Wohlfühl-Schnitt, die zweite

Gerade rechtzeitig zum Ende des Monats Februar bin ich mit dem zweiten Kleidungsstück dieses Jahres fertig geworden. Wenn das so weiter geht, habe ich Ende des Jahres sage und schreibe zwölf Teile vorzuweisen 😄 – na, mal sehen, wie es läuft. 😉

Wieder ein Top, wieder ein recycelter Stoff. Das Original war ein Cynthia Rowley-Racerback-Top aus sehr feinem Leinenjersey – als ich das Teil bei TKMaxx auf dem Bügel gesehen habe, wußte ich, dass ich das mitnehmen musste! Wann bekommt man schon einmal so einen tollen Stoff in einer passenden Farbe zu dem Preis in die Finger?! Die Größe war sogar meine, aber der Stil war mir zu weit (das Foto täuscht; das war locker doppelt so breit wie ich) und die Träger waren viiiiiiel zu lang. Vermutlich Absicht? Aber nicht mein Stil.

Ich hatte zunächst überlegt, ob ich die Trägerlösung retten kann, aber der Stoff war unmöglich zu trennen, ohne ihn versehentlich zu zerstören, und einfach kürzer nähen wäre mir wegen der Einfassungen am Rand zu dick geworden. Schade, aber nicht zu ändern.

Nach einigem Suchen habe ich wieder auf einen bewährten Schnitt zurückgegriffen, das Vienna Tank von Itch-to-Stitch. Von dem habe ich schon zwei Teile im Schrank, eines davon sogar auch schon in Dunkelblau, aber der Schnitt ist auch wirklich klasse! Durch den (optionalen) Materialmix, den Schlitz, die Bänder und optional die Rüsche ist es viel interessanter als die üblichen Sommer-Tops und kann richtig schick aussehen. Die obere Passe wird mit einer geschickten Technik so sauber verarbeitet, dass alle Nahtzugaben innen liegen; solche cleveren Details liebe ich. Die Rüsche habe ich natürlich weggelassen; die ist nicht so mein Stil. 😉

Wenn der Leinenjersey nicht so durchscheinend wäre, wäre das sogar bürotauglich durch die breiten Träger und die interessanten Details, die man auf dem ersten Foto dank meiner rudimentären Beleuchtung nicht gut erkennen kann. Aber mit der Stoffqualität ist das eher was für den Balkon oder die Freizeit.

Für den Zuschnitt musste ich die angeschnittenen vorderen Blenden weglassen, und die Falte im Rückenteil ebenfalls schmaler arbeiten. Sonst wäre es trotz des ziemlich breiten Originals nicht hingekommen. Ich habe lange hin und her überlegt, wie ich die Schlitzöffnung trotzdem hübsch versäubern kann. Zuerst dachte ich an einen Beleg am Oberteil, aber dann hätte ich das Problem gehabt, wie ich die untere Kante des Belegs versäubere und ob und wie ich die befestige. Da der Leinenjersey so dünn ist, hätte man aber einen Teil-Beleg immer von außen komplett erkennen können, und das fand ich dann nicht so schön.

Nach langem Überlegen habe ich mich dann dafür entschieden, die Nahtzugaben auf ganzer Länge mit einem dagegen genähten Band aus dem Passen-Stoff abzudecken. Die sieht man dann oben, wenn ich die Bandenden nicht zuknote, aber das ist hier ein weiteres schönes Detail, finde ich. Der Passen-Stoff ist ein tief-dunkelblauer, dünner Viskose-Stoff, den ich schon bei meinem letzten Projekt als Ergänzung eingesetzt hatte. Auch das Band, mit dem gleichzeitig der Halsausschnitt versäubert wird – noch so ein schönes Detail – ist aus der Viskose zugeschnitten.

Die wenigen Reste vom Leinenjersey haben dann noch gerade gereicht, um ein paar Streifen zum Einfassen der unteren Armausschnitte raus zu bekommen. Bei deren Verarbeitung habe ich mir leider die Anleitung vorher nicht durchgelesen und hatte die schon komplett auf den jeweiligen Nahtzugaben angenäht. Das wäre mir beim Zusammennähen der Seitennähte dann wiederum zu dick gewesen. Beim Versuch, die Enden ein paar Zentimeter abzutrennen habe ich den Stoff dann teilweise durchlöchert – dunkelblaues Garn in fast ebenso feinfädigem dunkelblauen Stoff ohne Schaden zu trennen, war ein Ding der Unmöglichkeit, trotz meiner „eingebauten“ Lupe (minus 8 Dioptrien) und einer sehr guten Tageslichtlampe. Darum musste ich hier auf dem letzten Meter noch eine Notlösung einbauen und habe die paar Zentimeter unter der Achsel nach dem Schließen der Seitennähte dann noch mit je einem weiteren Viskose-Streifen eingefasst. Nicht schön, aber selten. Und an der Stelle echt nicht so wichtig. 🤷‍♀️

Jetzt ist es jedenfalls bereit für einen heißen Sommer. 😌

Neuer Anlauf, zweite Chance

Änderung eines gekauften XL-Shirts in ein Top in Gr. 36

Long time no see! Das Jahr 2022 war unter anderem nähtechnisch nicht so erfolgreich für mich, und ich taste mich langsam wieder an mein geliebtes Hobby heran.

Und erstaunlicherweise habe ich bereits Ende Januar ein fertiges Projekt vorzuweisen! ☺️ Das Ergebnis ist ein simples Top, aber der Weg dahin war nicht ganz so einfach.

dunkelblaues Top mit Druckmuster Papierschiffchen

Der Stoff dazu stammt nämlich von einem Second Hand-Shirt mit leicht überschnittenen Schultern, das ich nur wegen seines süßen Musters – kleine Papier-Schiffchen – bereits im Dezember 2021 bei „Second Life Fashion“ gekauft hatte, und zwar in Größe XL. Obwohl meine reguläre Größe am Oberkörper so 34, 36 ist.

