Magische Händchen

Hightech mit Murmel

Mein Smartphone möchte ich nicht mehr missen; die Möglichkeit, jederzeit mit meinen Freunden in Kontakt zu treten und jede noch so kleine Wartezeit mit einem eBook zu überbrücken, ist einfach zu praktisch.

Einziges Problem: Auf zugigen Bahnsteigen braucht man Handschuhe. Damit lässt sich ein Touchscreen aber nicht bedienen.

Schon längere Zeit bevor ich begonnen habe, mich mit dem Wearable-Buch zu beschäftigen, hatte ich daher überlegt, mit Hilfe von leitfähigem Garn meine Handschuhe iPhone-tauglich zu machen, und mir zwei Meter davon in einem meiner Lieblings-Shops bestellt.

Gestern Abend war es dann endlich soweit und ich suchte mir die Siebensachen zusammen, die man dafür so braucht:

Handschuhe, Garn, eine Stecknadel und eine kleine Murmel.

Mit der Stecknadel habe ich am angezogenen Handschuh versucht, den Bereich meiner Fingerkuppe möglichst gut zu markieren (ohne mich dabei selbst zu stechen).

Den Handschuh habe ich dann auf links gezogen, um den ersten Einstich mit dem leitfähigen Garn inside out machen zu können. Der Versuch, mit der Nähnadel in den dünnen, gefütterten Handschuh bis zur Spitze des Zeigefingers vorzudringen, ohne irgendwo das Futter mitzunehmen, erwies sich nämlich als unmöglich.

Die Markierungs-Stecknadel habe ich natürlich vorher rausgezogen, denn damit wäre das Wenden ja ganz unmöglich gewesen. Vielleicht wäre eine Reißzwecke die bessere Möglichkeit zur Markierung? Den ersten Stich habe ich dann jedenfalls mehr oder weniger frei Schnauze gemacht.

Innen lässt man ausreichend Garn hängen, um nach Fertigstellung die Enden verknoten bzw. vernähen zu können; etwa die Länge des Zeigefingers reicht dafür völlig aus.

Dann habe ich die Murmel ganz nach oben in den Zeigefinger geschoben und das Material darüber gespannt. Die Murmel erfüllt hier den gleichen Zweck wie das Stopf-Ei im Strumpf und sorgt dafür, dass man nicht aus Versehen die Rückseite erfasst und an die Vorderseite dran näht.

Dann näht man in einem beliebigen Muster mehrere Stiche hin und her, bis eine kleine Fläche mit dem leitfähigen Garn bedeckt ist. Man braucht nicht sehr viel, um die Spannung zu übertragen; zwei bis drei Stiche reichen schon aus, wie ich getestet habe, aber mit einer etwas größeren Fläche fällt die Bedienung nachher leichter.

Wer mag, könnte hier ein hübsches kleines Muster aufsticken. Meine eigenen Handnäh-Fähigkeiten sind nur rudimentär, und so habe ich mich mit einer einfachen, halbwegs eckigen Fläche begnügt.

Durch das dünne, dehnbare Leder und das Innenfutter hindurch zu stechen, ist mit einer gewöhnlichen Nadel nicht so ganz einfach. Ich habe noch einen Fingerhut und einen Gummiflecken zu Hilfe genommen, um die Nadel durchschieben und wieder herausziehen zu können. Bei dem zweiten Handschuh aus Gore-Material war das leichter, aber auch hier war ich über den Fingerhut froh. Meine bevorzugte Nähnadel ist übrigens eine feine Quiltnadel.

Wenn man mit dem Ergebnis zufrieden ist, führt der letzte Stich die Nadel wieder in das Innere des Handschuhs. Dann wieder wenden, um die Fadenenden zu verknoten und/oder zu vernähen. Es macht auch nichts, wenn innen noch Fadenenden hängen bleiben; je mehr Kontakt das Garn zur Haut hat, um so besser ist es ja. Mein Foto zeigt den Zustand vor dem Verknoten und Abschneiden der Enden.

