Dreieinhalb Jahre später…

Hier mal wieder ein Beitrag aus der Reihe „erfolgreiches Prokrastinieren leichtgemacht“.

Aus diesem schönen Stoff hatte ich mir bereits einen Monat nach dem Kauf im September 2014 eine sehr schöne Handtasche gemacht, die ich die letzten drei Jahre benutzt habe. Bereits beim Kauf hatte ich die Idee, daraus auch Tischsets zu machen, weswegen ich direkt genug davon gekauft hatte.

Irgendwie kam ich aber nie dazu, und die Einzelteile des Projekts hatten jahrelang ihren festen Platz unter meiner Schlafcouch im Nähzimmer, wo ich sie bei jeder Aufräum-Aktion hervor zog und direkt danach wieder genau dorthin wegräumte. Etwas anderes war immer wichtiger.

Aus Gründen, die mir selbst noch nicht ganz klar sind, bin ich aber seit einiger Zeit dabei, die diversen Stapel von Zeug, die sich in meinem Zimmer gebildet haben, wegzuräumen. Ich meine, ich weiß schon, warum ich sie abarbeite – nehmen Platz weg, müssen ja mal fertig werden, sieht nicht schön aus, steht/liegt im Weg, belasten mich psychisch. Aber warum ich gerade jetzt die nötige Energie aufbringe, all das, was ich mir seit Jahren vorgenommen habe, endlich in die Tat umzusetzen, ist mir selbst nicht so ganz klar. Vielleicht liegt es an dem Eisen, was ich seit einiger Zeit als Nahrungsergänzung zu mir nehme, das mir mehr Energie verleiht?

Wie auch immer, ich habe bereits einige Flickarbeiten fertig gestellt – yay!, und jetzt waren diese Tischsets dran. Die hatten noch nicht einmal den Status eines Ufos, weil der Stapel nur aus dem Stoff und Vlieseline bestand, mehr nicht. Ich habe dann noch einen Rückseiten-Stoff in meinem Bestand gefunden, und ein paar Meter Schrägband gekauft. Und wie das immer so ist, nach kaum drei Nachmittagen konzentrierter Arbeit sind die Teile fertig – und ich frage mich wieder mal, warum ich dafür so lange gebraucht habe.

Sehnsucht nach dem Sommer

Der Sommer in Hamburg ist dieses Jahr ja größtenteils ausgefallen (wieder mal). Trotzdem stelle ich an den wenigen warmen Tagen immer wieder fest, dass mir für sommerliche Temperaturen die richtige (bürotaugliche) Kleidung fehlt.

Leichte Blusenstoffe habe ich hier sogar einige auf Halde liegen, aber einen schönen Schnitt zu finden, der zum Stoff passt, finde ich gar nicht so einfach. Immer wieder nehme ich so einen Stoff aus dem Regal, halte ihn mir vor dem Spiegel an und versuche, mir vorzustellen, wie der richtige Schnitt dafür aussehen müsste. Immer wieder blättere ich meine Sammlung an Schnittmuster-Zeitschriften auf der Suche nach Inspirationen durch, ohne rechtes Ergebnis. Bei manchen Stoffen suche ich schon jahrelang…

Beim Durchblättern eines Burda-Jahrgangs, den ich verkaufen wollte, stieß ich dann neulich auf einen Blusenschnitt, den ich mir gut in einem meiner Stoffe vorstellen konnte. Das Wetter machte nicht gerade Lust auf Sommer-Kleidung, aber ich weiß ja, dass ich spätestens nächstes Jahr wieder vor dem Problem stehen werde, und dann wäre es doch super praktisch, wenn ich nur in den Schrank greifen und mir ein passendes Teil rausziehen kann. Und nicht dann erst anfange, wieder nach passenden Schnitten zu suchen. Denn das Jahr ist ja immer so schnell vorüber… 😉

Der Schnitt ist BurdaStyle # 114 aus der Ausgabe 2/2011. Die Einzelbilder sind für die alten Ausgaben auf der neuen Seite leider noch nicht verfügbar; in dieser Schnittübersicht ist es Bild Nr. 39, in neongelb. Hier die technische Zeichnung dazu:

So ein gelber Stoff hätte mir ja auch sehr gut gefallen, aber ich will ja hauptsächlich verwenden, was ich schon habe. Darum wurde es ein gut abgelagerter Batist, den ich 2009 bei der Wollweberei Nietzel gekauft hatte. Das Teil qualifiziert sich daher locker für mein ewig währendes Use what you have-Projekt!

