Roter Flitzer

Hüte Dich vor Unternehmungen, die neue Kleider erfordern, wie der gute Oscar Wilde einmal gesagt haben soll. Nun, ziemlich viele meiner Sachen nähe ich für bestimmte Anlässe, und mir macht gerade das großen Spaß!

Mein jüngstes Ergebnis ist ein recht schnell zusammengeschustertes, rückenfreies Kleid. Das Rückenfreie war das gesuchte key feature, und da kam mir sofort das sommerliche Wickelkleid aus der diesjährigen Juli-Burda in den Sinn.

Wickelkleid, Rückansicht

Der Schnitt ist einfach, wie oft bei den Sommerkleidern von Burda; hier wird eindeutig mehr Wert auf die Möglichkeit des schnellen Nähens am Abend vor der Abfahrt in den Sommerurlaub gelegt, als auf eine raffinierte Konstruktion, geschweige denn hochwertige Verarbeitung. Also genau, was ich gerade brauchte – vom Stoffkauf bis zur Fertigstellung in vier Tagen, das dürfte mein Rekord sein! 😀

Der Schnitt besteht aus zwei Rechtecken, die mit einer vorderen respektive hinteren mittleren Naht zusammengenäht werden, je nach Trageweise. Diese Naht dürfte alleine der Tatsache geschuldet sein, dass Stoffe idR nicht so breit liegen, wie das Kleid im fertigen Zustand sein wird, nämlich zwischen 146 und und 186 cm, je nach Größe, und so die nötige Quer-Dehnbarkeit erzielt wird, die man für die Wickelung benötigt.

Burda empfiehlt das Zusammennähen rechts auf rechts und zusammengefasstes Versäubern der Nahtzugaben. Ich habe statt dessen hier eine französische Naht gearbeitet, da ich das bei einem leicht transparenten Stoff wie diesem schöner finde.

Laut Schnitt werden dann sämtliche Außenkanten einmal umgebügelt und festgesteppt; dies habe ich nur bei den Seitennähten und der oberen Saumkante getan. Zum einen kann der Saum so freier fallen, finde ich, zum anderen werde ich eventuell die „vordere“ Saumkante in einer Rundung kürzer schneiden, und ein solcher runder Saum ist schwierig zu versäumen.

Um den „Neckholder“ zu produzieren, schneidet man einfach in einiger Entfernung von der oberen Kante eine kurze Quernaht in den Stoff. Burda empfiehlt dann, die Kanten mit transparentem Gummi zu benähen. Seltsam fand ich die Angabe, dass dieses Band 80 cm lang sein soll, wenn die Kantenlänge am Kleid (in meiner Größe) nur 74 cm beträgt. Ich bevorzuge es, Kanten mit leicht gedehntem Band einzufassen, damit sie möglichst glatt anliegen.

Da mein transparentes Elastik-Band von Goldzack leider an Altersschwäche gestorben war, suchte ich in meinem Bestand nach einer Alternative und fand glücklicherweise einen Rest Organza-Falzgummi in genau passendem Rot, das aber sowas von die richtige Länge hatte! In der Tat war es eigentlich sogar zwei cm zu kurz, aber die kurzen Kanten des Bandes habe ich dann einfach kurz übereinander gelegt und nicht eingeschlagen. Das Band hatte dadurch genau die richtige Länge, nämlich 10 % weniger als die Ausschnittkante.

Bei der Länge des Einschnittes ist Vorsicht geboten! Die von Burda für meine Größe empfohlene Länge stellte als sich zu lang heraus; gut, dass ich das am Probemodell feststellen konnte! Wenn der Schnitt zu lang ist, rutscht der Ausschnitt nämlich zu tief; das hinterher vorzeigbar zu fixen, ist dann so gut wie unmöglich. Ich habe den Einschnitt daher statt der angegebenen 18,5 nur 14 cm breit gemacht, was gerade noch kurz genug war. Auch die Dehnbarkeit des Stoffes spielt hier natürlich eine Rolle. Daher meine ausdrückliche Empfehlung: Lieber erstmal zu kurz anfangen, anprobieren und ggf. den Einschnitt erweitern, als direkt komplett aufzuschneiden. Mein Einschnitt ist, vermutlich auch durch das Einfassen mit dem Band, nun eigentlich sogar einen Tick zu kurz, aber das ist jetzt erstmal nicht zu ändern, und immer noch besser als ganz im Freien zu stehen… Sobald ich wieder mal Organza-Falzgummi bekomme, werde ich das womöglich noch etwas ändern.