Innenansicht, vor dem Vernähen

Handschuh zum letzten Mal wenden und sich freuen wie ein Schneekönig! Nie wieder kalte Finger im Winter, wenn man auf dem Bahnsteig eine SMS schreibt, ein eBook liest oder sich bei Facebook umschaut – hurra!

Inzwischen gibt es ja auch Kauf-Handschuhe mit dieser Eigenschaft, aber ich habe es nicht eingesehen, meine ansonsten noch völlig intakten, „altmodischen“ Handschuhe nur deswegen zu entsorgen. Mit einer kleinen Menge Garn und ein wenig Geschick kann man dem Konsumdruck so ein klitzekleines Schnippchen schlagen.

Kann man schon was sehen?!

Ein Langzeitprojekt nähert sich ganz langsam seiner Vollendung – mein Handtaschen-Klon ist schon ganz gut als solcher erkennbar.

Als kleine Erinnerung hier der Anfang, aus dem Juni – da habe ich den Schnitt abgenommen.

Original-Tasche

Für den Außenstoff habe ich mich für einen lose gewebten Tweed (?) entschieden. Das war nicht so ganz die beste Entscheidung; an den Kanten sind die lose gewebten Fäden schlecht zu bändigen. Den Stoff, von dem ich eine größere Menge hier habe, hatte ich eigentlich für einen Kurzmantel vorgesehen, aber ich mache wohl doch besser eine klassische Chanel-Jacke daraus; er ist wohl mehr für schön als für praktisch geeignet.

Den Seitenstreifen hatte ich zuerst aus einem schwarzen Feinköper gemacht; aber der sammelte mir zu schnell Fusseln. Da Leder für eine Tasche immer noch am besten geeignet ist, wurde ich dann schließlich bei Leder Detmer in der Restekiste fündig. Meine Nähmaschine stieß gelegentlich an ihre Grenzen; allzu genau darf man nicht überall hinschauen. Um die Träger zu befestigen, werde ich wohl einen Schuster in Anspruch nehmen.

Danach folgte etwas Feinarbeit, die Blumen-Deko. Die Blütenteile aus dem schwarzen Wildleder auszuschneiden und anzunähen war nicht schwierig, nur zeitraubend. Etwas mehr Arbeit erforderte das Aufnähen der geschliffenen Perlen. Im Bastelladen hatte ich zuerst zu den Holzperlen gegriffen, mich dann aber doch entschieden, meine persönliche Komfort-Zone ein Stück zu verlassen und das Bling-bling zu verwenden. Das Aufnähen war nur deswegen so schwierig, weil sich der Nähfaden um sich selbst wickelte beim Durchziehen, oder im stabilen Taschenfutter hängenblieb, und immer wieder Fadensalat produzierte. Ich mache so etwas nicht allzuoft – aus gutem Grund – aber ich glaube, ich muss mich doch mal stärker mit dem Thema Handsticken  beschäftigen. Da muss es doch irgendwelche „Tricks“ geben…

Taschen-Nachbau

Außen ist sie jetzt soweit fertig; jetzt fehlt nur noch das Futter und die Träger. Das Futter habe ich schon genäht und mit zwei Innentaschen versehen. Heute habe ich dann noch ein dünnes Volumenvlies aufgebügelt. Die Tasche selbst ist mit einem stabilen Taschenfutter aus Kunststoff versehen, darum musste ich die Vlieseline jetzt auf das Futter aufbügeln. Um die Innentaschen nicht festzukleben, habe ich einen Schlitz in die Vlieseline geschnitten und die Innentaschen durchgezogen. Danach wurde gebügelt.

