Flohmarktfunde

Der GöGa lernt heute auf einer RTF das schöne Bad Oldesloe samt Umland kennen, und da ich notgedrungen heute morgen ebenfalls früh wach werden würde, suchte ich mir im Veranstaltungs-Kalender der Stadt Hamburg eine adäquate Freizeitbeschäftigung. Wie es der Zufall will, findet heute ein Flohmarkt in Barmbek statt, der sogenannte Kulturflohmarkt auf dem Hof des Museums der Arbeit, von dem nur positives zu lesen war. Also hin!

Für meine sonntäglichen Begriffe recht früh war ich bereits um zehn Uhr da, und der Andrang hielt sich noch in Grenzen. Dieser Markt besteht nur aus Privat- und kommerziellen Händlern der „Oberklasse“, möchte ich es mal nennen – was man hier definitiv nicht findet, sind Handyschalen-, neuartige Gurkenhobel- und Topfset-Anbieter. Neuwaren – bis auf Selbstgemachtes, anscheinend; ich habe einiges Genähtes sowie selbstgekochte Marmelade gesehen – sind untersagt. Sehr entspannend. Die professionellen Händler mit altem Schmuck, Omas Bettwäsche und fünfziger Jahre-Geschirr befinden sich direkt am Eingang zum Platz, von der S-Bahn-kommend, den restlichen Platz über findet man dann hauptsächlich „normalere“ Sachen, aber auch in der überwiegenden Mehrheit „richtig“ alte Sachen, sowie natürlich wie immer viele Bücher und Kleidung. Wer Omas altes Regalbord mit Porzellanboxen für Mehl, Zucker und Grieß sucht, ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel in 60er Jahre-Verpackung oder eine gut erhaltene Kaiser-Tischleuchte, ist hier jedenfalls richtig. Und für die Verpflegung ist natürlich auch gesorgt, mit der Gastronomie im Museum oder mit Ständen auf dem Markt; sogar ein vegetarischer ist dabei.

Nach einer Runde über den Markt kehrte ich zu den Ständen mit den vorgemerkten Sachen zurück. Es ist immer so ein kleiner Nervenkitzel, die Sachen erstmal liegen zu lassen um zu gucken, ob sie gleich immer noch da sind… Denn, mal ehrlich, nichts davon braucht man wirklich, deswegen wäre es kein großes Drama, wenn etwas nicht mehr zu haben ist. Aber schon schade, irgendwie… Ich hatte Glück, und alle Sachen auf meiner geistigen Liste waren noch da.

Meine erste, ebenso nützliche wie schöne Anschaffung, waren zwei Geschirrtücher aus reinem Leinen, mit handgestickten Monogrammen, angeblich um die Jahrhundertwende entstanden und eines handgewebt. Ich liebe reines Leinen zum Abtrocknen, und wie man sieht, sind solche Tücher eine Anschaffung fürs (nicht nur eigene) Leben. Vom Kurzwarensammelsurium nebenan – tolle Knopf-Auswahl! – wanderte außerdem eine metallene Gürtelschnalle in die Tasche, um  die farblich unpassende zu ersetzen, die ich als Notlösung für den Gürtel einer Jacke eingesetzt hatte: das Original aus Plastik war bereits nach wenigen Monaten kaputt gegangen.

Dann befreite ich zwei einzelne Kaffee-Löffelchen von ihrem traurigen Schicksal, die künftig unser Löffel-Sammelsurium ergänzen werden. Es gab auch jede Menge zueinander passende Sechser-Sets von Kaffeelöffeln, aber gerade die Einzelstücke finde ich viel interessanter und gebe ihnen gern ein neues Heim. Der mit dem gedrehten Griff und der Kugel hat es mir besonders angetan; ich liebe solche Strukturen. 🙂

Dann schaute ich mir ein paar Schmuckstücke näher an, die mir aufgefallen waren. Zwei Armbänder mit Opalen und Perlmutt sahen im Kasten schön aus. Die Opale waren jedoch nur ganz dünne Scheiben, die auf eine Unterlage aufgeklebt waren, und die Einfassung des Perlmutt war ein leichtes, billig anmutendes Blech mit einer kitschigen Ziselierung in Goldtönen, so dass ich beide Teile mit leichtem Bedauern, aber letztendlich leichten Herzens liegen lassen konnte.

Dann nahm mich eine Kette aus Kettengliedern in einem mattschwarzem Material gefangen. Die Verkäuferin sagte zuerst, es handelte sich um Art deco-Schmuck aus Vulkanit, sagte dann jedoch, dass der Name von der Vulkanisation käme. Vulkanit ist es also nicht, denn es handelt sich nicht um einen Stein, sondern um einen leichten, etwas biegsamen, aber stabilen Kunststoff, der an den gesägten Kanten ein faserig anmutendes, leicht andersfarbiges Innenleben zeigt. Ich vermute daher, dass es sich um eine Art von Vulkanfiber handelt, also um einen der ersten Kunststoffe, aus nachwachsenden Rohstoffen, nicht auf Erdölbasis. Die zeitliche Einordnung könnte also sogar stimmen. Die Kette war kombiniert mit einer zweiten, ebenfalls schwarzen Horngliederkette, mit ovalen, konkav gedrechselten Gliedern, die stilistisch in meinen Augen absolut nicht dazu passte, aber als eine einzige Kette verkauft werden sollte, da beide recht kurz waren. Eine Anprobe zeigte jedoch, dass mir die „Vulkanit“-Kette auch solo um den Hals passt, und nach einigem echten oder gespielten Zögern konnte ich die Kette schließlich einzeln kaufen. 😀

Wer also in Hamburg mal einen schönen Flohmarkt besuchen möchte, von mir gibt es eine absolute Empfehlung für den Kulturflohmarkt, der von April bis Oktober einmal monatlich stattfindet. 🙂