Das klingt vielleicht überraschend, aber tatsächlich benötigt man eine sehr viel größere Größe, wenn man daraus ein kleineres Kleidungsstück machen möchte. Das liegt bei Oberteilen zum Beispiel daran, dass Halsausschnitte in einer großen Größe sehr viel weiter und tiefer geschnitten sind als in den kleinen Größen.

Wenn man also nicht mit einem viel zu weiten Ausschnitt herumlaufen möchte, fehlt einem für den Zuschnitt einer kleineren Größe an entscheidenden Stellen einfach Stoff, weil die Rundung ja kleiner sein müsste. (Für Arm-Ausschnitte gilt das gleiche.) Das heißt, ich kann das neue Kleidungsstück meist nur unterhalb des alten Ausschnitts zuschneiden. Dadurch geht aber natürlich ein erheblicher Teil an Länge verloren.

Außerdem sind getragene Teile oft verzogen (und/oder wurden in der Fabrik schlecht zugeschnitten) und bleiben das auch nach dem Auftrennen:

Rückenteil des aufgetrennten Kauf-Shirts

Dieses Problem hatte ich nun also auch, und das einzige Schnittmuster, das nach langer Suche in Frage kam, war ein Top mit angesetzten Trägern, damit ich nicht meine komplette Oberkörper-Länge benötigen würde. Glücklicherweise habe ich so ein Schnittmuster, das ich sogar bereits für mich optimiert hatte, nämlich das „# 105 Perfect Tank Top“ von Pamela‘s Patterns.

Dass es seinen Namen nicht zu unrecht trägt, hatte ich hier schon mal in 2007 geschildert. Wer ein „erwachsenes“ Top sucht, dem kann ich diesen Schnitt wirklich sehr empfehlen. Es ist körpernah, aber nicht knall-eng und nur leicht tailliert, es hat breite Träger, die die BH-Träger verdecken, und es gibt sogar die Option auf Brustabnäher; also perfekt für jede Figur und Passform-Änderung. Außerdem ist die Hüfte bereits vom Schnitt aus etwas breiter als sonst üblich, was meiner leichten A-Figur entgegen kommt. 😊 (Wer das nicht braucht, kann es einfach an den Seitennähten entsprechend enger nähen.)

Das Kauf-Shirt ist ein reiner Baumwoll-Jersey, und damit nicht sehr stark dehnbar, aber das muss es für diesen Schnitt ja auch nicht sein. Der Vergleich mit einem anderen, gekauften Top fiel auch positiv aus. Also habe ich frohgemut zum Nahttrenner gegriffen und das Teil erstmal in seine Einzelteile zerlegt. Overlock-Nähte sind ja gottseidank ziemlich einfach aufzutrennen.

Beim Zuschnitt zeigte sich dann, dass ich gerade eben das Vorder- und das Rückenteil sowie die Träger rausholen konnte; die Belege – und später auch den Saum – habe ich aus einem dunkelblauen Viskose-Jersey aus dem Bestand zugeschnitten. Hier seht ihr, was nach dem Zuschnitt übrig geblieben ist – nicht wirklich viel, nicht wahr?

Zuschnitt-Reste

Die Träger habe ich nach dem Wenden mittig mit einem genähten Zickzack abgesteppt; die Naht liegt dabei mittig auf der Unterseite. Denn von meinen vorherigen Modellen wusste ich noch, dass sich die Träger beim Waschen sonst gerne in sich verdrehen, was das Bügeln (ja, ich gehöre noch zu den Leuten, die bügeln) immer etwas aufwendiger machte.

Detailfoto des abgesteppten Trägers

Das Schnittmuster muss ich noch einmal überprüfen, denn obwohl ich an beiden Teilen bereits Saumzugabe dazu gegeben hatte (obwohl die eigentlich schon im Schnitt drin ist), war das Rückenteil nach dem Zusammennähen zwei Zentimeter kürzer als das Vorderteil. Daher habe ich nach dem Angleichen den Saum auch noch aus dem Viskose-Jersey zugeschnitten, mit 90 % des Umfangs. So hat der Saum die Wirkung eines nicht zu engen Bündchens. Der Baumwoll-Jersey sollte dies zu einem perfekten Sommer-Top machen, das ich privat auch mal solo tragen kann. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis, und auch mit der Tatsache, dass ich einen meiner Näh-Pläne erfolgreich in die Tat umgesetzt habe. 😌

Das fängt ja gut an!

Nanu, gerade mal eine gute Woche rum, und schon ein fertiges Projekt?!

Tja, wenn einen das Näh-Virus mal wieder beißt, muss schnell gehandelt werden. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, mir einen oder mehrere kleine, transport-fähige Projektbeutel für das Stricken zu nähen. Bislang verwende ich für kleine Projekte oft Ziploc-Beutel, aber die sehen nicht sehr schön aus, der Verschluss geht unweigerlich irgendwann kaputt, und manchmal perforieren die Stricknadeln beim Transport das Plastik. Nicht besonders nachhaltig, die ständig neu kaufen zu müssen.

Dann lief mir neulich dieser Schnitt für einen Strickbeutel von Hummelhonig über den Weg, und der erschien mir fast perfekt für meine Anforderungen. Es gibt ihn in drei verschiedenen Größen; für den ersten Test habe ich mit der kleinsten Größe angefangen, die ausreichend für ein Paar Socken, eine Mütze, Schal oder Babykleidung ist. Außen gibt es Steckfächer, genau wie bei meinem großen Strickbeutel, der auf meiner Fensterbank wohnt.

Die Steckfächer werde ich bei der nächsten Version vielleicht nach innen verlegen. Für den Transport im Koffer und das Stricken unterwegs sind die Außenfächer nicht so gut geeignet, finde ich. Aber bei der ersten Version wollte ich erstmal (fast) alles so machen, wie vorgeschrieben. Mal sehen, wie ich das künftig löse.