Die Passe und die Ärmel-Einfass-Streifen habe ich mit hautfarbener Vlieseline gedoppelt, um den nötigen Stand zu erreichen. Das war in dem Fall nicht die beste Idee, denn dadurch schimmert es an den ausgebrannten Stellen im Muster etwas gelblich durch, was nicht zu dem Türkis passt. (Das hautfarbene erscheint im Kontrast mit dem Türkis gelblicher, als es eigentlich ist.) Da wäre Weiß ausnahmsweise doch mal die bessere Wahl gewesen, aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern, und beim Tragen – wenn sowieso ein hautfarbener Körper drin steckt 😉 – fällt das hoffentlich nicht mehr so auf.

Das Ansetzen der Bänder an den Armausschnitten ist ein bisschen tricky; hier muss man sehr sorgfältig und millimetergenau arbeiten, damit es keine Zugfalten oder Löcher gibt. Bei dem einen Ärmel ist mir das gut gelungen; bei dem andern nicht ganz so, da musste ich korrigieren, aber das ist ja meistens so. (Komisch, eigentlich.)

Die Passe, die eingelegten Fältchen in der Schulter und die aufgesteppte Känguru-Tasche machen den schlichten Blusenschnitt interessant; der Batist mit seinem leichten Stand und der Gummizug in der Taille sorgen für etwas Abstand vom Körper, so dass es hoffentlich ein luftig zu tragendes Teilchen für den Sommer wird – wann immer der auch kommt. 😉

Kosmetiktasche

Meine etwas größere Kosmetik-Tasche hatte sich nach einigen Jahren der Benutzung wiederum als zu klein herausgestellt. Nicht, weil ich so viel Kosmetik bräuchte – ich verwende fast nie welche – sondern, weil die üblichen Zahnbürsten etwas zu groß sind, um bequem hinein zu passen.

Also habe ich mich auf die Suche nach einer neuen Version gemacht. Vor einigen Monaten hatte ich bei einem Trip ins Ruhrgebiet einen schönen Korkstoff bei ZiCnZaC gekauft. (Sehr schöner Laden übrigens, mit einem sehr breiten Sortiment. So einen sollte es in jeder Stadt geben!)

Da ich nicht sicher bin, wie Korkstoff langfristig auf Feuchtigkeit reagiert, habe ich entschieden, den unteren Teil der Tasche aus einem Rest Leder zu arbeiten, das ich noch hier hatte. Leder wird zwar fleckig von Wasser und Öl (wie man auf der linken Seite bereits sieht), aber ich mag die Patina durch die Benutzung. Und als kleine Verzierung ist mir noch ein niedliches, farblich passendes Band von Kafka in die Hände gefallen:

Das Innenleben aus diversen Resten von wasserfesten Stoffen sieht genauso aus wie bei der ersten Version; zwei Netztaschen auf der einen Seite; zwei flache Taschen übereinander für Pröbchen auf der anderen Seite. (Diese kleinen Körperpflege-Proben, die man in der Apotheke, im Reformhaus, aus Frauenzeitschriften oder direkt beim Hersteller bekommt, finde ich immer sehr nützlich für Kurz-Trips.)

Bei der ersten Tasche hatte meine Unachtsamkeit mir ja einen Riß im Oberstoff eingebracht, den ich mit meinem Label elegant überdecken konnte. Bei dieser zweiten Version war es dann ein Riß im Innenfutter…

Weil mir das erst nach dem Zusammennähen der Innentasche aufgefallen ist, wo es unmöglich gewesen wäre, das noch mit der Maschine zu flicken, und ich keine Lust auf aufwendige Handarbeit für diesen glücklicherweise kleinen Riß hatte, habe ich einfach die sehr quicke und sehr dirty-Lösung angewendet: Duct Tape. McGyver-Stil sozusagen. Aufgeklebt auf die linke/äußere Seite des Innenfutters, die nach dem Verstürzen mit dem Oberstoff nicht mehr zu sehen sein wird:

Hält, ist wasserdicht, funktioniert wunderbar. Ich habe gerade noch mal einen scharfen Blick in den Innenteil der Tasche geworfen, und habe die Stelle noch nicht einmal wiedergefunden; der Riß oder eher Schnitt war so glatt, dass das Verkleben von links es so gut wie unsichtbar „repariert“ hat.