Alle Nähte und Säume habe ich mit dem durchgenähten Zickzack meiner Pfaff NähMa angefertigt, weil der diesen elastischen Stoff am wenigsten zusammenzieht. Meine Janome Cover hat in diesem Punkt leider kläglich versagt! (Langsam frage ich mich, was ich mit einer Maschine soll, die gerade bei elastischen Stoffen, wo man sie am meisten benötigen würde, aufgibt.)

Der Stoff, den ich verwendet habe, ist ein stark dehnbarer Mesh. Empfohlen wird leichter Jersey; er sollte unbedingt von der sehr dünnen, fludderigen Qualität sein, da die Wickelung und der Knoten sonst zu dick werden würden. Der normaldicke Jersey, egal, aus welchem Material, wäre für dieses Kleid definitiv zu dick. Seidenjersey wäre die edelste Alternative, alternativ kann ich mir sonst auch einen Stretchtüll vorstellen. Da ich diesen auf die Schnelle nicht bekommen habe, musste ich auf diesen bi-elastischen Mesh-Stoff ausweichen, Material (leider) 100 % Polyester.

Bei Bijou Brigitte fand ich einen passenden dünnen Armreif in silber in einem Set von insgesamt 5 Reifen; die Reifen waren damit teurer als der sehr preiswerte Mesh. Aber das sind wir ja gewohnt, dass die Kurzwaren immer teurer sind… 😉

Die Fotostrecke zeigt das Kleid, oder besser Kleidchen, am Strand, und mit seinem freizügigen Schnitt in dem dünnen Stoff ist das Kleid mMn am besten für solche legeren, sexy Gelegenheiten geeignet; beim Wiener Opernball wäre es definitiv fehl am Platz. 😉

Burda zeigt insgesamt drei Tragevarianten für das Kleid mithilfe des Rings, was es ebenfalls perfekt für den Urlaub oder andere Gelegenheiten macht, wo man wenig Platz im Koffer hat – so kann man an drei Abenden anders auflaufen.

Hier mal die Vorderansicht:

Wickelkleid, Vorderansicht

Insgesamt finde ich das Kleid okay; die Ausschnittkante flach anliegend zu bekommen ist nicht einfach, und die Enden, die man verknotet, sind trotz meines sehr dünnen Stoffes recht dick und auch etwas kurz. Aber bei einem so einfachen Schnitt, der nur durch Wickeln seine „Passform“ erhält, ist das nicht anders zu erwarten. Alles in allem ein schneller Schnitt, der auf den ersten Blick ein spektakuläres Ergebnis erzielt. Wer damit zufrieden ist, ist hier gut bedient.

(Die schlechte Bildqualität bitte ich zu entschuldigen. Meine Digicam hat den Geist aufgegeben, und sich mit dem iPhone selbst zu fotografieren, ist nicht ganz so einfach…)

Zauberhaft einfach

sind die Zaubertäschchen herzustellen, die inzwischen vermutlich jede Hobbyschneiderin auf diesem Planeten schon mal gemacht hat, bis auf mich.

Letzten Sonntag dann sah ich Tilli über die Schulter, als sie beim Nähtreff jemandem die Herstellung erklärte, und da ich gerade auf der Suche nach einer kleinen Tasche für die Handtasche war, war das der perfekte Anlass, mich einmal selbst daran zu versuchen.

Auf der Suche nach einer Anleitung fand ich diese hier am besten:
Nalevs Welt – Anleitung Zaubertasche

Also mal flott ein A 4-Blatt genommen, eine Ecke etwas abgerundet, und aus einem Teststoff schnell zugeschnitten. Drei kleine Nähte, oder vier, mit dem Schließen der Wendekante, und fertig. Wow, das war einfach! 🙂

Auch das Anbringen von Kam Snaps hatte Tilli erklärt. Diese hatte ich mir vor längerer Zeit schon einmal zugelegt, mich aber noch nicht weiter damit beschäftigt. Also auch diese Tüte hervorgekramt und ausprobiert. Geht! 😀

Zaubertäschchen mit Kam Snaps

Die inneren Ecken der Tasche habe ich dann noch abgenäht, um mehr Tiefe zu haben, was man hier ganz gut sehen kann:

Innenansicht mit abgenähten Ecken

Das kleine Teil – Außenmaße 18 x 10 x 4 – dient mir jetzt als Innentasche für meine größere Handtasche, und kümmert sich um die Aufbewahrung von Kamm, Haarspange, Lippenbalsam und was man sonst so an Kleinteilen herumfliegen hat.

