Millimeterarbeit…

… macht mein aktuellstes Projekt nötig.

Ich habe ein gekauftes, ganz schlichtes, hellgraues Feinstrick-Kleid mit kurzen Ärmeln, das sehr bequem ist. Davon wollte ich gerne eine Herbst-/Winter-Version machen, etwas länger mit Dreiviertel-Ärmeln. Den Schnitt habe ich abgenommen, indem ich ihn auf aufgelegte Folie abgemalt habe. Das hat auch sehr gut funktioniert. Im Original ist das Kleid formgestrickt, mit zwei Längsteilungsabnähern vom Saum aus, die unter der Brust enden, darüber ist es ein komplettes Stück. In meiner Version musste ich daraus jetzt zwei komplette Längsteilungsnähte machen, die ich in Prinzessform aus dem Armloch habe kommen lassen; sowohl vorne als auch hinten.

Mein ausgewählter Stoff ist ein anthrazit-farbener Woll-Poly-Interlock, also etwas wärmer und stabiler als der Feinjersey. Da mir das Originalkleid um Taille, Hohlkreuz und Brust einen Tick zu weit ist, konnte ich an den Längsnähten noch ganz exakt abstecken, so dass es jetzt wie eine zweite Haut sitzt, aber ohne einzuengen.

So ganz ohne alles war mir das Kleid dann aber doch zu langweilig:

Die Ärmel fehlen noch, und abgesteckt war es da auch noch nicht.

So, was tun? Die Teilungsnähte gefallen mir, die wollte ich gerne betonen, weil die in dem grauen Stoff sonst ziemlich untergehen. Eine Paspel muss rein! Uah, nein, das ist soviel Arbeit, das richtig hinzukriegen… Die Idee gefiel mir, aber vor der Arbeit schreckte ich noch zurück.

Ich steckte probehalber einen Streifen roten Jersey in ein Stück Naht, und das gefiel mir so gut, dass ich beschloss, gut, die Arbeit mache ich mir jetzt, das muss einfach sein. Und welch Glück, in meinem Kurzwaren-Vorrat fand sich noch ausreichend rotes Paspelband. Leider ist das Band, auf dem die Paspel sitzt, weiß. Also war extrem sauberes Arbeiten angesagt, damit das Weiß hinterher nicht in der Naht rausblitzt. Ich habe dann erstmal die Original-Naht mit langem Geradstich genäht, dann von links angezogen, die Mehrweite abgesteckt, ebenfalls nachgenäht, alles, was dann zuviel war an Nahtzugabe, abgeschnitten, und die Heftnaht wieder rausgezogen, so dass die beiden Teile wieder getrennt waren.

Dann habe ich die Paspel nur auf dem mittleren Vorderteil mit Geradstich angenäht, danach das seitliche Vorderteil aufgelegt, und von der Seite des mittleren Vorderteils aus angenäht. Auf diese Weise konnte ich genau die schon bestehende Naht nachnähen, mit der die Paspel befestigt ist, ohne noch weiter etwas markieren zu müssen. Bingo! War doch gar nicht so schlimm! 😀

Die Paspel werde ich nur in einer der beiden Nähte einsetzen, hier also links, die rechte Teilungsnaht bleibt karo-einfach. Das gleiche mache ich dann aber auf der Rückseite, also links hinten, auch noch – getreu Kathleens Devise, keine „Grabkleidung“ zu produzieren, die nur von vorne gut aussieht, sondern die Design-Elemente auch auf der Rückseite zu wiederholen. Ich glaube, das wird trés chic aussehen, wenn es fertig ist, was meint ihr? 🙂

Die Falten am Armausschnitt sehen auf dem Foto wie üblich schlimmer aus als in echt. Außerdem kommt noch ein Ärmel rein, und ich vermute, wenn ich es jetzt so eng stecken würde, dass es glatt ist, würde der Ärmel hinterher spannen. Das muss ich dann rausfinden… erstmal mache ich die Teilungsnähte alle fertig, dann kommen die Ärmel rein. 🙂