Der Korkstoff selbst ließ sich einwandfrei nähen; ich brauchte noch nicht einmal den Teflonfuß oder andere Hilfsmittel dazu.

Er ist einzig ein wenig steif und nicht ganz so dünn; die Stellen neben dem Reißverschluss sind beim Wenden nicht so schön geworden wie das Vorbild in der HandmadeKultur-Anleitung aus dünnem Stoff. Aber das kann ich verschmerzen.

Die Tasche ist jetzt seit Mitte Mai schon mehrmals im Einsatz gewesen und hat sich sehr bewährt. Sie ist ca. 3 cm länger als die erste Version, 2 cm höher und auch einen cm tiefer, so dass kleine Fläschchen mit Shampoo, Duschgel etc. darin mehr Platz haben.

Die „Rückseite“ sieht so aus:

Schnelle Schale

Kaum zwei Wochen ist das neue Jahr alt, und schon ist ein erstes Projekt fertig!

Es ist klein, aber es stecken einige Stunden Arbeit darin. Ich habe es endlich geschafft, die Reste der Filzwolle von den Puschen, die ich vor zwei Jahren gemacht habe, zu verarbeiten. Die Puschen sind lange Geschichte – die Filzsohle hält leider nicht lange – aber die Reste lagen die ganze Zeit hier herum. Ich hatte schon einmal einen Anlauf gemacht, daraus eine Schale zu machen, war aber aus irgendeinem Grund nicht zum Ende gekommen.

Gestern habe ich mir noch einmal die Anleitungen für gefilzte Schalen bei Ravelry angesehen und mir zwei ausgedruckt, die ich für machbar hielt: Die Nesting Bowls und den Tiny Cauldron.

Erstere werden von unten nach oben gestrickt, letzterer von oben nach unten. Da ich meine vorhandene Filzwolle in blau und grün komplett aufbrauchen wollte, habe ich unten angefangen und mich an die Anleitung der bowls gehalten, bis das Garn fast komplett verbraucht war. Dann habe ich in der letzten Reihe die Maschen reduziert, indem ich 2 rechts und dann 2 zusammen gestrickt habe, um den Rand ein wenig nach innen zu formen. Durch das glatt rechts gestrickte hat sich der Rand selbst ein wenig nach außen aufgerollt, was sich auch beim Filzen in der Waschmaschine schon recht gut ausgeformt hat; ich musste nur noch wenig nachhelfen.

Das Stricken selbst fand ich recht anstrengend; das dicke, nicht-dehnbare Garn und die dicken, langen Nadeln des Strickspiels, die mir ständig im Weg waren, waren anstrengend zu verarbeiten. Einen Teil musste ich wieder aufmachen, weil die Höhe im Verhältnis zur Breite nicht stimmte, und dann habe ich noch ein paar Reihen großes Perlmuster eingearbeitet, um ein wenig Abwechslung von dem öden glatt rechts zu haben. Linke Maschen auf diesem dicken Strickspiel waren allerdings noch anstrengender; das war wirklich keine Freude.

Ich war froh, als ich alles verstrickt hatte – ich hatte 40 cm Garn übrig nach dem Abketten! Nach ca. vier Stunden war es soweit, dass ich die Fäden vernähen und das Ganze in die Waschmaschine geben konnte. Ein Vollwaschgang, mit nur 40 Grad, und drei Tennisbälle haben im Zusammenspiel ein sehr schönes Ergebnis erzielt. Gerade trocknet das Ganze in Form auf einer Plastikschüssel.

Wenn bloß meine nächsten Projekte auch in vier Stunden fertig wären! Aber das ist doch mal ein guter Anfang für das Jahr! 🙂

Die kompletten Infos über das Projekt, die verwendeten Strickmuster und Garne findet ihr wie immer bei Stricksachen in meinem Ravelry-Projekt.

Recycle-Stirnband – nicht wirklich eine Anleitung

Beitrag, in welchem ich ein Stirnband aus einem aussortierten Rennrad-Armling recycle.