Alles andere als einfach war die Herstellung meiner chicen, kleinen Abendtasche, an der ich seit Mai immer mal wieder herumlaboriert habe. In meinem UWYH-Beitrag habe ich schon einiges dazu geschrieben, Beitrag # 57 ff.; das wiederhole ich hier jetzt nicht.

Schlussendlich bin ich nun sehr zufrieden mit dem Resultat:

Bügeltasche
von der anderen Seite

Den Stoff habe ich von einer Freundin geerbt; sie hatte ihn aus Asien als Rest von ihrem dort angefertigten Kleid mitgebracht. Den Taschenbügel habe ich bei der Quiltzauberei.de gekauft, und die Tragekette kommt von Handtaschen Drive-In.

Ziegen streicheln

ist eines meiner heimlichen Hobbies, und bei meinem Besuch der Arche Warder konnte ich dieser Leidenschaft mal wieder ausgiebig frönen. 😀

Die Arche Warder ist ein Tierpark für seltene und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen. Das weitläufige Gelände kann gegen Entgelt besichtigt werden, und für kleine und große Kinder gibt es dort auch einen Streichelhof mit Eseln, Ponies und Ziegen. Womöglich, weil mein Sternzeichen Steinbock ist, hege ich eine kleine, irrationale Leidenschaft für die bockigen, schmuseschnäuzigen Tierchen.

Aber eigentlich war ich ja wegen der Schafe hingefahren. Letzten Sonntag fand dort nämlich der „Landschaf-Tag“ statt, bei dem die Schafböcke alter Landschafrassen gekört wurden. Neben vielen kleinen Gehegen mit den unterschiedlichsten Schafrassen verkauften einige Händler auch Produkte rund um das Schaf, darunter neben Fellen und Vliesen natürlich auch Wolle, was neben der Neugier auf diesen Hof meine Hauptmotivation für den Besuch war.

Die längste Zeit verbrachte ich dann aber doch mit einem ausgedehnten Spaziergang über das Gelände, das sehr schön gelegen und angelegt ist. Es gibt ausgedehnte Weideflächen für die vielen, vielen Tierrassen. Hier ist zum Beispiel eine der Schafwiesen zu sehen, mit ihren hübschen Unterständen:

Schäfchenidylle auf der Arche Warder

Die Schweine können sich in der Erde suhlen:

Hamilton-Filter für ein Bentheimer Schwein

Beim Spaziergang begegnete mir dieses hübsche, wuschelige Eselsfohlen, das mit seiner zur Zucht ausgeliehenen französischen Mutter herumgeführt wurde:

Sieht aus wie ein Plüschtier, ist aber echt

Neben dem Streichelhof befindet sich ein Gebäude mit Boxen, in denen man einige Tierbabies anhimmeln kann.

Sehr niedlich diese schlafenden Schweinchen:

1001 Dalmatiner…. Schweine

Aber auch in wachem Zustand äusserst süß:

Geringelte Schweine mit Ringelschwänzchen

Zwei entzückende Kälbchen:

Rothaarig, kurz und lang

Ein bisschen unscharf, aber diesen prachtvollen Hahn wollte ich euch nicht vorenthalten:

Natürlich habe ich es komplett versäumt, auch noch ein paar Bilder von den Landschafen zu machen, weil ich so mit Gucken und Wolle streicheln beschäftigt war. Wie man vom Vlies zur fertigen Wolle kommt, hat ein Schleswig-Holsteiner Spinnkreis mit Kardierkämmen und Spinnrädern anschaulich vorgeführt.

Vor der Abfahrt habe ich im Hofladen der Arche noch ein Glas Leberwurst vom Angler Sattelschwein sowie Frikadellen vom Galloway-Rind gekauft. Wie es in unserer kapitalistischen Welt nun einmal ist, sorgt gerade die Vermarktung der tierischen Produkte paradoxerweise dafür, dass diese alten Rassen vor dem Aussterben bewahrt werden können, solange sie für den Markt interessant sind. Da meine Geschmacksnerven bislang noch den Sieg über meine moralischen Bedenken davontragen, habe ich ihnen den Gefallen gerne getan. Zur Befriedigung meiner taktilen Bedürfnisse habe ich außerdem einen großen Strang handgesponnene Wolle vom Milchschaf mitgenommen.

