1001 Pullover…

… lautet der Titel des heute besprochenen Buches nicht, und das wäre auch eine gelinde Untertreibung. Über 70.000 Varianten verspricht der Störer auf dem Titel von „Dein Pullover-Design“ und das kommt schon eher hin!

Werden hier doch vier Körperformen, drei Ärmelformen, drei Ärmellängen, zwei Ausschnittformen, fünf Halsbündchen, acht Ärmelbündchen-Muster sowie 16 Strickmuster (darunter Rechts-Links-Muster, Jacquard, Lace, Zöpfe) angeboten. Uff!

Dazu kommen noch weitere Abwandlungen, wie zB Streifenmuster, oder auch die Jackenform oder ein seitlich geknöpfter Poncho.

Mehr als genug Variationen also, um für jedes Alter, jeden Geschmack und jeden Anlass etwas zu finden

Das Prinzip des Buches wird in der Gebrauchsanweisung zu Beginn vorgestellt: Man sucht sich Schritt für Schritt aus den Variationen das gewünschte aus, und kann diese dann einfach nacheinander abarbeiten.

Dieses Konzept kenne ich schon aus dem „Genialen Socken-Workshop“-Buch und finde es sowohl für Anfänger wie auch bereits Fortgeschrittene gut geeignet.

Damit man nicht vergisst, was man sich ausgesucht hat und das Buch nicht mit tausend Eselsohren verunstalten muss, gibt es sogar ein Formular zum Zusammenstellen der gewünschten Kombination als Kopiervorlage im Buch und zum Download auf der Verlags-Website – hervorragende Idee!

Zu Beginn des Buches werden die möglichen Variationen vorgestellt: Gerade geschnittener Körper, Oversize, A-Linie, tailliert. Rundhals-Ausschnitt in den Versionen mit Bündchen, Rollrand, Rolli oder Stehkragen, oder V-Ausschnitt. Gerade angesetzter, überschnittener Ärmel, Armkugel, Raglan und Oversize-Ärmel. Diverse Ärmellängen (wobei man die ja einfach selbst ändern kann).

Danach folgen je vier Mustervorschläge aus rechten/linken Maschen, Jacquard, Lace und Zöpfen.

Um die Bandbreite der Variationen zu zeigen, gibt es dann 24 ausformulierte „Rezeptvorschläge“ in verschiedenen Kombinationen. Oder man stellt sich eben mit Hilfe des Formulars seine ganz individuelle Kombination zusammen. Nicht ganz einfach bei der Qual der Wahl! Auf meiner persönlichen Wunschliste sind sofort mehr Modelle gelandet, als ich in den nächsten fünf Jahren stricken könnte… 😉

Einen kleinen Grundkurs im Stricken gibt es zum Schluss. Dort sind die grundlegenden Techniken (Anschlagen, Abketten, rechte und linke Maschen, Abnehmen, Zunehmen, Zusammennähen) erklärt. Die Techniken für Zöpfe, Lace und Jacquard werden nicht erklärt; das würde den Rahmen des Buches wohl sprengen. Ganz blutige Anfänger müssen sich diese Informationen also anderswo im Netz suchen, was heutzutage ja gottseidank kein Problem mehr ist.

Einziges weiteres Manko: Das vorgegebene Größenspektrum reicht von Gr. 36 bis 46. Mit Hilfe einer Maschenprobe und dem Dreisatz könnte man aber die Anleitungen auch auf andere Größen umrechnen. Das wird im Buch leider nicht erklärt.

Für alle Modelle wurde das gleiche Garn verwendet; Schachenmayer Merino extrafine, verstrickt mit der Nadelstärke 3,5 bis 4. Natürlich kann man auch jedes andere Garn mit einer passenden MaPro verwenden; gerade in dieser Nadelstärke und Qualität bieten ja alle großen Hersteller etwas an. Auch die farbliche Bandbreite ist hier sehr groß. Dass hier mal keine extra-dicken Garne verwendet werden, wie es so oft in Büchern für Anfänger der Fall ist, finde ich persönlich sehr angenehm. Die Modelle sind damit zeitlos und für verschiedenste Einsatzbereiche, auch für legere Büros, gut geeignet. Die klassischen Muster sind interessant und hübsch, ohne zeitkritisch modisch zu sein.

