Giorgios Kleid

Nicht Anton, sondern Giorgio

Ziemlich spontan hatte ich vor circa zwei Wochen Lust bekommen, meine zwei gepunkteten Armani-Jerseys zu verarbeiten, die ich vor fast genau einem Jahr gekauft hatte. Seit dem Kauf hatte ich immer wieder überlegt, wie ich die beiden Punkt-Muster in einem Kleidungsstück kombinieren könnte, und auf einmal kam mir die Idee dazu!

Als Grundlage diente mir Jalie 2793, eigentlich eine Tunika. Ich hatte mir vor drei Jahren schon einmal ein kleines Sommerkleidchen daraus genäht, indem ich den Saum einfach verlängert hatte.

Für meine aktuelle Version habe ich das gleiche gemacht. Außerdem habe ich die Bindebänder weggelassen, da sie mich bei meinem blauen Kleid eher stören – die meiste Zeit verbringe ich nun mal sitzend, und so ein Knoten im Rücken ist nicht sehr angenehm.

Um mein Hohlkreuz ohne den Gürtel ein wenig auszugleichen, habe ich meine bewährte quick and dirty-Lösung angewendet, und nur das Rückenteil in der Taille etwas stärker eingekurvt als das Vorderteil. Es liegt jetzt im Rücken nicht hauteng an, aber das würde mein Hohlkreuz auch wieder stark betonen; mit dem gegenwärtigen Kompromiss bin ich zufrieden.

Den vorderen Ausschnitt-Besatz habe ich weg konstruiert, indem ich Besatz und oberes Vorderteil zusammengelegt habe, damit es zu einem Teil wird. Daran habe ich dann nach der Anleitung von Gilewska aus ihrem Schnittabwandlungen-Buch einen kurzen Kimono-Ärmel hinzukonstruiert. So habe ich ein oberes Vorderteil geschaffen, das keine Teilungsnähte hat, um die größeren Punkte besser zur Geltung zu bringen.

Damit die Ausschnittkante gut aussieht, habe ich sie komplett mit einem breiten Besatz verstürzt, den ich in der Empire-Naht mitgefasst habe.

Das Taillenband habe ich gedoppelt, damit es auch von innen schön sauber aussieht.

Die Weite unter der Brust habe ich mit der hier geschilderten Methode eingekräuselt; das fällt bei dem Muster kaum auf und ist bequem.

Ärmel und Saum sind gecovert; um den flutschigen Jersey dabei auf keinen Fall auszudehnen, habe ich diesen mit Vliesofix fixiert. Das funktionierte wie immer sehr gut und er fällt auch nach dem Nähen immer noch schön weich.

Insgesamt habe ich einiges an Arbeit hineingesteckt, und ich denke, das Ergebnis ist es wert. Mein Label auf dem inneren Halsausschnitt-Beleg anzunähen hat mir richtig Spaß gemacht!

Da ich sowohl Stoff als auch Schnitt schon hier vorliegen hatte, fällt dieses Kleid außerdem in die Kategorie „use what you have“ – es fällt zwar nicht wirklich auf, dass im Regel jetzt zwei Stoffe weniger liegen, aber ich freue mich, dass mir hier eine gute Stoff-Schnitt-Kombi gelungen ist. Ich hoffe, für die anderen Bestände habe ich weiterhin so ein gutes Händchen! Und von dem groß gepunkteten Jersey habe ich noch so viel übrig, dass es noch für ein Top reichen dürfte.

Gegen das Chaos in der Handtasche

oder: Blau, blau, blau, sind alle meine Zaubertäschchen!

Nachdem der erste Versuch mit dem Zaubertäschchen so gut geklappt hatte, habe ich mir heute drei weitere Versionen aus schönerem Stoff angefertigt. Es sind alles Reststoffe von fertiger Kleidung; zufällig auch drei meiner Lieblingsstücke.

3 blaue Zaubertäschelchen

Verschluss ebenfalls wieder mit je zwei KamSnaps. Ich glaube, ich muss meine Farbauswahl dieser Teile doch mal vergrößern; mein Bestand beschränkt sich derzeit auf Schwarz, Weiß und Grau…

Die drei Taschen kümmern sich nun in meiner großen Handtasche um meine Technik, Haar- und Körperpflege, also z.B. Kopfhörerkabel, Haargummis, Lippenpflegestifte etc.