Was ich unterlassen habe, ist eine festere Verstärkung der Außentaschen; da habe ich für meinen dicken Bettwäsche-Stoff nur die leichteste Schabracken-Einlage S133 verwendet. Wenn man es standfester haben möchte, wäre Decovil light oder ähnliches besser. Aber für den Transport wollte ich es nicht zu fest machen, wenn der Beutel im Koffer geknautscht werden würde.

Der Außenstoff ist ein Erbstück meiner Schwiegermutter; ein alter, aber sehr gut erhaltener Kopfkissenbezug. Ich tippe auf einen Westfalenstoff, wenn ich mir das Muster und die Qualität so ansehe; der ist etwa dreimal so dick wie Ikea-Bettwäsche… Kuschelig weich ist er außerdem, und das Muster ist so süß! <3

Als Futter habe ich einen Rest gelbes Mantelfutter verwendet; das ist auch etwas dicker als das normale Venezia oder NevaViscon. Das habe ich mit der linken Seite nach außen verwendet, weil mir die matte linke Seite besser zu der ebenfalls matten Baumwolle gefiel. Die Kordel stammt vermutlich aus irgendeiner geschlachteten Kauf-Tasche; nur der Kordelstopper ist neu. Der ist noch nicht endgültig; das war nur der erste, den ich in meinem Kurzwaren-Chaos zu fassen bekam. (Da muss ich demnächst dringend wieder Ordnung reinbringen!)

Also ein fast lupenreines Use what you have-Projekt. Nicht, dass das bei den kleinen Mengen, die ich hier verbraucht habe, einen wesentlichen Unterschied in meinem Bestand machen würde… 😀

Den Verschluss mit den Laschen und dem Kordeldurchzug finde ich optisch besonders hübsch:

Für lose herumfliegende Teile ist das nicht geeignet, aber für den Transport habe ich meine Kleinteile sowieso immer in einer kleinen Extra-Tasche. An dem Verschluss gefällt mir aber, dass es kein Reißverschluss ist, in dem sich das Garn verfangen kann, und eben, dass er so hübsch aussieht. 🙂

Kurz und schnell, Maschine + Rock

Ich gehöre ja nicht zu den Menschen, die schnell entschlossen durchs Leben gehen. Schon seit Jahren hatte ich überlegt, meine Janome Cover, mit der ich irgendwie nie richtig warm geworden bin, gegen etwas anderes einzutauschen.

Eigentlich hätte ich nämlich schon damals, in 2009, lieber eine babylock gehabt, hatte mich aber aus Vernunftgründen dagegen entschieden – aus finanzieller Vernunft. Aber so richtig aus dem Kopf gegangen ist mir die babylock die ganzen Jahre nicht und ich bin immer wieder online darum herum geschlichen…

Neulich kamen dann zwei Dinge zusammen; zum einen fühlte ich finanziell eine gewisse Sicherheit und zum anderen schrieb mir eine Freundin, dass sie jetzt in einem Nähmaschinen-Laden arbeitet. (Wie cool ist das denn?!) Bei meinem Besuch dort habe ich dann auch noch ein ausführliches Gespräch mit dem Besitzer geführt, und dann anscheinend spontan, innerlich aber mit jahrelanger Vorarbeit, die BLCS mitgenommen. Und was soll ich sagen, ich habe es nicht bereut! 🙂

Ich hatte auch lange überlegt, ob es eine Kombi-Maschine sein soll, oder eine mit schicken Ziernähten noch dazu, aber ich bin mit meiner Bernina 800 Overlock sehr zufrieden. Und ich bin nicht so der Typ für Verzierungen. Deswegen ist es jetzt dieses Arbeitstier geworden. Platz für zwei – also drei Maschinen insgesamt, mit der normalen Nähmaschine – habe ich gsd genug, und das „spart“ das Umbauen (wobei ich noch nie Scheu vor dem Neu-Einfädeln hatte).

Im direkten Vergleich mit der Janome musste ich mich natürlich ein wenig umgewöhnen. Das Einfädeln mit dem Jet-Air-System ist sehr anders – Knopf drücken, Rad drehen, Hebel stellen. Viel mehr Handgriffe als bei der Janome, die ja wirklich extrem einfach einzufädeln ist.

Dass der Freiarm fehlt, kann ich verschmerzen; ich nähe hauptsächlich Kleidung für mich, da sind die Säume weit genug. Und bei den Kindersachen habe ich auch bei der Janome schon lieber den Nähfuß als „Freiarm“ verwendet, also auf der Innenseite des Saums genäht.

Der Nähfuß selbst ist dafür angenehm kurz und übersichtlich. Bei der Janome hatte ich mir sofort den Klarsichtfuß gekauft; hier hatte ich noch gar nicht das Bedürfnis nach einem anderen Fuß, weil er kleiner ist und die Markierungen sowohl am Fuß als auch auf der Stichplatte und der Maschine sehr gut nutzbar sind. – Bei der Janome hatte ich mir die meist-gebrauchten Abstände auf Tesafilm mit Textmarker markiert, das ist hier nicht mehr nötig.

Der Durchlass ist sehr viel kleiner, aber auch hier: Für einen handelsüblichen Saum, und dafür habe ich sie gekauft, wird das wohl ausreichen.

Sehr praktisch finde ich das kleine Zubehör-Fach unter den rechten Garnrollen-Haltern, für Pinzette, Schraubendreher und Nadelhalter, das ich trotz gründlichem Studium der Bedienungsanleitung – ja, der Typ bin ich – eher durch Zufall gefunden habe. 😀

Heute habe ich dann noch einen anderen alten Zopf abgeschnitten:

Vor inzwischen zehn Jahren – huch! – hatte ich mir einen langen Rock mit einem auffälligen schwarz-weißen Muster genäht:

Dummerweise hatte ich den aber, nach dem ersten Sommer, so gut wie nie mehr getragen. Trotzdem hat er es geschafft, meine Ausmist-Aktionen immer zu überstehen, weil er fast perfekt passt (er beruht auf meinem Maßschnitt aus dem Konstruktions-Kurs) und weil ich ihn eigentlich gerne mochte. Und ich nehme mir ja ständig vor, mehr Röcke zu tragen.

