Durch eine Forendiskussion wurde ich auf das DKNY Cozy aufmerksam, und das dazugehörige Video, das 12 Arten des Tragens* zeigt, hat mich umgehauen! Auch haben will!
Glücklicherweise nimmt sich die Schnittmusterindustrie der Nöte von Hobbynäherinnen an, die kein Vermögen für eine wildgewordene Strickjacke zahlen möchten, und liefert ausreichend ähnliche Modelle. (Soviel zum Kopierschutz von Schnittmustern – die Industrie macht es vor, also haben wir schon gar keine Gewissensbisse!)
Die rudimentär ähnliche Wickeljacke aus der Juli-Burda wurde von mir nach Studium der Schnittzeichnung und Vergleich mit dem Original als ungeeignet abgelehnt: Das Original hat ein herkömmliches Rückenteil und ebensolche Ärmel und Armlöcher, während beim Burda-Modell Vorder- und Rückenteil ein großes Rechteck sind, und die Ärmel sind Trapeze, die in Schlitze eingesetzt werden. Eine Formung kann also alleine durch Raffen und Wickeln erzielt werden und das Ergebnis hätte optisch mit dem DKNY-Original wohl nicht so viel gemein.
Daher habe ich lieber ein paar Dollar in den Simplicity 2603 investiert, und mir den Schnitt, weil es schneller geht, online über Sewingpatterns.com bestellt. Das Zusammenkleben und Ausschneiden der großen Teile war etwas mühselig, aber recht einfach; die Schnittmuster sind ordentlich aufbereitet und ich hatte kaum Probleme mit dem Versatz beim Zusammenkleben.
Ein recht neu gekaufter, dünner, dunkelgrauer Jersey war mein Stoff der Wahl; außerdem auch der einzige, von dem genug vorhanden war, und ich versuche ja schon länger, „use what you have“ zu praktizieren. 😉
Zum Nähen habe ich meine Ovi verwendet; die Anleitung gibt jeweils beide Möglichkeiten, also auch mit einer normalen Nähmaschine, an; sehr vorbildlich! Der angeschnittene Schalkragen ist etwas kniffelig, und ich musste beide Ecken nachnähen, weil ich eine Seite beim ersten Mal nicht erfasst hatte und dann Löcher in den Ecken hatte, aber davon abgesehen war es kein Problem. Mit etwas mehr Ruhe und Vorarbeit schafft man das auch beim ersten Mal, aber wie das so ist, wenn man ganz dringend etwas ausprobieren möchte… 😉
Nach dem ersten Tragen habe ich das Schnittmuster dann noch leicht abgeändert, um es näher ans Original zu bringen und weil mir eine Sache daran nicht gefiel: Bei Simplicity bildet das Vorderteil nämlich einen angeschnittenen Schalkragen, der sehr hoch ist; um den Hals herum und entlang der vorderen Kanten hat man also viel mehr Stoff als bei DKNY. Bei meinem schmalen Körperbau fand ich das nicht so passend, darum habe ich ausgehend von der hinteren Mitte sieben Zentimeter keilförmig bis zur vorderen Kante auf Null gehend weggeschnitten. Wer die Schnitt-Teile vor sich hat, wird hoffentlich wissen, was ich meine. Das Ergebnis gefiel mir viel besser. Hier das Endergebnis in einer weiteren Trageversion:
Mit dem T-Shirt drunter und über der Hose sieht das natürlich nicht so prickelnd aus… Mit einem engen Spaghetti-Top drunter, in der Hose getragen, sieht das gleich ganz anders aus, aber davon hab ich noch keine Bilder. Ich wurde jedenfalls bei meinem ausgiebigen Tragetest in einer erweiterten Öffentlichkeit am Wochenende schon positiv darauf angesprochen. 😀
Im Schnittmuster ist übrigens auch ein ärmelloses Top mit einer kleinen Raffung im Vorderteil enthalten. Man sollte aber auf jeden Fall darauf achten, glatte Stoffe zu verwenden, die nicht aneinander hochkrabbeln oder „festkleben“; auch bei der Kombination mit anderen Stoffen beim Tragen, sonst sieht es eben, wie hier im Bild, nicht so gut aus.
Das Original hat, wenn ich das richtig sehe, keinerlei Schalkragen; man könnte diesen Teil also auch getrost ganz weglassen und die Schultern und den Ausschnitt wie bei einem herkömmlichen Shirt gestalten. Da der Herbst naht, fand ich den leichten Schalkragen aber ganz angenehm, und er sieht natürlich auch allgemein immer sehr elegant aus, also werde ich es bei dieser entschärften Version belassen.
Eine weitere Änderung, die ich an meinem Probemodell nicht mehr vornehmen kann, betrifft die vordere Ecke. Im DKNY-Video wird dieser Teil ja bei vielen Versionen zusammengeknotet, und im Original ist das ein ganz süßer kleiner Knoten, der nicht weiter auffällt. Mein Single-Viskose-Jersey ist zwar von der dünneren Sorte, hat aber mehr „Körper“ als die Seiden- und Cashmere-Stoffe des Originals, so dass der Knoten, auch bedingt durch die stumpf geschnittene vordere Ecke, viel größer wird, was bei einigen Versionen nicht so schön aussieht und je nach Sitzposition auch unangenehm drücken kann. Man steht ja nicht wie ein Model nur schön dekorativ herum. Ich würde daher, je nach Stoff, die vordere Ecke noch länger und spitzer machen, damit dieser Teil sich leichter und kleiner knoten lässt. Im Nachhinein müsste man dazu die vorderen Kanten stärker einrunden, das ginge auch; aber ich würde lieber erstmal etwas dazugeben, denn Abschneiden geht ja immer.
Aus dem gleichen Grund werde ich mir wohl auch ein richtig gutes Stöffchen leisten, und in einen Seiden- oder dünnen Wolljersey investieren. Auch einen sehr dünnen, lockeren Feinstrick kann ich mir gut vorstellen. Aus einem edlen Stoff sieht dieses Teil gleich nochmal so gut aus, und kann zu vielen anderen Kleidungsstücken und Anlässen getragen werden. Es passt zur Jeans genauso gut wie zum Abendkleid, finde ich.
Die schlechte Bildqualität und -aufmachung bitte ich zu entschuldigen. Ich werde demnächst noch mal hübschere Bilder nachliefern, die hoffentlich besser zeigen, wie schön dieses Teil wirklich ist! 🙂
* Und es gibt noch mehr als 12 Arten, wie ich selbst festgestellt habe!