Sehr gut gefällt mir, dass das Strickteam, das die Modelle angefertigt hat, zum Schluss vorgestellt wird, jeweils mit Foto und persönlichen Dankesworten!

Insgesamt ein zeitloser Klassiker für Anfänger und Fortgeschrittene, mit dem man sich vermutlich jahrzehntelang beschäftigen könnte, ohne dass einem langweilig wird. – Oder man viel Geld bei Ravelry ausgeben muss – ha! 😉

Titel: Dein Pullover-Design. Mit Mix & Match zum neuen Lieblingssweater. Von Rita Maassen. Erschienen im Topp-Verlag, ISBN 978-3-7724-8113-0, € 24,99 (affiliate link)

Achtung, Werbung!

Heute muss ich mal ganz explizit Werbung machen, und zwar für Elke von EllePuls und ihren superkalifragilistischexplialegetisch guten Podcast! 🙂

Ihre Website war mir schon länger ein Begriff, aber da ich kaum Zeit zum Lesen anderer blogs habe, war mir völlig entgangen, dass sie letztes Jahr auch einen podcast gestartet hatte.

Als ich mich im letzten Herbst mal wieder nach dem Thema Stilfindung im Netz umgesehen hatte, dauerte es aber nicht lange, bis ich auf ihren Online-Kurs zu diesem Thema und darüber auch auf ihren podcast gestoßen bin. Und ich war von Anfang an extrem begeistert und bin es immer noch. Sie hat genau die Themen, die ich selbst immer schon mal in einem Näh-Podcast haben wollte, und sie macht es!

Von Anfang an hat sie interessante Interview-Partnerinnen dabei, die aus allen Bereichen kommen, mit denen man als Hobbynäherin so in Berührung kommt. Seien es andere Näh-Bloggerinnen, Schnitt-Designerinnen, Verkäuferinnen aus Stoffläden oder deren Inhaber, Buch-Autorinnen, Stilberaterinnen – aus allen Themenfeldern finden sich nette Menschen zu einem Plausch aus dem Nähkästchen bei Elke ein und es ist nie langweilig.

Auch ihre Solo-Beiträge, die sich meist um das Thema Stilfindung und das Nähen der eigenen Garderobe drehen, sind ebenso unterhaltsam wie interessant. Dass sie diesen Kanal auch als Werbung für ihre Nähcamps und Online-Seminare nutzt, tut dem keinen Abbruch.

Ich selbst höre podcasts fast nur im Auto oder bei den vielen Zugfahrten, die ich so mache. Oder bei der Hausarbeit. Beim Nähen oder Stricken habe ich Schwierigkeiten, einem Beitrag zu folgen, sei es Radio, Hörbuch oder podcast, weil ich irgendwann so in der manuellen Tätigkeit aufgehe, dass ich mich nicht nebenher noch auf etwas ganz anderes konzentrieren kann. Außer bei den ganz einfachen Stricksachen in kraus rechts oder so. Aber ich habe schon von vielen gehört, die das können. Egal, wo und wie ihr zuhört, wenn ihr gerne etwas auf die Ohren bekommt, kann ich Elkes podcast von ganzem Herzen empfehlen!

Ein Anzug für den Lesestoff

Kaum zu glauben, aber in den letzten paar Wochen habe ich tatsächlich drei Teile fertig genäht. Gut, zwei davon waren „nur“ Accessoires. Das erste zeige ich euch heute, eine flexible Buchhülle.

Ich lese ja viel in der Bahn beim Pendeln, und wenn ich in den Öffis einen Sitzplatz bekomme oder beim Bahnfahren Lust dazu habe, darf es auch mal ein schweres Papierbuch sein. 😉

Damit die Ecken und Kanten der Taschenbücher nicht so leiden, hatte ich schon länger die Idee, mir dafür eine Buchhülle zu nähen. (Okay, und manchmal will auch einfach nicht, dass alle mitbekommen, was ich da lese.) Nur die Faulheit hatte mich bislang daran gehindert, mir dafür einen Schnitt zu machen oder besser, mir die geschickteste Näh-Reihenfolge zu überlegen, denn für ein Rechteck brauche ich ansonsten keinen Schnitt.

