Ein Besuch bei der Bandweberei Kafka

Dieses Wochenende findet auf Schloss Lüntenbeck in Wuppertal der 2. Textilmarkt statt.

Wir haben die Veranstaltung bereits am ersten Tag, am Donnerstag, besucht. Auf Schloss Lüntenbeck selbst findet der Textilmarkt statt, dort gibt es mehrere Stände mit Wolle, Patchworkstoffen und -zubehör, Filz und ähnlichen textilen Bastelbedarf.

Die für mich interessantere Veranstaltung war der gleichzeitige Tag der offenen Tür in der Bandweberei Kafka, der etwa zwanzig Minuten Fahrt vom Schloss entfernt ist.

Hinter dieser unscheinbaren Tür verbirgt sich eine hochinteressante Manufaktur:

Hier sieht man noch den Namen des früheren Besitzers. Zwei Tafeln darunter informieren über die Geschichte der ersten Inhaber und die neue Inhaberin, Frauke Kafka, die die Webstühle im Jahre 1991 gekauft hat.

Der erste Eindruck von den Webstühlen ist erst einmal überwältigend. Diese Ungetüme stehen übrigens im zweiten Stock des Gebäudes!

Die Webstühle werden mit Strom betrieben. Wenn sie in Aktion sind, erzeugen sie einen Höllenlärm. Die Kettfäden der Bänder werden von anderen Fäden, die mit Gewichten hoch und runter gezogen werden, gesteuert, und zwischen ihnen sausen dann jeweils die Weberschiffchen mit den bunten Schussfäden hin und her. Das alles geschieht sehr schnell und durch die ständigen Gewichtsverlagerungen der vielen Teile entsteht ein ziemiches Rumpeln und Poltern.

Hier sieht man ganz oben die Lochkarten, mit denen die Muster gesteuert werden, und darunter die Fäden, die wiederum die Kettfäden ansteuern.

Und hier nochmal die „Steuerfäden“ und davor die Schiffchen.

Hier sieht man die fertigen Bänder von der linken Seite, wie sie von der Maschine herunterlaufen; weiter unten werden sie dann aufgerollt. Auf diesen großen Webstühlen im vorderen Bereich des Raumes laufen jeweils zehn oder so Bänder auf einmal von der Maschine, jeweils in mehreren Farben.

Hier sieht man die riesigen Lochkarten, die mit ihrer digitalen Anzeige – Loch oder kein Loch – die Muster steuern. Der älteste Computer der Welt!

Früher waren Webetiketten üblich; fast jede Firma hatte ihr eigenes Etikett, wie dieses alte Musterbuch zeigt:

Wir hatten das Vergnügen, von Frau Kafka selbst etwas über die Geschichte der alten Bandweber und ihre eigene Geschichte der Übernahme und Inbetriebnahme zu erfahren, und welche Schwierigkeiten es dabei zu überwinden galt und gilt. Mit einem kleinen Team aus hochengagierten Mitarbeitern hält sie dieses frühe Stück Industriegeschichte am Leben und hat sich mit viel Ausdauer ihre kleine Marktnische geschaffen. Der hauseigene Verkauf bietet eine reiche Auswahl aller Arten von Bändern an; von der schmalen Jugendstil-Borte über Bänder mit Tier- oder maritimen Motiven bis hin zu großen Initialen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, und vor Ort ausgestellte Exponate regen die eigene Fantasie an. Dort nichts zu kaufen, ist fast unmöglich – ich habe es jedenfalls nicht geschafft, standhaft zu bleiben 😉

Ein Gedanke zu „Ein Besuch bei der Bandweberei Kafka“

  1. oh wow, das hätte mich ja auch interessiert!!!
    Ich liebe die Bänder von Kafka und hätte bestimmt mein KOnto geschröpft …..

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