Aber so ein langer Rock ist nicht die beste Wahl bei meiner „Größe“ von 1,64 m, und zum Radfahren, was ich im Sommer auf dem Weg zur Arbeit ja sehr oft mache, auch irgendwie unpraktisch. (Ja, ich weiß, dass einige Leute damit kein Problem haben. Ich mag es aber trotzdem nicht. Punkt.)

Auch hier hatte ich schon sehr lange mit dem Gedanken gespielt, den vielleicht zu kürzen. Und da ich gerade die Cover hier fertig eingefädelt mit weißem Garn stehen habe und der Sommer endlich auch hier angekommen ist, habe ich den gerade mal abgesteckt und neu gesäumt. Jetzt bin ich sehr zufrieden damit und das Muster endet auch an einer guten Stelle, glücklicherweise:

Ich hoffe, in der Form wird er jetzt häufiger getragen. Wenn nicht, kommt er doch mal weg… 😉

Der Rock ist übrigens aus einem Stück Stoff und hat nur in der hinteren Mitte eine Naht; außerdem zwei längere Abnäher an den Seiten und je zwei kurze vorne und hinten.

Recycle-Stirnband – nicht wirklich eine Anleitung

Beitrag, in welchem ich ein Stirnband aus einem aussortierten Rennrad-Armling recycle.

Der Winter ist gefühlt schon hier angekommen, und in der letzten Woche hat mich prompt eine Bronchitis flach gelegt. 🙁

Das schlechte Wetter soll aber keine Ausrede sein, das Joggen sein zu lassen. Hier fehlt mir noch ein Stirnband, das Ohren und Stirn vor der kalten Luft schützt. Ich habe eines aus Fleece, aber das ist zu dick und zu warm; nass geschwitzt macht das erst recht keinen Spaß. Aber die kluge Frau baut vor und bewahrt alles auf, was noch einmal nützlich sein könnte.

Man nehme: Ein paar aussortierte Rennrad-Armlinge für Männer, die an den Ellenbogen dünn geworden sind, ansonsten aber noch gut in Schuss. Der Stoff ist außen glatt und innen kuschelig weich; genau richtig für ein Stirnband.

 

Die vielen Nähte taugten nicht wirklich als Deko-Element zum Einbeziehen; deswegen werde ich den Zuschnitt aus den einzigen beiden Stücken machen, die dafür groß genug sind.

Das führt aber dazu, dass ich nicht nur eine hintere mittlere Naht haben werde, sondern auch eine vordere. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, werde ich daher die zwei kleinen Reflektor-Streifen der Armlinge dort einbauen. (Und die Reißverschlüsse werden selbstverständlich auch rausgetrennt und warten auf ihre eigene Wiederverwertung!)

Die schwarzen Flatlock-Nähte in dem elastischen, schwarzen Material aufzutrennen, war etwas mühsam und vermutlich das zeitaufwendigste an diesem Projekt. 😉

Jetzt brauchen wir noch ein Stirnband. Ich habe den Schnitt von meinem gekauften aus Fleece abgenommen:

24 cm lang, 6 cm hoch, an den Ohren 11 cm. Da der Armling-Stoff allerdings sehr viel elastischer und dünner als der Fleece ist, schneide ich nach dem ersten Nähen noch je 2 cm von der Länge vorne und oben und unten ca. 0,7 ab. Die fertige Länge also ca. 22 cm (einfach), 4,5 cm hoch bzw. 9,5 cm an den Ohren.

Hier sieht man die Teile nach dem Zuschnitt. Die vordere Mitte wird normalerweise im Bruch zugeschnitten; das ging ja hier bei mir nicht. Deswegen habe ich sowohl an der vorderen wie auch an der hinteren Mitte eine Nahtzugabe.

Das Original ist außerdem auch an der oberen Kante im Bruch zugeschnitten; auch das lasse ich hier weg, weil ich das Stirnband nicht doppeln will, sondern die Kanten mit Falzgummi einfassen werde. Die obere und untere Kante habe ich daher ganz ohne Nahtzugabe zugeschnitten.

Die kleinen Reflektorstreifen werden dann längs in den kurzen Nähten mitgefasst. Ich markiere die Nahtlinie mit Kreide und klebe einen kleineren Streifen Wondertape rechts davon nur auf die Nahtzugabe. Der Reflektorstreifen wird dann längs mittig auf die Nahtlinie gelegt, so dass die eine Hälfte nach dem Nähen außen sichtbar sein wird, die andere Hälfte liegt in der Nahtzugabe.

Ansicht der anderen Seite nach dem Aufbringen des Reflektor-Bandes.

Nach dem Nähen sieht das Ganze von der rechten Seite so aus. Wie man sieht, ist der Stoff nicht ganz im Fadenlauf; weil die Stücke zu klein waren, war ich beim Zuschnitt eingeschränkt. Da er aber in alle Richtungen sehr dehnbar ist, sollte das beim Tragen keinen Unterschied machen.

Weil meine Nähmaschine gerade mit schwarzem Garn eingefädelt auf dem Tisch stand, habe ich nur die Nadel gegen eine Stretch-Nadel ausgetauscht und mit dem Dreifach-Geradstich die kurzen Nähte genäht.