Als ich mir dann für mein Sommer-Urlaubs-Kleid die Pattydoo-Schnitte anschaute, stolperte ich dort über eine flexible Buchhülle, mit Lesezeichen und Verschluss. Und mit Video-Nähanleitung. Perfekt – jemand anders hatte sich die Mühe gemacht und war sogar so freundlich, das alles kostenlos zur Verfügung zu stellen!

Zugeschnitten und genäht habe ich das Teil dann auf unserem Nähtreffen in der Hamburger Innenstadt im Oktober und seitdem war sie auch schon ein paar mal im Einsatz.

Stoff, Bindeband und Satinband für das Lesezeichen sind aus meinem Bestand, also qualifiziert sich das Teil sogar noch für meinen UWYH.

Besonders gut gefällt mir die variable Breite, so dass dicke wie dünne Taschenbücher in Standardhöhe immer gleich gut geschützt sind:

Die hintere Umschlagklappe ist verlängert und kann mit Hilfe der Lasche hinten innen eingesteckt und auf die richtige Länge gebracht werden. Cool!

Die Video-Anleitung war, wie schon bei meinem ersten Teil, sehr gut gemacht und gut verständlich, und der Schnitt fehlerlos. Kann ich sehr empfehlen!

Ich überlege, mir noch eine weitere Version mit einem flexiblen Verschluss ohne Gebaumel zu machen. Aber ein Klettverschluss, bei dem nicht jedesmal der ganze Klett abgedeckt wird beim Schließen könnte sich leicht mit Flusen und Staub zusetzen. Ein flacher Magnetverschluss ist nicht variabel zu machen (oder doch?) – Ideen?

Ich sehe gerade, dass Patty auch eine Anleitung für einen, wie ich finde, sehr tollen Adventskalender anbietet. Ist jetzt schon ein bisschen spät, aber falls ich mal einen brauchen sollte, würde ich den nehmen: Stylischer Adventskalender von Pattydoo. Mit Reißverschlüssen – ist die Frau nicht einfach genial?!

Loblied auf meine Handtasche

Über die Entstehung meiner neuen Handtasche hatte ich ja bereits einmal kurz berichtet. Wenige Tage später ist die Tasche dann auch fertig geworden, und seitdem ist sie im Dauereinsatz. Und ich muss sagen, bislang ist das die beste Handtasche, die ich je hatte.

Über die Handtaschen von Frauen und ihre unermessliche Tiefe ist ja bereits viel geschrieben worden. Und dieses Modell erfüllt alle damit verbundenen Erwartungen – sie ist einer Mary Poppins würdig und macht Truhe von Rincewind Konkurrenz! Mit ihren fünf Außentaschen und dem äußerst geräumigen Hauptteil bietet diese Tasche soviel Platz wie keine andere. Und die Proportion bleibt trotzdem im Rahmen – das Bodenteil aus Leder misst 29 x 10 cm.

Am interessantesten finde ich die zwei Längstaschen mit Reißverschluss an der Vorderseite; eine links, eine rechts vorne. Die Konstruktion ist genial, der verdeckte RV lässt das Ganze edel wirken; trotzdem sind sie leicht zugänglich und überraschend geräumig. – Die zwei Außentaschen an den Seiten erkennt man ebenfalls erst auf den zweiten Blick anhand der roten Paspeln an den oberen Kanten; sie sind tief genug, um dort sicher etwas verstauen zu können, und auch diese sind gefühlt innen größer als außen. – Gut geeignet für flache Papiere, Karten etc. ist die große Reißverschluss-Tasche auf der Rückseite (weiß).

Die Schnallen am Lederband sind zwar funktionstüchtig, aber weil das Band an der oberen Taschenkante festgesteppt ist, haben beide keine tragende Funktion, sondern dienen eher der Zierde (und ein wenig dem Schutz vor dem Hineingreifen in die seitlichen Fächer), und das äußerst gelungen, finde ich.