Zauberhaft einfach

sind die Zaubertäschchen herzustellen, die inzwischen vermutlich jede Hobbyschneiderin auf diesem Planeten schon mal gemacht hat, bis auf mich.

Letzten Sonntag dann sah ich Tilli über die Schulter, als sie beim Nähtreff jemandem die Herstellung erklärte, und da ich gerade auf der Suche nach einer kleinen Tasche für die Handtasche war, war das der perfekte Anlass, mich einmal selbst daran zu versuchen.

Auf der Suche nach einer Anleitung fand ich diese hier am besten:
Nalevs Welt – Anleitung Zaubertasche

Also mal flott ein A 4-Blatt genommen, eine Ecke etwas abgerundet, und aus einem Teststoff schnell zugeschnitten. Drei kleine Nähte, oder vier, mit dem Schließen der Wendekante, und fertig. Wow, das war einfach! 🙂

Auch das Anbringen von Kam Snaps hatte Tilli erklärt. Diese hatte ich mir vor längerer Zeit schon einmal zugelegt, mich aber noch nicht weiter damit beschäftigt. Also auch diese Tüte hervorgekramt und ausprobiert. Geht! 😀

Zaubertäschchen mit Kam Snaps

Die inneren Ecken der Tasche habe ich dann noch abgenäht, um mehr Tiefe zu haben, was man hier ganz gut sehen kann:

Innenansicht mit abgenähten Ecken

Das kleine Teil – Außenmaße 18 x 10 x 4 – dient mir jetzt als Innentasche für meine größere Handtasche, und kümmert sich um die Aufbewahrung von Kamm, Haarspange, Lippenbalsam und was man sonst so an Kleinteilen herumfliegen hat.

Alles andere als einfach war die Herstellung meiner chicen, kleinen Abendtasche, an der ich seit Mai immer mal wieder herumlaboriert habe. In meinem UWYH-Beitrag habe ich schon einiges dazu geschrieben, Beitrag # 57 ff.; das wiederhole ich hier jetzt nicht.

Schlussendlich bin ich nun sehr zufrieden mit dem Resultat:

Bügeltasche
von der anderen Seite

Den Stoff habe ich von einer Freundin geerbt; sie hatte ihn aus Asien als Rest von ihrem dort angefertigten Kleid mitgebracht. Den Taschenbügel habe ich bei der Quiltzauberei.de gekauft, und die Tragekette kommt von Handtaschen Drive-In.

Kann man schon was sehen?!

Ein Langzeitprojekt nähert sich ganz langsam seiner Vollendung – mein Handtaschen-Klon ist schon ganz gut als solcher erkennbar.

Als kleine Erinnerung hier der Anfang, aus dem Juni – da habe ich den Schnitt abgenommen.

Original-Tasche

Für den Außenstoff habe ich mich für einen lose gewebten Tweed (?) entschieden. Das war nicht so ganz die beste Entscheidung; an den Kanten sind die lose gewebten Fäden schlecht zu bändigen. Den Stoff, von dem ich eine größere Menge hier habe, hatte ich eigentlich für einen Kurzmantel vorgesehen, aber ich mache wohl doch besser eine klassische Chanel-Jacke daraus; er ist wohl mehr für schön als für praktisch geeignet.

Den Seitenstreifen hatte ich zuerst aus einem schwarzen Feinköper gemacht; aber der sammelte mir zu schnell Fusseln. Da Leder für eine Tasche immer noch am besten geeignet ist, wurde ich dann schließlich bei Leder Detmer in der Restekiste fündig. Meine Nähmaschine stieß gelegentlich an ihre Grenzen; allzu genau darf man nicht überall hinschauen. Um die Träger zu befestigen, werde ich wohl einen Schuster in Anspruch nehmen.