Insgesamt war das ein sehr schöner Vormittag; die lange Anfahrt hat sich definitiv gelohnt. Wer einmal Lust auf einen Spaziergang „mit Mehrwert“ hat, ist dort in jedem Fall sehr gut aufgehoben.

Ein Heim für die Energie

Mit dem zweiten Projekt aus dem Buch „Making Things Wearable“ nähen wir uns einen kleinen Batteriehalter, mit dem wir die Batterie später auf Kleidung etc. befestigen können.

Wir brauchen dazu ein kleines Stück leitfähiges Gewebe, ein Stück leitfähiges Garn, die Knopfzelle, und dazu noch ein Band (s.u.) sowie normales Nähgarn.

Im Buch wird gesagt, dass das Band – wie das von einem Schlüsselband zum Beispiel – 2 cm breit sein sollte. Bei einer Batterie, die 2 cm Durchmesser hat und außerdem 3 mm dick ist, ist das allerdings etwas knapp bemessen, wie jeder weiß, der schon mal ein Knopfloch genäht hat: Man addiert immer den Durchmesser plus die Höhe, um die Breite des Knopfloches zu ermitteln, sonst wird es zu eng. Mit dieser Angabe ist also imho etwas Vorsicht geboten.

Ich habe trotzdem mal, streng nach Vorschrift, ein 2 cm breites Baumwoll-Schrägband verwendet. Ein Schlüsselband aus Synthetik hätte den Vorteil, dass man die Enden einfach absengen und damit versiegeln kann; bei meinem Band muss ich mir jetzt noch was ausdenken, um die Enden zu versäubern oder umzunähen, aber das mache ich dann zu gegebener Zeit.

Von dem leitfähigen Gewebe schneidet man sich zwei Stücke ca. 1 x 1 cm zu, und näht ein Stückchen mittig auf das Band auf, in etwas Entfernung zur ersten kurzen Kante.

In der Materialangabe wird nun gesagt, dass man von dem leitfähigen Garn zwei Stücke á 5 cm Länge verwenden soll. Das Garn soll man doppelt nehmen, mit einem Knoten die Enden sichern und damit das Gewebe annähen. Wie das mit einem Faden von 2,5 cm Länge funktionieren soll, muss mir auch erst jemand zeigen; vielleicht hat man in der Druckausgabe da eine Null vergessen?

Ich habe das Garn jedenfalls mit 40 cm Länge pro Gewebestück verwendet, das Gewebe von Hand aufgenäht, und die Enden dann hängen lassen, um diese später noch zum Aufnähen und Verbinden zu verwenden, wie es auch im Buch empfohlen wird. (Auch dazu wären 5 cm natürlich viel zu kurz!)

Zuerst habe ich ein Gewebeteil angenäht, dann die Batterie in das zusammengeklappte Band gelegt, so dass eine Seite der Batterie das Gewebe mittig berührt, und dann die Stelle, an der auf der gegenüberliegenden Innenseite des Bandes das andere Gewebeteil aufgenäht werden muss, mit Stecknadeln markiert:

Das zweite Stücken Gewebe wird dann ebenfalls innen angenäht. Dummerweise habe ich kein Foto davon gemacht; die Gewebestückchen befinden sich nun beide auf der Innenseite des Bandes, damit man die Batterie dazwischen legen kann, und beide Pole der Batterie jeweils Kontakt zu einem Stück Gewebe haben. Durch den leitfähigen Faden, mit dem man das leitfähige Gewebe aufnäht, kann man den Strom nun in jede beliebige Richtung „lenken“.

Um zu testen, ob das funktioniert, habe ich die Batterie zwischen das Band gelegt, und dann mit den beiden losen Fäden je ein Beinchen der LED verbunden, so dass der Stromkreis geschlossen wird. Und siehe da, es funktionabelt, hurra! 🙂

(Die beiden Fäden, die Plus- und Minuspol der Batterie berühren, sollten dabei keinen Kontakt zueinander haben, jedenfalls nicht, bevor sie an der LED befestigt werden, sonst wird der Kreis früher geschlossen und bei der LED kommt kein Strom mehr an, wenn ich das richtig verstanden habe.)

Die beiden langen Seiten des Bandes habe ich dann mit normalem Garn und dem Überwendlingsstich zusammengenäht, damit das Band nur noch an einer Seite offen ist, wo man die Batterie reinschieben/rausnehmen kann.

Um sicherzustellen, dass das auch geht, habe ich das Band zugenäht, während die Batterie drinnen lag, damit das auch passt. Weil das Band einen Ticken zu schmal ist, ist eine Seite nicht hundertprozentig geschlossen, sondern wird nur vom Garn zusammengehalten (nicht im Bild zu sehen).