Volumenvlies mit Trick 17
Aufgebügeltes Vlies

Als ich heute im Stoffaden das Vlies und andere Kleinigkeiten kaufte, habe ich außerdem etwas Tolles entdeckt, das ich schon öfter vermisst habe: Ein temporärer Markierstift von Prym in weiß, der auf dunklen Stoffen sichtbar ist! Keine Ahnung, ob der neu ist; mir war er bislang unbekannt. Ich habe ihn gleich mal getestet – wenn man die Linien zieht, sieht man zunächst gar nichts; erst beim Trocknen wird die Flüssigkeit ganz weiß. Es ist ein Aqua-Trickmarker; die Markierungen müssen also vor dem Bügeln mit Wasser entfernt werden. Ich glaube, der wird mir noch sehr nützlich werden!

Aqua-Trickmarker weiß

Die letzten Sommertage

am letzten langen Wochenende habe ich mit diesem Kleid leider nicht mehr mitnehmen können, weil es noch nicht fertig ist; aber der nächste Sommer kommt bestimmt!

Den Stoff, einen Viskose-Jersey, hatte ich vor ein paar Wochen im Alsterhaus gefunden; ein Besuch dort lohnt sich übrigens unbedingt. Eigentlich wollte ich damit auf die Schnelle ein Kleid ohne Schnitt produzieren, aber dieses Vorhaben ist leider mangels Nachdenken gescheitert – die notwendige Hüftweite hatte ich erst am Saum angezeichnet, so dass statt eines luftigen Sommerkleids ein Modell Presswurst dabei herauskam. Nun ja…

Nachdem das Teil dann einige Wochen in der Ecke herumlag, habe ich mir vor drei Tagen die Reste vorgenommen. Da ich zwei Meter gekauft hatte, und das TfT sich auch wiederverwerten ließ, habe ich dann mit etwas Überlegung dieses Kleid im Mustermix herausschneiden können. Die Musterverteilung ist zur Hälfte Absicht, zur Hälfte der Notwendigkeit geschuldet.

Der Schnitt ist Jalie 2793, und eigentlich ein Top, das ich soweit verlängert habe, wie der Stoff es hergab. Die Konstruktionsweise ist wie immer bei Jalie extrem problemlos, die Passform für mich genau richtig. Meine einzige Änderung, neben der Länge, bestand im Verstärken aller weißen Schnitt-Teile mit zwei Sorten Vlieseline, was dem Kleid mehr Struktur und Stand verleiht. Gerade die breite Blende wäre sonst, glaube ich, zu labberig.

Hinten ist ein Bindeband, das an einer etwas ungewöhnlichen Stelle sitzt, da es seitlich direkt an die Unterbrustblende anschließt:

Der Schnitt gefällt mir sehr gut, und ich plane ein weiteres Modell in schwarz-weiß, diesmal in Top-Länge. Am besten mit den im Schnitt auch möglichen längeren Ärmeln, für den Herbst. Beim Empire-Stil bin ich sonst immer sehr skeptisch, weil man damit fast immer schwanger aussieht. Es gibt im Schnitt noch eine Variation mit einer leichten Kräuselung an der Oberkante des vorderen Unterteils; ich habe aber die glatte Variante gewählt. Zusammen mit dem auch sonst sehr körpernahen Schnitt und dem Fokus auf dem Ausschnitt durch die andersfarbige Blende ist das aber mal ein Empire-Teil, das auch an Figuren wie meinen gut aussieht!

Leichte Nadelarbeiten

Nach dem Nähmarathon mit meinem Marine-Kleid ist jetzt wieder etwas Abwechslung angesagt, mit Stricken. Nachdem mein erster Pullover recht zufriedenstellend geworden ist, habe ich den zweiten sofort angefangen, und bereits einen Ärmel fertig gestellt. In glatt rechts und Nadelstärke 5 auch kein Wunder, in einem kuscheligen Mohair-Mix. Und bei den derzeitigen Wetterwechseln werde ich den wohl auch schneller Stricken als den ersten, um ihn noch in diesem Herbst tragen zu können.