Die Haupttasche selbst wird auch mit einem Reißverschluss gesichert; da ich mich jeden Tag lange im ÖPNV bewege, ist es mir wichtig, eine Tasche zu haben, in die keiner einfach so hineingreifen kann.

Der Tragegurt ist kurz genug, um sie in der Hand zu halten, ohne dass sie über den Boden schleift, und lang genug, um sie bequem über der Schulter zu tragen und notfalls auch über den Kopf zu ziehen, für noch mehr Sicherheit. Ich finde tatsächlich nichts, was mir an dieser Tasche nicht gefällt.

Die Anleitung ist vorbildlich – sehr ausführlich, gründlich, dabei leicht verständlich, und gut bebildert. Nicht unbedingt für blutige Anfänger geeignet, und ich selber habe bei den seitlichen Taschen zunächst gerätselt, aber ich habe der Anleitung vertraut, mich Schritt für Schritt daran gehalten, und habe das gewünschte Ergebnis erzielt. Definitiv eine der besten Online-Quellen für gute, durchdachte Taschenschnitte!

Der Stoff ist ein Deko-Stoff aus der Vorhang-Abteilung von Mahler Stoffe; ich habe ihn ohne Verstärkung verwendet, und nur den Futterstoff mit einer dünnen Vlieseline bebügelt. Sämtliches Zubehör, die Schnallen, Reißverschlüsse, Ringe, Kordel, Lederteile, habe ich zusammen mit dem Schnittmuster bei Machwerk eingekauft. Ein Rest rote Baumwoll-Paspel und rotes Satinband aus meinem Bestand komplettieren den klassischen Look. Ich war selten so zufrieden mit einem Teil, und hoffe, dass sie mich sehr lange begleiten wird!

Sommerkleid, jetzt sofort

Ein paar Wochen vor so einem Urlaub denke ich immer, dass ich bis dahin ja noch jede Menge Zeit habe, um mir noch ein paar schöne Sachen für warmes Wetter zu nähen. In den folgenden Wochen komme ich dann entweder doch nicht dazu oder ich probiere mal eben schnell was aus und es geht völlig in die Hose. Bewährtes Muster, kenne ich. So auch diesmal.

Ziemlich gefrustet habe ich also eine Woche vorher sämtliche Pläne, mir „noch schnell“ etwas zu nähen, ad acta gelegt und beschlossen, dass ich nun eben mit dem auskommen muss, was ich habe – use what you have in action!

Tja, und dann bin ich auf diesen Schnitt gestoßen, der mich so angefixt hat, dass ich doch tatsächlich fünf Tage vor dem Urlaub noch einen meiner Lieblingsstoffe angeschnitten habe!

Ich hatte mir in den Tagen vorher einige Schnitte für Jerseykleider angeschaut und versucht, einen passenden Stoff dazu aus meinem Fundus finden. Dummerweise habe ich diese geldbeutel-schonende Angewohnheit, mir von einem schönen Jersey oft nur einen Meter zu kaufen, wenn ich vorher noch nicht weiß, was ich daraus machen möchte. (Muss ich mir dringend abgewöhnen!)

Beim Stöbern bin ich auf diesen Schnitt für ein Trägerkleid gestoßen: Coco von Pattydoo. Die Pattydoo-Schnitte hatte ich mir schon einmal angeschaut, hatte aber bislang noch keinen davon gekauft und genäht. Ich habe mir also den Schnitt mit allen Informationen dazu genauer angeschaut und war insgesamt sehr angetan. Es gibt eine technische Zeichnung und sehr gute Fotos der fertigen Modelle. Der Schnitt hat mehrere Varianten und  ich war sehr überrascht über den extrem günstigen Preis: Neun mögliche Schnitte für drei Euro! Und alle gefallen mir.

Dann habe ich mir die Videoanleitung angesehen und war auch hier sehr angetan von der professionellen Präsentation und Machart, die keine Fragen offen ließ.

Also bin ich das Risiko eingegangen, habe den Schnitt gekauft und noch am gleichen Tag losgelegt. Und da der einzige Stoff, der mengenmäßig dafür ausreichte, einer meiner bislang gehüteten Lieblingsstoffe war, ging ich mit klopfendem Herzen auch dieses Risiko ein!