Aus Näherinnen-Sicht fällt mir auf, dass im Gegensatz zu den Elektronik-Grundlagen hier keine Grundlagen über das Nähen vermittelt werden. Es wird nur gesagt, dass man es annähen soll, aber wie eine Handnaht gemacht wird, wird nicht geschildert. Wer aus der Elektronik kommt, und jetzt zum ersten Mal eine Nähnadel in der Hand hat, könnte damit erstmal ein wenig überfordert sein.

Daher hier zwei Verweise auf hilfreiche Websites:

FUNFABRIC :: Nähen

Workshops: Handgenähte Zierstiche – How To – Anleitungen – burda style

und ein youtube-Video:
Handnaht – Steppstich mit Hand nähen – YouTube

Was wir mit der kleinen Batterie-Behausung anfangen, erfahren wir dann erst im übernächsten Projekt. Bis dahin gibt´s vorher noch etwas anderes. Dazu im nächsten Beitrag mehr.

Ich nähe leuchtende Sachen!

Hoffe ich jedenfalls mal für die Zukunft… 😀

Die eine oder der andere wird vielleicht schon mal von „intelligent clothing“, „smart fashion“ oder ähnlichen Schlagwörtern gehört haben. Das ist ein weites Feld, auf dem zum Beispiel versucht wird, entweder die Stoffe selbst „intelligent“ zu machen, oder aber elektronische Intelligenz in Stoffe bzw. Kleidung etc. zu implementieren.

Seit einiger Zeit gibt es ein Buch von René Bohne, erschienen im O´Reilly-Verlag, das verspricht, diesen Bereich für absolute Laien sowohl auf dem Gebiet der Elektronik/Programmierung als auch des Nähens zugänglich zu machen: Making Things Wearable.

Das fand ich schon immer ganz interessant und dank der freundlichen Leihgabe eines Freundes bin ich derzeit im Besitz sowohl des Buches als auch vieler kleiner, beeindruckend aussehender technischer Kleinteile und sonstigem Zubehör.

Alle benötigten Bauteile erhält man praktischerweise beim Elektronik-Versender Watterott, der in Zusammenarbeit mit dem Autor einige Material-Kits für die einzelnen Kapitel vorbereitet hat. Hier ist zum Beispiel das Zubehör für das erste Kapitel zu sehen: LEDs, Batterie, verschiedene Stoffe, leitendes Garn, ein, nun ja, Nähset, sowie ein Multimeter. Was immer das ist.

MTW Kit Kapitel 1
Das Kit für Kapitel 1 von „Making Things Wearable“

Um ein offenes Geheimnis zu verraten: Unter anderem wegen Physik bin ich in der 10. Klasse sitzen geblieben; es ging irgendwie um Strom, soviel weiß ich noch… 😀

Gut, der eigentliche Grund war natürlich weniger die Physik, aber da mein Gymnasium ein ehemaliges Mädchen-Gym mit sprachlicher Ausrichtung war, sind bei uns die naturwissenschaftlichen Fächer grundsätzlich etwas zu kurz gekommen, und diese Erfahrung hat mich leider Gottes zusätzlich geprägt. Aber wie es so schön heißt, man ist nie zu alt für eine glückliche Kindheit. In diesem Sinne taste ich mich jetzt also mal an Elektronik und so heran, und ihr könnt mich dabei begleiten.

Schon das erste Projekt macht deutlich, an welche Zielgruppe sich dieses Buch richtet, denn wir starten mit den absoluten Basics:

Man nimmt eine niedliche LED und eine handelsübliche Knopfzelle. Dann steckt man die Knopfzelle zwischen die Beinchen der LED. Leuchtet! 😀

MTW Kap 1 Pro 1

Jep, das war es auch schon!

Zweck der Übung: Den Unterschied zwischen Plus- und Minuspol lernen.

Kurzes Bein der LED – Minuspol, auch Kathode genannt

Langes Bein – Pluspol, auch Anode genannt

Um die LED zum Leuchten zu bringen, muss der Pluspol der LED mit dem Pluspol der Batterie Kontakt haben; dito mit dem Minuspol. Batterien sind ja freundlicherweise beschriftet; da ist das leicht zuzuordnen, sogar für Amateure wie mich. 😉

Der Text dazu klärt einen auch noch über Polung sowie Gleich- und Wechselstrom auf; das gebe ich jetzt mal nicht alles wieder (ist aber nur eine Seite). Wichtig zu wissen ist nur noch der Sicherheitshinweis, dass der Strom, der aus der Steckdose kommt, für solche Experimente nicht geeignet ist, weil lebensgefährlich!