Der Winter ist gefühlt schon hier angekommen, und in der letzten Woche hat mich prompt eine Bronchitis flach gelegt. 🙁

Das schlechte Wetter soll aber keine Ausrede sein, das Joggen sein zu lassen. Hier fehlt mir noch ein Stirnband, das Ohren und Stirn vor der kalten Luft schützt. Ich habe eines aus Fleece, aber das ist zu dick und zu warm; nass geschwitzt macht das erst recht keinen Spaß. Aber die kluge Frau baut vor und bewahrt alles auf, was noch einmal nützlich sein könnte.

Man nehme: Ein paar aussortierte Rennrad-Armlinge für Männer, die an den Ellenbogen dünn geworden sind, ansonsten aber noch gut in Schuss. Der Stoff ist außen glatt und innen kuschelig weich; genau richtig für ein Stirnband.

 

Die vielen Nähte taugten nicht wirklich als Deko-Element zum Einbeziehen; deswegen werde ich den Zuschnitt aus den einzigen beiden Stücken machen, die dafür groß genug sind.

Das führt aber dazu, dass ich nicht nur eine hintere mittlere Naht haben werde, sondern auch eine vordere. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, werde ich daher die zwei kleinen Reflektor-Streifen der Armlinge dort einbauen. (Und die Reißverschlüsse werden selbstverständlich auch rausgetrennt und warten auf ihre eigene Wiederverwertung!)

Die schwarzen Flatlock-Nähte in dem elastischen, schwarzen Material aufzutrennen, war etwas mühsam und vermutlich das zeitaufwendigste an diesem Projekt. 😉

Jetzt brauchen wir noch ein Stirnband. Ich habe den Schnitt von meinem gekauften aus Fleece abgenommen:

24 cm lang, 6 cm hoch, an den Ohren 11 cm. Da der Armling-Stoff allerdings sehr viel elastischer und dünner als der Fleece ist, schneide ich nach dem ersten Nähen noch je 2 cm von der Länge vorne und oben und unten ca. 0,7 ab. Die fertige Länge also ca. 22 cm (einfach), 4,5 cm hoch bzw. 9,5 cm an den Ohren.

Hier sieht man die Teile nach dem Zuschnitt. Die vordere Mitte wird normalerweise im Bruch zugeschnitten; das ging ja hier bei mir nicht. Deswegen habe ich sowohl an der vorderen wie auch an der hinteren Mitte eine Nahtzugabe.

Das Original ist außerdem auch an der oberen Kante im Bruch zugeschnitten; auch das lasse ich hier weg, weil ich das Stirnband nicht doppeln will, sondern die Kanten mit Falzgummi einfassen werde. Die obere und untere Kante habe ich daher ganz ohne Nahtzugabe zugeschnitten.

Die kleinen Reflektorstreifen werden dann längs in den kurzen Nähten mitgefasst. Ich markiere die Nahtlinie mit Kreide und klebe einen kleineren Streifen Wondertape rechts davon nur auf die Nahtzugabe. Der Reflektorstreifen wird dann längs mittig auf die Nahtlinie gelegt, so dass die eine Hälfte nach dem Nähen außen sichtbar sein wird, die andere Hälfte liegt in der Nahtzugabe.

Ansicht der anderen Seite nach dem Aufbringen des Reflektor-Bandes.

Nach dem Nähen sieht das Ganze von der rechten Seite so aus. Wie man sieht, ist der Stoff nicht ganz im Fadenlauf; weil die Stücke zu klein waren, war ich beim Zuschnitt eingeschränkt. Da er aber in alle Richtungen sehr dehnbar ist, sollte das beim Tragen keinen Unterschied machen.

Weil meine Nähmaschine gerade mit schwarzem Garn eingefädelt auf dem Tisch stand, habe ich nur die Nadel gegen eine Stretch-Nadel ausgetauscht und mit dem Dreifach-Geradstich die kurzen Nähte genäht.

Zum Einfassen der Kanten verwende ich Falzgummi (eigentlich aus dem Dessous-Bereich). Nach der bewährten Methode werden sowohl Stoff als auch Einfassband in je acht gleich große Abschnitte geteilt, die ich mit Stecknadeln markiere. Das Band habe ich 15 % cm kürzer zugeschnitten; die Strecken sind also nicht gleichlang bei den beiden Teilen! Einfach durch Zusammenlegen und Falten die Strecken erst hälfteln, dann vierteln, dann achteln.