Mein einziger Minuspunkt ist, dass es nur A4-Versionen der Schnitte gibt, kein A0-Format. Aber auch hier wurde ich letztendlich positiv überrascht, weil jedes Schnitt-Teil einen eigenen Abschnitt beim Zusammenkleben bekommt. Das erhöht zwar den Papierverbrauch insgesamt, führt aber zu weniger Versatz und Mühe beim Kleben, weil man nicht mit einer riesigen „Papierwüste“ hantieren muss. Like!

Wie immer habe ich mir die Schnitt-Teile dann auf die extra starke Maler-Abdeckfolie kopiert. Das Oberteil habe ich mit einem engen Top von mir verglichen. Dass die Seitennähte überhaupt nicht tailliert sind, irritierte mich, und es ist etwas weiter als ich meine Tops sonst trage, aber ich beschloss, es erst einmal mit dem Original zu versuchen, weil ich die Seitennähte nach der ersten Anprobe immer noch würde ändern können. Außerdem habe ich damit gerechnet, dass die Taillierung durch das Gummiband entsteht und dass der lange, schwere Rockteil und die verdrehten Träger noch dafür sorgen, dass es insgesamt etwas enger wird beim Tragen.

Die Videoanleitung war sehr hilfreich beim Nähen, um die sauberen, innenliegenden Nähte hinzubekommen. Weil das Oberteil gefüttert ist, ist auch der V-Ausschnitt hier sehr einfach zu nähen, und mit einer laut Anleitung vorgenommenen Verstärkung durch  Vlieseline und Bügeln – hach! <3 – wird das ganze super sauber und sollte auch von einer Anfängerin gut nachzumachen sein – sogar mit der normalen Nähmaschine. Auch ist die Anleitung insgesamt sehr ausführlich, professionell und liebevoll gemacht. Ich selbst drucke mir diesen Teil inzwischen nur noch selten aus, und habe statt dessen mein iPad auf dem Nähtisch stehen; sehr praktisch, auch für das Video.

Auch beim Einkräuseln des Rockteils habe ich mich an die Anleitung gehalten, und obwohl das für meine Begriffe der schwierigste, jedenfalls der aufwendigste Teil ist, war das alles innerhalb einer Stunde erledigt. Dann noch den Saum umbügeln, covern, ein paar Fäden vernähen, und zack, noch vor dem Mittagessen hatte ich mir ein neues Kleid genäht, das direkt in den Urlaubskoffer wanderte. Freu!

Was die Passform angeht, hatte ich recht; die Taillierung durch das Gummiband reicht so gerade aus, sogar für mein Hohlkreuz. Allerdings musste ich das Gummiband beim Annähen maximal dehnen; das war ziemlich anstrengend für die Finger.

Insgesamt sitzt es etwas loser als viele andere Sachen, die ich so nähe (in der Regel sehr körpernah), aber für einen warmen Sommertag ist so etwas ja auch gewünscht. Das Oberteil liegt aber gut an unter den Ärmeln; ich hatte Befürchtungen, dass es dort zu weit wäre, ist es aber überhaupt nicht.

Die einzige Änderung, die ich letztendlich vorgenommen habe: Ich habe das Rockteil erst mit 5 cm Abstand zu den Seitennähten eingekräuselt, damit es seitlich nicht so aufträgt; der Spiegel sagt, das war eine gute Entscheidung. Die gedrehten Träger bilden eine Art Abnäher und sind auch durch den Kontraststoff ein sehr schöner Hingucker. Mein schwarzer Innen-Stoff ist hier dezent, aber beim nächsten Mal werde ich mit dem Kontraststoff wohl etwas experimentierfreudiger sein. Denn ein nächstes Mal wird es auf jeden Fall geben!

Ich plane, auch die beiden anderen Oberteil-Varianten zu machen; besonders die Version mit den geflochtenen Trägern reizt mich noch. Nach dem ersten Trage-Test im Urlaub werde ich wohl das Rockteil für die nächsten Versionen etwas schmaler zuschneiden. Der Viskose-Jersey zieht spürbar runter und der eingenähte Gummi ist mir noch einen Tick zu lose. Vielleicht mache ich statt der Kräuselung auch eingelegte Falten, mal sehen. Und das Oberteil kann man etwas verlängert auch solo nähen, als Top ohne Rock. Noch mehr bang for the buck.