Ich bin sehr neugierig, wie es im Buch weitergeht, und ob ich das alles weiterhin so problemlos bewältigen kann. Um euch aber ein bisschen den Mund wässrig zu machen: Mit den Kenntnissen aus dem Buch könnte man zum Beispiel solche leuchtende Kleidung herstellen: MIT – Leah Buechley – Tank Top

Das beigefügte „Nähset“ aus dem Kit finde ich übrigens eher… drollig – baumstammdicke Nadeln, unbenutzbare Minischere, ein Metermaß aus Pappe (?!) und Garn, von dem man noch nicht einmal erfährt, ob es Polyester oder Baumwolle ist. Der Garneinfädler mag für völlig näh-unerfahrene Menschen hilfreich sein. Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass Menschen, die sich mit solch fitzeliger Elektronik beschäftigen, auch die nötige Feinmotorik für das Nähen besitzen würden. Die Verbindung von Handarbeit und Technik liegt hier vielleicht gar nicht so fern, wie man anfangs meinen möchte?

Das Nähen selbst sieht ebenfalls nicht sehr schwierig aus, aber da spreche ich jetzt natürlich aus meiner Perspektive als Hobbyschneiderin mit jahrelanger Praxis. Die ersten Kapitel werden laut Anleitung komplett mit Handnähen bestritten; erst in Kapitel 4 kommt die Nähmaschine überhaupt zum Einsatz. Ich denke aber, dass man sie auch vorher schon benutzen kann, wenn man das möchte und kann.

Ich habe keinen festen Plan, in welchem Tempo ich die folgenden Kapitel nacharbeiten werde; jedes Versprechen dazu wäre grob fahrlässig. Also schaut immer wieder mal rein; ich freue mich über eure Kommentare, und vielleicht finden sich ja sogar noch Mitstreiter? 🙂

Kleine Meldung zwischendurch

Aus verschiedenen Gründen bin ich dieses Jahr nicht viel zum Nähen gekommen, und über meine Strickprojekte schreibe ich lieber direkt in den Projektnotizen bei Ravelry. Wer sich für das Stricken interessiert, kommt um diese Community einfach nicht herum – sofort anmelden ist Pflicht! (Englischkenntnisse erforderlich)

Dieses Wochenende findet in Köln sogar das fünfte deutsche Treffen der Raveler statt; dort werde ich mich am Samstag Vormittag herumtreiben: Wollfestival.de

Als ob ich noch nicht genug Hobbies hätte, habe ich neuerdings nun auch ein Auge auf das Häkeln geworfen. Und wie ich so bin, habe ich mir zunächst einige Grundlagen-Bücher zu diesem Thema angesehen, Bücherhallen sei Dank, bevor ich eine Häkelnadel anfasse – was bislang noch nicht passiert ist, außer zum Aufstricken von fallen gelassenen Strickmaschen. Aber das wird noch kommen.

Daher findet ihr auf meiner Website nun einige Rezensionen von Häkelbüchern, die vielleicht auch für andere unschlüssige Anfänger hilfreich sind.

Rot, rot, rot sind alle meine Kleider…

Oder jedenfalls dieses – kaum fällt der erste Schnee, habe ich auch schon mein Herbstkleid fertig! 😀

Walkkleid St. Dié von Schnittquelle

Obwohl Walk  angenehm wärmt, ist das jetzt wohl nicht mehr ganz die Zeit für dieses Kleid. Oder nur dann, wenn ich mit dem Auto zur Arbeit fahre, nicht mit der S-Bahn…

Der Schnitt heißt „St. Dié“ und stammt von Schnittquelle. Das Original hat noch einen ausgefallenen Kragen und lange Ärmel; das habe ich beides weggelassen, weil ich ein variables Kleid für verschiedene Shirts darunter haben wollte. Und weil ich das Kleid auch im Tanzkurs anziehen möchte, und das wäre mir mit langen Ärmeln schnell zu warm, glaube ich.