Vom Annähen selbst habe ich kein Foto; genäht habe ich mit einem Zickzack, Länge 2, Breite 4. Das Band wird dabei so weit gedehnt, bis es genau so lang ist wie der Stoff – aber auf keinen Fall länger! Abschnitt für Abschnitt näht man dann langsam, und legt den Stoff vor jedem neuen Abschnitt in das Falzband, bis es an der inneren Bruchkante des Bandes anstößt, damit der Stoff gut gefasst wird und nicht heraus rutscht.

Hier das gleiche nochmal ohne Blitz.

So sieht das ganze dann fertig aus.

Und so beim Tragen. Durch das etwas engere Gummi werden die Kanten schön eingehalten und auch die Ohren bleiben warm; aber es ist nicht so eng, dass es einschneiden würde. Ich hoffe, dass ich nächste Woche wieder joggen kann; dann werde ich berichten! 🙂

Nähen, trennen, nähen, trennen, nähen, trennen… fertig!

Kaum ist der erste Monat des neues Jahres rum, habe ich auch schon ein neues Kleidungsstück fertig gestellt! 😉

Schnittquelle „Padova“, hier mit einem schwarzen Unterzieh-Shirt getragen

Für dieses Jahr habe ich mir verschärften Stoff-Abbau vorgenommen. Das ist gar nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Obwohl ich mehr Stoffe hier liegen habe, als ich mich traue, zu zählen, mehrere Burda-Jahrgänge und andere Zeitschriften sowie viele Einzelschnittmuster, habe ich immer wieder Probleme, Stoff und Schnitt zu matchen.

Ich hatte hier zum Beispiel einen Jersey liegen, den ich *rotwerd* schon im Jahr 2007 gekauft hatte. Ich hätte schwören können, dass ich den höchstens drei, vier Jahre hier liegen hatte, komisch!

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Stoff schon aus dem Regal gezogen und mir übergeworfen habe, in der Hoffnung, endlich die zündende Inspiration für einen Schnitt zu finden. Verschiedene Faktoren machten das schwierig: Ein schlichtes T-Shirt, z.B. nach Jalie 2012, war mir zu langweilig. Außerdem wollte ich gerne die Streifen interessant verarbeiten. Aber ich hatte nur einen Meter von dem Stoff gekauft (schwerer Fehler!), so dass alle Schnitte, die die Streifen gemischt oder schräg verarbeiteten, viel mehr Stoff benötigten, als mir zur Verfügung stand. Außerdem hatte der Stoff mit Grau, Schwarz und Silber zwar genau „meine“ Farben, aber mir fehlte trotzdem etwas der Kontrast; so für sich fand ich ihn dann doch zu trist. Gar nicht so einfach, alle diese Anforderungen unter einen Hut zu bringen; daher verlief meine Suche jahrelang im Sande.

Dann hatte ich mich neulich bei meinem Lieblings-Anbieter für Jersey-Schnitte, Schnittquelle, noch einmal auf eine intensive Suche begeben, und fand den Schnitt Padova, der mit einer Angabe von 1,35 m zumindest in die Nähe kam. Und durch geschicktes Auflegen kann man ja oft noch etwas sparen. Also bestellte ich mir den mal.

Beim Kopieren stellte ich dann fest, dass ich ihn im Originalzustand niemals aus meinem einen Meter heraus kriegen könnte, aber dann las ich die Angabe zur Gesamtlänge – 69 cm ist definitiv zu viel für mich! Nachdem ich den Schnitt um 10 cm in der Länge gekürzt und den Bundstreifen um 4 cm verschmälerte, hatte, ging es sich dann gerade so aus, aber wirklich haarscharf!

Das Nähen stellte mich dann vor unerwartete Herausforderungen. Neulich im Forum brachte mich ein Beitrag auf die Idee, außenliegende, abgesteppte Overlock-Nähte in Kontrastfarbe zu verwenden. Das war genau die richtige Idee, um den sportlichen Charakter des Schnitts zu betonen, und das Extra an Kontrast hinein zu bringen, das ich bei dem Stoff vermisste.