Insgesamt bin ich gerade extrem glücklich über das gelungene Kleid, den schönen Vormittag, bei dem alles lief wie am Schnürchen, und fast noch wichtiger: Ich bin wieder versöhnt mit dem Nähen. Von mir gibt es daher eine uneingeschränkte Empfehlung für Pattydoo!

Erfolgserlebnis!

Ein kleiner Zwischenstand am nächsten Feiertag – mein erster Meterware-Reißverschluss! 🙂

Auf dem letzten Nähtreffen, das ich besucht hatte, hatte Sabine (?) mir das Auffädeln von den Schiebern gezeigt. Das kam mir gerade recht für mein nächstes Projekt, eine neue Handtasche. Die letzte, die ich mir genäht hatte, zeigt deutliche Verschleiss-Erscheinungen. Zu meiner Schande fällt mir gerade auf, dass ich die wohl weder hier in meinem blog noch auf meiner Website gezeigt hatte; das muss ich wohl mal rekonstruieren und nachholen!

Der Stoff ist ein Deko-/Vorhangstoff von Mahler Stoffe; Futterstoffe aus dem Bestand und die passenden Kurzwaren habe ich von der Macherin des Schnittmusters, Dany von Machwerk, bestellt. Das meiste ist also neu gekauft; so richtig zum UWYH zählt das vielleicht nicht, oder was meint ihr?

Alleine das Zuschneiden  hat mich mehrere Stunden gekostet; zum einen sind es sehr viele Teile, zum anderen hat der Stoff ein Muster, das ich möglichst passgenau über die komplette Tasche fortführen wollte. Auf dem Foto oben sieht es aus, als ob da ein Versatz wäre, aber das betrifft irgendwie nur die eine Hälfte der Muster-Linien; die andere Hälfte ist kongruent. Seltsam. Ich könnte jetzt noch mal mit dem Schieber rumspielen, aber ich befürchte, dass ich es damit nur noch verschlimmbessern würde. Vielleicht, wenn ich einen mutigen Moment habe…

In der Zwischenzeit war ich auch nicht ganz untätig; ich habe drei Sport-Bustiers genäht und auch schon probegetragen; da steht also noch ein Bericht aus, den ich demnächst nachliefern werde. Und eine kurze Hose für den Sommer trage ich gerade als Probeteil, und einen Rock habe ich auch schon in der Pipeline.

Nachtrag: Habe den Stier bei den Hörnern gepackt und noch ein paar Mal neu gefädelt. Jetzt ist es nahezu perfekt, hurra! 😀

Dreieinhalb Jahre später…

Hier mal wieder ein Beitrag aus der Reihe „erfolgreiches Prokrastinieren leichtgemacht“.

Aus diesem schönen Stoff hatte ich mir bereits einen Monat nach dem Kauf im September 2014 eine sehr schöne Handtasche gemacht, die ich die letzten drei Jahre benutzt habe. Bereits beim Kauf hatte ich die Idee, daraus auch Tischsets zu machen, weswegen ich direkt genug davon gekauft hatte.

Irgendwie kam ich aber nie dazu, und die Einzelteile des Projekts hatten jahrelang ihren festen Platz unter meiner Schlafcouch im Nähzimmer, wo ich sie bei jeder Aufräum-Aktion hervor zog und direkt danach wieder genau dorthin wegräumte. Etwas anderes war immer wichtiger.

Aus Gründen, die mir selbst noch nicht ganz klar sind, bin ich aber seit einiger Zeit dabei, die diversen Stapel von Zeug, die sich in meinem Zimmer gebildet haben, wegzuräumen. Ich meine, ich weiß schon, warum ich sie abarbeite – nehmen Platz weg, müssen ja mal fertig werden, sieht nicht schön aus, steht/liegt im Weg, belasten mich psychisch. Aber warum ich gerade jetzt die nötige Energie aufbringe, all das, was ich mir seit Jahren vorgenommen habe, endlich in die Tat umzusetzen, ist mir selbst nicht so ganz klar. Vielleicht liegt es an dem Eisen, was ich seit einiger Zeit als Nahrungsergänzung zu mir nehme, das mir mehr Energie verleiht?