Zum Einfassen der Kanten verwende ich Falzgummi (eigentlich aus dem Dessous-Bereich). Nach der bewährten Methode werden sowohl Stoff als auch Einfassband in je acht gleich große Abschnitte geteilt, die ich mit Stecknadeln markiere. Das Band habe ich 15 % cm kürzer zugeschnitten; die Strecken sind also nicht gleichlang bei den beiden Teilen! Einfach durch Zusammenlegen und Falten die Strecken erst hälfteln, dann vierteln, dann achteln.

Vom Annähen selbst habe ich kein Foto; genäht habe ich mit einem Zickzack, Länge 2, Breite 4. Das Band wird dabei so weit gedehnt, bis es genau so lang ist wie der Stoff – aber auf keinen Fall länger! Abschnitt für Abschnitt näht man dann langsam, und legt den Stoff vor jedem neuen Abschnitt in das Falzband, bis es an der inneren Bruchkante des Bandes anstößt, damit der Stoff gut gefasst wird und nicht heraus rutscht.

Hier das gleiche nochmal ohne Blitz.

So sieht das ganze dann fertig aus.

Und so beim Tragen. Durch das etwas engere Gummi werden die Kanten schön eingehalten und auch die Ohren bleiben warm; aber es ist nicht so eng, dass es einschneiden würde. Ich hoffe, dass ich nächste Woche wieder joggen kann; dann werde ich berichten! 🙂

Frischer Wind im Kleiderschrank

Hier nun, wie versprochen, zwei meiner kürzlich vor mehreren Wochen fertig gestellten Stücke: Zwei ganz unspektakuläre T-Shirts. 😀

Ich hatte dieses Jahr gefühlt nicht so viel Glück mit meiner Näherei und habe einige Ufos angesammelt. Eine Zeitlang dachte ich, dass ich gar nichts tragbares mehr hin kriege und mich vielleicht besser komplett aufs Stricken verlege.

Um mein „sewing mojo“ wiederzubeleben, habe ich mir dann ganz bewusst ganz einfache Sachen gesucht und dabei auch an meinen Kleiderschrank gedacht. Ich hatte mir vor vier Jahren meinen sehr schönen, dunkelblauen Skort genäht, den ich im Sommer am liebsten anziehe; der Stoff, Supplex, trägt sich absolut fantastisch und der weite Schnitt ist bequem und luftig. Für dieses Teil brauchte ich noch ein paar sommer-taugliche Shirts; von denen habe ich zu wenig im Schrank.

Ich trage und nähe ja ansonsten am liebsten Viskose-Jersey, aber wenn es wirklich sehr warm ist, finde ich den Stoff nicht so ideal. Er eignet sich am besten für sehr körpernahe Sachen und das ist bei Hitze nicht so schön, und feuchte Viskose ist schwer und klebt am Körper.

Deswegen hatte ich zunächst nach schönen Baumwoll-Jerseys gesucht und wurde sehr schnell fündig. Ich wollte auf jeden Fall einen gestreiften in maritimem rot-weiß-blau, und dann habe ich noch diesen schönen Anker-Stoff und diese japanisch anmutendenden kleinen Wellen gefunden; absolut süß!

Als Schnitt habe ich mich sehr schnell für Jalie 2012 entschieden; das T-Shirt daraus sitzt locker, aber ausreichend körpernah für meinen Geschmack.

Und tatsächlich sind es zwei sehr schöne, tragbare Shirts geworden, die trotz des wahrhaft miserablen „Sommers“ dieses Jahr schon einige Male zum Einsatz gekommen sind. Das hat mir dann genug Mut gemacht, mich gleich als nächstes an ein komplizierteres Projekt zu wagen; darüber mehr im nächsten Beitrag.

Außerdem habe ich weiter meinen Kleiderschrank ausgemistet; als nächstes waren die Kleider dran. Ich besitze für meinen Begriff ziemlich viele, obwohl ich sie nicht so oft trage. Auf dem Weg ins Büro auf dem Fahrrad finde ich die einfach nicht so praktisch. Und ich habe zu viele Kleider, die schwarz, hauteng und aus dehnbaren Stoffen sind; die eignen sich für Partys, aber nicht für´s Büro. Alltagstaugliche Kleider besitze ich inzwischen auch ein paar, aber deren Anzahl könnte ich mal erhöhen. (Auch dazu demnächst mehr.)

Ein paar davon habe ich aussortiert. Auch mehrere, die mir zwar passen und sehr gut stehen, die ich aber noch nie getragen habe, und ein sehr schönes, das von Anfang an etwas „spack“ um die Hüften war, habe ich aussortiert.

Dann habe ich mir noch die Blusen vorgenommen; auch dort sind einige rausgeflogen, die ich seit dem Kauf tatsächlich noch nie getragen habe, und zwei Stoff-Blazer sind auch aussortiert. Ich muss im Büro gottseidank kein Kostüm tragen, deswegen hängen die schon seit Jahren einfach nur rum, und ich habe mir vor längerer Zeit zwei sehr schöne Jersey-Blazer gekauft; wenn ich mal so etwas anziehen müsste, würde ich sowieso zu diesen greifen. Also können die Ungenutzten auch weg.

Jetzt stehen noch die Röcke an; da sind einige harte Entscheidungen zu fällen, weil darunter am meisten selbst-genähte sind. Aber auch hier gilt, was ich nicht trage, muss raus. Dann habe ich Platz für neue Lieblingssachen, die auch wirklich zum Einsatz kommen. Ich mag ja generell keine „Stehrümchen“ nur zur Deko haben, und für den Kleiderschrank, der größtenteils einen praktischen Einsatzzweck hat, gilt das noch mehr.

Frühjahrsputz im Nicht-Sommer

Ich habe seit Mai, oh Wunder, einige schöne Teile fertig genäht, über die ich noch gar nicht geschrieben habe, aber das kommt später.

Jetzt gerade will ich über Ausmisten schreiben. Das ist ein Thema, das mich immer wieder umtreibt. Ich war oder bin eine große Sammlerin; gottseidank beschränkte sich das immer auf wenige Kategorien.