Aber die vollständige Version steht auf jeden Fall auch noch auf meiner inneren to-do-list; vielleicht aus einem noch dünneren Walk. Dieser hier hat circa mitteldicke Qualität; es ist ein ganz leicht dehnbarer Strickwalk, gekauft bei Mahler Stoffe. Alle Nähte und die gerundeten Abnäher sind offenkantig nach außen verarbeitet. In der vorderen Mitte habe ich im Bereich der Taille die vordere mittlere Naht noch etwas abgenäht, um es noch etwas mehr auf Taille zu bringen, und die obere Rückenteilungsnaht habe ich auch etwas ändern müssen. Abgesehen davon sitzt es fast wie eine Eins. Ich bevorzuge es sonst noch körpernäher in der Taille, aber da das Kleid keinen Reißverschluss hat, darf es dort nicht zu eng werden, sonst kommt man nicht mehr rein.

Auf dem Foto trage ich es mit einem ebenfalls selbstgenähtem, langärmeligem Shirt mit V-Ausschnitt. Der Stoff, ebenfalls von Mahler, ist interessant – ein Baumwolljersey mit 8 % Elasthan. Ich bin sonst kein Fan von Baumwolljersey, weil der sehr schnell ausleiern kann, aber mit dem hohen Elasthan-Anteil könnte das etwas werden mit mir und dem Stoff. Bin sehr gespannt auf den Langzeit-Test!

Jetzt überlege ich, mir noch rote Stulpen dazu zu stricken, die sind ja auch grad wieder in…

Farbtherapie…

… ist das Verstricken dieser Sockenwolle für mich!

In der dunklen Jahreszeit stricke ich noch lieber als im Sommer. Und wenn es draußen schon so früh dunkel vor den Fenstern ist, und ich gucke dann auf dieses schöne, freundliche Garn, steigt meine Laune gleich noch mehr. Ich habe die Farbe für mich „Melonensalat“ getauft, weil sie aussieht wie eine Mischung aus Wasser- und Honigmelonen.

Noch sieht es aus wie eine Stulpe, aber es soll ein Paar Socken werden. Das schlichte Lace-Muster – aus dem Socken-Workshop-Buch – war eine kleine Herausforderung, und ich musste die ersten paar Zentimeter wieder aufribbeln und neu ansetzen. Gottseidank kann ich mit meinen fehlgeschlagenen Arbeiten ziemlich gnadenlos sein; lieber ribbele ich jetzt sofort ein paar Reihen auf, als weiterzumachen und mich beim fertigen Teil immer über die nicht ganz so schönen Stellen zu ärgern.

Beim zweiten Versuch gelingt mir erfahrungsgemäß alles besser, daher rechne ich bei jedem ersten Versuch einer neuen Technik gar nicht ernsthaft damit, dass es auf Anhieb klappt. So ärgere ich mich nicht über einen Fehlschlag, sondern freue mich darüber, wieder etwas Neues gelernt zu haben. Einfacher Trick, aber er funktioniert tadellos – jedenfalls beim Stricken…

Da mein stetig steigender Woll-Konsum zu immer mehr Garnresten führt, habe ich außerdem beschlossen, diesem „Feind“ direkt von Anfang an den Krieg zu erklären. Schon vor längerer Zeit hatte ich das  „Ten Stitch Blanket“ bei Ravelry gesehen, das sich perfekt dazu eignet, ganz verschiedene Reste in eine schöne und nützliche Form zu bringen. Und gestern habe ich dann auf eliZZZas genialer Website die verbesserte Variante der „10 Stitch Spiral“ gesehen und  mich heute direkt ans Werk gemacht. Der Anfangskreis ist schon fertig (natürlich auch mit dem zweiten Versuch):

So ganz „nebenbei“ habe ich damit wohl verkürzte Reihen nach der deutschen Methode gelernt – cool!

(Es stimmt einfach nicht, dass das Internet per se dümmer macht… Wer sowas behauptet, hat wirklich null Ahnung!)

Zuerst wollte ich ja die eckige Version anfangen, weil Decken in meiner Vorstellung eckig sind. Aber die runde Version gefiel mir auch sehr gut  – ein kleiner Schritt raus aus meiner Komfortzone. 😉 Ich schätze, wenn ich in dem Tempo weiterstricke, mache ich eh mehr als eine dieser  Decken, dann kann ich alle Formen durchprobieren – es gibt sie derzeit noch in dreieckig, sternförmig und mit Wellenzacken… 😀

Kann man schon was sehen?!

Ein Langzeitprojekt nähert sich ganz langsam seiner Vollendung – mein Handtaschen-Klon ist schon ganz gut als solcher erkennbar.

Als kleine Erinnerung hier der Anfang, aus dem Juni – da habe ich den Schnitt abgenommen.