Das Nähen mit der Overlock war kein Problem, aber die Nähte dann von rechts abzusteppen, brachte mich bzw. die Nähmaschine, an die Grenzen. Mit dem Standard-Fuß und eingeschaltetem Obertransport – der mir sonst alles vom Teller zieht – funktionierte es wider Erwarten gar nicht. Ohne IDT ging es besser, aber auch nicht optimal. Mit dem Strickkanten-Fuss funktionierte es dann endlich; der hat eine Aussparung unter dem Fuß, in der die Nahtzugaben entlang laufen konnten, ohne den Transport zu behindern.

Das nächste Problem waren die Amausschnitte. Laut Anleitung sollte man einfach die Nahtzugabe nach innen klappen und absteppen. Diese Vorgehensweise stimmt mich grundsätzlich skeptisch, da das Umklappen einer Rundung nach innen nicht so gut funktioniert, obwohl es in Jersey natürlich noch eher geht als in einem nicht-elastischen Material. Speziell bei diesem Schnitt ist die Unterarm-Rundung auch sehr eng, so dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie man das faltenfrei absteppen können soll.

Ich habe mich dann nach mehreren Fehlversuchen für die einfache Version der aufwendigeren Schrägband-Einfassung entschieden: Schrägband rechts auf rechts aufnähen, umklappen, die Nahtzugaben vorher in der Rundung einschneiden, im Nahtschatten noch mal absteppen, überstehende Nahtzugabe des Schrägstreifens innen vorsichtig abschneiden.

Die letzte große Herausforderung war die Kapuze. Diese wird im Original mit einer französischen Naht/Rechts-Links-Naht genäht, und die Nahtzugabe wird nach innen geklappt und nochmals abgesteppt. In meinem Jersey wäre das zum einen zu dick geworden für meinen Geschmack, und das mehrfache Absteppen im schrägen Fadenlauf hätte die Kanten viel zu stark ausgedehnt. Das Teil war so! kurz davor, ein weiteres Ufo zu werden, aber ich wollte jetzt nicht mehr aufgeben. Nach tagelangem Nachdenken kam ich dann auf die einfache Idee, die außenliegenden Nahtzugaben – die erste links-auf-links-Naht hatte ich schon gemacht – mit einem Streifen Jersey abzudecken und den ebenfalls in Kontrastfarbe abzusteppen. Auch hier brauchte ich zwei Streifen und mehrere Anläufe, um endlich zu einem optisch und technisch zufriedenstellendem Ergebnis zu kommen, aber nun ist das Teil so weit, dass ich mich damit auf die Straße traue!

Selten habe ich den Nahttrenner so oft benutzt wie bei diesem Teil, und das dann noch in Jersey. Kein reines Vergnügen, aber mein Ehrgeiz, keine Ufos mehr zu produzieren, hat den Sieg davon getragen, hurra!

Schlicht und schnell

Ein schnelles Erfolgserlebnis für Zwischendurch: Ein zweites Schlafshirt nach dem bereits bewährten Schnitt # 113 aus der Burda Dezember 2008 (damals, als sie noch Burda Modemagazin hieß).

Der Stoff, ein bedruckter Viskose-Jersey der dünneren Sorte, ist jetzt auch schon gut vier Jahre abgehangen und nun endlich verarbeitet. Damit zählt dieses Projekt unbedingt zum UWYH mit!

Mit den Raglanärmeln lässt sich das Modell schnell zusammen nähen. Aufwendiger war dann nur die Einfassung des Halsausschnitts mit einem Dessousgummi mit Herzchen (ebenfalls aus dem Bestand) und das Einfassen des geschlitzten Saums mit einem Streifen aus dem Oberstoff. Hier ein Detailfoto des Einfassgummis; ist das nicht süß mit den Herzchen?

Der Stoff ist sehr weich und etwas dünner als die meisten meiner anderen Viskose-Jerseys. Zum Tragen als Nachthemd sehr gut geeignet, zum Vernähen etwas fuddelig. Die eingelegten Falten am Halsausschnitt sind mir trotz vorherigen Fixierens mit einem Steppstich beim Einfassen etwas weggerutscht auf einer Seite. Da werde ich das nächste Mal auch während des Nähens mit Tesafilm arbeiten, wenn ich dran denke. Aber für ein Nachthemd reichte mir das quick and dirty wieder mal völlig aus.