Früher wie heute sammele ich gerne interessante Steine und Muscheln im Urlaub. Obwohl ich inzwischen in der Lage bin, die meisten wieder ins Meer und an den Strand zurück zu schmeißen, weil sie nach längerer Betrachtung doch nicht mehr so interessant aussehen und ich ja schon eine kleine Sammlung zu Hause habe. Einige wenige schaffen es trotzdem jeden Urlaub mit auf den Heimweg. Von meinem Sitzplatz aus sehe ich drei kleine Glasbehältnisse mit meinen Schätzen, also ist die Menge immer noch überschaubar. Möglicherweise auch deswegen, weil wir nicht so oft Urlaub machen. Und weil ich inzwischen gelernt habe, stärker über dieses Thema nachzudenken und nicht einfach gedankenlos alles einstecke und mitnehme. Alleine schon, weil der Platz in der Drei-Zimmer-Wohnung begrenzt ist, und ich auch gar nicht der Typ bin, der gerne zig (nutzlose) Sachen herumstehen hat. In meinem Herzen kämpfen ständig die Sammlerin gegen die Minimalistin an.

Bücher sind das schwierigste Thema für mich. Als Kind und Jugendliche war deren Anzahl allein durch das verfügbare Geld begrenzt. (Meine komplette Donald-Duck-Sammlung der ersten 100 Bände hüte ich heute noch wie einen Schatz!) Außerdem bin ich jahrelang die fleißigste Besucherin der Stadtbibliothek gewesen; ich kann mich erinnern, dass ich als Jugendliche bei jedem Besuch einen großen Stapel mitgenommen und abgegeben habe. Der Tag, an dem ich als Vierzehnjährige endlich Zugang zur großen Erwachsenenblibliothek bekam, und nicht mehr auf die Kinderbibliothek beschränkt war, war besser als Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen! Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich dann zunächst ziemlich eingeschüchert durch die großen Räume voller Regale gewandert bin, erstarrt in Ehrfurcht, und mir neugierig die komplette Systematik angeschaut habe. Lesen ist für mich fast das gleiche wie Atmen und ich glaube, seit ich mir mit fünf Jahren laut Erzählung meiner Mutter das Lesen quasi selbst beigebracht habe, ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht gelesen habe. Ich bin der Typ Mensch, der in Ermangelung von Ablenkung auch die Rückseite der Cornflakes-Verpackung liest; dass ich Gebrauchsanleitungen lese, ist selbstverständlich, und wann immer ich darüber nachdenke, ein neues Hobby anzufangen, hole ich mir zunächst ein Grundlagenbuch zum Thema und sauge das ein. Ganz zu schweigen von der Belletristik, die ich in jeder freien Minute konsumiere. Ein Hoch auf die kindle-app auf dem iPhone; ich glaube, seitdem hat sich mein Buchstabendurchsatz noch einmal verdoppelt!

Dass ich vor acht Jahren angefangen habe, für einen Verlag zu arbeiten, hat die Lage nun etwas aus dem Ruder laufen lassen. Meine Freunde und Verwandten freuen sich über die regelmäßigen Bücherpäckchen, aber ich selbst komme einfach nicht hinterher mit dem Lesen. Nachdem ich vor Jahren schon damit begonnen habe, nur noch die gelesenen Bücher zu behalten, von denen ich denke, dass ich sie gerne noch einmal lesen würde (die Aussortieren bekommt regelmäßig die lokale Bücherhalle), sind inzwischen die noch ungelesenen Bücher das größere Problem. Es gibt einfach so viele interessante Bücher, und die ersten Jahre habe ich mitgenommen, was ich kriegen konnte, was leider viel ist. Zuviel für meine Lebenszeit, fürchte ich. Ganz abgesehen davon, dass ich das meiste inzwischen sowieso elektronisch lese; davon werden meine Stapel neben dem Bett auch nicht kleiner.

Seit Jahren versuche ich mich nun davon zu überzeugen, dass ich hier dringend ausmisten muss. Am besten wäre es, die Ungelesenen komplett weg zu geben, und von den Gelesenen nur die zu behalten, die mir wirklich sehr am Herzen liegen. Das sind aber höchstens drei, vier Regalmeter, sagt mir mein Blick auf die Billy-Wand. Der größere Rest kann im Prinzip weg.

Wie gesagt beschäftige ich mich mit dem Thema schon eine Weile, und ich merke, dass ich noch nicht ganz dazu bereit bin, aber ich merke, wie der Widerstand der Sammlerin immer stärker bröckelt und die Minimalistin sich insgeheim schon freut auf den gewonnenen freien Raum und die Luftigkeit.

Der Platz für die Bücher ist auch deswegen begrenzt, weil meine Sammelleidenschaft natürlich auch vor meinen anderen Herzens-Hobbies nicht halt macht, nämlich dem Nähen und Stricken. Die Regale mit Stoffen, Wolle und Kurzwaren und Handarbeitsliteratur machen dem Lesestoff inzwischen harte Konkurrenz.

Wobei ich auch bei den Stoffen immer wieder dabei bin, auszumisten. Die Ideen kommen auch hier schneller als die Umsetzung möglich ist. Und aus einigen Stoffen wächst man mit der Zeit dann auch raus oder findet nach der Anfangseuphorie einfach kein Projekt, mit dem sie sich sinnvoll in das eigene Leben integrieren lassen. Wenn das Muster, der Stoff, wie sie sich anfühlen, einfach nicht (mehr) zum eigenen Leben passen, wäre es besser, sie ein neues zu Hause finden zu lassen, in dem sie höher wertgeschätzt werden. Auch meine Näh-Zeitschriften werden mit viel Mühe klein gehalten, indem ich ältere Jahrgänge verkaufe; trotzdem habe ich inzwischen einfach zu viel als vernünftig ist. Wenn ich es nicht nutze, kann es genau so gut weg. Sagt die Minimalistin.