Danach folgte etwas Feinarbeit, die Blumen-Deko. Die Blütenteile aus dem schwarzen Wildleder auszuschneiden und anzunähen war nicht schwierig, nur zeitraubend. Etwas mehr Arbeit erforderte das Aufnähen der geschliffenen Perlen. Im Bastelladen hatte ich zuerst zu den Holzperlen gegriffen, mich dann aber doch entschieden, meine persönliche Komfort-Zone ein Stück zu verlassen und das Bling-bling zu verwenden. Das Aufnähen war nur deswegen so schwierig, weil sich der Nähfaden um sich selbst wickelte beim Durchziehen, oder im stabilen Taschenfutter hängenblieb, und immer wieder Fadensalat produzierte. Ich mache so etwas nicht allzuoft – aus gutem Grund – aber ich glaube, ich muss mich doch mal stärker mit dem Thema Handsticken  beschäftigen. Da muss es doch irgendwelche „Tricks“ geben…

Taschen-Nachbau

Außen ist sie jetzt soweit fertig; jetzt fehlt nur noch das Futter und die Träger. Das Futter habe ich schon genäht und mit zwei Innentaschen versehen. Heute habe ich dann noch ein dünnes Volumenvlies aufgebügelt. Die Tasche selbst ist mit einem stabilen Taschenfutter aus Kunststoff versehen, darum musste ich die Vlieseline jetzt auf das Futter aufbügeln. Um die Innentaschen nicht festzukleben, habe ich einen Schlitz in die Vlieseline geschnitten und die Innentaschen durchgezogen. Danach wurde gebügelt.

Volumenvlies mit Trick 17
Aufgebügeltes Vlies

Als ich heute im Stoffaden das Vlies und andere Kleinigkeiten kaufte, habe ich außerdem etwas Tolles entdeckt, das ich schon öfter vermisst habe: Ein temporärer Markierstift von Prym in weiß, der auf dunklen Stoffen sichtbar ist! Keine Ahnung, ob der neu ist; mir war er bislang unbekannt. Ich habe ihn gleich mal getestet – wenn man die Linien zieht, sieht man zunächst gar nichts; erst beim Trocknen wird die Flüssigkeit ganz weiß. Es ist ein Aqua-Trickmarker; die Markierungen müssen also vor dem Bügeln mit Wasser entfernt werden. Ich glaube, der wird mir noch sehr nützlich werden!

Aqua-Trickmarker weiß

Frühling lässt sein blaues Band…

… und so weiter, ihr wisst ja.

Der Frühling hat sich nach einem Intermezzo wieder verabschiedet, und wie besser die erneut dunklen, kalten Abende verbringen als vor der Nähmaschine?

Herausgekommen ist ein zweiter Strickbeutel, ein kleines Oster-Mitbringsel für eine Verwandte ersten Grades, die neulich das Stricken wieder entdeckt hat. 😀

Strickbeutel

Die verwendeten Stoffe sind ein bisschen ein Sammelsurium, fügten sich dann aber doch recht gut zusammen. (Die Farben passen in echt viel besser zusammen als auf dem Blitzlicht-Foto.)

Zuerst fielen mir die Reste vom geblümten Wachstuch in die Hände; aus denen wollte ich die aufgesetzten Taschen machen. Aber was nehmen als Hauptstoff? Gelbe und grüne Stoffe befinden sich nicht in meinem Bestand. Der einzige hellblaue, den ich fand, war ein dickeres Viskose-Leinen, aus dem ich eigentlich einen Rock machen wollte. Der recht dicke Stoff hatte mich bislang aber immer davon abgehalten, also warum nicht einen Teil davon opfern, damit er überhaupt mal verwendet wird? Nachdem ich den inneren Boden daraus zugeschnitten hatte, dachte ich mir, dass der Stoff etwas zu hell und also schmutzanfällig ist, um ihn auch für den äußeren Boden zu verwenden. Also den Rest dunkelblauen, dicken Jeans gesucht. Bei der Suche fiel mein Blick dann auf die Rolle mit türkisfarbenem Kunstleder, von dem ich noch gut einen Meter in der Ecke stehen habe. Passt perfekt für das Taschenteil, sowohl farblich als auch von der Stärke her, hurra! Der Jeans fand sich auch ein, und für das Verschlussteil oben bot sich das letzte Stück von dem blau gewölkten Patchwork-Stoff an.