Der Jersey war etwas (mehr) verzogen, und das Druckmuster der Schmetterlinge läuft nicht genau senkrecht zu den feinen, schwarz-weißen Querstreifen, sondern leicht schräg, was das Zuschneiden zu einem ziemlichen Nervenkrieg gemacht hat. Außerdem gab es in der Nähe des oberen Rands ein zwei handbreit großes, ausgestanztes Loch im Stoff; anscheinend hatte sich dort jemand ein paar Schmetterlinge herausgeschnitten. Die Verkäuferin war etwas überrascht beim Abrollen und hatte mir den Verschnitt kostenfrei dazu gegeben. Wegen all dieser Hindernisse habe ich jedenfalls kaum noch etwas übrig von den gut anderthalb Metern; vielleicht reicht es noch für ein Vorderteil im Mustermix, mal sehen.

Nun ist ein weiterer Vorrat erfolgreich und tragbar verarbeitet; das finde ich gut! 🙂

Fix zusammengerührt

Ein schnelles, kleines Projekt, das mir völlig ungeplant zwischen die Finger kam, ist diese einfache Abdeck-Haube für unsere Küchenmaschine.

Eigentlich hatte ich den Hamburger Stoffladen „Fadenlauf„, den ich noch nicht kannte, aufgesucht, um mich über die Nähmöbel von Rauschenberger näher zu informieren. Nach dem ausführlichen Gespräch, für das der engagierte Mitarbeiter sogar extra bei RMF anrief, um eine meiner Fragen klären zu können, stöberte ich noch durch die reichhaltige Stoff-Auswahl. Hier hat es wirklich alles, was das Herz begehrt; Kinderstoffe, Damenstoffe, sehr schöne Jerseys, Biostoffe, Quilt- und Patchwork, die Auswahl war unüberschaubar.

Da ich eigentlich nicht noch mehr Stoffe brauche 😉 ließ ich die Verlockungen auf den Ballen liegen. Aber bei den Rest-Stücken wurde ich dann unerwartet schwach – normalerweise gehöre ich so gar nicht zum Typus Schnäppchenjäger. Aber dieser Jersey hier, genau meine Farben, tolles Muster, die Menge ausreichend für ein Shirt, der musste mit. Und hier eine Seide, auch genau meins, ausreichend für ein luftiges Oberteil – gute Qualität zum günstigen Preis, wer kann da schon Nein sagen? Und dann fiel mir noch ein Stück intensiv-blaues Mischgewebe in die Hände; von der Menge her gerade ausreichend für die Haube, die schon seit 10 Jahren auf meiner inneren to-do-Liste steht, und für 3 Euro – klarer Fall!

Und manchmal schaffe ich es ja sogar, einen Stoff auch sehr schnell zu verarbeiten. Gewaschen und getrocknet war die neue Beute schnell bei dem Wetter, und weil ich nach dem langwierigen Hosenrock-Projekt mal wieder Lust auf ein schnelles Erfolgserlebnis hatte, habe ich mir kurzerhand das Maßband geschnappt und die Küchenmaschine ausgemessen. Ein Päckchen rotes Nahtband fand sich in meinen ererbten Vorräten, perfekt. Damit wurde es wenigstens zur Hälfte zum UWYH-Projekt.

Genäht war das Teil recht schnell; ein durchgehender Streifen für das Mittelteil, zwei Seitenteile eingesetzt. Nahtzugaben nach außen und Nähte und Saum mit dem Nahtband eingefasst, schon fertig. Ein kleiner Henkel obendran, damit man sie leicht abnehmen kann. Innerhalb von etwa drei Stunden hatte ich ein weiteres Problem mit Stoff gelöst; die Küchenmaschine hat jetzt eine vernünftige Abdeckung, die sie vor dem küchen-üblichen Staub und Fettfilm schützt – perfekt! 😀

Kleine Geschenke…

.. erhalten die Freundschaft, sagt man. Was machen dann eigentlich große Geschenke? 😉

Eine liebe Freundin war letztes Jahr begeistert von meiner rot-weiß-karierten Fahrradkörbchen-Tasche. Auf Nachfrage, was genau ihr daran so gut gefiel, nannte sie zum einen Farbe und Muster und zweitens die Größe. Ah, Idee!

