Projekt Nummer zwei aus meinem Resteverwertungsprojekt 2012: Beutel für unsere Tanzschuhe, für den Transport und als Schutz.
Dieses Projekt dauerte länger als gedacht, und ich habe viel dabei gelernt. Den ersten Versuch hatte ich aus meinem Bettwäsche-Geschenk als Beutelstoff gemacht. Nach dem zweiseitigen Besticken des ersten Beutels habe ich drei Stofflagen zusammen gequiltet, und diese als eine Lage zu einem Beutel verarbeitet. Nur dass der viele Stoff dann viel zu dick war, um sich noch mit der Kordel zusammen ziehen zu lassen.
Um wenigstens die Stickmotive zu retten, habe ich die Quiltnähte wieder aufgetrennt, die Motive ausgeschnitten und als Negativ-Applikation an bzw. in einer neuen Lage Stoff befestigt. Aber die „sportliche“ Optik gefiel mir gar nicht, und der von mir ungenau weggeschnittene Oberstoff zeigte hässliche Fransen. Im Forum habe ich dann eine bessere Methode für die Negativ-Appli erfahren, aber so war auch der zweite Versuch erstmal gescheitert.
Mit dem zweiten Beutel hatte ich ebenso wenig Glück. Hier hatte ich das Motiv als Applikation aufgebracht. Teilweise hatte ich Futterstoff verwendet, und dieser franste durch die engen Satinstich-Raupen im geraden Fadenlauf sehr unschön aus, und war auch mit Fraycheck nicht zu Fixieren.
Beide Beutel hatte ich nach dem Besticken zwischendurch noch mit blauer Farbe eingefärbt, weil mir der weiße Stoff dann doch zu empfindlich schien, und ich einen Fehlkauf Farbe hier stehen hatte. Beim Auswaschen des wasserlöslichen Stickvlieses verabschiedete sich jedoch auch ein Gutteil der Farbe wieder. Die Angabe „mittlere Echtheit“ auf der Packung hatte ich leider erst nach dem Kauf gesehen. Und Beutel, die ich nicht waschen kann, und die bei einem Regenguss meine Kleidung blau färben, kann ja nun wirklich niemand gebrauchen!
Also ein kompletter Reinfall.
Aber aufgeben gilt nicht, und so startete ich einen zweiten, oder eher dritten, sechsten, neunten Versuch. Als Stoff kam nun ein Rest blau gewölkter Patchwork-Stoff zum Einsatz, für die Appli habe ich schwarzes Taschenfutter und rosa Blusenbaumwolle verwendet. Und siehe da, nun funktionierte alles, wie es sollte! 🙂
Die Tanzpaar-Motive habe ich mit Hilfe der Google-Bildersuche gefunden. Dort gibt es die sehr nützliche Funktion, dass man gezielt nach dem Typ „Strichzeichnung“ suchen kann, der sich für das Freihand-Sticken in der Regel gut eignet.
Eine weitere Hürde bei den ersten Versuchen war es noch gewesen, die Motive auf den Stoff aufzubringen, um das Nachsticken zu können. Ich erspare euch die vielen Methoden, die ich ausprobiert habe; das war auch noch ein Kapitel für sich mit einer steilen Lernkurve!
Letztendlich funktioniert hat es dann so: Motiv auf normales Papier ausdrucken, an eine Fensterscheibe kleben. Darüber den Stoff kleben. Funktioniert nur tagsüber, weil man nun das Motiv einfach durchpausen kann. Dazu habe ich einen halbwegs wasserlöslichen Stift, den „Trio 2 in 1“ von Schwan Stabilo, verwendet; mit der dünnsten Spitze. Den gibt es in vielen Farben, so dass man immer die zugleich unauffälligste wie noch am besten sichtbare wählen kann.
Das Ganze wird dann mit einer dicht eingestellten Zickzack-Raupe (Knopfloch-Einstellungen) Linie für Linie nachgestickt. In meiner Vorlage waren die Striche unterschiedlich stark. Das habe ich so gut wie möglich nachgeahmt, indem ich im laufenden Betrieb die Stichbreite verstellt habe. Das ist ein bisschen tricky, weil man mit der einen Hand weiter den Stoff führen muss, um den Linien zu folgen, während die andere am Stichbreiten-Rad dreht. Und die Augen bleiben dabei natürlich meist auf die Stickerei gerichtet, damit dort nichts schief geht. Feinmotorik-Übung vom Feinsten.
Zum Befestigen der Stoff-Applikationen kam das bewährte Vliesofix zum Einsatz. Das Abzeichnen der Linien konnte ich mir dabei sparen, weil sich diese aus dem Verlauf der Applikationen ergaben.
Mangels Stickrahmen habe ich die Rückseiten der Motive zuerst mit Avalon fix (wasserlöslich), beim zweiten Versuch mit Cotton fix (abreißbar), beide selbstklebend, fixiert. Das funktionierte ganz wunderbar; der Stoff hat sich kein bisschen verzogen. Ich ziehe das Cotton fix vor, weil das Auswaschen des Avalon von Hand stundenlang gedauert hat. Da ich die Beutel vorher gefärbt hatte, konne ich das sehr gut beobachten, weil die Farbe auch am Kleber haftete. Wenn die Farbe nicht gewesen wäre, hätte ich nach fünf Minuten Stein und Bein geschworen, mit dem Auswaschen fertig zu sein. Aber die blauen, schmierigen Streifen im Waschbecken zeigten mir sehr deutlich, wieviel von dem Zeug immer noch anhaftete, obwohl es nicht mehr an den Händen klebte. Sehr interessant. – Das Cotton fix ließ sich demgegenüber recht einfach, und ohne an den Raupen zu zerren, abreißen.
Insgesamt habe ich mich jetzt gut drei Wochen fast täglich mit diesen Beuteln beschäftigt. Kaum zu glauben, wenn man sich das fertige Produkt so ansieht. Aber das ist ja immer so bei Kunst und Handwerk; die viele Arbeit sieht man nicht… 😉 (Gottseidank auch; wie würde das sonst wohl aussehen?!)
Mein UWYH-Plan ist ja, jeden Monat ein Projekt fertig zu stellen. Daher liege ich trotz der vielen Umwege nun immer noch sehr gut im Zeitplan. Schön. 🙂