Wie auch immer, ich habe bereits einige Flickarbeiten fertig gestellt – yay!, und jetzt waren diese Tischsets dran. Die hatten noch nicht einmal den Status eines Ufos, weil der Stapel nur aus dem Stoff und Vlieseline bestand, mehr nicht. Ich habe dann noch einen Rückseiten-Stoff in meinem Bestand gefunden, und ein paar Meter Schrägband gekauft. Und wie das immer so ist, nach kaum drei Nachmittagen konzentrierter Arbeit sind die Teile fertig – und ich frage mich wieder mal, warum ich dafür so lange gebraucht habe.

Sehnsucht nach dem Sommer

Der Sommer in Hamburg ist dieses Jahr ja größtenteils ausgefallen (wieder mal). Trotzdem stelle ich an den wenigen warmen Tagen immer wieder fest, dass mir für sommerliche Temperaturen die richtige (bürotaugliche) Kleidung fehlt.

Leichte Blusenstoffe habe ich hier sogar einige auf Halde liegen, aber einen schönen Schnitt zu finden, der zum Stoff passt, finde ich gar nicht so einfach. Immer wieder nehme ich so einen Stoff aus dem Regal, halte ihn mir vor dem Spiegel an und versuche, mir vorzustellen, wie der richtige Schnitt dafür aussehen müsste. Immer wieder blättere ich meine Sammlung an Schnittmuster-Zeitschriften auf der Suche nach Inspirationen durch, ohne rechtes Ergebnis. Bei manchen Stoffen suche ich schon jahrelang…

Beim Durchblättern eines Burda-Jahrgangs, den ich verkaufen wollte, stieß ich dann neulich auf einen Blusenschnitt, den ich mir gut in einem meiner Stoffe vorstellen konnte. Das Wetter machte nicht gerade Lust auf Sommer-Kleidung, aber ich weiß ja, dass ich spätestens nächstes Jahr wieder vor dem Problem stehen werde, und dann wäre es doch super praktisch, wenn ich nur in den Schrank greifen und mir ein passendes Teil rausziehen kann. Und nicht dann erst anfange, wieder nach passenden Schnitten zu suchen. Denn das Jahr ist ja immer so schnell vorüber… 😉

Der Schnitt ist BurdaStyle # 114 aus der Ausgabe 2/2011. Die Einzelbilder sind für die alten Ausgaben auf der neuen Seite leider noch nicht verfügbar; in dieser Schnittübersicht ist es Bild Nr. 39, in neongelb. Hier die technische Zeichnung dazu:

So ein gelber Stoff hätte mir ja auch sehr gut gefallen, aber ich will ja hauptsächlich verwenden, was ich schon habe. Darum wurde es ein gut abgelagerter Batist, den ich 2009 bei der Wollweberei Nietzel gekauft hatte. Das Teil qualifiziert sich daher locker für mein ewig währendes Use what you have-Projekt!

Die Passe und die Ärmel-Einfass-Streifen habe ich mit hautfarbener Vlieseline gedoppelt, um den nötigen Stand zu erreichen. Das war in dem Fall nicht die beste Idee, denn dadurch schimmert es an den ausgebrannten Stellen im Muster etwas gelblich durch, was nicht zu dem Türkis passt. (Das hautfarbene erscheint im Kontrast mit dem Türkis gelblicher, als es eigentlich ist.) Da wäre Weiß ausnahmsweise doch mal die bessere Wahl gewesen, aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern, und beim Tragen – wenn sowieso ein hautfarbener Körper drin steckt 😉 – fällt das hoffentlich nicht mehr so auf.

Das Ansetzen der Bänder an den Armausschnitten ist ein bisschen tricky; hier muss man sehr sorgfältig und millimetergenau arbeiten, damit es keine Zugfalten oder Löcher gibt. Bei dem einen Ärmel ist mir das gut gelungen; bei dem andern nicht ganz so, da musste ich korrigieren, aber das ist ja meistens so. (Komisch, eigentlich.)