Es ist jedenfalls ein ständiger Kampf, den verfügbaren Raum so gut wie möglich zu nutzen und gleichzeitig genügend Vorräte zu haben, um auch spontane Ideen mal umsetzen zu können. Denn ganz ohne Vorräte geht es einfach nicht; weder in einer Küche noch bei einer Handarbeit. Aber wenn die Dose Bohnen seit fünf Jahren ungenutzt im Schrank steht, muss man sich vielleicht einfach mal eingestehen, dass man nicht so der Bohnen-Typ ist, also weg damit!

Wie komme ich jetzt auf all das? Eigentlich wollte ich nämlich über meinen Kleiderschrank schreiben. Der bedarf auch dringend wieder einer Ausmist-Aktion und eben gerade habe ich erfolgreich den ersten Teil gestartet und die Hosen-Abteilung aussortiert. Yes! Elf Stück habe ich aussortiert, darunter auch drei Selbstgenähte.

Früher, vor meiner Farb- und Stilberatung, gehörte ich auch eher zu den Menschen, die nur 20 % ihres Kleiderschrank-Inhalts tragen. Nachdem ich dann 2007 mit professioneller Hilfe herausgefunden habe, warum ich manche Dinge einfach nicht trage (falsche Farbe, falscher Stil, falscher Schnitt, passt zu nichts anderem etc.) und meinen Kleiderschrank komplett umgestellt hatte, war meine Ratio jahrelang eher bei 80 %. In den letzten Jahren haben sich aber nun wieder viele Teile eingeschlichen, die das Verhältnis wieder stark verschlechtert haben. Wenn ich drei, vier Maschinen Wäsche gewaschen habe mit allem, was ich in den letzten zwei, drei Wochen getragen habe, kann ich den Rest im Prinzip aussortieren. Okay, ganz so schlimm ist es nicht; es gibt ja noch andere Jahreszeiten und unterschiedliche Anlässe, aber insgesamt ist es einfach zu viel geworden, was jahrelang nicht genutzt wurde. Und das muss jetzt so langsam mal weg. Schließlich habe ich ja noch mehrere Regalmeter Stoff in der Warteschlange zum wirklich geliebten Kleiderstück… 😉

Auch über dieses Thema habe ich jetzt mehrere Monate lang immer wieder nachgedacht, bevor ich dann heute spontan, aber nicht unüberlegt, mit dem ersten Gang begonnen habe. Es gibt ja verschiedene Strategien des Ausmistens; ich habe mich für die Strategie „Eine Abteilung nach der anderen“ entschieden.

Es gibt daneben auch die Hardcore-Variante, bei der man den Kleiderschrank und sämtliche anderen Sammelstellen (Kommoden, Garderoben etc.) auf einmal leer räumt, und dann über jedes Teil ein Urteil fällt. Das würde mich völlig überfordern; zum einen zeitlich, zum anderen, weil man ja inzwischen weiß, dass man pro Tag nur eine begrenzte Zahl an (vernünftigen) Entscheidungen treffen kann, bevor auch hier eine Ermüdung einsetzt. Und wir wollen ja nichts behalten, was eigentlich weg könnte, oder andersherum, nicht wahr? 😉

Deswegen gehe ich Stück für Stück vor, und heute waren die Hosen dran. Alle raus aufs Bett und dann jede anzogen und geprüft, ob die überhaupt noch passt, mir gefällt, zu meinem Lebensstil passt etc. Weil ich mich gedanklich mit dem Thema schon längere Zeit beschäftigt hatte und weil ich gerade gestern eine selbstgenähte Shorts fertig gestellt habe, die sämtliche Bedingungen erfüllt, konnte ich einige Entscheidungen sehr schnell treffen, die mir vor längerer Zeit noch sehr viel schwerer gefallen wären. Die Geduld mit irgendwie unpassenden Teilen ist doch sehr viel geringer, wenn man nicht nur weiß, was einem steht, sondern auch in der Lage ist, sich so etwas herstellen (oder kaufen) zu können, weil man weiß, worauf man dabei achten muss (Farbe, Passform, Schnitt-Details, Stil, Material).

Und morgen sind die Kleider dran!

Primaballerina-Täschchen

Man soll es nicht glauben, aber dieser kleine Kulturbeutel hat mich einige Nerven gekostet.

Oben im Bild seht ihr vorne das „Original“; ein Give-away einer nicht näher genannten Bekleidungsmarke. Diese kleine Tasche habe ich nun schon einige Monate als Kulturbeutel im Gebrauch. Die Größe reichte so gerade eben aus, aber ein bisschen größer wäre schon nett… Und vielleicht noch ein paar Einteilungen innendrin für die Kleinteile?

Dann fiel mir letzte Woche beim Aufräumen ein Stoff-Set von FunFabric in die Hände, aus dem eigentlich mal eine Geldbörse werden sollte. Das Kaufdatum liegt sage und schreibe sieben Jahre zurück und der Schnitt der Geldbörse ist längst zu klein geworden für mein zunehmendes Karten-Sammelsurium. Ein geeigneter Kandidat für mein laufendes „Use what you have“-Projekt!

Die Nylon-Stoffe sahen strapazierfähig genug aus für meinen Zweck, und den Schnitt habe ich so gerade eben aus der begrenzten Menge herausschneiden können. Um beim Oberstoff zu sparen, habe ich Vorder- und Rückenteil im Bruch zugeschnitten; die Futterteile einzeln, um die Wendeöffnung zu haben.