Die fünf Stöffchen wurden also ordnungsgemäß zerschnippelt, und teilweise mit dünner Schabrackeneinlage (S320) verstärkt, um die Standfestigkeit noch zu erhöhen.

Das Kunstleder (mit Textilrückseite) näht sich sehr problemlos, nur lässt es sich natürlich nicht bügeln, und heften mit Stecknadeln ist nicht gut für die Finger, stellte ich nach kurzer Zeit fest. Trotz Umstieg von Metallkopf- auf Glaskopf-Nadeln. Autsch.

Wo ich bei Stoff die Nahtzugaben umbügeln und heften würde, habe ich hier teilweise jede Nahtzugabe einzeln umgelegt und festgesteppt, bevor  ich zwei Teile zusammennähte. Das verlangsamt den Nähprozess nur unwesentlich, da die geraden Nähte recht flott von der Hand gehen, und eine weitere Versäuberung bei Kunstleder nicht nötig ist. (Das macht mir nun richtig Lust, mich mal an echtes Leder zu wagen; ein sehr schönes Buch mit Projekten steht schon seit einiger Zeit bei mir im Regal.)

Da das Kunstleder sich nicht so gut von Hand ausformen lässt, habe ich bei den großen Beutelteilen außerdem die Nahtzugaben von Seitenteil und Bodennaht abgesteppt. Die vom äußeren Beutel habe ich nach innen, Richtung Boden gelegt, und festgesteppt; die vom inneren Beutel nach oben, an den Taschenkörper, gesteppt. So liegen sich die Nahtzugaben nicht im Weg, die Rundung wird noch besser ausgeformt, und es verleiht dem Ganzen zusätzliche Stabilität. Das Steppen im Inneren der Beutel war etwas fummelig, aber mit Geduld machbar.

Auch über das IDT meiner Pfaff war ich wieder einmal sehr dankbar, da das Kunstleder eine sehr un-rutschige Außenseite hat, und bei mehreren Lagen auch einiges an Materialdicke zusammenkommt. Das stört meinen kleinen Traktor ja so überhaupt nicht; die zieht und zieht einfach weiter!

Nach drei Abenden, die ich endlich mal wieder mit intensivem Nähen verbracht habe, ist der Frühlingsbeutel nun fertig. Ausreichend Kordel hatte ich noch von meinem letzten Kauf für die Tanzbeutel hier, und der Kordelstopper stammt von irgendeiner einer auseinander genommenen, alten Kauf-Tasche, wenn ich mich recht erinnere.

Da ich nur Stoffe und Reste aus dem Bestand verarbeitet habe, zählt es ebenfalls für mein UWYH 2012-Projekt mit. Irgendwie muss ich meine Berge doch langsam mal abbauen. 😉

beschwingte Beutel

Tanzschuh-Beutel
Tanzschuh-Beutel

Projekt Nummer zwei aus meinem Resteverwertungsprojekt 2012: Beutel für unsere Tanzschuhe, für den Transport und als Schutz.

Dieses Projekt dauerte länger als gedacht, und ich habe viel dabei gelernt. Den ersten  Versuch hatte ich aus meinem Bettwäsche-Geschenk als Beutelstoff gemacht. Nach dem zweiseitigen Besticken des ersten Beutels habe ich drei Stofflagen zusammen gequiltet, und diese als eine Lage zu einem Beutel verarbeitet. Nur dass der viele Stoff dann viel zu dick war, um sich noch mit der Kordel zusammen ziehen zu lassen.

Um wenigstens die Stickmotive zu retten, habe ich die Quiltnähte wieder aufgetrennt, die Motive ausgeschnitten und als Negativ-Applikation an bzw. in einer neuen Lage Stoff befestigt. Aber die „sportliche“ Optik gefiel mir gar nicht, und der von mir ungenau weggeschnittene Oberstoff zeigte hässliche Fransen. Im Forum habe ich dann eine bessere Methode für die Negativ-Appli erfahren, aber so war auch der zweite Versuch erstmal gescheitert.