Auch das Lace stricken würde ich irgendwann gerne mal ausprobieren. Neulich habe ich auf explaiKnit dazu eine gute kleine pdf-Anleitung gefunden, die ich sofort in die Tat umgesetzt habe. So sieht mein erster kleiner Lace-Flecken aus, mit einem viel zu dicken Garn und viel zu dicken Nadeln gestrickt, aber egal:

Ein Teil des „Feather and Fan“-Musters. Unten das erste Mal wohl falsch, darüber richtig, glaube ich. Ich finde die relativen Angaben für die Maschen in den Hin- und Rückreihen sehr verwirrend – warum kann eine linke Masche in der Rückreihe nicht das gleiche Symbol wie in der Hinreihe haben? Das fände ich sehr viel verständlicher als jedesmal umdenken zu müssen. – Ah, jetzt, wo ich darüber nachdenke – der Chart zeigt alle Maschen so, wie sie von der rechten Seite aus erscheinen, oder? Damit man sich das fertige Ergebnis besser vorstellen kann. Wenn man Reihe für Reihe abarbeitet, fände ich es aber einfacher, alle Symbole so zu sehen, wie ich sie auf der Nadel habe. Oh, well… Bis ich dazu komme, ein Lace-Tuch anzufangen, wird eh noch einige Zeit ins Land gehen, aber ich bereite mich ja gerne gründlich vor. 😉

Im Zuge der wieder mal dringend nötigen Aufräumaktion im Hobbyzimmer habe ich außerdem meinen kleinen Woll-stash durchgeschaut. Im Gegensatz zum Nähen klappt das projekt-bezogene Kaufen hier ja noch recht zuverlässig. Aber dank einiger Knäuel Probe-Bestellungen, ein bisschen Erbmasse und Geschenken habe ich sechs verwaiste Einzel-Knäuel gefunden. Drei davon stehen jetzt zum Verkauf/Tausch bei Ravelry, weil es nicht „meine“ Farben sind. Für die drei anderen habe ich dank der genialen Strickmuster-Suche dort passende Anleitungen gefunden. Zwei davon sogar aus dem Buch „kostenlose Downloads. Ich glaube, ich werde mir doch mal das komplette Buch zulegen müssen, um den Autoren meine Anerkennung zu zollen. 🙂

Im Falle eines Falles…

Elastische Stoffe lassen sich mit Uhu stic nähen, ohne dass die Lagen sich verschieben.

… na, ihr wisst ja hoffentlich, wie es weiter geht. 😉

Es ist mal wieder Zeit für ein kleines „Kostüm“, und diesmal ist ein Kleid dran, das ich mir schon seit Jahren nähen wollte. Seit 2004, genauer gesagt. Ups, wie die Zeit vergeht…

Damals gab es in der Burda April 2004 dieses schnuckelige „Matrosen“-Kleid von Hartbo & L´wig, das auf Anhieb auf meine Wunschliste gewandert ist. Keine Ahnung, warum mir Matrosenkragen so gut gefallen; in 2004 war ja noch kein Gedanke daran, dass es uns jemals an die Elbe verschlagen könnte. Nicht, dass ich hier jemals so ein Teil in natura gesehen hätte. Als ich dieses Kleid sah, wollte ich jedenfalls unbedingt haben!

Wie immer zufällig fand ich bei meinem letzten Besuch bei Mahler einen schön glänzenden, schwarzen Jersey. Ist zwar nicht dunkelblau, aber ich wusste sofort, dass dieser Stoff das Kleid werden will. Mit gepaspelten Teilungsnähten hatte ich vor einiger Zeit schon mal „geübt“ – wurde leider ein Ufo, aber ich hoffe, ich weiß jetzt, wie ich das machen muss. Ich habe aber erstmal mit dem leichtesten Teil, dem Kragen angefangen. Dachte ich jedenfalls.