Original-Tasche

Für den Außenstoff habe ich mich für einen lose gewebten Tweed (?) entschieden. Das war nicht so ganz die beste Entscheidung; an den Kanten sind die lose gewebten Fäden schlecht zu bändigen. Den Stoff, von dem ich eine größere Menge hier habe, hatte ich eigentlich für einen Kurzmantel vorgesehen, aber ich mache wohl doch besser eine klassische Chanel-Jacke daraus; er ist wohl mehr für schön als für praktisch geeignet.

Den Seitenstreifen hatte ich zuerst aus einem schwarzen Feinköper gemacht; aber der sammelte mir zu schnell Fusseln. Da Leder für eine Tasche immer noch am besten geeignet ist, wurde ich dann schließlich bei Leder Detmer in der Restekiste fündig. Meine Nähmaschine stieß gelegentlich an ihre Grenzen; allzu genau darf man nicht überall hinschauen. Um die Träger zu befestigen, werde ich wohl einen Schuster in Anspruch nehmen.

Danach folgte etwas Feinarbeit, die Blumen-Deko. Die Blütenteile aus dem schwarzen Wildleder auszuschneiden und anzunähen war nicht schwierig, nur zeitraubend. Etwas mehr Arbeit erforderte das Aufnähen der geschliffenen Perlen. Im Bastelladen hatte ich zuerst zu den Holzperlen gegriffen, mich dann aber doch entschieden, meine persönliche Komfort-Zone ein Stück zu verlassen und das Bling-bling zu verwenden. Das Aufnähen war nur deswegen so schwierig, weil sich der Nähfaden um sich selbst wickelte beim Durchziehen, oder im stabilen Taschenfutter hängenblieb, und immer wieder Fadensalat produzierte. Ich mache so etwas nicht allzuoft – aus gutem Grund – aber ich glaube, ich muss mich doch mal stärker mit dem Thema Handsticken  beschäftigen. Da muss es doch irgendwelche „Tricks“ geben…

Taschen-Nachbau

Außen ist sie jetzt soweit fertig; jetzt fehlt nur noch das Futter und die Träger. Das Futter habe ich schon genäht und mit zwei Innentaschen versehen. Heute habe ich dann noch ein dünnes Volumenvlies aufgebügelt. Die Tasche selbst ist mit einem stabilen Taschenfutter aus Kunststoff versehen, darum musste ich die Vlieseline jetzt auf das Futter aufbügeln. Um die Innentaschen nicht festzukleben, habe ich einen Schlitz in die Vlieseline geschnitten und die Innentaschen durchgezogen. Danach wurde gebügelt.

Volumenvlies mit Trick 17
Aufgebügeltes Vlies

Als ich heute im Stoffaden das Vlies und andere Kleinigkeiten kaufte, habe ich außerdem etwas Tolles entdeckt, das ich schon öfter vermisst habe: Ein temporärer Markierstift von Prym in weiß, der auf dunklen Stoffen sichtbar ist! Keine Ahnung, ob der neu ist; mir war er bislang unbekannt. Ich habe ihn gleich mal getestet – wenn man die Linien zieht, sieht man zunächst gar nichts; erst beim Trocknen wird die Flüssigkeit ganz weiß. Es ist ein Aqua-Trickmarker; die Markierungen müssen also vor dem Bügeln mit Wasser entfernt werden. Ich glaube, der wird mir noch sehr nützlich werden!

Aqua-Trickmarker weiß

Zeit für große Maschen

Woran erkennt man, dass der Herbst da ist? An den Grobstrick-Anleitungen in den Frauen-Zeitschriften. 😉

Die „Freundin“ bietet in der Ausgabe 20/2012 (schon seit dem 5.9. auf dem Markt) acht Anleitungen für Pullover, Jacken, Kleid und Mütze. Bei einem Teil habe ich sogar eine Taillierung gesehen! Leider (noch?) nur in Print, nicht online zu haben. Einige ältere Anleitungen findet man, wenn man auf der Homepage nach „Stricken“ sucht.

Mein Liebling, die „Brigitte“, widmet dem Stricken eine eigene Abteilung auf ihrer Website – sogar eine Strickschule für Anfänger gibt es.

Und auch in den Modekatalogen und Läden sehe ich diesen Herbst auffällig viele Strickmodelle – also mehr als sonst im Herbst üblich; quer durch alle Preisklassen und Marken. Kein Zweifel, Strick ist derzeit ganz schwer angesagt. Gut für uns. 🙂