Mit dem zweiten Beutel hatte ich ebenso wenig Glück. Hier hatte ich das Motiv als Applikation aufgebracht. Teilweise hatte ich Futterstoff verwendet, und dieser franste durch die engen Satinstich-Raupen im geraden Fadenlauf sehr unschön aus, und war auch mit Fraycheck nicht zu Fixieren.

Beide Beutel hatte ich nach dem Besticken zwischendurch noch mit blauer Farbe eingefärbt, weil mir der weiße Stoff dann doch zu empfindlich schien, und ich einen Fehlkauf Farbe hier stehen hatte. Beim Auswaschen des wasserlöslichen Stickvlieses verabschiedete sich jedoch auch ein Gutteil der Farbe wieder. Die Angabe „mittlere Echtheit“ auf der Packung hatte ich leider erst nach dem Kauf gesehen. Und Beutel, die ich nicht waschen kann, und die bei einem Regenguss meine Kleidung blau färben, kann ja nun wirklich niemand gebrauchen!

Also ein kompletter Reinfall.

Aber aufgeben gilt nicht, und so startete ich einen zweiten, oder eher dritten, sechsten, neunten Versuch. Als Stoff kam nun ein Rest blau gewölkter Patchwork-Stoff zum Einsatz, für die Appli habe ich schwarzes Taschenfutter und rosa Blusenbaumwolle verwendet. Und siehe da, nun funktionierte alles, wie es sollte! 🙂

Die Tanzpaar-Motive habe ich mit Hilfe der Google-Bildersuche gefunden. Dort gibt es die sehr nützliche Funktion, dass man gezielt nach dem Typ „Strichzeichnung“ suchen kann, der sich für das Freihand-Sticken in der Regel gut eignet.

Eine weitere Hürde bei den ersten Versuchen war es noch gewesen, die Motive auf den Stoff aufzubringen, um das Nachsticken zu können. Ich erspare euch die vielen Methoden, die ich ausprobiert habe; das war auch noch ein Kapitel für sich mit einer steilen Lernkurve!

Letztendlich funktioniert hat es dann so: Motiv auf normales Papier ausdrucken, an eine Fensterscheibe kleben. Darüber den Stoff kleben. Funktioniert nur tagsüber, weil man nun das Motiv einfach durchpausen kann. Dazu habe ich einen halbwegs wasserlöslichen Stift, den „Trio 2 in 1“ von Schwan Stabilo, verwendet; mit der dünnsten Spitze. Den gibt es in vielen Farben, so dass man immer die zugleich unauffälligste wie noch am besten sichtbare wählen kann.

Das Ganze wird dann mit einer dicht eingestellten Zickzack-Raupe (Knopfloch-Einstellungen) Linie für Linie nachgestickt. In meiner Vorlage waren die Striche unterschiedlich stark. Das habe ich so gut wie möglich nachgeahmt, indem ich im laufenden Betrieb die Stichbreite verstellt habe. Das ist ein bisschen tricky, weil man mit der einen Hand weiter den Stoff führen muss, um den Linien zu folgen, während die andere am Stichbreiten-Rad dreht. Und die Augen bleiben dabei natürlich meist auf die Stickerei gerichtet, damit dort nichts schief geht. Feinmotorik-Übung vom Feinsten.

Zum Befestigen der Stoff-Applikationen kam das bewährte Vliesofix zum Einsatz. Das Abzeichnen der Linien konnte ich mir dabei sparen, weil sich diese aus dem Verlauf der Applikationen ergaben.

Mangels Stickrahmen habe ich die Rückseiten der Motive zuerst mit Avalon fix (wasserlöslich), beim zweiten  Versuch mit Cotton fix (abreißbar), beide selbstklebend, fixiert. Das funktionierte ganz wunderbar; der Stoff hat sich kein bisschen verzogen. Ich ziehe das Cotton fix vor, weil das Auswaschen des Avalon von Hand stundenlang gedauert hat. Da ich die Beutel vorher gefärbt hatte, konne ich das sehr gut beobachten, weil die Farbe auch am Kleber haftete. Wenn die Farbe nicht gewesen wäre, hätte ich nach fünf Minuten Stein und Bein geschworen, mit dem Auswaschen fertig zu sein. Aber die blauen, schmierigen Streifen im Waschbecken zeigten mir sehr deutlich, wieviel von dem Zeug immer noch anhaftete, obwohl es nicht mehr an den Händen klebte. Sehr interessant. – Das Cotton fix ließ sich demgegenüber recht einfach, und ohne an den Raupen zu zerren, abreißen.