Schon ewig habe ich auf meiner Festplatte das damals kostenlose Schnittmuster für die „Hobo Bag“ von HotPatterns schlummern, und jetzt bot sich eine geeignete Empfängerin. Rot-weiß-karierten Stoff hatte ich von der Frankreich-Fahrt noch hier liegen. Und so machte ich mich mit großer Freude an die Anfertigung der Tasche! Gleichzeitig qualifiziert sich dieses Projekt auch als „Use what you have“ – win-win!

Die Anleitung hat einen winzigen, unproblematischen Fehler*, ansonsten lief alles sehr glatt. Die Anleitung ist sehr ausführlich und gut bebildert; ich liebe den intelligenten Schnitt und dass es drei kleine Innentaschen gibt, gefällt mir auch sehr gut. Gerade bei einer so großen Beuteltasche ist das sehr nützlich!

Von außen sieht sie, ziemlich unspektakulär, so aus:

Hier ein Versuch, die Innenansicht mit den zwei offenen Innentaschen zu zeigen; der weiche Baumwollstoff macht das etwas schwierig:

Hier die kleine Reißverschlusstasche auf der gegenüberliegenden Seite:

An der Unterseite treffen die rautenförmigen Teile zusammen, das sieht auch sehr hübsch aus:

Die Träger-Teile habe ich komplett mit einer leichten Vlieseline verstärkt; die vier Unterteile zusätzlich mit einer dünnen Näh-Einlage, um dem Boden einen Hauch von Standfestigkeit zu geben, ohne den „slouchy look“ zu sehr zu beeinträchtigen.

Die Empfängerin hat sich sehr über die Tasche gefreut, und ich hoffe, dass sie ihr viele Jahre gute Dienste leisten wird! 🙂

* In Bild Nr. 7 werden die Unterteile mit den aufgesetzten Taschen gezeigt; das ist falsch, hier werden die Teile ohne die Taschen verwendet. Die Teile mit den Taschen wurden ja bereits im Schritt davor verarbeitet.

Schlachtfest

Oder: Ich war eine Handtasche…

… und beabsichtige, wieder zu einer zu werden.

Meine schöne Handtasche, die ich mir vor ziemlich genau zwei Jahren nach dem Vorbild einer Kauf-Tasche genäht habe, hat sich im Alltag leider als teilweise untauglich erwiesen. Der schwarz-weiße Bouclé hat in Verbindung mit meinem Wintermantel sehr unschöne Abriebspuren auf diesem hinterlassen, die sich allen Entfernungsversuchen des Fusselrasierers hartnäckig widersetzen. Und die Paspeltasche im Futterstoff, die für das Portemonnaie gedacht war, ist nach recht kurzer Zeit ausgerissen; der Futterstoff war wohl doch zu dünn für das Gewicht.

Aber die Innen- und Außengröße der Tasche war extrem praktisch; es passte sehr viel hinein, ohne dass sie zu voluminös war. Und die Henkel hatten genau die richtige Länge, um sie wahlweise in der Hand oder über dem Arm zu tragen. Der Reißverschluss oben hat dafür gesorgt, dass nichts herausfällt, wenn sie mal umkippt, und das schwarze Leder außen war sehr strapazierfähig.

Deswegen hatte ich schon länger den Plan, die Tasche noch mal neu mit einem anderem Außenstoff zu nähen, und jetzt endlich finde ich die Zeit dazu. Das Reißverschlussband oben, die Ringe für die Henkel und den kleinen gelben Reißverschluss werde ich wiederverwenden. Das Lederteil habe ich inzwischen auch schon abgetrennt; das kann ich hoffentlich auch noch mal verwenden, indem ich (ziemlich) genau in der alten Naht nähe. Sonst müsste ich nochmal zu Leder Detmer – was ja auch kein furchtbares Unglück wäre…

Derzeit plane ich als Außenstoffe eine recht spezielle Kombi, die eigentlich wieder mal als Handtaschenstoff völlig ungeeignet ist, aber aus anderen Gründen. Mal sehen, was damit passiert. Dazu mehr im nächsten Post.