es sieht alles sauber aus, funktioniert, und die Größe ist auch okay. Da ich den Oberstoff nun doch zweiteilen musste, ist sie einen kleinen Tick kürzer geworden, aber ich hatte genug Reserve drin, dass wenigstens das kein Problem war.

Hier seht ihr die fertige Tasche von innen, oben die Netzfächer, unten die aufgenähten Eingrifftaschen:

Sie ist bereits im Dienst, und erfüllt selbigen sehr gut.

Warum ich sie Primaballerina nenne? Erinnert sich noch jemand an das schöne Reinhard Mey-Lied? Du bist die Primaballerina meiner Nerven…? 😀

Meine große Handtasche wird dafür noch etwas länger dauern als geplant. Meine Bekleidungsstoffe sind sämtlich nicht strapazierfähig genug, um längerfristig als Taschenstoff zu dienen. Da muss ich mich nach einer anderen Lösung umschauen.

Giorgios Kleid

Nicht Anton, sondern Giorgio

Ziemlich spontan hatte ich vor circa zwei Wochen Lust bekommen, meine zwei gepunkteten Armani-Jerseys zu verarbeiten, die ich vor fast genau einem Jahr gekauft hatte. Seit dem Kauf hatte ich immer wieder überlegt, wie ich die beiden Punkt-Muster in einem Kleidungsstück kombinieren könnte, und auf einmal kam mir die Idee dazu!

Als Grundlage diente mir Jalie 2793, eigentlich eine Tunika. Ich hatte mir vor drei Jahren schon einmal ein kleines Sommerkleidchen daraus genäht, indem ich den Saum einfach verlängert hatte.

Für meine aktuelle Version habe ich das gleiche gemacht. Außerdem habe ich die Bindebänder weggelassen, da sie mich bei meinem blauen Kleid eher stören – die meiste Zeit verbringe ich nun mal sitzend, und so ein Knoten im Rücken ist nicht sehr angenehm.

Um mein Hohlkreuz ohne den Gürtel ein wenig auszugleichen, habe ich meine bewährte quick and dirty-Lösung angewendet, und nur das Rückenteil in der Taille etwas stärker eingekurvt als das Vorderteil. Es liegt jetzt im Rücken nicht hauteng an, aber das würde mein Hohlkreuz auch wieder stark betonen; mit dem gegenwärtigen Kompromiss bin ich zufrieden.

Den vorderen Ausschnitt-Besatz habe ich weg konstruiert, indem ich Besatz und oberes Vorderteil zusammengelegt habe, damit es zu einem Teil wird. Daran habe ich dann nach der Anleitung von Gilewska aus ihrem Schnittabwandlungen-Buch einen kurzen Kimono-Ärmel hinzukonstruiert. So habe ich ein oberes Vorderteil geschaffen, das keine Teilungsnähte hat, um die größeren Punkte besser zur Geltung zu bringen.

Damit die Ausschnittkante gut aussieht, habe ich sie komplett mit einem breiten Besatz verstürzt, den ich in der Empire-Naht mitgefasst habe.

Das Taillenband habe ich gedoppelt, damit es auch von innen schön sauber aussieht.

Die Weite unter der Brust habe ich mit der hier geschilderten Methode eingekräuselt; das fällt bei dem Muster kaum auf und ist bequem.

Ärmel und Saum sind gecovert; um den flutschigen Jersey dabei auf keinen Fall auszudehnen, habe ich diesen mit Vliesofix fixiert. Das funktionierte wie immer sehr gut und er fällt auch nach dem Nähen immer noch schön weich.

Insgesamt habe ich einiges an Arbeit hineingesteckt, und ich denke, das Ergebnis ist es wert. Mein Label auf dem inneren Halsausschnitt-Beleg anzunähen hat mir richtig Spaß gemacht!

Da ich sowohl Stoff als auch Schnitt schon hier vorliegen hatte, fällt dieses Kleid außerdem in die Kategorie „use what you have“ – es fällt zwar nicht wirklich auf, dass im Regel jetzt zwei Stoffe weniger liegen, aber ich freue mich, dass mir hier eine gute Stoff-Schnitt-Kombi gelungen ist. Ich hoffe, für die anderen Bestände habe ich weiterhin so ein gutes Händchen! Und von dem groß gepunkteten Jersey habe ich noch so viel übrig, dass es noch für ein Top reichen dürfte.