Auf die Innenfutter habe ich je zwei kleinere Fächer aufgenäht. Auf der einen Seite eine Tasche aus Netz, die ich mit einer Quernaht in ein größeres und ein kleineres Fach unterteilt habe. Auf der anderen Seite zwei einfache Eingrifftaschen übereinander. So sehen die beiden Futterteile dann vor dem Zusammennähen aus:

Beim Oberstoff habe ich dann die Seitennähte geschlossen, bei den Futterteilen die Seitennähte und die Seiten der unteren Naht, um eine Wendeöffnung in der Mitte zu haben. Die unteren Ecken habe ich jeweils schräg zur Naht abgenäht, um das Taschen-Volumen zu erzeugen.

Danach wollte ich dann den Reißverschluss zwischenfassen. Tja, hm. Leichter gesagt als getan, wenn der RV nicht teilbar ist – technisch einfach nicht machbar. Und einen breiten, teilbaren Kunststoff-RV in 20 cm Länge bekommt man nur auf Bestellung mit Wartezeit in darauf spezialisierten Online-Shops, aber nicht im Stoffladen vor Ort.

Nach kurzem inneren Kampf – naja, mehr ein „immer wieder Rumprobieren und feststellen, dass das einfach nicht klappen kann“ – habe ich dann in den sauren Apfel gebissen und den Fadentrenner zur Hand genommen. Quer durch die Naht und ritsch! Schon war ein Riss im Oberstoff. Nein! Auch das noch!

Ein Tag Pause, um die Frustration zu verarbeiten. Noch ein Tag, um zum Entschluss zu kommen, das Beste daraus zu machen. Der Riss war nicht sehr groß und am Rand, also habe ich dort mein Label aufgenäht; da passt es ganz gut hin.

Eine schnelle Internet-Recherche brachte mich dann auf die HandmadeKultur-Website, mit einer ganz hervorragenden Video-Anleitung, wie man eine gefütterte Tasche mit RV näht. Merke: Erst recherchieren, dann machen!

Mit der Anleitung hat es dann sehr gut geklappt. Meine Ecken mit dem kleinen Streifen über dem RV sind nicht so schön wie im Original, weil mein Stoff dafür zu schmal zugeschnitten war, und auch zu dick, um ihn so schön flach zu legen wie eine dünne Baumwolle, aber es sieht alles sauber aus, funktioniert, und die Größe ist auch okay. Da ich den Oberstoff nun doch zweiteilen musste, ist sie einen kleinen Tick kürzer geworden, aber ich hatte genug Reserve drin, dass wenigstens das kein Problem war.

Hier seht ihr die fertige Tasche von innen, oben die Netzfächer, unten die aufgenähten Eingrifftaschen:

Sie ist bereits im Dienst, und erfüllt selbigen sehr gut.

Warum ich sie Primaballerina nenne? Erinnert sich noch jemand an das schöne Reinhard Mey-Lied? Du bist die Primaballerina meiner Nerven…? 😀

Meine große Handtasche wird dafür noch etwas länger dauern als geplant. Meine Bekleidungsstoffe sind sämtlich nicht strapazierfähig genug, um längerfristig als Taschenstoff zu dienen. Da muss ich mich nach einer anderen Lösung umschauen.

Schlachtfest

Oder: Ich war eine Handtasche…

… und beabsichtige, wieder zu einer zu werden.

Meine schöne Handtasche, die ich mir vor ziemlich genau zwei Jahren nach dem Vorbild einer Kauf-Tasche genäht habe, hat sich im Alltag leider als teilweise untauglich erwiesen. Der schwarz-weiße Bouclé hat in Verbindung mit meinem Wintermantel sehr unschöne Abriebspuren auf diesem hinterlassen, die sich allen Entfernungsversuchen des Fusselrasierers hartnäckig widersetzen. Und die Paspeltasche im Futterstoff, die für das Portemonnaie gedacht war, ist nach recht kurzer Zeit ausgerissen; der Futterstoff war wohl doch zu dünn für das Gewicht.

Aber die Innen- und Außengröße der Tasche war extrem praktisch; es passte sehr viel hinein, ohne dass sie zu voluminös war. Und die Henkel hatten genau die richtige Länge, um sie wahlweise in der Hand oder über dem Arm zu tragen. Der Reißverschluss oben hat dafür gesorgt, dass nichts herausfällt, wenn sie mal umkippt, und das schwarze Leder außen war sehr strapazierfähig.

Deswegen hatte ich schon länger den Plan, die Tasche noch mal neu mit einem anderem Außenstoff zu nähen, und jetzt endlich finde ich die Zeit dazu. Das Reißverschlussband oben, die Ringe für die Henkel und den kleinen gelben Reißverschluss werde ich wiederverwenden. Das Lederteil habe ich inzwischen auch schon abgetrennt; das kann ich hoffentlich auch noch mal verwenden, indem ich (ziemlich) genau in der alten Naht nähe. Sonst müsste ich nochmal zu Leder Detmer – was ja auch kein furchtbares Unglück wäre…

Derzeit plane ich als Außenstoffe eine recht spezielle Kombi, die eigentlich wieder mal als Handtaschenstoff völlig ungeeignet ist, aber aus anderen Gründen. Mal sehen, was damit passiert. Dazu mehr im nächsten Post.

Gegen das Chaos in der Handtasche

oder: Blau, blau, blau, sind alle meine Zaubertäschchen!

Nachdem der erste Versuch mit dem Zaubertäschchen so gut geklappt hatte, habe ich mir heute drei weitere Versionen aus schönerem Stoff angefertigt. Es sind alles Reststoffe von fertiger Kleidung; zufällig auch drei meiner Lieblingsstücke.

3 blaue Zaubertäschelchen

Verschluss ebenfalls wieder mit je zwei KamSnaps. Ich glaube, ich muss meine Farbauswahl dieser Teile doch mal vergrößern; mein Bestand beschränkt sich derzeit auf Schwarz, Weiß und Grau…

Die drei Taschen kümmern sich nun in meiner großen Handtasche um meine Technik, Haar- und Körperpflege, also z.B. Kopfhörerkabel, Haargummis, Lippenpflegestifte etc.