Die Passe, die eingelegten Fältchen in der Schulter und die aufgesteppte Känguru-Tasche machen den schlichten Blusenschnitt interessant; der Batist mit seinem leichten Stand und der Gummizug in der Taille sorgen für etwas Abstand vom Körper, so dass es hoffentlich ein luftig zu tragendes Teilchen für den Sommer wird – wann immer der auch kommt. 😉

Kosmetiktasche

Meine etwas größere Kosmetik-Tasche hatte sich nach einigen Jahren der Benutzung wiederum als zu klein herausgestellt. Nicht, weil ich so viel Kosmetik bräuchte – ich verwende fast nie welche – sondern, weil die üblichen Zahnbürsten etwas zu groß sind, um bequem hinein zu passen.

Also habe ich mich auf die Suche nach einer neuen Version gemacht. Vor einigen Monaten hatte ich bei einem Trip ins Ruhrgebiet einen schönen Korkstoff bei ZiCnZaC gekauft. (Sehr schöner Laden übrigens, mit einem sehr breiten Sortiment. So einen sollte es in jeder Stadt geben!)

Da ich nicht sicher bin, wie Korkstoff langfristig auf Feuchtigkeit reagiert, habe ich entschieden, den unteren Teil der Tasche aus einem Rest Leder zu arbeiten, das ich noch hier hatte. Leder wird zwar fleckig von Wasser und Öl (wie man auf der linken Seite bereits sieht), aber ich mag die Patina durch die Benutzung. Und als kleine Verzierung ist mir noch ein niedliches, farblich passendes Band von Kafka in die Hände gefallen:

Das Innenleben aus diversen Resten von wasserfesten Stoffen sieht genauso aus wie bei der ersten Version; zwei Netztaschen auf der einen Seite; zwei flache Taschen übereinander für Pröbchen auf der anderen Seite. (Diese kleinen Körperpflege-Proben, die man in der Apotheke, im Reformhaus, aus Frauenzeitschriften oder direkt beim Hersteller bekommt, finde ich immer sehr nützlich für Kurz-Trips.)

Bei der ersten Tasche hatte meine Unachtsamkeit mir ja einen Riß im Oberstoff eingebracht, den ich mit meinem Label elegant überdecken konnte. Bei dieser zweiten Version war es dann ein Riß im Innenfutter…

Weil mir das erst nach dem Zusammennähen der Innentasche aufgefallen ist, wo es unmöglich gewesen wäre, das noch mit der Maschine zu flicken, und ich keine Lust auf aufwendige Handarbeit für diesen glücklicherweise kleinen Riß hatte, habe ich einfach die sehr quicke und sehr dirty-Lösung angewendet: Duct Tape. McGyver-Stil sozusagen. Aufgeklebt auf die linke/äußere Seite des Innenfutters, die nach dem Verstürzen mit dem Oberstoff nicht mehr zu sehen sein wird:

Hält, ist wasserdicht, funktioniert wunderbar. Ich habe gerade noch mal einen scharfen Blick in den Innenteil der Tasche geworfen, und habe die Stelle noch nicht einmal wiedergefunden; der Riß oder eher Schnitt war so glatt, dass das Verkleben von links es so gut wie unsichtbar „repariert“ hat.

Der Korkstoff selbst ließ sich einwandfrei nähen; ich brauchte noch nicht einmal den Teflonfuß oder andere Hilfsmittel dazu.

Er ist einzig ein wenig steif und nicht ganz so dünn; die Stellen neben dem Reißverschluss sind beim Wenden nicht so schön geworden wie das Vorbild in der HandmadeKultur-Anleitung aus dünnem Stoff. Aber das kann ich verschmerzen.

Die Tasche ist jetzt seit Mitte Mai schon mehrmals im Einsatz gewesen und hat sich sehr bewährt. Sie ist ca. 3 cm länger als die erste Version, 2 cm höher und auch einen cm tiefer, so dass kleine Fläschchen mit Shampoo, Duschgel etc. darin mehr Platz haben.

Die „Rückseite“ sieht so aus: