Das Projekt Bluse habe ich erstmal auf Eis gelegt zugunsten eines Kopfkissens für den Schaukelstuhl. Ich hatte eine Papier-Schablone erstellt, und war gestern soweit, dass sie halbfertig war. Ein etwa drei Zentimeter dickes Kissen mit Schaumstoff-Lagen gefällt. Bei der „Anprobe“ stellte ich dann fest, dass durch den dicken Schaumstoff das Kissen doch etwas an Umfang gewonnen hat, und zu breit war, ausserdem war es etwas zu lang.
Tja, also alles wieder aufgemacht gerade 😉 Langsam gewöhn´ich mich dran…
Jetzt habe ich aber, denke ich, die richtigen Masse. Und anstelle des zuerst angedachten Reißverschlusses müssten eigentlich auch zwei Druckknöpfe reichen. Die Schaumstoffeinlagen halten aneinander so fest und sind so eng im Kissen, dass absolut keine Gefahr besteht, dass sie irgendwo rausquellen werden.
Bei der gelben Bluse dachte ich zuerst, ich hätte eine Idee, wie ich sie doch retten könnte, bis mir dann einen Tag später auffiel, dass auch das wohl nicht klappen würde. Aber der Schnitt gefällt mir so gut, dass ich ihn auf jeden Fall mit einem anderen Stoff eine Nummer grösser nähen will. Aus dem Gelben kann ich vielleicht noch was anderes machen, mal sehen.
Ich hatte mir bei der „Wollweberei Nietzel“ ein Musterbuch mit Stoffen bestellt, weil ich einige Ideen im Kopf habe, für die ich in den Kölner Stoffläden nicht das richtige gefunden habe. Es ist kein Buch, was sie einem schicken, sondern viele lose Kärtchen mit angehefteten Stoffmustern, sehr süß, und irre aufwendig in der Herstellung, könnte ich mir denken. Zehn Tage darf man die zur Ansicht behalten, dann muss man sie zurückschicken. Es sind wunderschöne Stoffe! Ich habe mir eine große Auswahl von Karten rausgesucht, die mir spontan gefielen, und habe dann nach und nach reduziert: Zu blasse oder pastellige Farben, zu harte Farben, zu teurer Stoff, zu schwierig zu verarbeiten, und so weiter. Zwei habe ich auf alle Fälle schon gefunden, die ich unbedingt haben will, ein dritter ist wahrscheinlich, und unter den verbliebenen suche ich noch einen Hosenstoff, aber der muss nicht unbedingt sein. Ich muss endlich meine Steuererklärung wegschicken, damit ich auch das Geld dafür habe 😉
Ich werde mal meine Mutter fragen, ob ich ihr die Stoffmuster am Wochenende mitbringen soll. Sie hatte letztes Jahr wieder ein wenig angefangen zu nähen. Und am Montag in den Nähkurs werde ich das auch mal mitnehmen, vielleicht findet sich ja noch jemand.
Ich hatte vor längerer Zeit bei einer Stoff-Firma online einen wunderschönen Stoff gesehen, der mir aber damals noch zu teuer war. Jetzt hatten sie ihn runtergesetzt, und ich habe direkt zweieinhalb Meter bestellt, für eine Sommerhose und ein passendes Top. Aber sie riefen mich zwei Tage später an um mir mitzuteilen, dass er doch schon ausverkauft war. Blödes – nicht vorhandenes! – Warenwirtschaftssystem! Das war so ein Traumstoff, und ich bin mehrmals durch die meisten Stoffläden in der Innenstadt gezogen, habe aber nichts vergleichbares gefunden. Bei Nietzel habe ich jetzt was gefunden, zwar nicht ganz so schön, aber immer noch spontan Begeisterung auslösend. Und einen Ersatz-Stoff für den verhunzten Blusenschnitt in gelb, und einen ganz süßen für ein Sommershirt.
Nach dem Fiasko in Gelb hatte ich danach einen Blusenschnitt aus dem Baumwoll-Popeline angefangen, den ich kürzlich bei ebay gekauft hatte. Ein ganz wunderbarer Stoff. Tja, und wieder mal Probleme… Die Ärmel sind ziemlich eng, genau wie bei der gelben Bluse. Oder bin ich das nur nicht gewöhnt, weil ich lieber T-Shirts trage, und die letzten Wochen eh nur Pullover weil es – im Büro – immer so kalt ist?
Wenn es ein taillierter Schnitt gewesen wäre, würde ich das ja noch verstehen, aber auf dem Foto und laut der technischen Zeichnung sah es aus wie ein weiter, kastiger Schnitt, mit Raglanärmeln. Und nun das genaue Gegenteil – die Bluse sitzt so eng, dass ich noch nicht mal ein T-Shirt darunter tragen könnte! Das sah auf dem Foto einfach komplett anders aus! Das muss ich wohl auch eine Nummer grösser machen. Dafür ist sie zu lang, das werde ich kürzen müssen 😉
Das seltsame ist, dass ich mir letztes Jahr aus der gleichen Zeitschrift das gelbe Neckholder-Top gemacht hatte. Das sah auf dem Foto und im Schnitt ganz eng und tailliert aus, war dann aber irrsinnig viel zu weit, ich habe da sechs oder acht Zentimeter abnehmen müssen, was ich ziemlich viel für eine Schnittänderung finde.
Ich könnte es ja nachvollziehen, wenn ich bei jedem Schnitt die gleichen Änderungen machen müsste, aber dass es einmal so und einmal so ausfällt, und dann noch völlig gegenteilig der Beschreibung, will mir einfach nicht in den Kopf.
Naja, es ist „nur“ Stoff, und damit ein Gegenstand, und Dinge kann man ja fast beliebig bearbeiten und ändern, solange bis es passt, im Gegensatz zu Menschen. Ich habe mir fest vorgenommen, vor diesen Dingen – und allen anderen Fehlschlägen und Versuchen der letzten Monate – nicht zu kapitulieren, sondern das solange zu probieren, bis es erstens passt und ich es zweitens auch anziehe. Auch die grüne Weste, bei der ich die Ärmel zu weit ausgeschnitten hatte, steht noch auf dieser Liste… Neuer Stoff, neues Glück.
Ich hatte mich gestern abend bei Hendrik ausgeweint, und er tröstete mich und sagte, meine Ansprüche wären ja auch gestiegen. Das stimmt natürlich; an Schnittänderungen und das freie Konstruieren dieses Kissens hätte ich mich früher noch nicht so rangetraut. Und wie heisst es so schön, you live, you learn. Es sind alles nur neue Erfahrungen, die ich gemacht habe, die mir bei zukünftigen Projekten helfen werden. Ich will das schaffen.