Zuerst muss der Kragen gedoppelt werden, und meine Pfaff tat etwas, was sie noch nie zuvor getan hat: Sie verschob die beiden Lagen des elastischen Stoffes, so dass die Oberseite am Ende der ersten Naht etwas länger war als die Unterseite. Ich glaube, sie muss wirklich mal wieder zur Inspektion, denn das kenne ich sonst überhaupt nicht von ihr. In solchen Momenten bedaure ich es, dass ich nie gelernt habe, herzhaft zu Fluchen, denn danach war mir gerade eben wirklich!

Die Frustration währte aber nur kurz, denn nachdem ich mit leicht erhöhtem Blutdruck die Dreifach-Stretch-Naht getrennt hatte, griff ich zu einem rabiaten Mittel – Uhu stic. Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass sich das Zeug leicht auswaschen lässt, und dachte, schlimmer kann es nicht werden. – Und genug Stoff zum erneuten Zuschneiden des Kragens hatte ich auch noch. Leichtsinnig werde ich nur, wenn ich einen doppelten Boden  habe. 😉

Also beherzt die Nahtzugaben damit eingestrichen, Teile aufeinander gepappt, genäht. Funzt! 😀

Das Auswaschen mit lauwarmem Wasser war auch ein Kinderspiel, und jetzt trocknet der Kragen gerade in der Sonne, die sich mal wieder die Ehre hier gibt.

Die erste Hürde ist also erfolgreich überwunden. So kann es weitergehen. 🙂

Bild des Tages: Amerikanischer wilder Mohn, mit hauchzarten Blütenblättern von rosa bis knallrot. Vom wechselhaften Wetter der letzten Wochen ziemlich gebeutelt, aber er schlägt sich wacker.

Kuscheliges Recycling

Reduce, reuse, recycle, wie es so schön heißt. Neulich beim Ausmisten fiel mir ein alter Pullunder von meinem GöGa in die Hände, der laut seiner Aussage mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mitbringsel aus Ecuador ist. Super-kuschelig-weiche Wolle, ein schönes Ethno-Muster, ein wenig ausgeleiert in den Kanten, aber das Gestrick selbst noch hervorragend in Schuss, und dann noch in schwarz-weiß, „meinen“ Farben… Hm, ob man da nicht was draus machen kann?

Ich überlegte zuerst, den Pullover in der Waschmaschine zu filzen und dann eine Tasche daraus zu nähen, aber das Garn ist so schön kuschelig, dass mir das wie eine Vergeudung vorkam. Ob ich mir nicht selbst daraus einen…? Die Blenden an Hals und Ärmeln sind angesetzt, mit der Overlock; Trennen wäre aufwendig, aber möglich. In den Schultern etwas abnähen, und in den Seiten, Blenden wieder dran, dann könnte es gehen. Etwa so stelle ich mir das Ergebnis vor:

Sofern meine Ovi irgendwann wieder mitspielt, und ich diesen Pullover abnähen kann ohne Angst haben zu müssen, wäre das durchaus machbar, denke ich. Ich werde mich mal ans Trennen begeben… 🙂

Achtziger revisited

Mein neuestes Shirt hat schon einen Tragetest hinter sich und bestanden. Ein weiteres sommerliches Shirt ist letztes Wochenende auch entstanden, und wartet jetzt nur noch auf zwei lange Bänder, die den Ausschnitt mittels Tunnelzug einreihen. Der Nadelwechsel in der Ovi hat leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht; beim zweiten Shirt hat es wieder unverhoffte Aussetzer mitten in der Naht gegeben. Ich fürchte, ich muss sie doch mal wegbringen… 🙁

Was ich auch wegbringen muss, sind einige Nähzeitschriften, denn mein Regal platzt so langsam aus allen Nähten. Also habe ich damit angefangen, die ältesten Hefte durchzuschauen und auszusortieren. Mein ältestes Heft, selbst gebraucht gekauft, ist doch tatsächlich von 1988! An dem hatte ich aber mehr historisches Interesse, als ich es damals kaufte. Die Achtziger Jahre sind ja seit einiger Zeit wieder in, und viele sagen zwar, dass man bei solchen Revivals einfach nur die alten Klamotten und Schnittmuster wiederverwenden könne, aber so ganz trifft das leider oder gottseidank nicht zu. Betonte Schultern sind ja seit längerer Zeit wieder in, wie man an diesem süßen Modell mit Puffärmeln und eingelegten Falten in der Taille sieht:

Das sieht ja sogar noch recht tauglich für heutige Zeiten aus, abgesehen vom bieder wirkenden Styling – so einen hochgeschlossenen Ausschnitt habe ich jedenfalls schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber das ist ja noch nicht alles. Die Macht der Schulterpolster zeigt sehr eindrücklich dieses Modell:

Große Sonnenbrillen sind ja auch grad wieder in. Man beachte auch das flotte Halstuch im Ausschnitt!

Mein Lieblingsmodell ist aber dieses hier mit kürzeren Ärmeln, die an der Manschette in Falten gelegt werden – da müssen die Männer damals ja wirklich große Angst vor den neuen Karrierefrauen bekommen haben – ich glaube, mit den Folgen haben wir heute noch zu kämpfen. 😀

Ein zweiter aktueller Trend, Leggins zu langen Oberteilen, ist in diesem Heft auch zu sehen:

Nun ja, auch das sieht heute irgendwie anders aus… 😉

Falls jemand trotzdem oder deswegen Interesse haben sollte, ich verkaufe dieses Heft und einige andere im HS-Forum. 😉

Konstruktions-Test

Neulich habe ich einen interessanten Rock gesehen, der vorne und hinten je drei Abnäher hat; zwei an den üblichen Stellen an der Seite, und je einen genau in der vorderen und hinteren Mitte; darunter ist alles in einem Stück, also ohne Querteilungsnähte, gearbeitet. Das hat sofort mein Interesse geweckt, und da ich mir grade in der Woche davor zwei neue Schnittkonstruktions-Bücher gekauft hatte, habe ich mich daran gesetzt, die Vorgehensweise herauszubekommen. Es hat mich mehrere Abende und einige Fehlversuche gekostet, und ich habe stundenlang meine Konstruktions-Bücher immer wieder durchgelesen, bis ich eines Abends vor dem  Einschlafen dann die hoffentlich richtige Erleuchtung hatte. Das Testmodell sieht dem Original jedenfalls recht ähnlich und ist auch aus richtigem Stoff tragbar, denke ich.

Für´s Protokoll: Ich habe bei meinem geraden Rock-Maßschnitt zunächst die Abnäher aufgeschnitten und oben zugelegt, so dass ein nach unten ausgestellter Rock ohne Abnäher entstand. Dann habe ich wiederum zwei seitliche Abnäher hinzugefügt, mittels aufschneiden und spreizen, und das ganze dann gespiegelt so zugeschnitten, dass auch in der vorderen und hinteren Mitte je ein Abnäher gebildet wird.

Die Hüftkurve musste ich wieder mal stark abnähen; obwohl das mein Maßschnitt ist, war sie wieder viel zu stark gerundet, seltsam. Hier vor dem Abnähen:

erster Zuschnitt

Und hier nach der Korrektur:

nach Seitennaht-Korrektur

Den Bund muss ich noch anpassen, und von der Länge werde ich ein paar Zentimeter wegnehmen, aber soweit bin ich schon mal sehr zufrieden. 🙂

Die „Falte“ an der auf dem Bild rechten Seite entsteht deswegen, weil der seitliche Fadenlauf recht schräg ist, und der Stoff daher dort in Wellen fällt. Der richtige Stoff sollte nicht zu dick sein, weil meine Abnäher nur zwei Zentimeter tief sind, aber trotzdem einen guten Fall haben und nicht zu leicht sein, damit er an den Seiten schön fällt. Ich hoffe, ich finde etwas passendes in meinem Fundus; so langsam muss ich meine gestapelten Berge hier mal wieder abbauen… 😉