Insgesamt habe ich mich jetzt gut drei Wochen fast täglich mit diesen Beuteln beschäftigt. Kaum zu glauben, wenn man sich das fertige Produkt so ansieht. Aber das ist ja immer so bei Kunst und  Handwerk; die viele Arbeit sieht man nicht… 😉 (Gottseidank auch; wie würde das sonst wohl aussehen?!)

Mein UWYH-Plan ist ja, jeden Monat ein Projekt fertig zu stellen. Daher liege ich trotz der vielen Umwege nun immer noch sehr gut im Zeitplan. Schön. 🙂

 

Schüchterne Türwächterin

Das neue Jahr ist gerade mal zwei Wochen alt, und ich habe schon zwei Sachen fertig gestellt. Das zweite kann ich euch schon zeigen; einen kleinen Einblick hatte ich ja schon Silvester verraten. Hier ist sie also im Ganzen, meine Matrioschka:

Ihr Zweck ist hier auch schon zu sehen; es ist eine Türstopper-Figur.

Der Schnitt stammt aus der November-Ausgabe 2011 der Burda, in dieser Serie ist es Bild Nummer 12.

Wer hier mitliest, weiß ja, dass ich kein Freund übermäßiger Verzierung bin, und für Kitsch nichts übrig habe. Daher würde dieses Figürchen voll in meine No-go-Kategorie fallen, aber – keine Regel ohne Ausnahme. Und wer kann diesem „Blick“ schon widerstehen? 😉

Püppi ist das erste Ergebnis meines für 2012 geplanten „Use what you have“-Projektes zum Materialabbau. Deswegen ist der Körper aus zwei verschiedenen Wollstoffresten zusammengesetzt. Die Unterseite ist grüner, dicker Deko-Filz, auch ein Rest. Das rosafarbene Gesicht ist appliziert, mit aufgestickten Augen, Wangen, Haaren und Mund. Angezogen ist sie mit allen möglichen Borten und Bändern und Zeugs aus dem Fundus. Wo die alle herkommen, kann ich gar nicht genau sagen; einiges davon habe ich geschenkt bekommen, und nicht selbst gekauft. Was sich halt im Laufe einiger Jahre so ansammelt.

Und ich hatte endlich eine sinnvolle Verwendung für die drei Kilo Sand, die ich im Laufe meines Lebens an unterschiedlichen Stränden Europas gesammelt habe, und seit Jahren von einer Ecke in die andere schiebe – im Karton, natürlich! Verschiedene Steine habe ich auch noch hier – neben den Muscheln, die ja eh jeder hat. 😉

Den Sand habe ich allerdings in einer Zip-loc-Tüte in die Puppe gefüllt, nicht direkt hinein, wie Burda das wollte. Das war mir dann doch zu riskant!

In Ermangelung von Füllwatte habe ich außerdem gefühlte zig Kilo Stoffreste aus meinem Zuschnittreste-Korb zum Ausstopfen kleingeschnippelt. Der Korb ist jetzt fast leer, dabei hatte ich da bestimmt ein Jahr lang gesammelt – echt irre, wieviel Volumen so ein kleines Teil hat. Naja, die Gesamthöhe ist 34 cm, also nicht gar so klein. Und schon wieder ein Gang zum Papierkorb gespart!

Ein bisschen überrascht bin ich über die fertige Form des unteren Teils; das sah auf dem Foto in der Burda ein wenig anders aus, hatte ich den Eindruck. Aber ich habe mich, selten genug, genau an die Anweisung gehalten, und das soll wohl so sein. Sie ist jedenfalls sehr standfest, und ein Hingucker, und erfüllt ihren Zweck voll und ganz.

Sie bewacht jetzt den Eingang zu meinem Nähzimmer und wird mich hoffentlich lange begleiten.